Ich werde deswegen Ende des Monats erneut nach Jerusalem gehen, bei der Einweihung eines Konferenzzentrums der Jerusalem Fondation dabei sein und im Übrigen Teddy Colleg zu seinem 90. Geburtstag gratulieren. Ich werde Schimon Peres sehen und, ich denke, auch den neuen israelischen Ministerpräsidenten.
Meine Damen und Herren, die Pflege der wirtschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Kontakte zu den Vereinigten Staaten von Amerika ist für uns natürlich von herausragender Bedeutung. Die USA sind, das wissen Sie, der wichtigste Investor in Thüringen. 33 Investitionen mit einem Gesamtvolumen von fast 2 Mrd. DM sind getätigt worden und weiterhin sind die USA das wichtigste Abnehmerland für Thüringer Waren. Die Unternehmens
kooperationen haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Dieser bedeutende wirtschaftliche Faktor wird abgerundet durch eine weiterhin steigende Zahl von Hochschul- und Schulpartnerschaften, derzeit 40 Hochschulpartnerschaften und 55 Schulpartnerschaften. Die Landesregierung wird diesen Kontakt in die USA auch in Zukunft pflegen, um unser Land bei wichtigen Investitionsentscheidungen immer wieder ins Gespräch bringen zu können.
Die Gestaltung der Beziehungen zu Russland sind angesichts der enormen politischen Bedeutung des Landes natürlich für uns ebenfalls von Wichtigkeit. Allerdings haben die politischen und wirtschaftlichen Probleme Russlands dazu geführt, dass sich die Kontakte nicht so dynamisch entwickelt haben wie erhofft. Einzelne Wirtschaftskontakte haben wir mit der Region Saratow geknüpft, wo die Bundesrepublik Deutschland als einziger ausländischer Staat ein Generalkonsulat unterhält. Auch in die nordwestlichen Regionen Russlands - Petersburg, Nowgorod - haben wir Wirtschaftskontakte angebahnt, überwiegend mit dem Bemühen auch hier auf die Zukunft hin zu denken. Dass ein Zukunftsmarkt in Russland liegt, weiß jeder, nur weiß nicht jeder so genau, wann die Zukunft beginnt.
Meine Damen und Herren, überwiegend wirtschaftlich geprägt sind unsere Kontakte nach Fernost. Japan gehört zu den wichtigen Investoren in Thüringen. Ich verweise nur auf Fujitsu-Siemens in Sömmerda. Die Zusammenarbeit zwischen Thüringer und japanischen Hochschulen spielen im Hightech-Bereich eine wichtige Rolle. Ich beabsichtige, möglichst im Oktober, zu der von der Thüringer Außenwirtschaftsfördergesellschaft veranstalteten Projektwoche "Thüringen in Japan - Partner in der Innovation" nach Japan zu gehen und in der japanischen Provinz Gifu sollen Gespräche über Möglichkeiten für Thüringer Unternehmen geführt werden.
Ähnliche Motive haben uns im letzten Jahr bewogen nach Korea zu reisen, wo eine umfangreiche Präsentation "Hightech - Made in Thüringia" stattfand. Eine Folgeveranstaltung von und mit Unternehmen aus dem Biotechnologiebereich hier aus Thüringen ist in Vorbereitung.
Die Landesregierung, meine Damen und Herren, hat sich in den Leitlinien zur Entwicklungszusammenarbeit vom Januar 1996 auch ausdrücklich zu ihrer entwicklungspolitischen Verantwortung bekannt. Seit 1996 konzentrieren wir uns in unserem entwicklungspolitischen Engagement auf das Königreich Kambodscha. Wir fördern die Erarbeitung eines Konzepts für die Abfallentsorgung und Abfallverwertung einschließlich der Ausbildung von entsprechendem Fachpersonal. Sie wissen, dass Umweltprobleme, und hier speziell die Abfallentsorgung, zu den drängendsten und zugleich oft ungelösten Problemen in den Entwicklungsländern zählen. Mit seinen als junges Land nach wie vor bescheidenen Möglichkeiten möchte Thüringen hier einen nachhaltigen Beitrag leisten. Die Staatskanzlei finanziert das Projekt mit 20.000 DM jährlich
Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auch auf die Kontakte Thüringer Hochschulen zu den Entwicklungsländern allgemein, ebenso auf die entwicklungspolitische Informations- und Bildungsarbeit. Hier finden seit 1994 im Schulbereich jährlich die Thüringer entwicklungspolitischen Bildungs- und Informationstage statt. Zu wenig Jugendliche wissen, was los ist in Afrika, meine Damen und Herren, und zu wenig Jugendliche wissen, welche Katastrophe droht, wenn Afrika sich nicht stabilisiert. Das nenne ich nur als Beispiel.
Lassen Sie mich jetzt bitte, wie es ja auch in der Verbindung der beiden Tagesordnungspunkte zum Ausdruck kommt, eine Bemerkung zu Litauen machen. Wir behandeln eben nicht nur die Regionalpartnerschaften, sondern auch den fraktionsübergreifenden Antrag zu Litauen Jaschke, Ramelow und Genossen, wie man sagen könnte,
Meine Damen und Herren, das ist ein interfraktioneller Antrag. Ich habe ihn ja nur gelesen. Die Landesregierung unterstützt diesen Antrag natürlich,
meine Damen und Herren, ausdrücklich. Wir möchten der weiteren Vertiefung der Partnerschaft zwischen beiden Parlamenten nach Kräften unsere Unterstützung zuteil werden lassen. Es handelt sich hier um eine einzigartige Zusammenarbeit zwischen dem Thüringer Landtag und dem Parlament eines EU-Beitrittskandidaten. Ich bin sehr dankbar, dass der Landtag diese Partnerschaft geschlossen hat und sie, wie man beobachten kann, auch tatsächlich fortlaufend pflegt. Auch wir entfalten im Rahmen unserer Möglichkeiten unsere Kontakte nach Litauen. Die Staatskanzlei hat von Oktober bis Dezember 2000, zusammen mit der Carl Duisberg Gesellschaft ein dreimonatiges Pilotprojekt zur Fortbildung von fünf Fach- und Führungskräften aus litauischen Unternehmen durchgeführt. Dabei hat es sich um Unternehmen gehandelt, die enge Kontakte zu Thüringer Partnerfirmen unterhalten. Das Volumen betrug knapp 63.000 DM und ist aus Mitteln der Staatskanzlei sowie von Thüringer Unternehmen finanziert worden. Eine Fortführung und Erweiterung dieses erfolgreichen Projekts ist geplant. Nach unserer Kenntnis sind rund 50 Thüringer Firmen in ständigen Geschäftsbeziehungen mit Litauen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche durch uns geförderte Aus- und Fortbildungsprojekte sowie einen regen Schul- und Hochschulaustausch. Ich freue mich, dass der litauische Außenminister eine Einladung zum "Erfurter Dialog" angenommen hat. Er wird voraussichtlich im Herbst des Jahres kommen.
Meine Damen und Herren, wenn wir unser Ziel, eine dauerhafte europäische Friedensordnung, erreichen wollen, dann tun wir, glaube ich, gut daran, den Ausspruch Vaclav Havels zu beherzigen, der das Gebot der Stunde einmal so zusammengefasst hat: "Wenn der Westen den Osten nicht stabilisiert, destabilisiert der Osten den Westen." Ich möchte aber diesen Satz heute nicht nur auf unsere partnerschaftlichen Beziehungen zu den Ländern und Regionen im östlichen Mitteleuropa beschränken, sondern auch auf unsere westeuropäische Partnerregion und auf alle unsere Partnerschaften ausdehnen. Die Stabilität unseres gemeinsamen Hauses "Europa" ist nur dann gesichert, wenn möglichst viele Verstrebungen angebracht sind, wenn alles miteinander verwoben und verbunden ist und wenn auf allen Ebenen Kontakte bestehen. Wenn man keine getrennten Armeen hat, sondern nur noch gemeinsame Armeen, wenn man keine getrennten Währungen mehr hat, sondern nur noch ein gemeinsames Zahlungsmittel, dann kann man auch keinen Krieg mehr miteinander führen, meine Damen und Herren.
Die Landesregierung wird aus diesem Grund ihre Möglichkeiten ausschöpfen, um die bestehenden Regionalpartnerschaften zu festigen und weiterzuentwickeln. Sie sind für uns kein Selbstzweck, sondern sie sind integraler Bestandteil einer auf die Zukunftsfähigkeit gerichteten wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen politischen Entwicklung unseres Landes. Dem kommt eine Bedeutung zu, meine Damen und Herren, die eben wirklich über den Tag hinaus geht, wenn man sich unsere - nicht nur geografisch gemeint - Lage vergegenwärtigt. Mit unserem reichen wirtschaftlichen und kulturellen Angebot verfügen wir über Pfunde, mit denen man international wuchern kann, und genau das möchten wir tun. In Schillers "Wilhelm Tell" steht der skeptische Satz: "Wir könnten viel, wenn wir zusammenstünden." Ich meine, meine Damen und Herren, weil wir zusammenstehen, können wir viel, und weil wir auch in Zukunft zusammenstehen wollen, wollen wir viel für Europa erreichen und dafür unseren im Rahmen unserer Kräfte möglichen Beitrag auch in der Zukunft leisten. Danke.
Das war der Bericht, vielen Dank. Der Antrag auf Aussprache war mir signalisiert worden, also Aussprache beantragt. Wir kommen damit zur Aussprache und es hat sich gemeldet Herr Abgeordneter Döring, SPD-Fraktion.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, von Marion Gräfin Dönhoff stammt folgende Aussage: "Von der Renaissance bis zum Ersten Weltkrieg gab es einen ständigen Dialog der großen Denker in Europa. Jeder kannte die
Werke des anderen, jeder las den anderen, man studierte, ob es Jan Lasky war oder Kopernikus, in Padua, Paris oder Amsterdam. Das war vollkommen selbstverständlich. Dies Europa war ein großer kosmopolitischer geistiger Raum." Meine Damen und Herren, ich bin überzeugt, es ist mehr als eine Vision, dass wir in diesem großen kosmopolitischen geistigen Raum wieder ankommen und es ist für mich selbstverständlich, dass Litauen mit Vilnius und Wilna dazugehören wird.
Meine Damen und Herren, Litauen ist nicht nur der geografische Mittelpunkt des europäischen Kontinents. Jeder, der Litauen besucht, findet vielfältige Zeugnisse für die tiefe Verwurzelung Litauens in die europäische Tradition. Auf Schritt und Tritt spürt man den Atem der europäischen Geschichte und auch in Zeiten der Diktatur hat sich dieses Land nicht aus Europa aussperren lassen, sondern sich immer auch als Teil der geistigen Gemeinschaft Europas verstanden. Seit der Wiederherstellung der Unabhängigkeit strebt Litauen konsequent eine auf dem historischen und kulturellen Erbe Europas aufbauende Entwicklung an. Dabei braucht Litauen die Unterstützung der etablierten europäischen Länder und dabei ist die Erwartung einer Stützung durch Deutschland besonders ausgeprägt. Der Partnerschaftsvertrag zwischen dem Thüringer Landtag und dem litauischen Seimas macht deutlich, dass wir hier eine besondere Verantwortung haben, und dabei ist vor allem der interfraktionelle Arbeitskreis "Freundeskreis Litauen" besonders bemüht, den Partnerschaftsvertrag inhaltlich mit Leben zu erfüllen. Ich möchte mich an dieser Stelle vor allem bei der Landtagspräsidentin bedanken, die die Arbeit des Freundeskreises intensiv unterstützt.
Meine Damen und Herren, die erfolgte Reise der Präsidentin und des Freundeskreises zum Jahrestag der Wiederherstellung der Unabhängigkeit Litauens hat wesentliche Impulse für unsere weitere Arbeit gebracht und die spiegelt sich nicht zuletzt im vorliegenden Antrag wider. In Gesprächen mit dem Parlamentspräsidenten, der Parlamentariergruppe des Seimas für Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland, mit dem Außenminister und dem stellvertretenden Wirtschaftsminister konnten wir feststellen, wie konsequent Litauen darauf hinarbeitet, das umfassende Regelwerk der Europäischen Union umzusetzen. Mit dem Abschluss der Europaabkommen mit Estland, Lettland, Litauen und Polen hat die Europäische Union gegenüber diesen Ländern die Perspektive auf einen Beitritt konkretisiert. Die Tür steht also offen. Allerdings ist dabei die Aussage des Außenministers Valionis schon ernst zu nehmen, der im Hinblick auf die Politik der offenen Tür bemerkte, dass man auch "krank werden könne, wenn man zu lange in offenen Türen stehen bleibt". Litauen braucht eine klare zeitliche Perspektiv und natürlich müssen Litauen und Lettland auch zeitnah mit Estland aufgenommen werden. Klar ist, die rechtliche Bündniszugehörigkeit ist notwendig. Entscheidend ist jedoch das
tatsächliche Eingebundensein. Dabei ist das Zusammenwachsen Europas nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch eine Frage des Geistes. Die kulturelle Bereicherung, die wir durch die Öffnung Osteuropas erfahren haben, wird dabei nach meiner Erfahrung noch nicht genug beachtet und deshalb ist die Durchführung litauischer Kulturtage in Thüringen für mich von besonderer Bedeutung und der Freundeskreis hofft natürlich auch auf Ihre Unterstützung.
Meine Damen und Herren, Litauen ist mit seiner günstigen geostrategischen Lage und seinen gutnachbarlichen Beziehungen in der Region eine wichtige Drehscheibe zwischen Westeuropa und den Märkten in Mittel- und Osteuropa und die Tatsache, dass 95 Prozent der Unternehmen Litauens kleine und mittlere Unternehmen sind, macht deutlich, dass sich eine Zusammenarbeit mit Thüringen geradezu anbietet. Insofern sind Wirtschaftskontakte natürlich auf allen Ebenen sinnvoll und unterstützenswert. Erste konkrete Projekte sind vereinbart und sie finden natürlich die Unterstützung des Freundeskreises.
Meine Damen und Herren, in den Regierungen und Parlamenten mögen die großen Architekten sitzen; auf regionaler und kommunaler Ebene aber arbeiten die Handwerker, die die entscheidenden Brücken bauen. Hier treffen sich die Akteure, hier werden die praktischen Projekte vereinbart und organisiert. Auch aufgrund der Tradition vor der Wende gibt es zahlreiche Partnerschaften und Kontakte zwischen Verbänden, Vereinen und Einrichtungen. Hier sind mir vor allem die Schulpartnerschaften wichtig. Wir haben vereinbart, diese Partnerschaften zu intensiveren und natürlich wird der Freundeskreis dies auch weiterhin begleiten.
Meine Damen und Herren, miteinander leben, untereinander im Gespräch sein, voneinander lernen, in diesem Dreiklang wollen wir Europa fortentwickeln, so Roman Herzog. Und von Jacques Delors stammen die Worte: "Europa braucht eine Seele." Damit hat er, denke ich, die wichtigste Aufgabe für die nächsten Jahre beschrieben; die Köpfe und Herzen der Bürgerinnen und Bürger müssen für Europa gewonnen werden. Dazu bedarf es aber ganz konkreter Partnerschaften, ganz konkreter Projekte. In Gesprächen und bei Besichtigungen in Litauen haben wir überall Aufbruchstimmung und Dynamik gespürt, aber auch die Gefahr von enormen Brüchen im sozialen Bereich. Deshalb ist es wichtig, die inneren Reformen substanziell und nachhaltig zu unterstützen. Unser Antrag wird dazu einen Beitrag leisten und ich bitte Sie um Ihre Zustimmung. Danke.
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten, mit dem Antrag - Drucksache 3/1495 wurde von der Landesregierung die bisherige Ausrichtung sowie die künftigen Schwerpunkte der Regionalpartnerschaften und Außenbeziehungen beleuchtet. Herzlichen Dank, Herr Ministerpräsident, für einen ausführlichen und ich denke - in der Sache ausgezeichneten Bericht einer Partnerschaftsbilanz, die sich für den Freistaat Thüringen durchaus sehen lassen kann.
Die Thüringer Außenbeziehungen und die Partnerschaftsbeziehungen mussten 1989 nach der Wende neu aufgebaut werden. Die Lage Thüringens besonders im Herzen Europas und auch als Bindeglied zwischen Ost und West hat eine besondere Bedeutung gehabt. So wurden, wie bereits erwähnt, regionale Partnerschaften nicht nur nach Westeuropa - Picardie, Essex -, sondern auch mit Regionen Mitteleuropas, Woiwodschaft Kleinpolen, Ungarn, eingegangen. Zu Litauen wird mein Kollege Kallenbach im Anschluss noch ein paar Worte sagen, denke ich.
Wir wollen als Thüringer Landtag in enger Zusammenarbeit mit der Landesregierung und auch nicht zuletzt in der besonderen Verantwortung für uns als junge Bundesländer vor allem auch den Prozess der Vorbereitung und der Aufnahme der mittelosteuropäischen Staaten in die Europäische Union begleiten und unterstützen. Partnerschaften leben von den Begegnungen der Menschen untereinander. Sie dürfen auch nicht zentralistisch gestaltet werden. Ich kenne das auch noch genau vor 1989, wie das war, als auf Befehl von Partei- und Staatsführung verordnete Partnerschaften anberaumt wurden und Bürgen außen vor geblieben sind. Ich denke, diese Zeiten sind vorbei. Thüringen hat ein großes Interesse an Partnerschaften und die Eigeninitiativen von Städten, von Gemeinden, von Kommunen und Schulen, von Verbänden und Vereinen, sie alle tragen dazu bei, jeder von uns hier kennt positive Beispiele in seiner eigenen Region.
Wichtig in dieser partnerschaftlichen Zusammenarbeit scheint mir aber die Ebene der lokalen Gebietskörperschaften, denn dort, wie Kollege Döring sagt, kommt das Handwerk zum Tragen. Auf dieser Ebene kommt dem eine besondere Bedeutung zu, weil freundschaftliche kooperative Verhältnisse zwischen den Regionen und zwischen den Menschen zukunftsfähig entwickelt werden. In dieser globalisierten Welt sind partnerschaftliche Kontakte über die Landesgrenzen hinaus in allen Bereichen der Gesellschaft, der Kultur und auch der Wirtschaft unseres Lebens unerlässlich. Das bedeutet auch weiterhin volle Unterstützung der im Einzelnen zuständigen Ressorts der Landesregierung unter Federführung der Staatskanzlei, um diesen kontinuierlichen Prozess der Annäherung der Regionen innerhalb einer erweiterungsfähigen Europäischen Union voranzubringen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, aus diesem Grunde bitte ich auch um Zustimmung zum Berichtsersuchen. Danke.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, mir ist es wichtig, einige Gedanken zur Situation von Frauen in den osteuropäischen Ländern, speziell in Litauen, und zu Chancen der Zusammenarbeit zu sagen. Frauen in den osteuropäischen Ländern, unseren engsten Partnern bis zur Wende, wurden zu Verliererinnen und sind es bis heute noch in ihren Ländern. Die Scheingleichstellung von Frau und Mann, wie sie im Sozialismus geherrscht hat, ist heute noch insbesondere in diesen Ländern bewusst zu spüren. Wir in den neuen Bundesländern hatten andere Möglichkeiten ab 1990. Es gab bereits Frauen, die sich schon vor der Wende frauenpolitisch betätigten und auch Kontakte zur Frauenbewegung in Westdeutschland hatten. Das wirkte sich für uns positiv aus. Gesetze, Verordnungen, Frauenbeauftragte, Gleichstellungsbeauftragte in den Kommunen und an den Hochschulen - damals für uns noch unvorstellbar sie einzusetzen, später zu berufen und zu wählen gleich ab 1990/1991 -, das alles schätzen die für Frauen und Familie engagierten Frauen in Thüringen. Als ganz positiv sehen wir an, dass es einen Gleichstellungsausschuss im Thüringer Landtag, ein Gleichstellungsgesetz gibt. Unvorstellbare Zukunftsmusik für die Frauen, wenn wir mit denen darüber sprechen, auch in Litauen. Erschreckend ist der Stand der Gleichstellung von Frauen und Mädchen in allen osteuropäischen Ländern, auch in den Ländern, die Beitrittskandidaten der EU sind. Gleichstellung von Frauen und Männern ist kein Thema in den Parlamenten. Die Chancengleichheit ist gleich null. Die Gleichberechtigung liegt völlig am Boden. Frauen spielen im gesellschaftlichen Leben dort Nebenrollen. Ein gewisses Quorum oder Quoten für beide Geschlechter unvorstellbar, Tabuthemen in diesen Ländern. Erst diese Woche hat im Thüringer Landtag eine Gesprächsrunde, ein Erfahrungsaustausch des Gleichstellungsausschusses mit Frauen aus Rumänien und Polen stattgefunden. Frau Wackernagel hat dazu auch in der TLZ gesprochen. Der Landesfrauenrat ist hierbei sehr aktiv. Er fordert Begegnungen mit Frauen aus Osteuropa, deren Länder Beitrittskandidaten der EU sind. Litauen steht uns als Thüringer natürlich am Nächsten. Wir unterstützen voll die Zusammenarbeit und die Vertiefung der partnerschaftlichen Beziehungen zu Litauen auf den unterschiedlichsten Ebenen und Bereichen. Im Rahmen der Reise von Mitgliedern des Freundeskreises Litauen im März dieses Jahres hatte ich die Chance, vor Abgeordneten - Frauen und Männern des Seimas zu sprechen. Das war mir wichtig, über die
Bedingungen, Voraussetzungen, Forderungen an EU-Mitgliedsländer bezüglich der Gleichstellung von Frauen und Männern in der Gesellschaft und Arbeitswelt zu informieren und dabei auch den Stand der Gleichstellungspolitik in Thüringen darzustellen. Die Frauen des Seimas zeigten sich aufgeschlossen. Sie wollen und brauchen diese Kontakte und nehmen unsere Hilfe gern an. Ihre Hoffnung auf eine Veränderung ihrer Situation beruht auf der Chance einer Mitgliedschaft in der EU. Dazu müssen wir ihnen auch behilflich sein.
Die Mitglieder des Gleichstellungsausschusses und der Landesfrauenrat wünschen eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Frauen des litauischen Parlaments und mit Frauenverbänden Litauens, soweit es sie gibt. Eine Konferenz mit Frauen aus Litauen zum Erfahrungsaustausch mit dem Gleichstellungsausschuss Thüringens und dem Landesfrauenrat im nächsten Jahr wird von meiner Fraktion begrüßt. Vielleicht schaffen wir das schon so durchzuführen. Der gemeinsame Antrag der Mitglieder des Freundeskreises bietet eine feste Grundlage für die Zusammenarbeit Thüringens und Litauens auch auf dem Gebiet der Frauenpolitik. Danke schön.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist gut, dass heute das Thema partnerschaftliche Beziehungen zwischen dem Freistaat Thüringen und der Republik Litauen auf der Tagesordnung des Landtags steht, weil sich diesbezüglich in den letzten Jahren sehr viel getan hat, aber wir haben hier im hohen Haus recht selten darüber gesprochen. Es ist zum anderen gut, dass der parlamentarische Freundeskreis über seine Arbeit hier berichten kann, weil er natürlich auch die Unterstützung des Parlaments braucht. Immerhin fand vor 10 Jahren der erste Besuch einer Parlamentsdelegation in Vilnius statt.
Meine Damen und Herren, es war die Zeit als das Parlamentsgebäude noch verbarrikadiert war. Die Betonelemente, die wir kürzlich sozusagen als Ausstellungsstücke besichtigen konnten, die standen damals noch vor dem Parlament, um als Schutz zu dienen. In unmittelbarer Nähe fanden Hungerstreiks statt für die Unabhängigkeit Litauens. Das war die Situation vor 10 Jahren. Das macht auch deutlich, warum natürlich auch die Kontakte und die Beziehungen Litauens zu seinen Nachbarn andere sind, als die Kontakte und Beziehungen Deutschlands zu seinen Nachbarn. Deutschland ist Gott sei Dank umgeben von EU-Mitgliedsstaaten bzw. von EU-Beitrittskandidaten. Das ist dort anders. Aber auch dort haben sich die Kontakte zu den Nachbarn verbessert. Ich sage das
aber auch, weil daraus eine wichtige Motivation Litauens zum Beitritt zur EU herkommt. Jeder, der schon dort war oder Kontakte hier in Thüringen mit Litauen hat, weiß, dass sie auf Europa brennen, dass sie großen Wert darauf legen, so schnell wie möglich integriert zu werden. Ich erlaube mir auch zu sagen, vielleicht ist mancher Litauer mehr und offener für europäischen Geist als mancher Zeitgenosse bei uns im Lande.
Das sollten wir als Chance nutzen und sollten darauf aufbauen und sehen, dass sich daraus weiterhin für beide Seiten fruchtbare Beziehungen entwickeln.