Damit stelle ich den Gesetzentwurf insgesamt zur Abstimmung. Wer möchte seine Zustimmung geben? – Gegenstimmen? – Stimmenthaltungen? – Keine Stimmenthaltungen, eine Reihe von Stimmen dagegen. Damit wurde dem Gesetzentwurf mit Mehrheit zugestimmt.
Es beginnen die einreichenden Fraktionen. Danach folgen DIE LINKE, SPD, GRÜNE, NPD und die Staatsregierung, wenn sie das wünscht. Ich erteile der CDU-Fraktion das Wort; Frau Abg. Fiedler, bitte.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Zentralbücherei für Blinde ist eine Einrichtung, die leider viel zu wenig im Fokus der Politik steht. Deshalb bin ich sehr froh, dass heute im Landtag die Gelegenheit dazu besteht, auf die Leistungen dieser Einrichtung zu sprechen zu kommen und diese entsprechend zu würdigen.
Rund 24 000 blinde oder sehbehinderte Menschen leben im Freistaat. Die Zentralbücherei verschafft ihnen umfassenden Zugang zur Welt- und Fachliteratur, zu Sachbüchern, zu Karten, zu Bestsellern, zu Lexika, zu Zeitschriften und sogar zu Noten – und das seit mittlerweile 118 Jahren.
Sie ist die älteste öffentliche Blindenleihbücherei in Deutschland, ein Schatz, den wir hüten sollten.
Wer diese Einrichtung einmal besucht, stellt fest, dass er dort kaum Bücherregale findet, noch trifft er viele Nutzer an. Dafür sieht er eine Druckerei, eine Buchbinderei, ein Tonstudio für die Aufnahme von Hörbüchern, ein Produktionszentrum für Bücher in Blindenschrift und rund 80 engagierte und freundliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihre Arbeit erfreut sich einer wachsenden Nachfrage.
Sehschwache und Blinde haben ebenso wie wir ein Interesse an Literatur, an Bildung und an aktuellen Informationen. Dank der Zentralbücherei erhalten sie einen barrierefreien Zugang zu Wissen und Informationen. Einen Kommentar oder einen ausführlichen Beitrag zur sächsischen Landespolitik lesen ist dort dank der Übersetzung von Zeitschriften in Hörbücher, die dann nutzerfreundlich in einem speziellen Format abspielbar sind, für Sehbehinderte möglich.
Bei einer immer älter werdenden Bevölkerung in Sachsen nimmt auch die Anzahl der sehbehinderten Menschen zu. Dass sie nach wie vor an Wissen vollumfänglich herankommen und sich weiterbilden können, dazu leistet die Zentralbücherei einen wichtigen Beitrag. Das zeigen auch die Nutzerzahlen weit über die Landesgrenzen hinaus.
Für die CDU-Fraktion ist es wichtig, dass diese Bibliothek nicht nur erhalten, sondern auch weiterentwickelt
und diese Weiterentwicklung von der Staatsregierung aktiv begleitet wird. Wir wollen, dass diese wichtige Einrichtung für die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte inhaltlich und organisatorisch aufgestellt ist. Das heißt, es gilt, Fragestellungen zu beleuchten, wie die Einrichtung auf die wachsende Nachfrage durch die älterwerdende Bevölkerung eingehen kann: Wie können moderne Informationstechnologien eingesetzt werden? Wie kann das Know-how anderer wissenschaftlicher Einrichtungen genutzt und die Vernetzung vorangebracht werden?
Aktuell bestehen bereits projektbezogene Kooperationen, unter anderem mit der HTWK Leipzig, der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek sowie mit dem Karlsruher Institut für Technologie. Diese bestehenden Kooperationen sollten weiter ausgebaut und, wenn möglich, auch neue Partner gewonnen werden.
Der Freistaat Sachsen unterstützt die Bibliothek für die laufende Arbeit mit jährlich 3,3 Millionen Euro.
Genutzt wird das Angebot der Zentralbücherei aber deutschlandweit. Etwa zwei Drittel der Nutzer kommen nicht aus Sachsen. Es wäre gut, wenn perspektivisch daher auch der Bund oder andere Bundesländer für die Arbeit der Zentralbücherei gewonnen werden könnten. Dies gilt es im Rahmen des Antrags zu prüfen.
Außerdem ist ein Entwicklungskonzept vorzulegen, welches neben der Weiterentwicklung des Angebots der Zentralbücherei bis zum Jahr 2020 auch Empfehlungen dafür enthält, wie die Möglichkeiten der Einrichtung für die barrierefreie Gestaltung von anderen Einrichtungen und Angeboten des Freistaates Sachsen genutzt werden können. Die Zentralbücherei könnte hierbei mit ihrem Erfahrungsschatz wichtige Dienstleistungen anbieten.
Ebenso wie andere Bibliotheken muss sich auch die Zentralbücherei für Blinde an die neuen Entwicklungen der Medienlandschaft anpassen. Die wohl größte Herausforderung für die Einrichtung wird deshalb in den nächsten Jahren die Bewältigung der Digitalisierung der Angebote sein. Hier gilt es, technische, finanzielle und urheberrechtliche Hindernisse zu überwinden. Die Digitalisierung bietet eine große Chance. So können die traditionellen Angebote der Bibliothek mit den neuen digitalen Möglichkeiten verbunden werden.
Online verfügbare Inhalte können nicht nur mehr Nutzern verfügbar gemacht werden, sondern auch die Handhabung vereinfachen oder attraktiver machen. Für die Gewinnung neuer Nutzer ist es nötig, dass die Angebote der Zentralbücherei stärker bekannt gemacht werden. Unter Einbindung der öffentlichen Bibliotheken könnten etwa ältere
Seit ihrer Gründung hat die Zentralbücherei für Blinde sich nicht nur als Bibliothek verstanden, sondern auch als wissenschaftliche Institution mit einem kulturellen und sozialen Auftrag. Diesen Anspruch hat sich die Einrichtung bis heute erhalten und will diesem natürlich auch in Zukunft gerecht werden.
Wir möchten die Zentralbücherei dabei unterstützen, die anstehenden Herausforderungen zu meistern, und ich bin mir sicher, dass von diesem Ort in Leipzig auch weiterhin bedeutende Errungenschaften und Angebote für blinde und sehbehinderte Menschen im Freistaat und in ganz Deutschland ausgehen werden.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegen Abgeordnete! Die Deutsche Zentralbücherei für Blinde begründet sich, wie bereits genannt, auf einer sehr, sehr langen Tradition in der Buchstadt Leipzig, die sich bereits frühzeitig damit arrangiert hat, blinden und sehbehinderten Menschen ebenfalls qualitativ hochwertige Literatur, aktuelle Informationen und entsprechende Unterhaltungsangebote zu unterbreiten und in für sie notwendige strukturelle Voraussetzungen und Hilfsangebote einzubinden.
Bereits seit vielen Jahren gibt es einen eigenen Stand, der auch auf der Leipziger Buchmesse vertreten ist. Gerade dort kann man sich davon überzeugen, in welcher Form diese besonderen Profildrucke, die einfach notwendig sind, immer wieder erweitert werden; denn gerade das, was für den Sehenden das Auge ist, ist für den Blinden der empfindsame Tastsinn. Das, was Literatur und Information für den Sehenden an Wert hat, hat Literatur und Information eben auch für den sehbehinderten Menschen. Sie sind genauso interessiert und wissbegierig wie Sehende, wollen Landkarten erfassen und technische Strukturen und Zusammenhänge wahrnehmen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Deutsche Zentralbücherei für Blinde erfüllt dabei mehrere Aufgaben. Sie ist zum einen eine Bibliothek, in der man recherchieren und entsprechende Materialien entleihen kann. Zum anderen – darauf ist Frau Fiedler schon eingegangen – beherbergt sie weitere Institutionen und Angebote unter ihrem Dach: das Produktionszentrum für Blindenschrift und Hörbücher, einen Übertragungsservice für Blindenschriftnoten, ein Beratungszentrum für blinde und sehbehinderte Mediennutzung und das Projekt „Leibniz“, welches sich um die gesellschaftliche Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen im beruflichen und vor allem im akademischen Umfeld bemüht.
9 600 Nutzer haben im vergangenen Jahr auf den Service der Bücherei zurückgegriffen und über 192 000 Ausleihen wurden verzeichnet. Das ist im Vergleich zu 1991 eine Steigerung um ein Vielfaches. Diese Zahlen zeigen, dass das Angebot der DZB – die Punktschrift- und Hörbuchangebote – im beruflichen und privaten Umfeld immer mehr in Anspruch genommen wird.
Ein Service, der dabei ganz besonders hervorzuheben ist, ist die praktische Fernausleihe. Sie ermöglicht aufgrund der sehr teuren Herstellungskosten einzelner Bücher allen, diese Medien deutschlandweit zu nutzen und nach Hause schicken zu lassen.
Uns geht es darum zu prüfen, welche Anpassung die DZB aufgrund der medialen und technischen Weiterentwicklung bis 2020 vor sich hat und wie man das Angebot möglicherweise weiter ausbauen kann. Auch darauf ist meine Kollegin eingegangen: Es geht um Netzwerke mit Einrichtungen, Verbänden und Verlagen.
Wenn es darum geht, Informationsangebote barrierefrei zu gestalten, müssen wir auch auf die Bedürfnisse der sehschwachen und sehbehinderten Menschen eingehen. Das fordert die EU-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung, und es gilt, an dieser Stelle nicht stehen zu bleiben. Was liegt näher, als die DZB in diese wichtige Aufgabe einzubeziehen und deren Kompetenzen und Erfahrungen zu nutzen?
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Aktuelle Debatte am heutigen Morgen hat es gezeigt, und deshalb ist für uns klar: Die Teilhabe der blinden und sehbehinderten Menschen am Kulturgut der Literatur ist unverzichtbar. Die DZB leistet dafür einen hohen Beitrag und das soll und muss in Zukunft auch so bleiben. Deshalb bitte ich alle, diesem Antrag zuzustimmen.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Unsere Fraktion begrüßt den vorliegenden Antrag der Koalition; denn auch für DIE LINKE verkörpert die Deutsche Zentralbücherei für Blinde eine herausragende bibliothekarische Einrichtung, die für die soziale und kulturelle Integration und Rehabilitation blinder und sehbehinderter Menschen in Sachsen und darüber hinaus unverzichtbar ist. Richtig, Frau Fiedler, das ist ein Schatz, auf den der Freistaat stolz sein kann und mit Recht auch ist.
Gerade angesichts des zentralen Stellenwertes der DZB hätte die heutige Debatte allerdings ein höheres inhaltliches Niveau verdient, das durch das Fehlen der Stellungnahme der Staatsregierung aber leider verhindert wird.
Zur langen und erfolgreichen Geschichte der DZB als älteste öffentliche Blindenbücherei in Deutschland und ihrem stetig steigenden Angebot haben wir schon von den beiden Vorrednerinnen viel Richtiges gehört. Ich will noch auf den Umstand hinweisen, dass die DZB im Jahre 1954 in ihr heutiges Gebäude einzog und dass zwei Jahre später die Hörbücherei eröffnet wurde. Ich erwähne diesen Umstand deshalb, weil sich damals für meinen Freund und Fraktionskollegen Dr. Dietmar Pellmann, der 1957 mit seiner Schulausbildung begann und bekanntlich seit seiner Geburt schwer sehbehindert ist, die Lernbedingungen erheblich verbessert haben.
Die Deutsche Zentralbücherei für Blinde – auch das haben wir bereits von den beiden Vorrednerinnen gehört – ist keineswegs nur ein Ort, an dem Bücher verliehen werden. Auch darauf ist schon verwiesen worden. Einige Landtagsabgeordnete – darunter auch ich – konnten sich selbst vor einiger Zeit vom umfangreichen Angebot vor Ort ein beeindruckendes Bild machen. Das Gebäude in der Gustav-Adolf-Straße 7 in Leipzig beherbergt bekanntlich nicht nur eine Bücherei, sondern auch einen Verlag, ein Produktionszentrum für Blindenschrift und Hörbücher, den Übertragungsservice für Blindenschriftnoten „DaCapo“, das Beratungszentrum für blinde und sehbehinderte Mediennutzer sowie ein Beratungszentrum für Information und Kommunikation, das sich mit der Zugänglichkeit von Webauftritten beschäftigt.
Mit diesem breit gefächerten Angebot ist die DZB eine der wichtigsten Blindeninstitutionen im deutschsprachigen Raum. Wir haben es gehört: Fast 10 000 Nutzer nehmen regelmäßig den Bibliotheksservice in Anspruch. Mehr als 70 000 Medien stehen ihnen zur Verfügung: Blindenschriftbücher, Braille-Noten, Audiobücher und – Frau Jonas hat es betont – Reliefs. Außerdem gibt es im Haus eine wissenschaftliche Bibliothek, die Literatur in Schwarzschrift zur Thematik Blindheit und Sehbehinderung sammelt und diese sehenden Wissenschaftlern, Studierenden und anderen Interessenten bereitstellt.
Um den wachsenden Anforderungen künftig gerecht zu werden, braucht die DZB richtigerweise eine Entwicklungskonzeption mit Blick auf das Jahr 2020. An einem entsprechenden Eckpunktepapier wird in der DZB meines Wissens bereits gearbeitet.
Selbstverständlich braucht das Haus nicht nur eine Weiterentwicklung seiner Konzeption, sondern auch künftig die notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen für dessen Umsetzung. Insofern ist es sehr gut, dass Frau Prof. Schorlemer gerade mit dem Ministerpräsidenten darüber spricht.