Sehr geehrte Damen und Herren! Lehrer zu sein ist mehr als ein Beruf, Herr Hahn. Lehrer zu sein ist eine Berufung.
In kaum einer anderen Branche spielen Motivation und Leistungsbereitschaft eine so große Rolle, schließlich geht es um die Zukunft, geht es um die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen. Lehrer sind damit nicht nur Wissensvermittler, sondern Begleiter und natürlich auch Vorbild und Erzieher. Wenn sich junge Menschen dieser großen Herausforderung stellen, dann verdient das unsere uneingeschränkte Anerkennung und vor allem unseren höchsten Respekt.
Nicht nur der Beruf an sich, sondern auch der Weg dahin ist nicht einfach. Da steht auf der einen Seite die fachliche Komponente der Ausbildung und auf der anderen Seite die pädagogisch-didaktische. Beides unter einen Hut zu bekommen fällt nicht jedem leicht, und es gelingt auch nicht jedem, sodass circa 25 % der Studienanfänger das Studium abbrechen. Natürlich spielen dabei auch universitäre Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle.
Aber jetzt – wie es zum Teil die Printmedien tun – von einem bevorstehenden Debakel in der Lehrerausbildung zu sprechen halte ich für falsch. Es ist ebenso falsch, in welcher Art und Weise Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, die sächsischen Lehramtsstudenten für Ihre Zwecke missbrauchen.
(Beifall bei der CDU und der FDP – Zuruf von der SPD: Viel Feind, viel Ehr! – Zuruf der Abg. Cornelia Falken, Linksfraktion)
Interessant dabei ist aber, dass es wiederum Frau Dr. Stange ist, die sich an die Spitze dieser oppositionellen Bewegung stellt.
Frau Dr. Stange, Sie wurden schon mehrfach daran erinnert, dass Sie bis vor nicht ganz einem Jahr Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst gewesen sind. Sie haben vorhin vom Umsteuern gesprochen. Angesichts der Nachwehen aus Ihrem Ministerium hat man so langsam das Gefühl, dass Sie in den drei Jahren Ihrer Regentschaft im SMWK nie Kapitän Ihres Schiffes gewesen zu sein scheinen.
Ich sage es einmal so, Frau Dr. Stange: Wenn Sie sich mit 2008 herausreden, haben Sie auf jeden Fall von 2008 bis August bzw. September 2009 die Verantwortung getragen. Das vergessen Sie sehr schnell. Das haben wir schon öfter gemerkt. Allerdings werfen Sie es der FDP dann bitte nicht vor!
Fakt ist, Frau Dr. Stange: Dass diese Unsicherheit bei Studenten entstanden ist, ist einzig und allein Ihr Verdienst. Die Hochschulvereinbarung von 2003 gibt klar vor, wo Lehrerinnen und Lehrer in Sachsen ausgebildet werden sollen, auch nach 2010.
Was ist passiert? Sie stellen sich im Frühjahr 2009 vor die TU, vor Studenten und vermitteln das Gefühl: Das können wir noch ändern, das können wir noch ändern, da kann man noch etwas bewegen!
Ja, sicher, Herr Hahn, sicher könnte man etwas bewegen. Der Punkt ist nur, dass Frau Dr. Stange bis September 2009 an dieser Stelle eben nichts bewegt hat, und das müssen Sie zur Kenntnis nehmen.
Meine Damen und Herren, Fakt ist, das sich die meisten werdenden Lehrer dafür entscheiden, am Gymnasium unterrichten zu wollen.
Frau Falken, ich dachte, auch Sie sind Lehrerin. Vielleicht könnten Sie dem anderen gegenüber so viel Respekt aufbringen, dass Sie nicht ständig hier hereinbrüllen!
Fakt ist, dass sich die meisten werdenden Lehrer dafür entscheiden, am Gymnasium unterrichten zu wollen. Grund- und Mittelschule sind für viele keine Option, wohl auch aus dem Grund, dass die Grundschulzeit zu lange zurückliegt und die Mittelschule von den meisten nicht durchlebt wurde. Hinzu kommt, dass sich viele Studierende für den Fächerklassiker Deutsch/Geschichte entscheiden. Bereits ein Fach wie Geografie bekommt dann den Status eines Exoten.
Die Fächerkombinationen sind unausgewogen repräsentiert, besonders in den MINT-Fächern, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik. Aber auch einige Fremdsprachen wie Spanisch oder Italienisch werden kaum studiert und können somit nicht an den Schulen angeboten werden.
Ein dritter Fakt ist, dass die altersbedingten Abgänge, von denen heute schon viel gesprochen worden ist, nicht durch eine entsprechende Anzahl an Absolventen kompensiert werden können. Wir haben die Zahlen mehrfach gehört.
Meine Damen und Herren, was können wir also tun, um die Lehramtsausbildung und damit die Ausübung dieses Berufs auf sichere Füße zu stellen?
Zur Sicherung des Lehrernachwuchses ist eine grundsätzliche Neuausrichtung des Lehramtsstudiums nötig. Das heißt, dass der Studienumfang auf das für den Lehrerberuf Wesentliche gestrickt wird. Mit der Umstellung des Studiums auf Bachelor und Master wurde Polyvalenz in diesen Studiengängen eingeführt. Mittlerweile hat sich anscheinend herausgestellt, dass die Form der Ausbildung nicht wirklich zielführend ist. Vielmehr sind eine Konzentration auf eine bestimmte Fächerkombination und die damit einhergehenden Kompetenzen nötig. Zu verbinden ist dies mit der Möglichkeit, ein drittes Fach zu wählen. Aber nicht nur die Fachkompetenzen, die mir im Übrigen hier viel zu kurz kamen, sondern auch Didaktik und noch mehr Praktika als bisher sind hier von Bedeutung.
Mit einer Neuausrichtung des Lehramtsstudiums muss ebenso eine Reform der Vergabe von Referendariatsstellen einhergehen. Unserem Ziel einer bedarfsgerechten Einstellung von neuen Lehrern können wir nur dann gerecht werden, wenn nicht mehr nur die Abschlussnote der 1. Staatsprüfung zählt, sondern auch entsprechende Absolventen der heutigen Mangelfächer eine Chance bekommen und ihr Referendariat an sächsischen Schulen beginnen können.
Schon deshalb müssen wir stärker als bisher für die Aufnahme eines Studiums in diesen Mangelfächern werben, um sicherzustellen, dass sich der Studien- und Fächerwunsch künftig stärker an den Berufsperspektiven orientiert.
Zudem muss jeder Lehreraspirant mit sich selbst ins Gericht gehen und prüfen, ob er für den Beruf des Lehrers wirklich geeignet ist. Gerade vor dem Hintergrund der Anzahl der Studierenden ist dies von Bedeutung. Der Lehrerberuf darf eben nicht letzte Ausfahrt sein, er muss vielmehr erster Wunsch sein.
Didaktik und Eignung sowie die pädagogische Ausbildung sind deshalb stärker in den Vordergrund zu rücken. Weil dieser Aspekt für mich und eigentlich für jeden künftigen Lehrer oberste Priorität haben sollte, werden wir die sächsische Lehramtsausbildung genau in diese Richtung weiterentwickeln. Lehrer dürfen sich an unseren Universitäten nicht wie das sogenannte fünfte Rad am Wagen fühlen.
Auch nach dem Studium müssen wir unseren Lehrerinnen und Lehrern mehr Anerkennung zollen. Der Lehrerberuf ist hinsichtlich des Studiums und der Komplexität des notwendigen Wissens aufzuwerten.
Meine Damen und Herren, der notwendige Bedarf an Lehrern in den kommenden Jahren ist bekannt. Es ist jedoch wichtig, im Rahmen der Studienorientierung diesen besser zu dokumentieren. Nicht nur die Tatsache, dass der Freistaat Sachsen Lehrer braucht, sondern vor allem in welchen Unterrichtsfächern und in welchen Schularten sich Kapazitäten auftun, muss offensiver kommuniziert werden.
So können Fehlentwicklungen vermieden werden und wir können noch mehr fähige und motivierte Absolventen für ihr Berufsleben rüsten.
Abschließend geht mein Dank und der meiner gesamten Fraktion an alle Lehrerinnen und Lehrer, vor allem aber auch an alle Studentinnen und Studenten, die sich für ein Lehramtsstudium in Sachsen entschieden haben. Machen Sie einen guten Abschluss! Sachsen braucht Sie.
Das war Herr Schreiber für die Fraktion der CDU. – Frau Dr. Stange, Sie möchten keinen Redebeitrag halten?