Wer auf die Kooperation von Schulsport und Vereinssport setzt, sollte die Leistungen des Vereinssports in Schleswig-Holstein nicht unterschätzen. Letztlich arbeiten Schule und Vereine meist mit den Kindern und Jugendlichen, die schulpflichtig sind.
Wir verstehen Schulsport heute als eine Brücke, die die Kinder und Jugendlichen in den Vereinssport führt und die Grundlagen für den Leistungssport schafft. Auf diese Kooperation setzen wir als SPD-Fraktion vor allem im Hinblick auf die Entwicklung von Ganztagsangeboten in unseren Schulen.
(Holger Astrup [SPD]: Was? - Heiterkeit - Zuruf der Abgeordneten Sylvia Eisenberg [CDU] - Dr. Ekkehard Klug [FDP]: Rein sportlich gemeint!)
bitte ich, beide Anträge an den Bildungsausschuss zu überweisen. Wir sollten dort die Diskussion aufnehmen und erneut den Versuch wagen, eine gemeinsame Initiative des Schleswig-Holsteinischen Landtags im Jahr des Schulsports zu entwickeln.
(Beifall bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Holger Astrup [SPD]: Näher zu- sammenkommen! Ich habe schon verstanden!)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Elf Freunde sollt ihr sein - einer der großen Lehrsätze des ehemaligen DFB-Bundestrainers Sepp Herberger. Wenn man in der CDU-Fraktion und in der SPD-Fraktion durchzählt, könnte das gerade einmal so eben hinkommen, zum Teil sogar mehrfach.
Scherz beiseite! - Das Thema Schulsport ist sehr wichtig. Wir haben gestern über die Mangelsituation im Bereich des Musikunterrichts gesprochen. Heute behandeln wir einen zweiten Problembereich, was die Unterrichtsversorgung angeht, nämlich den Sport. Es gibt viele wichtige Punkte, die der Antrag der CDU-Fraktion dazu anspricht. Insbesondere geht es darum, die Unterrichtsversorgung zu verbessern. Wir hatten zu Beginn dieses Jahres, übrigens gerade passend zum Auftakt des Jahr des Schulsports, an einem Kieler Gymnasium, der Käthe-Kollwitz-Schule, die Situation, dass ein Abiturjahrgang im zweiten Halbjahr nachmittags einen zweiten Sportkurs belegen musste, weil er sonst sein Abitur in den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg nicht anerkannt bekommen hätte. Ursache dafür war, dass der Sportunterricht für diese Schüler vorher ein Vierteljahr lang ausgefallen war. Unterrichtsausfall im Bereich Sport ist also ein gravierendes Problem. Es gibt auch eine Reihe von Punkten, die Frau Eisenberg in ihrem Antrag angesprochen hat.
Lassen Sie mich einen Punkt hinzufügen, der in dem Antrag der Union aus meiner Sicht fehlt, nämlich die Frage der Sportanlagen, der Sportstätten an unseren Schulen. Natürlich muss es neben der personellen Voraussetzung, was die Anzahl und die Qualifizierung der Lehrkräfte angeht, auch darum gehen, Frau Eisenberg, dass unsere Schulen über Sportplätze oder Sporthallen verfügen. Das ist durchaus nicht überall der Fall. Ich bin vor einiger Zeit mit unserer Kollegin Christel Happach-Kasan in Ratzeburg in der Ratzeburger Realschule gewesen, einer Schule, die weder über eine Sporthalle noch über einen Sportplatz verfügt. Wenn dort Sportunterricht angesagt ist, gehen die Schüler zum Teil durch den halben Ort. Dann machen Hinweg und Rückweg praktisch schon gut die Hälfte der gesamten Sportstunde aus.
Es gibt Probleme auch im Bereich der kommunalen Schulträger. Ich höre aus Lübeck, dass bei der vorletzten Kommunalwahl eine Wählerinitiative angetreten ist, die sich zu einem wesentlichen Ziel gemacht hat, Sportanlagen bei Lübecker Schulen einzufordern. Es gibt vor Ort durchaus gravierende Probleme bei den Einrichtungen, den sächlichen Voraussetzungen für den Sportunterricht. Hier einmal eine ehrliche Bestandsaufnahme vorzunehmen und einen Appell an die kommunalen Schulträger zu richten, was die Voraussetzungen für guten Sportunterricht, die räumlichen Bedingungen - Sporthallen und Sportplätze - angeht, umfassender als bisher zu gewährleisten und dort, wo es Defizite gibt, diese auszugleichen, gehört in eine solche Landtagsinitiative auf jeden Fall hinein.
Das Wort für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN erteile ich jetzt Herrn Abgeordneten Rainder Steenblock.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Präsident! Zunächst einmal bedanke ich mich bei Ihnen, dass Sie nach der Mittagspause der deutschen Mannschaft für den Einzug in das Halbfinale gratuliert haben und nicht zu der Leistung, die sie dabei abgeliefert hat.
- Das Ergebnis zählt. Herr Kubicki, manchmal ist die Leistung, die dahinter steht, eine, die nicht mit dem Ergebnis korrespondiert.
(Wolfgang Kubicki [FDP]: Wir hatten das auch bei der Bundestagswahl! Wir haben die guten Leistungen und Sie haben gewonnen! Das ist doch ganz klar!)
Drei Bemerkungen zu der Sportdebatte! Ich finde es sehr gut, dass es in der grundsätzlichen Einschätzung von Schulsport in diesem Haus überhaupt keine Differenzen gibt. Die Bedeutung des Schulsports wird von
allen Fraktionen in gleicher Weise getragen. Ich würde mich freuen, wenn wir auch die Konsequenzen, die wir daraus ziehen, in gleicher Weise ziehen könnten.
Ich will einen Punkt besonders hervorheben. Erstens. Wir haben in beiden Anträgen Formulierungen zum Schulsport, was die Wochenstundenzahl angeht. Ich würde es begrüßen, wenn wir das sehr ernst nähmen. Sieht man sich die allgemeinen Erklärungen zur Bedeutung von Sport an, muss man die Konsequenz daraus ziehen und sagen: Wir wollen, dass in diesem Land tatsächlich die drei Wochenstunden Schulsport unterrichtet werden, und zwar an allen Schultypen. Das ist eine zentrale Forderung.
Zweitens. Frau Eisenberg, lassen wir die Debatte von gestern einmal Revue passieren. Wenn wir alle in die Richtung von Ganztagsschulen wollen, wissen wir, dass wir das Angebot darum herum auch gerade im sportlichen Bereich nur dann geregelt bekommen, wenn wir die Kooperation, die es zwischen Schulen und Sportvereinen gibt, verbessern.
Uns wird diese Kooperation den notwendigen Hintergrund liefern, um Schulsport in diesem erweiterten Bereich realisieren zu können. Sport hat gerade im Ganztagsbetreuungsbereich, den wir vor uns haben, eine wichtige Rolle, die über das jetzige Schulsportangebot hinausgeht. Wir werden das nur realisieren können, wenn wir die Vereine einbeziehen, wenn wir das Fortbildungsangebot auch für Lehrer von Vereinen einbeziehen. Deshalb sage ich: An dieser Stelle können wir im Ausschuss noch darüber diskutieren und das hinbekommen.
Drittens. Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn wir es nicht nur bei Appellen und wohlklingenden Reden zum Schulsport belassen würden, sondern als Abgeordnete einmal ganz praktisch mit den Schulen kooperierten.
Wir haben in der Bundesrepublik - neben den Bundesjugendspielen - auch das Sportabzeichen. Es wäre für dieses Land eine ausgesprochen interessante Aktion, wenn sich möglichst viele Abgeordnete mit Schulen zusammen bereit erklären würden, das Sportabzeichen abzulegen.
Das würde dem Image von Politikern gut tun. Es würde uns auch im Hinblick darauf gut tun, was wir immer über Gesundheit und Sport sagen. Es gibt für alle Alterskategorien gesonderte Regelungen. Man könnte sich in der Sommerpause darauf vorbereiten. Ich würde mich freuen, wenn ich zusammen mit dem Kollegen Astrup das Sportabzeichen ablegen könnte. Herr Kubicki ist auch herzlich eingeladen. Das wäre ein prak
tisches Beispiel, um in der Öffentlichkeit die Bedeutung des Schulsports für die Politik deutlich zu machen.
Zunächst darf ich neue Gäste begrüßen: Von der Friedrich-Ebert-Stiftung haben Gäste mit jungen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten aus Estland und Lettland in der Loge Platz genommen. - Herzlich willkommen!
Für den SSW im Schleswig-Holsteinischen Landtag erteile ich Frau Abgeordneter Anke Spoorendonk das Wort.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In vielen Industrieländern gibt es eine Besorgnis erregende Entwicklung, die als Krankheit durch Übergewicht umschrieben werden kann.
Dies gilt überraschenderweise nicht nur für die USA, wo das Problem schon seit Jahren bekannt ist. Neue Untersuchungen belegen, dass auch Länder wie Großbritannien, Dänemark und Deutschland einen wachsenden Anstieg an Krankheiten zu verzeichnen haben, die auf das Übergewicht der Menschen zurückzuführen sind. Leider ist dabei festgestellt worden, dass auch viele Kinder und Jugendliche davon betroffen sind.
- Die dänische Regierung hat dies im Rahmen des EUVorsitzes zum Thema gemacht, lieber Kollege Astrup.