Protocol of the Session on June 20, 2002

.........................................................................................................................1830 Abg. Billen, CDU:...............................................................................................................................1863 Abg. Bischel, CDU:...................................................................................................................1773, 1774 Abg. Böhr, CDU:................................................................................................................................1814 Abg. Bracht, CDU:...............................................................................1773, 1774, 1781, 1782, 1789, 1801 Abg. Creutzmann, FDP:.....................................................................................................................1780 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................1776, 1777, 1778, 1779, 1786, 1790 Abg. Dr. Geisen, FDP:..................................................................................................... 1829, 1863, 1865 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:...............................................................................................................1783 Abg. Dr. Schmitz, FDP:.............................................................................................................1857, 1859 Abg. Dr. Weiland, CDU:................................................................................................... 1782, 1783, 1808 Abg. Dröscher, SPD:..........................................................................................................................1856 Abg. Frau Baumann, SPD:........................................................................................................1825, 1828 Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD:..............................................................................................1841, 1854 Abg. Frau Elsner, SPD:......................................................................................................................1862 Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................................1836, 1838 Abg. Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................1830, 1860, 1861, 1862, 1865 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:.......................................................................................... 1837, 1844, 1853 Abg. Frau Schmitt, SPD:....................................................................................................................1816 Abg. Frau Thelen, CDU:.....................................................................................................................1856 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................ 1780, 1794, 1798, 1799, 1806, 1813, 1850, 1858 Abg. Hartloff, SPD:....................................................................................................................1783, 1863 Abg. Hohn, FDP:............................................................................................................. 1787, 1821, 1838 Abg. Hörter, CDU:.....................................................................................................................1819, 1820 Abg. Itzek, SPD:............................................................................................................. 1771, 1791, 1797 Abg. Jullien, CDU:...................................................................... 1772, 1773, 1774, 1783, 1792, 1793, 1797 Abg. Kramer, CDU:............................................................................................................................1773 Abg. Kuhn, FDP:........................................................................ 1793, 1794, 1803, 1809, 1845, 1846, 1853 Abg. Lelle, CDU:............................................................................................................. 1774, 1851, 1852 Abg. Licht, CDU:.................................................................................................... 1775, 1776, 1777, 1783 Abg. Marz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:....................................................................................1822, 1824 Abg. Mertes, SPD:....................................................................................................................1800, 1824 Abg. Pörksen, SPD:...........................................................................................................................1817 Abg. Ramsauer, SPD:........................................................................................................................1807 Abg. Schmitt, CDU:......................................................................................................... 1826, 1828, 1833 Abg. Schnabel, CDU:.........................................................................................................................1835 Abg. Schreiner, CDU:.........................................................................................................................1854 Abg. Stretz, SPD:........................................................................................................... 1785, 1834, 1836 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:..........................................................................1843, 1846 Abg. Wirz, CDU:.......................................................................................................................1778, 1782 Bauckhage, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:................ 1778, 1779, 1780, 1781 1782, 1783 Beck, Ministerpräsident:.....................................................................................................................1810 Dr. Auernheimer, Staatssekretär:........................................................................................................1859

.................................................................................1866 Glahn, Staatssekretär:...............................................................................................................1832, 1833 Hering, Staatssekretär:..................................................................................1775, 1776, 1777, 1778, 1788 Mittler, Minister der Finanzen:...............................................................1771, 1772, 1773, 1774, 1795, 1804 Präsident Grimm:............................................1771, 1772, 1773, 1774, 1775, 1776, 1777, 1778, 1779, 1780 1781, 1782, 1783, 1785, 1786, 1787, 1788, 1789, 1790, 1791 1792, 1793, 1794, 1795, 1797, 1798, 1799, 1800, 1801, 1803 1804, 1806, 1807 Prof. Dr. Zöllner, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur:.................................1848 Vizepräsident Creutzmann:..............................1828, 1829, 1830, 1832, 1833, 1834, 1835, 1836, 1837, 1838 1839, 1840, 1843, 1844, 1845, 1846, 1847 Vizepräsident Dr. Schmidt:..............................1808, 1809, 1810, 1813, 1814, 1816, 1817, 1819, 1820, 1821 1822, 1823, 1824, 1826 Vizepräsidentin Frau Grützmacher:..................1850, 1851, 1852, 1853, 1854, 1855, 1856, 1857, 1858, 1859 1860, 1861, 1862, 1863, 1864, 1865, 1866, 1868 Zuber, Minister des Innern und für Sport:.............................................................................................1839

27. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 20. Juni 2002

Die Sitzung wird um 9:31 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 27. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz. Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Dieter Klöckner und Christian Baldauf. Herr Baldauf führt die Rednerliste.

Ich sehe, Herr Kollege Licht ist anwesend. Gute Genesung. Heilfleisch, oder wie nennt man das?

Entschuldigt sind Dr. Josef Rosenbauer und Christine Schneider. Herr Ministerpräsident Kurt Beck wird ab 13:00 Uhr wegen der Teilnahme an der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Herrn Professor Stolte nicht anwesend sein können. Entschuldigt sind ebenfalls die Ministerinnen Conrad und Dreyer. Herr Staatsminister Bauckhage ist ab 16:00 Uhr entschuldigt.

Meine Damen und Herren, ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung auf:

Fragestunde – Drucksache 14/1189 –

Ich rufe die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Gerd Itzek (SPD), Modernisierung der Finanzverwaltung – Nummer 1 der Drucksache 14/1189 – betreffend, auf.

Herr Itzek, Sie haben das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich habe folgende Fragen an die Landesregierung:

1. Welche Maßnahmen plant die Landesregierung zur Steigerung der Effektivität und Effizienz der rheinland-pfälzischen Steuerverwaltung?

2. Werden auf der Grundlage des Konzeptes Standorte der Finanzverwaltung aufgegeben werden müssen?

3. Welche Konsequenzen haben die geplanten Maßnahmen für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

4. Welche Veränderungen sind im Zusammenhang mit der Bearbeitung der Grunderwerbsteuer geplant?

Es antwortet Herr Finanzminister Mittler.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die Steuerverwaltung des Landes Rheinland-Pfalz befindet sich seit Jahren in einem permanenten Reformprozess. Dies ist notwendig; denn auch die öffentliche Verwaltung muss sich den geänderten Verhältnissen in Gesellschaft und Staat anpassen, ebenso wie dies die private Wirtschaft praktiziert, um konkurrenzfähig zu bleiben. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die flächendeckend eingeführte Bearbeitungsweise „Finanzamt 2000“ Mitte der 90er-Jahre, die eine erhebliche Beschleunigung in der Bearbeitung von Steuerfällen gebracht hat. Dies bedeutet sowohl eine wirtschaftlichere Arbeitsweise als auch mehr Bürgerfreundlichkeit; denn die Steuerpflichtigen können seither schneller über die ihnen zustehenden Rückerstattungsbeträge verfügen.

Ein Schritt in die gleiche Richtung, nämlich der Bürgerfreundlichkeit, sind die flächendeckend eingeführten zentralen Informations- und Annahmestellen, die Infotheken, die nunmehr von Montag früh bis zum Dienstende am Freitag den ganzen Tag und die ganze Woche über eine umfassende Erreichbarkeit der Ämter sicherstellen.

Wir haben die Finanzkassen von bislang 13 auf 4 zentralisiert, was eine Personaleinsparung von ca. 60 Bediensteten zur Folge hatte. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Zusammenführung von Körperschaftsteuer- und Betriebsprüfungsstellen, womit einzelne Funktionen in den Finanzämtern sinnvoll zusammengeführt worden sind.

Schließlich gebe ich den Hinweis auf die flächendeckende Einführung des Leistungsvergleichs zwischen den Finanzämtern, mit dem unter Beachtung der Parameter Auftragserfüllung, Wirtschaftlichkeit, Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit erstmals betriebswirtschaftliche Instrumente Eingang in die Steuerverwaltung gefunden haben. Dieses Projekt beruht auf einem Modellvorhaben, das wir gemeinsam mit Bayern, Sachsen und Thüringen unter Federführung der Bertelsmann-Stiftung durchgeführt haben.

Nunmehr ist ein neuer Reformschritt notwendig. Damit verfolgen wir das Ziel,

1. das Steueraufkommen zu sichern und zugleich die Rechtssicherheit für die Bürger und die Finanzverwaltung zu erhöhen,

2. den Service auszubauen und die Präsenz in der Fläche zu erhalten,

3. die Steuern noch wirtschaftlicher zu erheben,

4. die Attraktivität der Arbeitsplätze in der Steuerverwaltung zu steigern.

Eine von mir im Mai vergangenen Jahres eingesetzte Kommission zur weiteren Modernisierung der Steuerverwaltung, der die Vertreter des Ministeriums, der Oberfinanzdirektion, der Finanzämter und auch der Personalvertretung angehört haben – darauf lege ich großen Wert – hatte zwei Vorgaben:

1. Es werden keine Standorte aufgegeben. Die rheinland-pfälzische Finanzverwaltung bleibt in der Fläche präsent.

2. Alle personellen Maßnahmen werden sozialverträglich durchgeführt.

Die Kommission hat nunmehr ihre Überlegungen in einem Bericht zusammengestellt. Wir haben politisch bewertet. Das Ergebnis habe ich vorgestellt.

Vor diesem Hintergrund beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung wie folgt:

Zu Frage 1: Kernpunkt des Reformkonzepts sind zum einen die Aufbauorganisation, die zum 1. Januar 2003 umgesetzt wird, und zum anderen die Ablauforganisation, in der wir die Arbeit in den Finanzämtern neu strukturieren. Diese wird im Rahmen einer Projektorganisation weiterentwickelt und beschäftigt sich mit den Vorschlägen zur Serviceorientierung der Finanzverwaltung, zur Forcierung des Technologieeinsatzes, einer Stärkung von Führungskompetenz sowie der Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit und dem Ausbau und Aufbau von Controllingsystemen.

Die Struktur der 37 rheinland-pfälzischen Finanzämter ist zurzeit sehr heterogen. Die Ämtergrößen variieren hinsichtlich ihrer Mitarbeiterzahl zwischen 25 und 410. Auch das Steueraufkommen hat eine Spreizung zwischen 27 Millionen und 2,1 Milliarden oder, um es relativ auszudrücken, zwischen 1,3 und 100.

Problematisch in den kleinen Ämtern ist insbesondere, dass für einzelne sehr spezifische Fachfragen nur ein Bediensteter und der zum Teil auch nur mit einem Teil seiner Arbeitskraft zur Verfügung steht. Nur größere Verwaltungseinheiten sind in der Lage, jeweils flexibel zu reagieren und die fachliche Funktionsfähigkeit sicherzustellen. Das Konzept sieht daher vor, die Finanzamtsbezirke von aktuell 37 auf 26 zusammenzulegen. So werden handlungsfähige Organisationseinheiten geschaffen, ohne die Präsenz in der Fläche aufzugeben.

Im Einzelnen werden zusammengelegt Finanzamt St. Goar und St. Goarshausen, Bitburg und Prüm, Kusel und Landstuhl, Wittlich und Bernkastel-Kues, Worms und Kirchheimbolanden, Altenkirchen und Hachenburg, Pirmasens und Zweibrücken, Speyer und Germersheim, Montabaur und Diez, Bingen und Alzey sowie Simmern und Zell. Die neuen Finanzämter werden einheitlich einen neuen Doppelnamen tragen.

Zu Frage 2: Rheinland-Pfalz ist ein Flächenland. Die Steuerverwaltung war immer in der Fläche vertreten, und sie wird dies auch weiterhin sein. Die derzeitigen Standorte bleiben sämtlich erhalten. Es werden Finanzamtsbezirke zu einheitlichen Bezirken zusammengelegt, um flexible Organisationseinheiten zu schaffen. Die Bürgernähe geht nicht verloren. Sie bleibt sichergestellt.

(Beifall des Abg. Dr. Schiffmann, SPD)

Die im Rahmen des Leistungsvergleichs zwischen den Finanzämtern durchgeführten Kundenbefragungen haben allen Finanzämtern in der Frage der Bürgernähe ein

gutes Zeugnis ausgestellt. Mit der Strukturreform wird dieser gute Standard sichergestellt.

Zu Frage 3: Der Neuzuschnitt der Finanzamtsbezirke wird personalwirtschaftliche Konsequenzen, in erster Linie und zunächst bei den Vorstehern und den Geschäftsstellenleitern der betroffenen Ämter, haben. Diese werden jedoch sozialverträglich geregelt und die persönlichen Belange der Mitarbeiterinnen und der Mitarbeiter, auch derer, die dann in Folge umgesetzt werden müssen, so weit wie möglich Berücksichtigung finden. In der vergangenen Woche bzw. Anfang dieser Woche wurden in einer Vorsteherkonferenz bzw. in einer Konferenz mit allen Personalräten der Ämter die beabsichtigten Maßnahmen umfassend erörtert. Dabei zeigte sich großes Verständnis für die geplanten Neuerungen und breiter Konsens hinsichtlich der Notwendigkeit, zu größeren Einheiten und damit zu wirtschaftlicheren Strukturen zu kommen. Im Übrigen werden sich die personalwirtschaftlichen Fragen über die natürliche Fluktuation regeln.

Zu Frage 4: Die Grunderwerbsteuerstellen weisen den höchsten Anteil an kleinsten Bruchteilsarbeitsgebieten auf, nämlich zwischen 0,15 im Finanzamt Zweibrücken und einer Arbeitskraft im größten Amt Koblenz. Sie werden daher an den vier Finanzamtsstandorten Landau, Mayen, Trier und Worms zentralisiert. Die Bürgernähe steht dazu nicht im Widerspruch, da die Grunderwerbsteuerstellen nahezu keinen Publikumsverkehr haben. Im Übrigen werden wir auch durch diese Maßnahme einen beträchtlichen wirtschaftlichen Effekt erzielen.

So weit zur Beantwortung, Herr Präsident.

(Beifall bei SPD und FDP)

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Jullien.

Herr Finanzminister, Sie haben ausgeführt, dass noch in diesem Jahr dieser Umbau abgeschlossen sein soll und aufgrund der neuen Struktur 100 Stellen abgebaut werden. Könnten Sie einmal konkret darlegen, um welche Stellen es sich dabei handelt und wie im Einzelnen dieser Umbau bis zum Jahresende vorgesehen ist?

(Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Kann man das nicht im Fachaus- schuss beraten?)

Wir werden die Reform zum 1. Januar 2003 umsetzen. Das wird mit einer Verwaltungsvorschrift geschehen. Die restliche Zeit bis zum Jahresende werden wir dazu nutzen, in Gesprächen mit den Ämtern zu neuen Strukturen zu kommen. Dabei wird sich zeigen, welche Arbeitsgebiete im Einzelnen an welchen Stellen angesiedelt werden. Wichtig ist nur eines – das ist die Vorgabe –: Die

Zusage „Wir bleiben in der Fläche präsent“ ist keine leere Hülse, sondern sie wird ausgefüllt werden auch durch die konkrete Entscheidung, bestimmte Arbeitsgebiete, insbesondere die Arbeitnehmerveranlagung, und die allgemeinen Veranlagungsbezirke vor Ort zu belassen.

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Kramer.

Herr Staatsminister, teilen Sie die Befürchtungen vor Ort, dass zum Beispiel bei uns in Germersheim die Befürchtungen geäußert werden, nachdem Sie Germersheim und Speyer zusammenlegen, zunächst den Leiter und den geschäftsführenden Beamten abzuziehen und anschließend die Verwaltung oder das Finanzamt zu schließen? Es gibt Beispiele – Katasteramt oder Straßenmeisterei –, wo es ähnlich war. Am Schluss waren die Behörden weg.

Nein, ich kann diese Befürchtung nicht nachvollziehen. Ich will Ihnen auch nachdrücklich widersprechen, weil es dafür keinen Grund gibt. Es würde auch bedeuten, dass man an anderen Stellen neue Räumlichkeiten schaffen müsste und ein großes Bauprogramm in Gang gesetzt werden müsste. Dies wollen wir nicht tun. Noch einmal: Die Aufrechterhaltung der Bürgernähe, der Präsenz in der Fläche, ist eine „Conditio sine qua non“ dieser Reform.