Protocol of the Session on June 5, 2003

.......................................................................................3271, 3272, 3326, 3329, 3343 Abg. Billen, CDU:...............................................................................................................................3325 Abg. Bischel, CDU:......................................................................................................... 3272, 3281, 3340 Abg. Bracht, CDU:.............................................................................................................................3274 Abg. Creutzmann, FDP:............................................................................................................3271, 3328 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................... 3293, 3299, 3345 Abg. Dr. Geisen, FDP:..................................................................................................... 3315, 3323, 3355 Abg. Dr. Schmidt, SPD:.............................................................................................................3278, 3336 Abg. Dr. Schmitz, FDP:.............................................................................................................3282, 3283 Abg. Frau Baumann, SPD:..................................................................................... 3311, 3312, 3313, 3318 Abg. Frau Ebli, SPD:..........................................................................................................................3278 Abg. Frau Elsner, SPD:......................................................................................................................3354 Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................. 3273, 3278, 3279, 3327 Abg. Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................3275, 3277, 3280, 3281, 3313, 3320 3321, 3322, 3352, 3357 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:................................................................................. 3330, 3334, 3338, 3341 Abg. Frau Morsblech, FDP:................................................................................................................3349 Abg. Frau Raab, SPD:........................................................................................................................3319 Abg. Frau Reich, SPD:..............................................................................................................3288, 3325 Abg. Frau Schäfer, CDU.................................................................................................. 3279, 3281, 3353 Abg. Frau Schneider, CDU:.......................................................................................................3309, 3317 Abg. Frau Spurzem, SPD:..................................................................................................................3348 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................3287, 3291, 3331, 3333, 3339 Abg. Frisch, CDU:..............................................................................................................................3318 Abg. Fuhr, SPD:.......................................................................................................................3294, 3300 Abg. Hartloff, SPD:................................................................................................. 3273, 3330, 3332, 3341 Abg. Hohn, FDP:.................................................................................................... 3296, 3301, 3332, 3345 Abg. Jullien, CDU:.....................................................................................................................3272, 3275 Abg. Keller, CDU:..............................................................................................................................3348 Abg. Klöckner, SPD:.................................................................................................................3343, 3345 Abg. Kuhn, FDP:............................................................................................................. 3286, 3290, 3339 Abg. Lewentz, SPD:........................................................................................................ 3270, 3271, 3272 Abg. Marz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................................................3273 Abg. Mertes, SPD:.............................................................................................................................3273 Abg. Nink, SPD:.................................................................................................................................3346 Abg. Ramsauer, SPD:........................................................................................................................3284 Abg. Schmitt, CDU:..............................................................................3278, 3280, 3295, 3300, 3307, 3322 Abg. Weiner, CDU:............................................................................................................................3289 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:...................................................................................3347 Abg. Wirz, CDU:................................................................................................................................3285 Bauckhage, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:.......3270, 3271, 3272, 3273, 3274 3276, 3277, 3278, 3302, 3307 3323, 3325, 3358 Dr. Deubel, Staatssekretär:...................................................................3274, 3275, 3291, 3333, 3337, 3340 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt und Forsten:............................................3279, 3280, 3281, 3297, 3356

...........................................3282, 3283 Mertin, Minister der Justiz:.........................................................................................................3329, 3335 Präsident Grimm:............................................3270, 3271, 3272, 3273, 3274, 3275, 3276, 3277, 3278, 3279 3280, 3281, 3282, 3283, 3284, 3285, 3286, 3287, 3288, 3289 3290, 3291, 3293, 3294, 3295, 3296, 3297 Prof. Dr. Hofmann-Göttig, Staatssekretär:............................................................................................3350 Vizepräsident Dr. Schmidt:..............................3299, 3300, 3301, 3302, 3306, 3309, 3311, 3312, 3313, 3315 3317, 3318, 3319, 3320, 3321, 3322, 3323, 3324, 3325, 3326 3327, 3328 Vizepräsidentin Frau Grützmacher:..................3329, 3330, 3331, 3332, 3333, 3334, 3335, 3336, 3337, 3338 3339, 3340, 3341, 3342, 3343, 3344, 3345, 3346, 3348, 3349 Vizepräsidentin Frau Hammer:..................................3350, 3352, 3353, 3354, 3355, 3356, 3357, 3358, 3359 Zuber, Minister des Innern und für Sport:.............................................................................................3342

50. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 05. Juni 2003

Die Sitzung wird um 9:31 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Morgen, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 50. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Erwin Rüddel und Heike Raab. Frau Raab führt die Rednerliste.

Entschuldigt sind für heute der Abgeordnete Dr. Georg Gölter, die Staatsminister Gernot Mittler, Professor Dr. Jürgen Zöllner und Ministerpräsident Kurt Beck – ab 12:30 Uhr –.

Ich möchte auch gern einer Kollegin zum Geburtstag gratulieren. Das geschieht gerade stellvertretend durch einen Kollegen. Frau Christine Schneider hat Geburtstag. Ich gratuliere ihr im Namen aller Kolleginnen und Kollegen ganz herzlich zu ihrem heutigen Geburtstag.

(Beifall im Hause)

Meine Damen und Herren, zur Tagesordnung ist nichts weiter festzustellen. Wir haben sie gestern festgestellt.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung auf:

Fragestunde – Drucksache 14/2242 –

Die Landesregierung hat mitgeteilt, dass sie bereit ist, die nicht fristgerecht eingegangenen Mündlichen Anfragen Nummern 5 und 10 zu beantworten.

Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Roger Lewentz und Jochen Hartloff (SPD), Ergebnisse der landesweiten Überprüfung von Verfahren zur Wiedererteilung der Fahrerlaubnis – Nummer 1 der Drucksache 14/2242 – betreffend, auf.

Herr Kollege Lewentz, Sie haben das Wort.

Wir fragen die Landesregierung:

1. Treffen diese Pressemitteilungen zu und wenn ja, um welche Landkreise handelt es sich?

(Unruhe im Hause – Glocke des Präsidenten)

2. Haben sich bei diesen Untersuchungen ebenfalls Umstände ergeben, die die Einleitung disziplinarrechtlicher Ermittlungsmaßnahmen rechtfertigen?

3. Was haben die Nachprüfungen im Einzelnen bei den jeweils betroffenen Landkreisen ergeben?

4. Hat die Landesregierung bereits Erkenntnisse darüber, in wie vielen Fällen, aufgeschlüsselt nach den jeweiligen Landkreisen, Fahrerlaubnisse wieder entzogen werden müssen?

Es antwortet der Herr Verkehrsminister.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau hat als oberste Fachaufsichtsbehörde für das Fahrerlaubnisrecht die Aufgabe, landesweit eine rechtmäßige und einheitliche Verwaltungspraxis sicherzustellen. Bei der Anwendung des Bundesrechts im Zuge der Wiedererteilung von Fahrerlaubnissen an alkoholauffällig gewordene Kraftfahrer handelt es sich um eine Rechtsfrage von grundsätzlicher Bedeutung. In diesem Zusammenhang ist die Überprüfung der entsprechenden Verwaltungspraxis im Landkreis Kusel sowie die landesweite Umfrage zur Verwaltungspraxis der übrigen Fahrerlaubnisbehörden zu sehen. Die Landesregierung hat nach den entsprechenden Prüfungen in Kusel den Entzug von wiedererteilten Führerscheinen in 65 Fällen angeordnet.

Dies vorausgeschickt beantworte ich die Mündliche Anfrage wie folgt:

Zu Frage 1: Im Rahmen der landesweiten Umfrage haben sich Hinweise darauf ergeben, dass über den Landkreis Kusel hinaus möglicherweise auch bei anderen rheinland-pfälzischen Fahrerlaubnisbehörden vergleichbare beschränkte Fahrerlaubnisse erteilt wurden. Entsprechende Hinweise liegen für vier der 42 rheinlandpfälzischen Fahrerlaubnisbehörden vor. Es handelt sich dabei um die Landkreise Trier-Saarburg, Bitburg-Prüm, den Donnersbergkreis und die Stadt Trier.

Zu den Fragen 2 bis 4: Die genannten Fahrerlaubnisbehörden sind entsprechend dem Verfahren, das angewendet wurde, gebeten worden, die Akten zu den jeweiligen Fahrerlaubnisfällen vorzulegen. Der zuständige Landesbetrieb Straßen und Verkehr in Speyer wird die Unterlagen gemeinsam mit dem Verkehrsministerium bis Ende Juni abschließend prüfen. Das heißt, die Prüfungen sind noch nicht abgeschlossen. Wenn sich bei den Prüfungen ergibt, dass die Erteilung von Fahrerlaubnissen ebenfalls nicht in Übereinstimmung mit der geltenden Rechtslage und der Rechtsprechung zum Fahrerlaubnisrecht erfolgte, wird die Landesregierung wie im Fall der Kreisverwaltung Kusel anordnen, dass die betroffenen Führerscheine entzogen werden. Eine Wiedererteilung ist dann nach Vorlage des gesetzlich geforderten medizinisch-psychologischen Gutachtens mit positiver Prognose möglich.

So weit die Beantwortung der Frage.

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Lewentz.

Herr Minister, stimmen Sie der Kollegin Kohnle-Gros zu, die in der „Pirmasenser Zeitung“ vom 10. Mai 2003 behauptet hat, dass so etwas parteipolitisch motiviert sei und man sich Wählerstimmen sichern wolle, dass dies möglicherweise auch die Motivation von OB Schröer gewesen sei?

Herr Kollege Lewentz, ich habe hier nicht politisch zu werten. (Schmitt, CDU: Richtig!)

Ich kann Ihnen dazu aber sagen – das kann man jetzt deutlich erkennen wie bei allen Fällen –, man muss wissen, wir sind noch im Prüfungsverfahren, dass das – – – (Frau Kohnle-Gros, CDU: Jetzt mal langsam!)

In allen Fällen sind wir noch im Prüfungsverfahren. Wenn man aber die Landkreise, die ich hier genannt habe, sieht – das kann ich auch sagen, weil die Prüfung kurz vor der Abschließung steht –, die ähnlich gelagert sind, kann ich sagen, dass das mit Wählerstimmen und mit Farben nichts zu tun hat. Das ist einfach eine Verwaltungspraxis, die so nicht rechtens war.

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Baldauf.

(Hartloff, SPD: „Ja gut“ sagen Sie jetzt, Frau Kollegin! – Frau Kohnle-Gros, CDU: Das letzte Mal war es so! – Zuruf des Abg. Mertes, SPD – Frau Kohnle-Gros, CDU: Ich bin sehr glücklich mit der Antwort!)

Das Wort hat Herr Kollege Baldauf.

Herr Staatsminister, zu den vier von Ihnen genannten Landkreisen und der Stadt habe ich folgende Frage: Kann man dazu etwas sagen, ob in diesem Bereich die entsprechend zuständigen Landräte oder der Oberbürgermeister involviert waren oder ob das in den Abteilungen gelaufen ist?

(Heiterkeit bei der SPD)

Herr Kollege Baldauf, bei der letzten Fragestunde zu einem ähnlich gelagerten Fall haben Sie mir vorgeworfen, dass ich nicht entsprechend mit diesen rechtsstaatlichen Instrumentarien umgehe, und mir gesagt, dass Sie Anwalt seien. Man sollte wirklich unterstellen können, dass Sie als Anwalt wissen – das ist übrigens auch unser Rechtssystem –, dass man erst dann etwas sagen kann, wenn man alle Prüfungen abgeschlossen hat. Das kann man heute natürlicherweise noch nicht sagen. Ich bin aber gern bereit, dem Parlament anschließend zu berichten.

(Mertes, SPD: Ich nehme an, er macht das regelmäßig anders!)

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Creutzmann.

Herr Staatsminister, unter welchen Voraussetzungen kann den von der Einziehung der Fahrerlaubnis betroffenen Führerscheininhabern die Fahrerlaubnis rechtm äßig wiedererteilt werden? Kann ein sich möglicherweise für die Betroffenen aus dem Entzug der Fahrerlaubnis ergebender Vermögensnachteil ausgeglichen werden, und wenn ja, durch welche Behörden?

Herr Kollege Creutzmann, die Voraussetzungen sind völlig klar. Die Wiedererteilung ist in den §§ 11 und 13 der Fahrerlaubnisverordnung geregelt. Danach ist ein medizinisch-psychologisches Gutachten erforderlich. Ergibt sich eine positive Prognose, ist hinsichtlich der Fahreignung also zu erwarten, dass die betreffende Person nicht wieder unter Alkoholeinfluss stehen könnte und am Straßenverkehr teilnehmen wird, kann die Fahrerlaubnis erteilt werden.

Das Gutachten kann aber auch zu dem umgekehrten Ergebnis kommen, dass vor der Wiedererteilung noch ein amtlich anerkannter Kurs zur Wiederherstellung der Fahreignung absolviert werden muss. Entsprechende Kursangebote liegen vor.

Zu Ihrer zweiten Frage, inwieweit einzelnen betroffenen Personen ein zu ersetzender Vermögenschaden entstanden ist: Dies muss im Einzelfall geprüft und durch diejenige Fahrerlaubnisbehörde entschieden werden, die die Fahrerlaubnis entzogen hat. Sie hat dann auch das schutzwürdige Vertrauen des Bürgers abzuwägen. Bei eventuellen Vermögenschäden kann es sich beispielsweise um solche Aufwendungen handeln, die über die mit den gesetzlich geforderten Maßnahmen verbundenen Kosten hinausgehen, etwa zusätzlich entstandene Fahrtkosten bis zur Wiedererlangung der Fahrerlaubnis. Hier ergibt sich eine Rechtsfolge aus § 48. Man kann

das im Einzelfall nicht genau beziffern. Das muss im Einzelfall entschieden werden.

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Bischel.

Herr Staatsminister, in Ergänzung der Frage des Herrn Kollegen Lewentz darf ich Sie fragen, ob bekannt geworden ist, dass in den anderen vier genannten Landkreisen bzw. einer Stadt deshalb ein Antragsteller seinen Wohnsitz dorthin verlegt hat, um die Chance zur Wiedererteilung der Fahrerlaubnis zu erhöhen.

Herr Kollege Bischel, wissen Sie, Sie können so lange locken, wie Sie wollen. Ich sage noch einmal, wir sind im Verfahren, und im Verfahren stehen wir kurz vor dem Abschluss. Wenn das Verfahren abgeschlossen ist, kann ich etwas dazu sagen. Ich werde dies jetzt aus unterschiedlichen Gründen nicht tun. Einmal muss man sich rechtsstaatlich verhalten und die Sache abgeprüft haben. Dann kann man erst entscheiden. Alle Fakten werden geprüft. Das ist gar keine Frage. Zum Zweiten muss man aufpassen, dass man keine Vorverurteilung trifft. Davor hüte ich mich. Das können andere machen.

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Jullien.

Herr Minister, es war in der Presse zu lesen, dass es ähnliche Vorgänge im Kreis Cochem-Zell gegeben habe.

(Zuruf des Abg. Pörksen, SPD)