Wir sind der Meinung, junge Menschen können sich mithilfe von Eignungsberatungsverfahren frühzeitig mit den Chancen, aber auch mit den Erwartungen des Berufsbildes Lehrer auseinandersetzen und eine fundierte Studienauswahl treffen. Wir verstehen dieses Eignungsberatungsverfahren als Angebot, das keinen Studienwunsch unterbinden, aber die Studienentscheidung schärfen soll.
Im Ausschuss hat der Kollege Lederer den Antrag mit der Begründung abgelehnt, dass es an den Universitäten bereits eine zentrale Studienberatung gebe, die eine Einschätzung der Eignung zum Lehrberuf anbiete. Ich weiß nicht, ob er den Einwand wirklich ernst genommen hat, weil er vielleicht nicht weiß, wie die Eignungsverfahren ablaufen. Ich glaube nicht, Herr Kollege Lederer, dass gerade Sie sich als ehemaliger Lehrer von einem Verwaltungsbeamten hätten beraten lassen wollen, ob Sie Lehrer werden sollen.
Meine Damen und Herren, wir möchten, dass alle Universitäten in Bayern diese Chance nutzen können und sie auch verpflichtend wahrnehmen sollten, um eine bessere Auswahl für den so wichtigen pädagogischen Lehrerberuf treffen zu können.
Herr Kollege Felbinger, Sie waren für heute Vormittag zusammen mit mir beim "vbw" angemeldet, um zu hören, was verschiedene Professoren und Fachleute aus ganz Deutschland – nicht nur aus Bayern – unter Anleitung von Frau Hannover zu diesem Thema sagen. Wären Sie da gewesen, wüssten Sie, dass die Professoren keineswegs so etwas gefordert haben, was Sie ausgeführt haben. Sie haben vielmehr sehr differenziert darauf hingewiesen, dass es ganz unterschiedliche Realitäten gibt und dass das Wichtigste, die persönliche Einvernahme und Eignungsprüfung schon bei der Schule und sonstwo ansetzt, die generelle Linie, wie Sie sie fordern, aber nicht weiterführt. Darin waren alle einig. Herr Wenzel wollte mehr Geld, und auch einige andere wollten mehr Geld. Das ist immer das Gleiche. Im Wesentlichen waren sich aber alle einig, dass das, was Sie jetzt ohne Kenntnis von heute Vormittag gefolgert haben, eher nicht die Problemlösung bedeutet.
Herr Kollege Goppel, warum das Kultusministerium aufgrund der Befunde von heute Vormittag heute Nachmittag in einer Pressemitteilung gesagt hat:
Bayern ist bereits in allen Handlungsfeldern aktiv. In den vergangenen Jahren hat der Freistaat Bayern darüber hinaus ganz gezielt in die Lehrergesundheit investiert. Hierzu gehören auch Maßnahmen zur Prävention psychischer Belastungen bei Lehrkräften.
Hierzu gehört etwa im Handlungsfeld "Unterstützung der Interessenten für das Lehramtsstudium vor der Aufnahme und während des Studiums" ein umfangreiches Angebot von Eignungsberatungen vor und während des Studiums an den meisten bayerischen Universitäten.
Jetzt frage ich mich, was Sie beim vbw gehört haben und was das Kultusministerium daraus schlussgefolgert hat. Aber das Urteil können Sie sich selbst bilden.
Danke schön, Kollege Felbinger. Für die CSU-Fraktion spricht jetzt Herr Kollege Lederer. Bitte sehr.
Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die FREIEN WÄHLER fordern in ihrem Antrag, Eignungsberatungsverfahren für Lehramtskandidaten an allen bayerischen Universitäten zu forcieren, sodass jede Universität ein solches Angebot vorhält. Dafür wollen Sie eine entsprechende finanzielle Unterstützung und einen Online-Eignungstest, der die spezifische Situation des bayerischen Schulsystems abbildet.
Als Begründung wird unter anderem ausgeführt, dass ein Drittel der Lehramtsstudenten – gerade eben haben wir die Zahl von 40 % gehört – eventuell nicht für diesen Beruf geeignet ist und dass Eignungstests zu einer fundierten Abschätzung von Erwartungen und Möglichkeiten im Lehramtsberuf dienen können.
An einer Reihe von bayerischen Universitäten gibt es in bestimmten Fächern bereits Eignungsverfahren.
Aber diese Eignungsberatungsverfahren sind nicht hundertprozentig ausgereift. Das sagen uns die Professoren von den Universitäten München, Passau und Eichstätt-Ingolstadt. Woran hakt es? – Erstens gibt es in der Wissenschaft noch keinen breiten Konsens über die Kriterien, die einen guten Lehrer ausmachen. Zweitens fehlen zuverlässige diagnostische Instru
Drittens ist die prognostische Qualität von Diagnosen, insbesondere zu Beginn eines Studiums, nicht so groß, als dass sie Eingriffe in das Recht der freien Berufswahl rechtfertigen würde. Vielmehr können sich entsprechende Voraussetzungen und Fähigkeiten erst im Laufe des Studiums bzw. Referendariats – wir sprechen hier von sechs, sieben Jahren oder mehr – entwickeln. Deshalb ist weiterhin erst einmal Forschung nötig, um belastbare Prognosen zu ermöglichen; denn erst dann ist eine Methode wirklich verantwortbar.
Weil Sie, lieber Kollege Felbinger, vorhin das Thema PArcours in Passau angesprochen haben: Wenn ich es richtig recherchiert habe, war es im vergangenen Jahr so, dass sich von 479 Lehramtsstudenten in Passau ganze 16 %, nämlich 75 Studierende, freiwillig für PArcours gemeldet haben. Am Ende des Tages wurde ganzen zwei Studentinnen und Studenten vom Lehramtsberuf abgeraten.
Das zeigt schon ein Stück weit, wo nach wie vor die Probleme bei solchen Eignungsberatungsverfahren liegen. Das ist wohl auch der Grund, weshalb der Landespersonalausschuss davon abgesehen hat, zum jetzigen Zeitpunkt zu empfehlen, ein Verfahren wie PArcours flächendeckend in Bayern einzuführen. Vielmehr hat der Landespersonalausschuss angeregt, im Rahmen eines Modellversuchs Langzeitstudien durchzuführen.
Dennoch – das streite ich ja gar nicht ab – macht es Sinn, Studienanfänger zu beraten. Deswegen gibt es, wie Sie eben gesagt haben, an allen Universitäten sowohl die zentrale Studienberatung als auch die jeweiligen Fachstudienberater, die die Möglichkeit eines persönlichen Beratungsgesprächs mit der Einschätzung der Eignung zum Lehrberuf anbieten.
Darüber hinaus bietet zum Beispiel das Münchner Zentrum für Lehrerbildung sogar studienbegleitende Eignungsberatungsverfahren an, ebenso Trainingsmaßnahmen zum Ausgleich von Defiziten.
Die von Ihnen schon angesprochene Universität in Passau und beispielsweise auch die Universität in Würzburg arbeiten nach wie vor daran, spezifische Studienberatungsverfahren zu optimieren, und forschen hier weiter. Solange aber keine Forschungsergebnisse vorhanden sind, die auf ein praktikables,
ressourcenschonendes und vor allem prognosesicheres Eignungsberatungsverfahren hindeuten, macht es aus unserer Sicht wenig Sinn, eine flächendeckende Einführung in Bayern zu fordern.
Der von Ihnen geforderte Online-Test ist schon seit längerer Zeit in Bearbeitung und soll ab Sommer online gestellt werden. Die CSU-Fraktion wird daher diesen Antrag ablehnen.
Vielen Dank, Herr Kollege Lederer. – Jetzt haben wir eine Zwischenbemerkung vom Kollegen Felbinger. Bitte sehr.
Herr Kollege Lederer, Sie haben den Landespersonalausschuss angesprochen und haben diesen auch zitiert. Sie haben aber nicht die nächsten Zeilen zitiert; denn darin ist ganz klar festgehalten, dass der Landespersonalausschuss dieses Eignungsverfahren durchaus empfiehlt, aber einschränkend betont, dass es noch organisatorische Umsetzungsschwierigkeiten gibt. Sie können also hier nicht behaupten, der Landespersonalausschuss hätte sich dagegen ausgesprochen. Das ist mitnichten der Fall.
Herr Kollege Felbinger, ich habe gesagt, dass der Landespersonalausschuss davon abgesehen hat, zum jetzigen Zeitpunkt zu empfehlen, ein Verfahren wie PArcours flächendeckend in Bayern einzuführen. Das ist ziemlich wörtlich den Unterlagen entnommen worden.
Ich gebe Ihnen ja recht, dass es grundsätzlich Sinn macht, solche Beratungsverfahren weiterzuentwickeln. Aber wir sind heute noch nicht so weit, um sagen zu können, dass ein solches Eignungsverfahren flächendeckend an allen bayerischen Universitäten eingeführt werden soll. Wenn wir einmal so weit sind, können wir uns gerne noch einmal darüber unterhalten.
Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Als ich damals diesen Artikel in der "Süddeutschen Zeitung" über das Modell PArcours gelesen habe, fand ich das richtig gut, um einmal zu erfahren, wie junge Menschen eigentlich ticken, die den Beruf des Lehrers ergreifen wollen. Welche Lust haben sie, mit Kindern zu arbeiten? Wie
Wenn Sie jetzt das Ganze einfach so herunterreden und mit niedrigen Zahlen argumentieren, dann muss ich sagen: Das Verfahren gibt es, glaube ich, erst seit 2013. Alles, was an einer Universität neu ist und möglicherweise angstbesetzt, weil bei dem Verfahren vielleicht herauskommt, dass man den angestrebten Beruf nicht gut ausüben könnte und dass die Studienrichtung nicht die richtige ist, muss sich doch erst einmal herumsprechen. Insofern wäre ich, was die Bewertung von PArcours betrifft, zunächst etwas zurückhaltend.
Eines ist mir jedoch sehr wichtig, und das muss ich jetzt auch sagen: Spätestens seit der Hattie-Studie hat jeder gewusst, wie wertvoll und wichtig der Lehrer ist - er ist nämlich der Hauptakteur im System Schule
Es geht darum, dass man diesen Beruf ernst nimmt und eine große Verantwortung für die Lern- und Lebenschancen von unseren jungen Menschen trägt. Die Lehrkraft hat es entscheidend in der Hand, wie sie die jungen Menschen motiviert, sie aufbaut, wie sie Spaß an schwierigen Lerninhalten vermittelt und wie sie begeistern kann. Ein kleines Beispiel, Herr Goppel – jetzt ist er, glaube ich, nicht mehr da.
- Doch, er ist noch da. Jetzt muss der Herr Goppel dran glauben. Herr Goppel, wenn Sie jetzt Pädagoge wären
- ja genau, war er ja auch mal -, dann würde ich Sie jetzt in die Kategorie einordnen: Der Pädagoge, der beschämt.
- Weil Sie den Kollegen Felbinger bloßgestellt haben. Das war eine Bloßstellung, und das ist nicht unbedingt qualifizierend für einen guten Lehrer.