Protocol of the Session on November 20, 2019

Zunächst möchte ich sagen, dass es schwer ist, Ihre Frage zu verstehen und was Sie damit aus

drücken wollen. Ich versuche es einmal: Es ist Aufgabe des Innenministers, umfangreich über solche Taten zu berichten, sich in der Öffentlichkeit hinzustellen, alle Fakten auf den Tisch zu legen, wenn Sie nämlich solche Frontalangriffe machen, wie Sie es in der Vergangenheit im Zusammenhang mit diesem Anschlag immer gegen ihn getan haben.

Gut, aber Sie sprachen ja nun den politischen Nutzen an. Die AfD hat davon keinen politischen Nutzen.

Herr Raue, Sie haben eine Frage gestellt, dann können Sie jetzt nicht noch eine Kurzintervention machen. Eines von beiden geht nur. - Herr Bommersbach.

Frau Präsidentin, ich will keine Frage stellen, ich will - -

Ja, aber auch nicht Bezug nehmen auf andere Abgeordnete.

Gut, dann finde ich es unmöglich, dass wir hier im Prinzip über Nutznießer reden,

Herr Kollege Abgeordneter!

obwohl wir Tote zu beklagen haben. Das kann so nicht richtig sein.

Herr Bommersbach, kleinen Moment mal! Sie wissen, welche Vereinbarung wir hier getroffen haben, nämlich die, dass aus derselben Fraktion nicht noch ein Fragesteller kommt, auch keine Kurzintervention, bitte.

Ich schaue jetzt noch mal in die Runde und sehe keine weiteren Fragen oder Wortmeldungen. - Doch. Als Fraktionsvorsitzender geht das aber nur noch. Kommen Sie bitte nach vorne, Herr Kirchner. Das hatte ich nicht gesehen. Sie haben das Wort, Herr Fraktionsvorsitzender.

Vielen Dank, Frau Präsidentin. Nur noch einmal zum Tatmotiv und zum Rechtsextremismus. In

„Tagesschau.de“ vom 22. Oktober 2019 steht Folgendes zu lesen:

„Im Bundesamt für Verfassungsschutz soll eine Sonderauswertung ermitteln, ob Stephan B. über Kontakte in die rechtsextreme Szene verfügte - etwa zu rechten Parteien, Organisationen oder behördenbekannten

Einzelpersonen. Bislang aber stellten die Verfassungsschützer keinerlei solcher Verbindungen fest. Meldungen, wonach Stephan B. vor einigen Jahren im Umfeld der NPD aktiv gewesen sein soll, konnten die Verfassungsschützer bislang ebenfalls nicht bestätigen. Auch eine Abfrage bei V-Personen in der Szene soll keine brauchbaren Informationen ergeben haben.“

Das sagt alles aus, und das bitte ich mal zur Kenntnis zu nehmen. - Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD - Sebastian Striegel, GRÜNE, und Rüdiger Erben, SPD: Das war überhaupt nicht die Frage!)

Herr Fraktionsvorsitzender Kirchner, jetzt gibt es eine Frage oder Wortmeldung. Möchten Sie darauf antworten?

Dann kommen Sie bitte wieder nach vorne. Herr Abg. Bommersbach, jetzt haben Sie das Wort.

Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Herr Kirchner, da Sie der Fraktionsvorsitzende sind und ich vorhin nicht fragen durfte: Ich finde es schlimm, wenn wir den Duktus in diesem Haus gebrauchen, dass es Nutznießer von irgendwelchen Handlungen gibt,

(Zuruf von Hannes Loth, AfD)

bei denen es zum Schluss Tote gegeben hat. Ich hoffe, dass Sie mit mir einer Meinung sind, dass wir uns sicherlich darüber unterhalten können, ob das alles korrekt gelaufen ist oder auch nicht. Dafür gibt es das Minderheitenrecht.

Aber es kann nicht sein, dass wir hier in einen Sprachmodus verfallen, der diesem Hohen Haus unwürdig ist. Ich möchte Sie höflich bitten, Ihre Fraktion darauf hinzuweisen, dass wir auch diese Dinge hier beibehalten. Geben Sie mir recht - damit jetzt die Frage kommt -, dass wir so miteinander umgehen können?

Herr Kirchner.

Ich gebe Ihnen recht, dass wir immer vernünftig miteinander umgehen sollten. Dann sollten wir aber auch bei den Tatsachen bleiben und nichts dazuerfinden oder Sachen benennen, die nicht nachweisbar sind. Das ist das, was ich Ihnen dazu antworten kann.

Das ist traurig genug.

Ja, es ist aber so.

(Zustimmung bei der AfD)

Wir haben noch eine weitere Wortmeldung des Abg. Herrn Erben. Ich sehe, dass Herr Kirchner nicht bereit ist, darauf einzugehen. Sie haben aber trotzdem - -

Ich weiß ja nicht, ob das eine Frage ist.

Das kann ich vorher nicht beurteilen; das sagen die Abgeordneten immer erst am Mikrofon. Sie können aber natürlich selbst auf eine Kurzintervention immer und zu jeder Zeit reagieren. - Herr Erben, bitte.

Herr Kirchner, ich will nicht in ein Seminar ausarten zur Einordnung politisch motivierter Straftaten, aber geben Sie mir recht - -

(Heiterkeit bei der AfD)

Es tut mir leid.

Ich denke, wir sollten doch zumindest erst jemanden ausreden lassen, Herr Kirchner. - Bitte.

(Swen Knöchel, DIE LINKE: Aber das kön- nen die nicht!)

Dann noch einmal: Geben Sie mir recht, dass man eine rechtsextrem motivierte Straftat sehr

wohl begehen kann, selbst wenn man nicht Mitglied der rechtsextremen Szene ist? - Sie haben eben argumentiert: Die Voraussetzung für eine rechtsmotivierte Straftat sei, Mitglied der Szene zu sein. Das haben Sie hier sehr umfangreich ausgeführt. Deswegen meine Frage dazu, ohne jetzt in Details abschweifen zu wollen.

Herr Kirchner, bitte.

Da ich mir die Frage schon denken konnte, habe ich gleich zu Anfang gesagt: natürlich nicht. Und es ist auch so. Solange Stephan B. sagt, man muss kein Neonazi sein, um ein Antisemit zu sein, ist damit alles klar. Er ist Antisemit gewesen, bestreitet aber, rechtsextrem gewesen zu sein, eben kein Neonazi gewesen zu sein.

(Zurufe von der LINKEN, von der SPD und von den GRÜNEN)

Und wenn er das so sagt und das nicht widerrufen hat, dann ist das für mich so.

(Eva von Angern, DIE LINKE: Das muss man dem Generalbundesanwalt doch mal so sagen! Das kann doch auch mal eine Fehl- einschätzung sein!)

Sie haben eine kurze Nachfrage.

Das kann alles sein.

Herr Kirchner, seien Sie doch nicht so fuchtig. Ich stelle doch sehr sachlich meine Fragen.

Ja, aber Sie gehen konsequent am Thema vorbei; das ist das Schlimme dabei.

(Dr. Falko Grube, SPD: Wenn das der Maß- stab ist, dürfen Sie ja nicht - -)

Frau Präsidentin, darf ich noch?