Sie haben selbst gesagt: E-Sport-Veranstaltungen nehmen zu. Diese werden auch in SachsenAnhalt immer häufiger durchgeführt. Es bestehen aber große Unsicherheiten bei den Kommunen und Landkreisen bezüglich des Umgangs mit solchen Veranstaltungen insbesondere, was die Altersfreigabe angeht.
Daher ist meine Frage, inwiefern Sie sich schon mit Ordnungsbehörden und Jugendämtern dazu ausgetauscht haben und wie wir eine rechtliche Grundlage dafür schaffen können, die es momentan nicht gibt, um Rechtssicherheit bei E-SportVeranstaltungen zu gewähren.
Zunächst bin ich Ihnen, Frau Heiß, dankbar für Ihren Hinweis und Ihre Frage. Ich will aber einem Missverständnis entgegentreten: E-Sport ist auch ein Kinder- und Jugendthema, aber nicht ausschließlich. Wir erleben in der E-Sport-Szene - das ist vielleicht gerade ihr großer Vorteil -, dass sie sich weit über die Altersklasse spannt und es nicht nur junge Leute sind, die E-Sport betreiben, sondern dass das ein sehr breit aufgestelltes Feld ist.
Nichtsdestoweniger: Das Thema Jugendschutz bis hin zur Frage der Medienkompetenz spielt auch für uns eine Rolle. Ich bin Ihnen auch dankbar, dass Ihre Fraktion zu diesem Thema einen Änderungsantrag eingebracht hat. Ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass wir als Koalitionsfraktionen die Nr. 1 Ihres Änderungsantrages übernehmen werden, weil dieser Punkt auch für uns wichtig ist.
Wir sehen diesen Antrag als den Beginn eines Dialogprozesses, und dieser Dialogprozess muss auch die kommunalen Ordnungsbehörden und die Jugendämter einschließen, um tatsächlich zu praxistauglichen Regelungen zu kommen. Wir haben jetzt die Situation, dass faktisch gesehen an solchen Events Minderjährige nur in Begleitung von Erziehungsberechtigten sinnvoll teilnehmen können. Ich glaube, dass es diesbezüglich noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt und man über Altersfreigaben etwas erreichen kann. Aber dazu braucht man verbindliche Regeln. Diese gilt es zu schaffen. Das ist ein Prozess, den wir jetzt angehen werden.
Sehr geehrter Herr Striegel, ganz klar: Jeder soll spielen, soll sich betätigen, wie er das gern möchte; natürlich unter Einhaltung der Gesetze. Das ist klar. Aber sollten wir alle hier nicht versuchen, Kinder und junge Erwachsene zu motivieren, wegzukommen vom Rechner, rauszugehen in die Natur, um sich wirklich körperlich zu betätigen? Sollten wir das nicht mindestens versuchen anzustoßen und zu motivieren? Wirkt diese Initiative dem nicht entgegen?
Nein, Herr Poggenburg, diese Initiative wirkt dem nicht entgegen, sondern sie bringt genau das in den Blickpunkt, indem sie versucht, die vielen hunderttausend Menschen, die im Land bereits E-Sport spielen, tatsächlich in die Sportszene zu integrieren, den Austausch zwischen traditionellen und neuen Sportarten zu fördern, um miteinander zu einem gemeinsam gelebten umfassenden Sport in Sachsen-Anhalt zu kommen.
Es geht um die Vielfältigkeit. Ich weiß, dass das etwas ist, womit Ihre Fraktion immer wieder Probleme hat. Uns geht es um die Vielgestaltigkeit und die unterschiedlichen Ausformungen, und da gehört E-Sport genauso dazu wie Volleyball und andere Sportarten, die gemeinsam draußen gespielt werden können.
Wir wollen junge Menschen in der Natur, wir wollen junge Menschen drinnen und wir wollen medienkompetente junge Menschen. Wir wollen junge Menschen, die sich im E-Sport-Bereich aktiv zeigen, die das gemeinsam mit anderen tun und die die gemeinschaftsbildende und Gemeinschaft stützende Funktion von E-Sports auch umfassend wahrnehmen können. Das gelingt dann besser, wenn es vernünftige Vereinsstrukturen gibt, in denen das stattfinden kann. - Herzlichen Dank.
Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Herr Striegel, Sie werden sich vielleicht noch erinnern: Es gab im Vorfeld der Landtagswahl in Magdeburg eine Podiumsdiskussion. Mein Parteifreund Herr Pasemann machte den Vorschlag, die Anzahl der Sportstunden in der Schule zu erhöhen. Sie waren dagegen. Diesbezüglich frage ich mich natürlich, wie glaubhaft Sie sind, wenn Sie für den Sport eintreten.
Zum anderen wird im Bereich des Fußballs bemängelt, dass dieser Sport mehr vom Geld bestimmt wird. Sie argumentieren, dass E-Sport als Sport anerkannt werden sollte, weil dort Geld verdient wird. Wirkt das nicht dem Sportgedanken entgegen?
Zunächst, Herr Kohl, möchte ich sagen: Glaubwürdigkeit macht sich nicht an einer einzelnen Sportstunde fest, sondern Glaubwürdigkeit macht sich daran fest, ob man ein umfassendes Konzept hat. Nach den sportpolitischen Vorstellungen der GRÜNEN wird in unseren Schulen ausreichend Sport getrieben. Wir glauben aber, dass zum Sport noch andere Facetten gehören und diesbezüglich auch der Bereich E-Sports dazugehört.
Zum Fußballverband. Nachdem Sie diesen gesellschaftlich wirklich wichtigen Akteur durch Vertreter Ihrer Fraktion bei einer öffentlichen Anhörung zuletzt auf das Wüsteste haben beschimpfen lassen und in den aus Ihrer Sicht links-grün versifften Block eingeordnet haben, frage ich mich, mit welchem Anspruch Sie hier eigentlich dem Fußballverband irgendwelche Lehren erteilen wollen.
Ich halte den Fußballverband Sachsen-Anhalt für einen wirklich sehr herausragenden Akteur. Er hat beim Thema E-Sport gezeigt, dass er bereit ist, diesen Wandel anzugehen, und er zeigt in anderen gesellschaftlichen Feldern, zum Beispiel der Integrations- und Migrationspolitik, dass er auch dort an vorderster Front bereit ist, für eine gute Veränderung unserer Gesellschaft zu streiten. Insofern wird der Fußballverband von uns unterstützt.
Zur Frage der Kommerzialisierung. Wir haben eine Reihe von Sportarten, in denen auch das kommerzielle Interesse im Mittelpunkt steht. Nun leben wir in einem kapitalistischen System, in dem ein kommerzielles Interesse erst einmal nicht verboten ist. Es gibt von unserer Fraktion auch keine Bestrebungen, das zu ändern.
Aber wir wollen es in einen guten Ausgleich bringen. Wir wollen, dass gemeinnützige Aspekte im Sport genauso eine Rolle spielen können wie auch eine kommerzielle Betätigung dort stattfindet. Wenn man das will und wenn man das auch in einen guten Ausgleich bringen will, dann muss man verbindlich wirkende, gut organisierte Verbandsstrukturen unterstützen. Wir streiten für die Anerkennung von E-Sports, weil das auch hilft, die Marktnähe ein Stück weit zurückzudrängen.
Ja, ich habe eine kurze Nachfrage. Ich halte das, was Herr Striegel vorgetragen hat, nicht für schlüssig;
denn die Akzeptanz, ob etwas Sport ist oder nur eine Modeerscheinung, muss doch im Grunde derjenige für sich entscheiden, der Anhänger dieser Sportart bzw. des Daddelns ist.
Ich möchte aber noch auf einen Punkt hinweisen, weil Sie meinten, dass E-Sportler ja in der Freizeit Sport betreiben würden, im Kraftraum usw. Ich habe Zweifel daran, dass es überdurchschnittlich viele E-Sportler gibt, die einen athletisch definierten Körper haben. Es ist eher andersherum, nämlich dass Spitzensportler zur Entspannung daddeln. So sehe ich das.
Herr Kollege Kohl, unsere Körperideale mögen sich unterscheiden. Die einen stehen mehr auf Gestähltes, wie Windhunde usw. Das wird durchaus unterschiedlich gesehen. Sie brauchen für E-Sports bestimmte motorische und kognitive Fähigkeiten. Diese sind auch je nach gespieltem Spiel unterschiedlich, und Sie müssen dafür trainieren. Das schaffen Sie aber nicht, wenn Sie das nicht auch regelmäßig körperlich tun.
An welchen Stellen Sie dann Ihre Muskeln trainieren und ob das am Ende zu einer BodybuilderFigur führt, weiß ich nicht. Das ist auch nicht entscheidend, sondern es geht um die Frage, ob dabei eine motorische Aktivität, verbunden mit einer neuronalen, festzustellen ist, und das ist ganz sicher so.
Nein, das ist in einer Spielhalle nicht so; außerdem ist dort eine Gewinnerzielungsabsicht unmittelbar durch das Spiel gegeben. Das ist Glücksspiel, und Glücksspiel und E-Sports unterscheiden sich maßgeblich voneinander. Insofern meine ich, es gibt gute Gründe, dass wir E-Sports als Sport anerkennen.
Was diese Modeerscheinungen betrifft, würde der Engländer „a slippery slope“ sagen. Man soll auch zu Zeiten der Pferdedroschke das Auto für eine Modeerscheinung gehalten und gemeint haben, dass sich das eher nicht durchsetzen würde.
Ich erinnere an die Worte einiger führender Bundespolitiker, dass das mit dem Internet auch nur eine vorübergehende Erscheinung sei oder man noch beginnen müsse, mit diesem Neuland zu arbeiten. Mein Eindruck ist: E-Sport ist da. E-Sport wird Sport, und E-Sport ist gekommen, um zu bleiben. - Herzlichen Dank.
Vielen Dank, Herr Striegel. Es gibt keine weiteren Anfragen. - Bevor wir in die Fünfminutendebatte der Fraktionen einsteigen, hat der Minister Herr Stahlknecht für die Landesregierung das Wort. Bitte, Herr Stahlknecht.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich selbst war, als Herr Striegel im letzten Jahr bei meiner Regierungserklärung auf den E-Sport hinwies, sagen wir einmal, etwas kritisch und voreingenommen und habe dann den E-Sports-Verein in Magdeburg, dessen Vertreter auch oben auf der Tribüne sitzen, besucht. Dann hat der MDR getitelt: „Politik trifft GEMA“. Tobias Krull hatte mich begleitet. Das war ein sehr schöner Termin.
Ich muss sagen, ich war beeindruckt, mit welcher Virtuosität dort auf Konsolen agiert wird und welche Konzentration dafür erforderlich ist. Ich war auch beeindruckt von den Zahlen, von der weltweiten Vernetzung, wenn weltweit Turniere stattfinden, die in großen Stadien, in denen normalerweise Fußball gespielt wird, über große Bildschirme übertragen werden und sich 60 000, 70 000, 80 000 Menschen dieses anschauen. Mein Eindruck ist, dass dies eben keine Modeerscheinung ist.
Da vorhin von Pferden und Autos gesprochen wurde: William II. hat einmal gesagt, dass das Pferd eine größere Zukunft als das Auto habe. Damit hat er unrecht gehabt. Es ist wie bei so vielen anderen Dingen im Leben.
- Herr Poggenburg, das war unsachlich. Sie können es besser. Das liegt wahrscheinlich am frühen Morgen.
Insofern stellt sich die Frage, ob wir in SachsenAnhalt Wandel mitgestalten wollen oder ob wir ihn an uns vorbeigehen lassen wollen. Ich denke, wir sollten als ein modernes Bundesland den Wandel mitgestalten,
und wir sollten auch im Auge haben, Herr Kohl, dass es Menschen gibt, die jünger sind als Sie und die ganz andere Interessen haben: Und E-Sports schließt anderen Sport nicht aus, das kann sich gegenseitig ergänzen. Insofern würde ich mir wünschen, dass dieser Sport als gemeinnützig anerkannt wird, dass er die gleichen Wettbewerbschancen wie andere Sportarten hat.
Ich weise aber auch darauf hin, dass wir über gewisse Dinge - Frau Heiß hat es angesprochen - kritisch nachdenken müssen. Ich bin gegen Spiele wie die Ego-Shooter, bei denen aus einer Ichperspektive heraus gegen virtuelle Gegner gekämpft wird und diese erschossen werden. Das sind Dinge, die aus meiner tiefsten inneren Überzeugung ethischen Grundsätzen widersprechen, weil man irgendwann nicht mehr zwischen der virtuellen und der tatsächlichen Welt unterscheidet. Wir müssen auch darüber nachdenken, dass wir Grenzen gegen die Spielsucht finden. Dies sind Dinge, die wir zukünftig gemeinsam besprechen müssen.