Frau Präsidentin, Kolleginnen und Kollegen! Es ist gut und richtig, dass wir als Landtag die Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018 unterstützen, und das mit ganz breiter Mehrheit und einem interfraktionellen Antrag. Ich sage gleich: Es ist gut, dass die Freien Wähler die Sache angeschoben haben. Ich denke, der Zeitpunkt ist richtig, er kann nur richtig sein. Von daher werden wir ihren Antrag auch unterstützen.
Schade, dass die GRÜNEN nicht mit dabei sind. Eine Bewerbung, die in ökologischer Hinsicht beispielhafter sein könnte, gibt es nicht. Ich will Sotschi oder Vancouver nicht groß erwähnen, aber hier in München werden wir Olympische Winterspiele haben, die bahnbrechend und wegweisend ökologisch sind. Ich nenne nur drei Argumente: Das Biosphärenreservat im bayerischen Oberland, das von den Umweltverbänden seit Jahrzehnten gefordert wird, wird jetzt angeschoben und
kann umgesetzt werden. Durch den Bahnausbau wird die Bahnfahrt nach Garmisch-Partenkirchen 20 Minuten kürzer. Die Fahrzeit reduziert sich von 90 auf 70 Minuten. Einen besseren Service für die Bahnkunden können wir kaum bieten. Es ist sogar ein 15-MinutenTakt möglich. Kolleginnen und Kollegen, wenn wir hier von der Entlastung des Individualverkehrs und einer regionalen Entwicklung sprechen, dann ist diese Bahnanbindung eine große Hilfe.
Ich möchte noch die Wohnbauten für die Sportler und Medienleute nennen. Es handelt sich um Energiedörfer. Dort wird mehr Energie produziert, als verbraucht wird. Das ist bahnbrechend; dagegen sind die Niedrigenergiehäuser gar nichts. Ich denke, das wird 2018 der Anschub dafür sein, dass wir auch im Wohnbau eine Wende erleben. Dass so etwas im Jahr 2018 schon Standard wäre, ist ganz bestimmt nicht wahr; das kann ich Ihnen auf jeden Fall sagen.
Olympische Spiele sind Motor auch für den Breitensport. Das wird oft vergessen, weil stets der Spitzensport im Vordergrund steht. In München profitieren wir heute noch von der vielfältigen Sportlandschaft, die für die Olympischen Sommerspiele 1972 entstanden ist. Wir haben nun die Möglichkeit, diese Anlagen zu sanieren, auszubauen und zu nutzen.
Noch einmal: Die Olympischen Spiele sind Motor für die Paralympics. Wir haben hier die Möglichkeit, einen Bereich, der Integration bewirkt - wir sprechen immer von der UN-Konvention und Ähnlichem -, mitzuziehen. Das machen die Olympischen Spiele möglich. Wir können die Paralympics mitziehen. Ich denke, das allein ist es schon wert, die Olympischen Spiele zu unterstützen und durchzusetzen.
Es wird immer wieder kritisiert, dass wir nicht einfach die vorhandenen Sportstätten nutzen. Das Konzept "München + 2", das die Cluster so eng wie möglich setzt, hat als Hintergrund die Idee der Olympischen Spiele. Die Welt soll sich treffen, Sportler sollen zusammenkommen, und das ist nicht möglich, wenn jede Sportart einzeln irgendwo ihre Wettkämpfe ausficht. Ein Zusammentreffen kann nur stattfinden, wenn die Spiele möglichst konzentriert durchgeführt werden. Von daher ist das Konzept vernünftig und richtig. Es entspricht der olympischen Idee. Bis jetzt haben auch nur die Länder, die ein Cluster-Konzept für Winterspiele abgegeben haben, den Zuschlag erhalten. Wenn wir also erfolgreich sein wollen, dann mit diesem Cluster-Konzept.
Die Bewerbung bietet zudem die Möglichkeit, dass sich Bayern weltweit positiv darstellen kann. Wir profitieren
vom Bewerbungsverfahren an sich. Deshalb ist es richtig, dass der Landtag dieses noch einmal nach außen deutlich macht.
Das Abstimmungsverhalten habe ich genannt. Wir werden den Antrag der GRÜNEN ablehnen und dem überfraktionellen Antrag ebenso wie dem Antrag der Freien Wähler zustimmen. Ich sage Ihnen: Bayern ist für die Winterspiele 2018 ein Gastgeberland mit Herz, und wir sind das Tor zur Welt.
Frau Stachowitz, bleiben Sie bitte am Pult. - Danke. Es gibt eine Zwischenintervention des Kollegen Dr. Runge.
Danke, Frau Präsidentin. Mein Beitrag war eigentlich als Zwischenfrage gedacht, deswegen stelle ich nun eine Frage. Frau Stachowitz, Sie haben gerade für das Konzept in Form eines Cluster-Angebots geworben und Argumente gebracht, warum die Sportstätten möglichst nah beieinander liegen sollen und nicht mehrere Sportstätten genutzt werden sollen. Wie beurteilen Sie denn Ihre Parteifreundinnen und -freunde im Gemeinderat von GarmischPartenkirchen, die dezidiert Ja zur Olympiade sagen, aber wollen, dass Ruhpolding und Oberstdorf mit aufgenommen werden?
Sie wollen anscheinend jetzt meine persönliche Bewertung der Auffassung der Mitglieder des Gemeinderats hören. Ich denke, Sie sollten mit den Kollegen selber sprechen. Ich persönlich unterstütze diese Auffassung nicht; das habe ich hier deutlich gesagt. Ansonsten stehe ich nicht in der Verantwortung für die Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat von Garmisch-Partenkirchen.
Frau Kollegin, bleiben Sie bitte weiter am Pult. Herr Kollege Pfaffmann hat sich für eine Zwischenintervention gemeldet.
Frau Kollegin, würden Sie Herrn Kollegen Runge einmal fragen, wie er es denn bewertet, dass sein Kollege von den GRÜNEN, Herr Boris Schwartz, Stadtrat in München, dieses Konzept mit ausgearbeitet hat und von den besten ökologischen Voraussetzungen, die es je gegeben hat, spricht?
Ich denke, hier sollte die olympische Idee nach vorn gebracht werden. Von daher möchte ich das personelle Hickhack beenden,
was wohl auch im Sinne der GRÜNEN ist. Wir hier im Landtag unterstützen die Olympischen Spiele. Ich denke, das ist zum Vorteil Bayerns und insbesondere der Region.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich weiß, dass Klimaschutz, Klimaneutralität und Nachhaltigkeit Begriffe sind, die man heutzutage in einer ganzen Reihe von Angelegenheiten findet. Das ist sicher begrüßenswert, aber, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen von der SPD, ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist und wie Sie Nachhaltigkeit definieren. Sie haben gerade das nachhaltige Konzept der Spiele 2018 in München, Garmisch-Partenkirchen und am Königssee in den Mittelpunkt gestellt. Für mich bedeutet Nachhaltigkeit, bestehende Anlagen wieder zu verwenden. Kann es denn nachhaltig sein, wenn ich Anlagen für Biathlon und nordische Wettbewerbe nur für ein vierzehntägiges Event baue? Die gesamten Anlagen in Oberammergau werden neu geschaffen und nach vierzehn Tagen wieder abgerissen. Soll das nachhaltig sein? Bei aller Liebe, ich verstehe nicht, wie man bei dieser Bewerbung von Nachhaltigkeit sprechen kann, wenn man auf Anlagen setzen muss, die für ein vierzehntägiges Event einmalig geschaffen und anschließend wieder zurückgebaut werden.
Im Bewerbungskonzept klingt das natürlich besser. Dort redet man von temporären Anlagen, die geschaffen und dann wieder zurückgebaut werden, um dann anderswo untergebracht zu werden. Uns muss eines klar sein, und dabei appelliere ich auch an die Kolleginnen und Kollegen der CSU aus den betreffenden Regionen: Sie wissen doch genau, wie viel Geld Gemeinden wie Ruhpolding oder Oberstdorf in den Unterhalt ihrer Anlagen investieren, um immer auf Weltspitzenniveau zu bleiben. Jetzt machen sie ein Bewerbungskonzept, bei dem man auf Nachhaltigkeit setzt, aber auch sagt: Diese Orte brauchen wir gar nicht; München macht es zusammen mit Garmisch und Oberammergau, dort schaffen Sie neue Anlagen, die nachher wieder zurückgebaut werden müssen. Das kann nicht nachhaltig sein.
Ich gebe Ihnen recht, es gibt sicher keine Spiele, die hundertprozentig nachhaltig sind. Darin würde ich Ihnen durchaus recht geben. Oberstes Ziel müsste es aber sein, bestehende Anlagen zu verwenden. Wir, die Fraktion der GRÜNEN, haben lange über dieses
Thema diskutiert. Das kann man ganz offen zugeben. Wir haben schon im Frühjahr das Anliegen vertreten, ernsthaft das Konzept München plus vier zu prüfen, es in die Debatte zu bringen und dessen Vor- und Nachteile zu suchen. Die Bewerbungsgesellschaft sagte aber gleich zu Anfang: Es ist längst entschieden, wir bewerben uns mit dem Konzept München plus zwei. Diesen Weg können wir nicht mitgehen. Wenn wir bestehende Sportanlagen haben, ist es immer das oberste Ziel, diese zu verwenden.
Folgendes kommt hinzu, vorhin wurde es angesprochen: Das Wort von den Plus-Energiehäusern klingt schön. Es ist auch wünschenswert, dass solche Anlagen gebaut werden. Laut Bewerbungsgesellschaft ist auch ein Olympisches Dorf in Garmisch-Partenkirchen geplant. Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung der letzten Jahre gibt es dort aber 800 leerstehende Wohnungen. Laut einer Prognose bis zum Jahr 2028 ist Garmisch-Partenkirchen einer der wenigen Landkreise in Oberbayern mit einer negativen Bevölkerungsentwicklung. Dort schaffen wir ein neues Olympisches Dorf, für das wir kaum eine Nachnutzung finden können, weil bereits jetzt 800 Wohnungen leer stehen. Das kann nicht nachhaltig sein.
Wir lehnen das Konzept München plus zwei ganz klar ab, weil solche Spiele nicht ökologisch sein können. Wenn München vorzeigefähige Spiele ausrichten will, die wirklich ein Novum sind, dürfen wir nicht schon ab der ersten Minute der Bewerbung sagen: Wir müssen neue Anlagen bauen, die wir nachher wieder abreißen. Das kann nicht sein.
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wenn wir an positive Bilder von Deutschland in den Medien denken, erinnern wir uns an die Fahnen, an den Spaß und an die Freude bei der Fußballweltmeisterschaft 2006. Dass wir Deutsche Weltmeister im Organisieren sind, hatte man uns vorher vielleicht auch schon zugetraut. Dass wir aber weltoffen und sympathisch sind, konnten wir durch die Fußball-WM international beweisen.
Jetzt haben wir wieder die Chance, ein sportliches Highlight auszurichten, die Olympischen und die Para
lympischen Winterspiele 2018. So kann aus dem Sommermärchen vielleicht auch ein Winterzauber werden.
Der olympische Gedanke ist geprägt von der Idee der Völkerverständigung, der Toleranz und der Freude am Wettbewerb. Millionen Menschen in der Welt fiebern mit, wenn Ausnahmetalente Rekorde aufstellen. Bayern wird zum Synonym für Leistung, Freude und Weltoffenheit. Erfolgreiche Weltsportereignisse schaffen eine positive Stimmung, eine Stimmung der Begeisterung. Sie geben auch positive Impulse für die Volkswirtschaft. Die Bundesagentur für Arbeit geht davon aus, dass aufgrund der Fußball-WM 50 000 neue Stellen geschaffen und 100 Millionen Euro an zusätzlichen Steuereinnahmen generiert wurden. Die Besucher der Sportstätten werden einen Aufenthalt in unserem Land sicher mit dem Besuch anderer Sehenswürdigkeiten verbinden. Die Infrastruktur wird ausgebaut, und Bayern wird als Tourismusregion weltweit Aufmerksamkeit auf sich lenken. Der Tourismus wird nicht nur während der Winterspiele, sondern auch für die Zukunft gestärkt. Ein Land, das sich als leistungsstark, weltoffen und sympathisch präsentiert, wird auch interessant für Investoren. Olympia ist ein Standortfaktor für die Zukunft.
Liebe Grüne, Bayern hat gegenüber den Mitbewerbern einen großen Vorteil. Wir können weitgehend auf vorhandene Sportstätten zurückgreifen. Im Vergleich zu den Mitbewerbern vermindert sich der Eingriff in die Natur auf ein Mindestmaß.
Die Sportstätten müssen im Zuge der Skiweltmeisterschaft 2011 und der Bobweltmeisterschaft ohnehin modernisiert werden. In München sind an den vorhandenen Sportstätten Renovierungsmaßnahmen nötig, die mit oder ohne Olympiade getätigt werden müssen. Vor allem profitieren aber die Menschen in Bayern von der verbesserten Infrastruktur und den Sportstätten. Landschaftlich und sportlich attraktive Regionen sind auch für uns ein großer Gewinn an Lebensqualität.
Die Olympiade ist auch eine große Chance, den Stellenwert des Sports in der Gesellschaft zu stärken. Die Gesundheitspolitiker wissen, wie wichtig das für die gesamte Gesellschaft ist. Die Olympiade soll ein Ansporn für die Menschen sein, Freude an der Bewegung zu erleben. Das gilt in ganz besonderem Maße für die Paralympics. Wer einmal beim Skifahren gesehen hat, wie jemand auf einem Bein an einem vorbeiwedelt, kann wirklich nur staunen. Gerade die Leistungen bei den Paralympics zeigen, dass Olympia Unmögliches möglich macht. Olympia verbindet Nationen. Dass Olympia Unmögliches möglich macht, könnte bedeuten, dass es
auch hier im Hohen Hause Fraktionen miteinander verbindet. Liebe Grüne, ich hoffe, dass Olympia Unmögliches möglich macht und Sie diesen Anträgen zustimmen.
Sehr geehrter Herr Präsident, werte Kolleginnen und Kollegen! Es geht hier um Olympia, um einen großen und hehren Gedanken. Wir leben in einer Welt, die von Gewalt und Kriegen zerrissen ist. Bei Olympia treffen sich Athleten und Sportler aus allen Nationen dieser Welt, um friedlich Sport zu treiben. Gibt es etwas Schöneres? Gibt es etwas Besseres? Deshalb sollten auch wir in diesem Hohen Haus soviel Sportsgeist haben, dass wir diese Idee unterstützen und über alle Grenzen hinweg zusammenarbeiten.