Das Bestreben der Handwerkskammer Hamburg, diesen Studiengang in Buxtehude einzurichten, können wir nur begrüßen und unterstützen.
Meine Damen und Herren! Bisherige Gespräche im Handwerksbereich und in den Innungsbereichen haben gezeigt, dass ein großes Interesse vorhanden ist und eine schnelle Umsetzung gewünscht wird. Der Antrag zur Einführung von Ausbildungsberufen für praktisch begabte Jugendliche wurde in geänderter Fassung von den Fraktionen im Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr unterstützt. Auch die mitberatenden Ausschüsse
Von Niedersachsen ausgehend sollten die zuständigen Bundesministerien dieses Berufsbild schnell, und zwar bundesweit, einführen. In NordrheinWestfalen läuft seit diesem Jahr im Kfz-Handwerk ein Pilotprojekt zur zweijährigen Ausbildung zum Kfz-Service-Mechaniker. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse können hier mit einfließen. Die Sozialverbände und Gewerkschaften sollten diese Ausbildung im Sinne der Jugendlichen positiv begleiten. Dazu gehören auch die Tarifverhandlungen bei den Lohngruppen.
Eine vernünftige, den Qualifikationen entsprechende Ausbildung ist immer noch der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit. Die Einführung von Ausbildungsberufen für praktisch begabte Jugendliche muss das Ziel haben, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen. In diesem Sinne bitte ich Sie, dem Antrag in seiner veränderten Fassung zuzustimmen. - Vielen Dank.
Herr Präsident! Verehrte Damen, meine Herren! Dieser Tagesordnungspunkt erfüllt mich mit großer Zufriedenheit, einer Zufriedenheit, die ich immer dann spüre, wenn alle Fraktionen für einen Moment das parteipolitische Kalkül weglassen und sich gemeinsam für eine wichtige Sache einsetzen.
Es geht nämlich um nicht weniger als die Zukunftschancen junger Menschen. Eine Ausbildungsstelle, die sie in den Betrieb integriert, Aufgaben, die ihren persönlichen Fähigkeiten entsprechen und Verantwortung für das eigene Tun das sind wichtige Elemente, um aus einem Jugendlichen einen Erwachsenen zu formen. Mir ist bewusst, dass die Anforderungen, die von der modernen Arbeitswelt an die Jugendlichen gestellt werden, ständig wachsen. Haben früher noch manuelle Fähigkeiten ausgereicht - der Kollege Bley hat das ausgeführt -, um ein guter Mechaniker zu werden, ist heute ein „halber Informatiker“ gefragt. Viele Jugendliche mit oft sehr guten praktischen Fähigkeiten sind den hohen theoretischen Anforderungen nicht gewachsen und haben immer mehr
Probleme, eine Ausbildungsstelle zu finden. Damit war übrigens die Idee für diesen Antrag geboren, Herr Lenz. Gespräche mit den Gewerkschaften und Verbänden haben mich überzeugt, dass hier ein großes Potential besteht.
Dabei sind wir uns sicherlich alle einig, dass es hier nicht darum geht, die teilweise zu niedrige Qualität von Hauptschulabschlüssen dadurch zu kompensieren, dass wir das Anforderungsniveau in der Ausbildung senken - beileibe nicht! Denn wir müssen sicherstellen, dass jeder Schüler bei seinem Abschluss die deutsche Rechtschreibung beherrscht und auch über grundlegende Mathematikkenntnisse verfügt. Dies ist die Grundvoraussetzung für jede erfolgreiche Ausbildung, unabhängig davon, wie groß der Praxisanteil ist. Zum Glück hat die Landesregierung bereits die Stärkung der Hauptschulen eingeleitet, sodass ich sicher bin, dass die Klagen von Unternehmen, die Bewerber könnten nicht richtig lesen und schreiben, bald der Vergangenheit angehören - zumindest in Niedersachsen.
Auch soll niemand den Eindruck erhalten, hier würden Minderqualifizierte auf ein Abstellgleis ohne Aussicht auf beruflichen Aufstieg geschoben; das Gegenteil ist richtig. Wer einen verschlankten Ausbildungsgang erfolgreich absolviert hat, hat damit auch schon einen Großteil der Ausbildung für den darauf aufbauenden Fachberuf geleistet.
Verehrte Damen, meine Herren, jeder kennt doch die Situation aus eigener Erfahrung. Alle Theorie, besonders in der Schule, ist grau. Die Motivation zu lernen ist oft nicht sehr groß. Sobald man aber sein Wissen und seine Fähigkeiten praktisch einsetzen kann und Ergebnisse sieht - übrigens Ergebnisse, die man auch anfassen kann, von denen man dann voller Stolz sagen kann „Das habe ich geschafft.“ -, ist der Ehrgeiz geweckt, und man möchte auch höher hinaus.
Ich denke dabei auch an Jugendliche mit Migrationshintergrund. Schlechte schulische Leistungen sind bei ihnen oft kein Ausdruck geringerer Begabung, sondern schlechte Sprachkenntnisse und ein ungünstiger sozialer Hintergrund sind sehr häufig die Ursachen. Wenn ihnen aber der Meister auf die Schulter klopft, ist das oft das erste Erfolgserlebnis in ihrer Bildungslaufbahn. Die Energie, die dadurch freigesetzt wird, ist immens.
die Probleme der Jugendlichen gemeinsam angehen und darüber auch immer einen Konsens erzielen könnten, wo die Probleme auf dem Ausbildungsmarkt liegen und wo anzusetzen ist, ohne nur an den Symptomen herumzudoktern. Aber ich fürchte, dass dies nicht ganz so einfach ist, und ich denke, dass das morgen etwas anders aussieht. Aber es sollte uns nicht daran hindern, diesen Moment als großen Erfolg für unsere Jugendlichen – wie ich meine - zu feiern. - Schönen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Hermann, ich möchte mich bei meinen Ausführungen ganz auf das Thema konzentrieren. Wir werden ja gemeinsam morgen das Vergnügen haben, Ihren Antrag zur Ausbildungsplatzabgabe, über die Ausbildungsplatzsituation im Allgemeinen und die Abgabe im Besonderen, zu diskutieren. Von daher geht es jetzt um den Antrag, der den klangvollen Namen „Einführung von Ausbildungsberufen für praktisch begabte Jugendliche“ hat. Wir haben als SPD-Fraktion mit dieser Überschrift durchaus unsere Probleme. Den praktisch Begabten sollten wir hier nicht erfinden, denn es gibt ihn nicht. Die Frage der Sozialisation und der Herkunft entscheidet letzten Endes auch über die Frage, wie ich meine schulische Laufbahn gestalte.
Ich kann hochintelligent sein und trotzdem schulisch versagen und praktisch völlig unbegabt sein. Wir sind schon der Meinung, dass mit dieser Überschrift das Thema nicht richtig auf den Punkt gebracht wird.
Meine Damen und Herren, Herr Hoppenbrock, Herr Bley, dennoch sind wir der Auffassung, dass wir uns dem Thema nicht verschließen wollen, obwohl wir der Auffassung sind, dass wir den Standort Deutschland und die Wettbewerbsfähigkeit von Deutschland nicht werden halten oder weiterentwickeln können, wenn wir unseren Schwerpunkt auf die Einführung zweijähriger Berufsausbildungen - schon gar nicht, Herr Bley, unter dem Gesichts
Wir brauchen nach wie vor ein gutes Angebot an qualifizierten dreieinhalbjährigen Ausbildungsplätzen, weil wir nur so die Wettbewerbsfähigkeit sichern können. Wir wissen, dass wir keine ausreichende Zahl von Ausbildungsplätzen haben. Von daher war es für uns ganz wichtig, dass wir im Zusammenhang mit der gemeinsam formulierten Beschlussempfehlung von einem zusätzlichen Ausbildungsplatzangebot sprechen, weil wir uns nicht der Tatsache verschließen wollen und können, dass es in der Tat Jugendliche gibt, die aufgrund ihrer schulischen Entwicklung vorerst nicht die Befähigung mitbringen, eine so qualifizierte, in den letzten Jahren mit hohen Anforderungen versehene Ausbildung zu durchlaufen.
In dem Zusammenhang war für uns der zweite Punkt sehr wichtig, nämlich die Frage der Durchlässigkeit, dass zweijährige Berufsbilder die Basis bilden, um dann eine entsprechende qualifizierte Ausbildung darauf setzen zu können. Das ist in der Beschlussempfehlung jetzt so formuliert. Deshalb kann ich für unsere Fraktion erklären, dass wir dieser Beschlussempfehlung zustimmen werden.
Wir hoffen, dass die Pilotversuche in NordrheinWestfalen und anderswo erfolgreich sein werden. Ich wiederhole ausdrücklich die Aussage: Unser Schwerpunkt muss weiterhin darauf liegen, zusätzliche qualifizierte Ausbildungsplätze zu generieren, damit wir die Zukunftsfähigkeit unseres Landes nicht aufs Spiel setzen. - In diesem Sinne schönen Dank für die Aufmerksamkeit. Wir werden der Beschlussempfehlung zustimmen.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der vorliegende, nunmehr gemeinsame Beschlussvorschlag gibt eine erste Teilantwort auf die vielen Fragen, die heute Morgen in der Aktuellen Stunde zum Thema Schulgewalt aufgeworfen worden sind; wohlgemerkt in einem kleinen Seg
ment. Sicherlich braucht es noch viele weitere Antworten, um den Ursachen erfolgreich entgegenzuwirken. Aber eine zweijährige Ausbildung mit hohem Praxisanteil kann sicherlich manchem eine neue Perspektive geben. Zumindest in der Aussprache aber müssen wir - insoweit bin ich ganz der Meinung von Herrn Lenz - die Hintergründe der schönfärbenden Bezeichnung „praktisch begabte Jugendliche“ auch einmal beim Namen nennen. Hier geht es um die Folgeprobleme der in der PISA-Studie offen gelegten Bildungsdefizite bei uns und um die Betreuungsdefizite bei einer zunehmenden Anzahl von sozial und durch Medienkonsum verwahrlosten Jugendlichen in unserer Gesellschaft.
Viele Jugendliche haben nicht nur das Problem, dass es bei uns nicht mehr genügend Ausbildungsplätze gibt, sondern sie fühlen sich zusätzlich auch noch von den klassischen Ausbildungsgängen, die immer komplizierter werden und immer mehr Theorieanspruch haben, schlicht überfordert. Daher ist es gut, dass es inzwischen mehr als 28 Berufe mit zwölf verschiedenen Abschlüssen gibt, die schon nach zwei Jahren einen modularen Abschluss ermöglichen. Modular ist wichtig, denn häufig setzt gerade aufgrund dieses Erfolgserlebnisses der eigene Entwicklungsgang ein, mit der Folge, dass die Jugendlichen bereit sind, in einem nächsten Schritt darauf eine weitere Ausbildung aufzubauen. Meistens sind das dann die ersten echten Erfolgserlebnisse, die im Rahmen einer solchen Ausbildung erzielt werden können; zumindest versprechen wir uns das davon. Wir sind froh darüber, dass der Bund dies für einige Berufe ermöglicht hat, und fordern ihn auf, gemeinsam mit den Sozialpartnern zusätzliche Angebote in anderen Berufsfeldern zu erschließen.
Das ist in den meisten Betrieben sicherlich kein Selbstläufer; denn gerade im dritten Lehrjahr sind die Lehrlinge besonders produktiv für die Betriebe, in diesem Zeitraum wird ein Teil der Zusatzkosten, die die Betriebe in den ersten beiden Lehrjahren aufwenden mussten, wieder verdient. Daher ist es nicht gesagt, dass wir mit der Einrichtung dieser Lehrberufe wirklich ein zusätzliches Angebot auf dem Ausbildungsmarkt erschließen können. Insofern ist es schade, dass in diesem Antrag bisher offen bleibt, wie wir mehr Betriebe dazu bringen können, Ausbildungsplätze in diesen neuen Ausbildungsberufen anzubieten.
An dieser Stelle komme ich auf die Eingangsbemerkung von Herrn Lenz zurück. Die Fraktionen in diesem Hause sind in dieser Frage diametral unterschiedlicher Meinung. Wir sind der Ansicht, dass wir eine Ausbildungsplatzumlage brauchen, um neben dem Angebot an die Jugendlichen mit einem Ausgleich auch die Betriebe zu motivieren; dieses Thema werden wir morgen diskutieren. Aber zunächst wollen wir mit diesem ersten Zwischenschritt durch einen gemeinsamen Beschluss Einigkeit herstellen. - Vielen Dank.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In der ersten Beratung des Entschließungsantrages der Regierungsfraktionen hatte ich seinerzeit angeregt, den Antrag ohne parteipolitische Scheuklappen zu behandeln. Heute kann ich erfreut feststellen, dass es in den Ausschussberatungen gelungen ist, zu einer von allen Fraktionen getragenen Beschlussempfehlung zu gelangen. Dafür danke ich allen Beteiligten.
Die vorliegende Beschlussempfehlung zeigt, dass wir gemeinsam den Betroffenen bessere Chancen eröffnen wollen. Die Jugendlichen nämlich, die ihre Stärken eher im praktischen Bereich haben, aber noch nicht alle theoretischen Anforderungen der bisher bestehenden Ausbildungsordnungen erfüllen können, sind auf Berufe mit zweijähriger Ausbildung dringend angewiesen. Herr Kollege Lenz, es geht nicht um eine neue Schwerpunktsetzung, es geht um eine Ergänzung innerhalb des vorhandenen Spektrums. Wenn wir das so sehen, dann sind wir uns auch wieder einig.
Eine qualifizierte Ausbildung in einem dieser Berufe verschafft den jungen Leuten Erfolgserlebnisse und stärkt ihr Selbstbewusstsein. Es wird ihnen eine selbst erarbeitete und auf eigener Leistung beruhende Teilhabe am Arbeitsleben und damit an der Gesellschaft eröffnet. Ohne die Möglichkeit, in einem für sie geeigneten Beruf einen qualifizierten Abschluss zu erreichen, würden sie hiervon ausgegrenzt, was weder bildungs- noch gesellschaftspolitisch vernünftig und hinnehmbar wäre.
Wohin das führen kann - das klingt in diesen Tagen auch immer durch -, haben uns die Ereignisse in Hildesheim gezeigt. Ein wesentlicher Grund für den Ausbruch von Aggression war dort die persönliche Perspektivlosigkeit. Sehr oft sagen die jungen Leute, dass vieles bereinigt wäre, wenn sie eine Perspektive, einen Ausbildungsplatz oder einen Arbeitsplatz hätten und Geld verdienen könnten.
Meine Damen und Herren, mit dieser Auffassung stehen wir in Niedersachsen übrigens nicht allein da. Ganz im Gegenteil. Der Bundesrat hat mit den Stimmen Niedersachsens in einem Beschluss die Bundesregierung aufgefordert, solche theorieentlasteten Berufe so schnell wie möglich zu schaffen; denn jährlich bleiben etwa 15 % der Jugendlichen ohne einen Ausbildungsabschluss. Das sind größtenteils diejenigen, die die in vielen Berufen sicherlich auch künftig steigenden theoretischen Anforderungen nicht in vollem Umfang erfüllen können. Damit sind diese Jugendlichen die Leidtragenden des schon viel zu lange andauernden Streits zwischen den Sozialpartnern über Vorzüge und Nachteile einer verkürzten Ausbildung für die mehr praktisch begabten Jugendlichen. Mich interessiert auch weniger die begriffliche Einordnung, mich interessiert mehr das Problem, das wir gemeinsam lösen müssen.
Auch den Ländern bereitet diese Uneinigkeit erhebliche Probleme; denn sie sind es, die viel Geld aufwenden müssen, um diesen Jugendlichen Angebote in beruflichen Vollzeitschulen zu unterbreiten, um sie nicht auf der Straße stehen zu lassen. Das Unbefriedigende daran ist allerdings, dass trotz aller Anstrengungen auch nach diesem Schulbesuch der Einstieg in einen Beruf mit hohen theoretischen Anforderungen oft nicht gelingt und sich damit der Schulbesuch als Warteschleife herausstellt. Wie wir alle wissen, verbessern sich die Perspektiven der Jugendlichen dadurch nicht.
Meine Damen und Herren, ich appelliere auch von dieser Stelle aus an die Sozialpartner und an die für den Erlass der Ausbildungsordnungen letztlich verantwortliche Bundesregierung, nunmehr im Interesse dieser Jugendlichen schnell zu handeln und die Einführung entsprechender Berufe nicht weiter zu verzögern. Der Gedankengang ist interessant: Wenn es so sein sollte, dass die Ausbildungsplatzabgabe genau dieses Anliegen befördern soll, müssten wir aus Berlin eigentlich schon längst eine veränderte Ausbildungsordnung auf dem Tisch liegen haben. Aber diese Connection ist jedenfalls in Berlin noch nicht hergestellt worden.
Warten wir einmal ab. Mir persönlich und sicherlich Ihnen allen - das macht jedenfalls die Beschlussempfehlung deutlich - ist wichtig: Jugendliche mit Stärken im praktischen Bereich brauchen eine wirkliche Perspektive durch einen qualifizierten Berufsabschluss. Wir dürfen sie nicht vor der Tür stehen lassen, nur weil einige Bürokraten manchmal nicht über ihren Schatten springen können.
Für die Landesregierung erkläre ich angesichts der bevorstehenden Beschlussfassung, dass sie im Sinne der Empfehlung ihre Anstrengungen fortsetzen und sich auch weiterhin tatkräftig für die Belange der eher praktisch begabten Jugendlichen einsetzen wird. - Ich danke für die Aufmerksamkeit.
Meine Damen und Herren! Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Wir kommen damit zur Abstimmung. Wer der Beschlussempfehlung des Ausschusses zustimmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen. - Wer ist dagegen? - Wer enthält sich der Stimme? - Damit ist das einstimmig so beschlossen.