Protocol of the Session on June 22, 2018

Schon immer hatten Menschen den ihnen innewohnenden Drang, sich im Wettkampf zu messen; denn darum geht es, um den fairen Wettkampf gegeneinander in Zeiten der Digitalisierung.

Die Form des Wettkampfes hat sich in den Jahrhunderten stets verändert. Vor einigen Hundert Jahren waren zum Beispiel noch Turniere mit

Pferden und Lanzen beliebt. Dass sich das Interesse an bestimmten Sportarten über die Zeit verändert, zeigt die Tatsache, dass der IOC das Ringen im Jahr 2013 kurzzeitig aus dem olympischen Programm verbannt hatte. Vielleicht aus Mangel an Interesse.

(André Poggenburg, AfD: Das war Blöd- sinn!)

Über mangelndes Interesse braucht sich der E-Sport zurzeit keine Gedanken zu machen. Die erstmalige Aufnahme des E-Sport bei den Asienspielen, also einer Meisterschaft mit olympischem Charakter, zeigt deutlich, dass der E-Sport auf dem besten Wege ist, ab 2020, 2022 oder 2026 eine olympische Sportart zu werden.

Wer würde sich da nicht - liebe AfD, jetzt baue ich Ihnen eine Brücke - über deutsche Medaillen freuen, und wenn es nur aus dem Grund ist, dass es uns im Medaillenspiegel weiter nach vorn bringt?

(Zuruf von André Poggenburg, AfD)

Ich möchte unserem Bundesland und unseren E-Sportlern nicht die Chance verwehren, erfolgreich an Olympischen Spielen teilzunehmen und Siege für unsere Nation zu erringen, nur weil wir uns aus definitorischen Gründen davor scheuen, E-Sport als Sport anzuerkennen.

Ich meine, wenn wir schon mit der Digitalisierung in Deutschland und speziell in Sachsen-Anhalt nicht so vorankommen, wie wir das gern hätten, dann sollten wir uns doch wenigstens die Chancen, die sich aus der Digitalisierung ergeben, nicht entgehen lassen. Damit erschwerten wir die Möglichkeit, Vereinsstrukturen unterhalb bezahlter Profiteams aufzubauen, aus denen dann hoffentlich einmal deutsche und vielleicht sogar sachsenanhaltische Olympiasieger hervorgehen.

(Zustimmung bei der CDU)

Ich bin mir fast sicher, dass nicht jeder hier im Plenarsaal eine genaue Vorstellung davon hat, was E-Sport eigentlich ist und warum E-Sport überhaupt als Sport anerkannt werden möchte. Woran liegt das? - Es liegt daran, dass sich E-Sport momentan noch zu großen Teilen in den Wohnstuben der bei weitem nicht immer nur jugendlichen Spieler abspielt. Auch wird E-Sport so gut wie nicht im Fernsehen gezeigt, was ein großes Problem ist, wenn man Aufmerksamkeit oder Akzeptanz erreichen möchte.

Machen wir uns nichts vor, wer würde die Regeln vom Curling kennen, wenn es nicht bei der letzten Winterolympiade hoch und runter auf dem Sender „ARD“ gelaufen wäre?

Dass über E-Sport kaum im deutschen Fernsehen berichtet wird, heißt aber nicht, dass es

nicht Millionen von Menschen gibt, die sich die Wettkämpfe anschauen. Die Anziehungskraft von E-Sport ist mittlerweile so enorm, dass sich eigene kommerzielle Internetplattformen, wie „Twitch“, welches von Amazon betrieben wird, gebildet haben, um der Nachfrage an Übertragungen im ESport-Bereich gerecht zu werden.

Aber lassen Sie mich Ihnen erst einmal genau erklären, was Sie sich unter E-Sport vorzustellen haben. Denn der organisierte E-Sport hat wenig mit dem dicken blassen Kind gemein, was sich vor dem Computer die Nächte um die Ohren schlägt und sich von Pizza und Energydrinks ernährt.

Wer sich näher mit dem Thema beschäftigt, wird schnell merken, dass nur erfolgreich sein kann, wer geistig und körperlich top fit ist. So müssen erfolgreiche E-Sportler neben der Beherrschung des Computerspiels an sich vor allem verschiedene motorische und geistige Fähigkeiten mitbringen. Darauf wurde schon zur Genüge eingegangen.

Wer noch nie gespielt hat, den lade ich gerne zu mir in den Wahlkreis ein, wo die E-SportCommunity „Young Dynasty Gaming“ regelmäßig FIFA-Turniere austrägt. Sie werden sehen, dass schon etwas mehr dazugehört, als Knöpfe auf einem Controller zu drücken.

Die erforderliche Fitness und auch der verantwortungsbewusste Umgang mit Computerspielen werden in E-Sport-Vereinen, wie dem Magdeburger „eSports-Verein“ trainiert, dem ich übrigens von hier aus zu seinen mittlerweile über 200 Mitgliedern gratulieren möchte.

(Zustimmung bei der CDU)

Es gibt dort regelmäßige Trainingszeiten, Trainer und feste Strukturen, ähnlich wie bei Fußball- oder anderen Sportvereinen, und es wird für einen körperlichen Ausgleich gesorgt, indem auch klassische Sportarten betrieben werden.

Mit diesem Antrag wollen wir dafür sorgen, dass die Verantwortlichen im Sport anerkennen, dass E-Sport nicht mehr wegzudenken ist und die bestehenden Sportstrukturen gestärkt und vor allem akzeptiert werden müssen. Lassen Sie uns die Chance ergreifen und Vorreiter für eine Sportart werden, die größere Zuwachsraten verzeichnet als Fußball während einer Weltmeisterschaft. - Vielen Dank.

(Zustimmung bei der CDU, bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Vielen Dank, Herr Szarata. Ich habe zwei Wortmeldungen. Als Erstes habe ich die Wortmeldung von Herrn Büttner und dann von Herrn Raue.

Mensch, Herr Büttner, Sie sind doch noch gar nicht so alt, um gegen mich zu sprechen. Oder wollen Sie jetzt sagen „Deutsche Medaillen, jawohl, jetzt bin ich dafür“?

Frau Präsidentin, darf ich?

Ja, bitte. Sie dürfen selbstverständlich eine Frage stellen.

Danke schön. - Herr Szarata, Sie wissen ja noch gar nicht, was ich sagen will. Das ist das Erste. Ich selbst bin auch jemand, der des Öfteren online spielt. Von daher bin ich nicht ganz so abgeneigt von dem, was Sie gesagt haben. Aber das überlassen wir jedem selbst.

Ich möchte eine Frage stellen. Sind Sie nicht der Meinung, dass Sie die Sache falsch herum angehen? Wäre es nicht erst mal ratsam, dass wir in Sachsen-Anhalt dafür sorgen, dass wir flächendeckend Internet haben, was auch die Voraussetzungen erfüllt, um E-Sport spielen zu können? Wann, denken Sie denn, schafft es die Landesregierung, diese Voraussetzungen geschaffen zu haben?

Herr Büttner, ich weiß nicht, wo Sie genau wohnen, aber Fakt ist: Auch wenn wir mit der Digitalisierung in Sachsen-Anhalt noch nicht so weit sind, wie wir das alle gerne hätten - ich weiß auch nicht, wann wir es realisiert haben werden, sodass wir alle einen gleichen Zufriedenheitsgrad erreicht haben -, reicht das, was wir momentan in den meisten Regionen von Sachsen-Anhalt haben, locker aus, um sich auf Konsolen oder bei Computerspielen

(Sebastian Striegel, GRÜNE: Na ja! - Zuruf von der AfD)

irgendwie online zu messen. Darüber brauchen wir uns wirklich keine Gedanken zu machen.

(Zurufe von der AfD)

Vielen Dank. - Jetzt ist Herr Raue an der Reihe. Wir hängen schon wieder ein Stückchen dem Zeitplan hinterher. Deshalb werde ich jetzt auch nur noch zwei Fragen pro Fraktion zulassen. Herr Raue, bitte.

Herr Szarata, werden denn aus dieser Definition des E-Sports diese Spiele herausgenommen, die eindeutig wahrnehmbar als Kriegsersatz für jeden zu erkennen sind?

(Zuruf von Sebastian Striegel, GRÜNE)

Ich sage mal, diese klassischen Ballerspiele, diese klassischen Panzerspiele, wo Mensch gegen Mensch oder Mensch gegen Kreatur spielt und zu Felde zieht, werden die herausgenommen? Wenn nicht, dann frage ich Sie: Was unterscheidet denn eigentlich diese E-Sport-Spiele noch von diesem widerlichen amerikanischen Drohnenkrieg, der von Deutschland aus geführt wird?

(Oh! bei den GRÜNEN - Zuruf von Sebas- tian Striegel, GRÜNE)

Herr Szarata.

Interessanterweise hätte ich persönlich nach meinen Erfahrungen, die ich im Parlament machen musste, angenommen, dass, wenn es in der AfDFraktion jemanden gibt, der E-Sport betreibt, er genau diese Ballerspiele spielt, die jetzt hier verpönt werden.

(Heiterkeit und Zustimmung bei den GRÜ- NEN)

Aber ich muss Ihnen sagen, um ernsthaft auf Ihre Frage zu reagieren: Das kann ich Ihnen noch nicht sagen, weil wir gerade am Anfang des Verhandlungsprozesses sind. Uns geht es jetzt darum, überhaupt erst mal die Grundlage zu legen.

Wir haben heute schon viel von der Autonomie des Sports gehört. Darüber werden dann am Ende nicht wir als Parlament entscheiden, sondern am Ende wird der Sport autonom darüber entscheiden, welche Bereiche des E-Sports er tatsächlich als Sport anerkennen will.

Nur ist es momentan so, dass nicht mal die Sportspiele, wie zum Beispiel die FIFA-Spiele, als Sport anerkannt sind. Von daher kann ich Ihnen darauf wahrscheinlich keine zufriedenstellende Antwort geben.

(Zuruf von André Poggenburg, AfD)

Vielen Dank, Herr Szarata. Ich sehe keine weiteren Anfragen aus den anderen Fraktionen. - Wir kommen nunmehr zum Ende der Debatte. Zum Schluss hat der Abg. Herr Striegel noch einmal das Wort.

Doch bevor Herr Striegel das Wort von mir erhält, habe ich die ehrenvolle Aufgabe, die erste Gruppe Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums aus Bernburg recht herzlich im Hohen Hause zu begrüßen. Seien Sie herzlich willkommen!

(Beifall im ganzen Hause)

Sehr geehrter Kollege, jetzt haben Sie das Wort. Bitte.

Vielen herzlichen Dank, Frau Präsidentin. - Wenn ich die Debatte noch mal ein bisschen rekapituliere, dann habe ich jetzt zunächst einmal in allen Fraktionen im Hohen Hause mit einer Ausnahme ein großes Wohlwollen für das Thema wahrnehmen können.

Es ist deutlich geworden, dass die eine oder andere Frage, die eine oder andere Herausforderung beim Thema E-Sports in den nächsten Monaten und Jahren noch zu meistern ist. Es gibt allerdings eine Fraktion im Hause, die hält E-Sport - ich kann mich des Verdachts nicht erwehren - für so etwas wie spätrömische Dekadenz oder irgendeine Entwicklung, die in keinem Fall gefördert werden sollte. Da empfehle ich ein bisschen Gehirnjogging. Das führt auch zu geistiger Flexibilität. Das hilft einem,

(Zuruf von André Poggenburg, AfD)