Ich könnte die Wörter zählen und sagen, wie viele ungleich sind. Wir haben überlegt, deshalb unseren Antrag zurückzuziehen. Aber dann hätten wir jetzt keine Möglichkeit, irgendetwas abzustimmen. Den Gedanken haben wir beiseitegeschoben. Wir werden, da Sie unserem nicht zustimmen werden, Ihrem Antrag zustimmen. - In dem Sinne danke ich Ihnen für das Zuhören.
Herr Höppner, Sie können noch vorn bleiben. Das müssen Sie selbst entscheiden. - Ich habe zuerst Herrn Raue und dann Herrn Loth. Habe ich sonst noch jemanden übersehen?
Gut. - Herr Raue, Sie können trotzdem etwas sagen, aber Herr Höppner wird nicht antworten. Sie können, wenn Sie wollen.
Herr Höppner, Sie haben vorhin gehört, was ich in Bezug auf Frau Eisenreich gesagt habe. Jetzt stellen Sie sich wieder vorn hin und sagen, Sie lügen nicht. Sie kennen doch den Redebeitrag von Frau Eisenreich. Sie waren dabei. Sie konnten doch jetzt in der Zeit in der Landtagsdrucksache noch einmal nachschauen. Das haben Sie nicht gemacht. Jetzt stellen Sie sich da vorn wieder hin und leugnen das.
Sie sind als Linkspartei nicht die Hoffnung für 25 000 oder 24 000 Beschäftigte der Automobilindustrie in Sachsen-Anhalt. Sie sind der Totengräber unserer Automobilwirtschaft. Das müssen Sie sich hier vorwerfen lassen. So wird es auch kommen.
Danke, Herr Präsident. - Ich wollte kurz noch sachliche Kritik loswerden. Als ich den Titel las und die Reden und Positionen der Linkspartei in den letzten Monaten rekapitulierte, muss ich sagen, ich bin von dem Antrag enttäuscht. Es fehlen wichtige Punkte. Zum Beispiel erwartete ich ein Fördermittelprogramm für Esel und Ochsenkarren. - Danke schön.
Dann sind wir jetzt wirklich durch. Ich sehe keine weiteren Wortmeldungen mehr. - Es gibt keinen Überweisungsantrag. Deshalb gibt es Abstimmungen.
Wir stimmen zuerst über den Antrag der Fraktion DIE LINKE in der Drs. 7/4772 ab. Wer stimmt dem zu? - Das ist die Fraktion DIE LINKE. Wer ist dagegen? - Das sind die Koalitionsfraktionen und zögerlich die AfD offensichtlich.
Dann kommen wir zum Alternativantrag der Koalitionsfraktionen in der Drs. 7/4830. Wer stimmt dem zu? - Das sind nun die Koalitionsfraktionen und die Fraktion DIE LINKE. Wer stimmt dagegen? - Niemand. Wer enthält sich der Stimme? - Die AfD-Fraktion und fraktionslose Abgeordnete.
Damit sind wir am Ende dieses Tagesordnungspunktes angelangt, und wir nehmen einen kurzen Wechsel vor.
Danke, Herr Präsident. - Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen! Wir werden heute, am Freitagmittag, tatsächlich über eine integrierte Marketingstrategie für unser Land sprechen. Was meine ich mit „integrierter Marketingstrategie“? - Wir wissen, in dem Bereich ist englisches Business das, was ansonsten die Vokabeln beherrscht. Häufig habe ich allerdings bei solchen Vorträgen den Eindruck, dass hinter vielen wohlmeinenden Erklärungen relativ wenig steckt. Deshalb will ich versuchen, es mit einfachen Begriffen rüberzubringen.
Klar, Marketingstrategie meint, wir werben für das Land, für das Land Sachsen-Anhalt in seiner Gesamtheit. Aber - und das ist jetzt das Wichtige - wir werben nicht mehr nur segmentiert dafür, dass Leute in dieses Land kommen, zum Beispiel als Investoren, weil wir ihnen - das ist leider 20 Jahre lang passiert - versprechen:
Erstens. Ihr habt hier billiges Land, das ihr bebauen könnt. Zweitens. Ihr bekommt wahnsinnig viele Fördermittel. Und drittens bekommt ihr noch wahnsinnig viele billige Arbeitskräfte, die sich nicht organisieren und die keine Ansprüche stellen. - Das war einmal.
Von diesen Dingen müssen wir wegkommen. Integrierte Marketingstrategie meint, dass wir das Land in seiner Gesamtheit vermarkten und dass wir eben nicht nur irgendeinen potenziellen Investor im Blick haben, dem wir hier möglichst hohe
und schnelle Rendite versprechen, sondern integrierte Marketingstrategie meint, dass wir positiv mit diesem Land werben.
Positiv mit diesem Land zu werben heißt, zu allererst den Menschen zu vermitteln, dass man in diesem Land gut leben kann. Denn die wesentlichste Aufgabe unserer Landesentwicklung ist es, den Menschen, die hier leben, einen positiven Bezug, ein positives Selbstbewusstsein zu diesem Land zu vermitteln, selbst Perspektive und Optimismus für die Zukunft zu vermitteln und nicht permanent die Frage in den Mittelpunkt zu stellen: Wann verlässt die nächste Generation dieses Land? Wann wird der nächste Laden, wann wird das nächste Dorf geschlossen?
Wir brauchen eine Marketingstrategie, die positive Reflexionen in der eigenen Bevölkerung ermöglicht. Das kann sie natürlich nur, wenn sie positive Erlebnisse haben; klar.
Als Nächstes brauchen wir eine Marketingstrategie, die den Menschen draußen sagt, ihr könnt gern hierher kommen. Hier lebt es sich besser. Hier lebt es sich günstiger. Hier habt ihr vielleicht nicht die gleiche Lebensqualität wie in einem großen urbanen Zentrum, aber ihr habt andere Lebensqualitäten, die euch vielleicht wichtiger sind.
Natürlich geht es auch darum zu werben und Investoren in dieses Land zu holen, Investoren, die vielleicht nicht die Milliardenbeträge mitbringen, aber die vielleicht Energien und Ideen mitbringen, wie man nach vorn kommt.
Und natürlich geht es bei dieser Marketingstrategie auch darum, zu sagen: Leute, wir sind ein hochinteressantes Land, wir sind ein Land zum Entdecken, wir sind ein Land zum Erholen, also der klassische Tourismusbereich. - Dies wollen wir zusammen realisieren.
Dazu gibt es eigentlich eine Institution, die diese Werbung organisieren soll. Das ist die IMG, die Investitions- und Marketinggesellschaft, manchmal auch bekannt unter dem Titel „Landesmarketinggesellschaft“, die mit ihrem neuen Ansatz - das haben der Minister und der Leiter dieser Einrichtung vor einiger Zeit in einer Pressekonferenz mal erläutert - diese Dinge zusammen zu machen, in die Öffentlichkeit gegangen ist.
Ich will ganz klar sagen: Wir müssen nicht nur aufs Land gucken. Es gibt durchaus intelligente und innovative Ansätze. Die sind auch immer wieder strittig - das will ich klar sagen -, wie oben im Norden das Projekt „Grüne Wiese mit Zukunft“. Lange haben sich die Leute darüber aufgeregt. Inzwischen finden Sie es ganz clever und gut.
Da gibt es so etwas. Also, du kannst hier gut leben, du kannst hier super Urlaub machen und wir haben hier auch Zukunft für wirtschaftliche Entwicklung.
Nun gibt es allerdings offensichtlich zumindest in der Koalition gegen diesen integrierten Ansatz für das Landesmarketing einen erheblichen Vorstoß. Das haben wir letztes Jahr schon thematisiert. Da kam das im Landeshaushalt sozusagen schlagartig wie eine Blase auf einmal nach oben. In dem Zusammenhang wurde darüber diskutiert, dass man jetzt diese gemeinsame Vermarktung, dieses Integrierte wieder auflöst und verschiedene Institutionen mit verschiedenen Zuständigkeiten beauftragt.
Schon damals und auch jetzt, seit der Sommerpause wissen wir es. Nach der Pressekonferenz des Kollegen Zimmer wollen wir das wieder auftrennen. Wir wollen den Tourismus extra vermarkten. Wir wollen die Investoren irgendwie extra werben und offensichtlich auch noch irgendwas für die Selbstreflexion dieses Landes tun. Wer auch immer das dann tun soll, weiß ich noch nicht.
Diese Trennung von Image, Tourismus und Investorenwerbung ist ein Irrweg, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Ich will das begründen. Erstens. Diese strukturelle Trennung gab es. Dann gab es Analysen. Diese alten Analysen haben gesagt, dass die Leute gar nicht mehr wussten, wer jetzt eigentlich zuständig ist. Das war tatsächlich so. Keiner wusste, welche Agentur, welche Marketinginstitution jetzt gerade für diese eine Aufgabe zuständig ist.
Damals gab es Umfragen, als wir eine solche Trennung hatten, und die Leute haben klar gesagt: Wir wissen es ehrlich gesagt gar nicht so genau. Das Interessante ist, dass solche unterschiedlichen Institutionen, die alle mit Landesgeld ausgestattet werden, dann auch in Konkurrenz zueinander gehen. Sie machen also mit dem Geld nicht etwa etwas Positives, sondern sie machen sich gegenseitig das Leben schwer.
Weiterhin haben wir ein inhaltliches Problem. Wir brauchen einen Claim für dieses Land, übrigens nicht jedes Jahr einen neuen. Wir brauchen eine Grundidee, wie wir dieses Land vermarkten wollen.
Jetzt bringe ich mal ein Beispiel. Es könnte jemand auf die Idee kommen, dass diese Grundidee, dieses Land zu vermarkten, dieser Claim „Sachsen-Anhalt modern denken - modern leben“ ist. - In Ordnung, darüber kann man gut diskutieren.
Jetzt machen wir mal Folgendes: Jetzt nehmen wir einen Tourismusverband, der übrigens ein Lobbyverband ist - das meine ich nicht im negativen Sinne; das ist im positiven Sinne ein Lobbyverband wie der Bauernbund oder meinetwegen eine Gewerkschaft - und der mit Landesgeld die Tourismuswerbung machen soll.
Dann fangen wir möglicherweise auf der Landesebene an, darüber zu diskutieren, Schilder an der Autobahn mit dem Schriftzug „Sachsen-Anhalt modern denken - modern leben“ aufzustellen. 5 km weiter steht ein Schild vom Tourismusverband, auf dem dann steht: „Mittelalter erleben“. - Das wäre doch eine super Alternative. Nur irgendwann fühlen sich die Menschen verarscht und sagen: Gut, lassen wir es; wir sind froh, wenn wir hier wieder raus sind.