Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben hier oft darüber gesprochen, dass der Bildungsplan ein wirklich neuer Ansatz für die Kitas ist, beschreibbar mit den Formulierungen: vom Kind-ausdenken, die Neugier der
Kinder schätzen und einbeziehen. Mit dem Bildungsplan haben wir einen völlig neuen Weg eingeschlagen, einen Weg, der sich viel stärker daran orientiert, wie Kinder lernen: Kita als Lernort.
Nun können wir die Frage stellen, wie es mit der Umsetzung des Bildungsplanes, der diese neue Sicht auf frühkindliche Bildung in die Praxis übertragen will, vorangeht. Dabei müssen wir uns bewusst sein, dass wir uns gerade einmal auf den Weg gemacht haben. Wir können nicht erwarten, dass gleich alles wie geschmiert läuft. Wenn wir da von Qualitätsoffensive reden, vernebeln wir uns vielleicht selbst ein bisschen den Blick, oder wir lügen uns in die eigene Tasche.
Wenn wir ErzieherInnen nicht vorschreiben wollen, wie sie den Bildungsplan genau in ihrer Kita umsetzen sollen, müssen wir ihnen Zeit geben, Konzepte wirklich zu entwickeln und auch immer wieder zu verändern. Manchem Konzept sieht man nämlich an, dass es irgendwo abgeschrieben worden ist. Manche Konzepte sind nicht wirklich mit Leben erfüllt. Dann haben die Kinder nichts davon, weil die Erwachsenen wieder glauben, den Stein der Weisen gefunden zu haben, und den wollen sie jetzt für alle Zeit in die Vitrine legen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Was wir aber zu diesem Zeitpunkt fragen können, ist: Wo gibt es gute Beispiele und durch welche Ideen werden diese getragen, aber auch, wo klemmt es, wo stoßen Akteure an Grenzen, wo können sie unter den gegebenen Rahmenbedingungen das nicht leisten, was wir von ihnen fordern? Dann müssen wir überlegen, wo wir politisch handeln müssen. Ich könnte jetzt alle unsere Forderungen im Zusammenhang mit dem Kita-Gesetz wiederholen, aber ich will es lieber plastisch machen.
Die Stellungnahme der Staatsregierung geht auf Seite 3 auf die Zusammenarbeit von Kitas und Grundschulen ein. Dort heißt es: „Ein gemeinsames Bildungsverständnis, die Klärung von Zuständigkeiten, die Vereinbarung von Vorhaben im Dialog mit den Eltern und die gegenseitige Wertschätzung der Arbeit sind für die Qualität der Kooperationsbeziehung von besonderer Bedeutung. Diese Aspekte sind im Einzelfall noch nicht zufriedenstellend und bedürfen weiterer Begleitung.“ Ja, was erwarten Sie denn?
Erzieherinnen waren in der Vergangenheit für Betreuung zuständig und nicht für Bildung, im Gegensatz zu den Lehrerinnen in der Grundschule. In der Schule ging der Ernst des Lebens doch erst los. Da war ein Graben auch im gegenseitigen Verständnis. Die Brücke, die diesen Graben überwinden kann, beschreibt die Staatsregierung auch in ihrer Stellungnahme: gemeinsame Fortbildung, für die dann aber auch Zeit zur Verfügung stehen muss. Da haben die Mitarbeiterinnen der Kitas schlechtere Karten. Sie sollen sich in vielerlei Hinsicht fortbilden. Beispiele: Umsetzung entwicklungspsychologischer Erkenntnisse im Alltag der Kitas, Entdeckung der persönlichen Lerngeschichten der Kinder und gemeinsame Gestaltung dieses Weges, Umgang mit der Dokumentati
on der Entwicklung der einzelnen Kinder, Eltern- und Familienbildung, Kita als wesentlicher Akteur im öffentlichen Raum der Stadtteile: Wo finden sie ihren Platz und wie kann die Vernetzung gelingen. Das ist eine Latte von Aufgaben, liebe Kolleginnen und Kollegen, und auch eine Herausforderung für die ErzieherInnen. Deshalb brauchen sie mehr Zeit als bisher, um sich auf diesen Weg ganz einzulassen.
Es ist zu spüren, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Weiterbildung aufgeschlossen gegenüberstehen, sich mit Freude dieser Aufgabe stellen. Leider können sie das oft nicht unbelastet tun, weil sie sich die Zeit zu oft auf Kosten des Betriebes der Kita und auf Kosten der KollegInnen abknapsen müssen, das heißt auf Kosten der Kinder, die aktuell in den Kitas sind. Da brauchen sie dringend mehr Zeit.
Das gegenseitige Verständnis von Erzieherinnen und Lehrerinnen würde durch eine teilweise gemeinsame Ausbildung – natürlich auf Hochschulniveau – ungemein wachsen.
In der Stellungnahme der Staatsregierung ist vom wichtigen Part der Fachberaterinnen die Rede. Richtig. Aber dazu ist der Schlüssel zu gering. Eine Erhebung von 2001: 55 Vollzeitstellen für FachberaterInnen, davon 45 in Jugendämtern, 23 bei freien Trägern, vier bei städtischen Trägern. Diese FachberaterInnen sind für 2 592 Kitas zuständig. Das ist allerdings eine aktuelle Zahl von 2004. Die Zahl der Fachberaterinnen hat von 2001 bis jetzt aber eher abgenommen. Um das also leisten zu können, brauchen wir mehr Fachberaterinnen, und Fachberater natürlich auch, die dann den einzelnen Kitas mehr Zeit widmen können und auch als Mediatoren zur Verfügung stehen in dem manchmal sehr schwierigen Prozess, auf den sich die Kitas einlassen. Wie müssen diese Fachberaterinnen und Fachberater ausgebildet sein? Wir wollen Weiterbildung wie für Leiterinnen von Kitas auch für Fachberaterinnen auf Hochschulniveau mit einem eigenen Modul.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Prozess, den wir mit dem Bildungsplan angefangen haben, ist trotz hoher Motivation kein Selbstläufer. Er braucht in der Praxis genau diese qualifizierte Begleitung, denn es gibt auch die nicht gelungenen Beispiele. Zum Beispiel Dresden: Schulen bieten Kindern, die bei ihnen angemeldet wurden, Vorschulunterricht an. Früh um acht können Eltern ihre Kinder in der Schule abgeben und nach 45 Minuten wieder in die Kita bringen. Toll! Eltern, die wegen ihrer Berufstätigkeit Probleme mit diesem Zeitplan haben, können sich entscheiden, ob sie das Angebot annehmen wollen oder nicht. Lehrer, die in Kitas gehen, um den Entwicklungsstand ihrer „zukünftigen“ Kinder zu beobachten – in manchen Kitas unbekannt. Neue Wege der Kitas in der vorschulischen Erziehung – „das ist das, was wir schon immer gemacht haben, und mit unseren Kindern sind die Schulen zufrieden“, sagen Erzieherinnen aus Kitas mit Kindern bildungsnaher Eltern. Und es gibt auch Kitas ohne Kooperationsvereinbarungen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Kitas bilden von Anfang an, da sind wir uns einig. Deshalb wäre es falsch, jetzt nur den Blick auf den Übergang zur Schule und die dort sichtbar werdenden Defizite zu richten. Dann begreifen wir Bildung eben nicht als Prozess, der keine Altersgrenzen kennt und ab dem sechsten Lebensjahr auch nicht plötzlich anders verläuft als in den Jahren zuvor. Was wir brauchen, sind mindestens 30 Millionen Euro mehr für die Umsetzung des Bildungsplanes in den Kitas. Damit wollen wir den Betreuungsschlüssel deutlich senken. Kinder können von Beginn an in ihrer Entwicklung beobachtet und individuell gefördert werden. Dann bekommen Erzieherinnen ihre dringend notwendige Vor- und Nachbereitungszeit, Zeit für Teamsitzungen und Besprechungen individueller Entwicklungsverläufe. Wir wollen Fort- und Weiterbildung im notwendigen Umfang für Erzieherinnen finanzieren, Fachberatung im erforderlichen Umfang und Qualität sicherstellen und wir wollen die Hochschulausbildung für Erzieherinnen. Deshalb müssen die entsprechenden Ausbildungsgänge an den wissenschaftlichen Einrichtungen gesichert werden.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition! Wir unterstützen Ihren Antrag, aber gegen das, was Sie aufgeschrieben haben, kann Mann und Frau nicht wirklich etwas einwenden. Nur reicht uns das nicht, auch deshalb nicht, weil dazu der Zugang für alle Kinder in gleicher Weise gehört. Wir wollen nicht, dass Kinder nach vier Stunden vor die Tür geschickt werden, weil die Eltern nicht in die Zugangsbedingungen passen. Für diese Kinder gibt es nur eine halbe tolle Kita, und das hat nichts mit unserem Anspruch an Qualität zu tun.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Im einstigen Land der Dichter und Denker werden nicht nur die Kinder knapp, sondern auch die gut ausgebildeten Fachleute. Die Wirtschaft beschwert sich über schlechte Noten und ein schlechtes, unzureichendes Bildungsniveau vieler Lehrstellenbewerber. PISA stellte Deutschland ein schlechtes Zeugnis aus. Sachsen konnte sich mit seinen Ergebnissen zwar sehen lassen;
trotzdem gilt es in den Anstrengungen für eine gute und qualitativ hochwertige Bildung unserer Kinder nicht nachzulassen, sondern konsequent diesen Weg weiterzugehen. Gerade der Bildung, Erziehung und Betreuung der Kinder in den Kindertagesstätten kommt eine besondere Rolle zu. Erwiesenermaßen ist die Aufnahmefähigkeit in der Phase der frühen Kindheit am größten. Kinder lernen quasi spielend und bilden sich selbst, wenn man sie mit dem entsprechenden pädagogischen Konzept in einer anregenden räumlichen Umgebung dabei fördert.
Dieses Wissen ist als Ergebnis des bundes- und landesweiten Modellprojektes zum Bildungsauftrag von Kindertageseinrichtungen in den Sächsischen Bildungsplan eingeflossen. Mit der verbindlichen Einführung des Bildungsplanes zum Jahresanfang 2006 und des Schulvorbereitungsjahres sind wir in Sachsen zwei wesentliche Schritte zur Erhöhung der Qualität der frühkindlichen Bildung vorangekommen.
Doch damit hat die eigentliche Arbeit erst begonnen. Qualitätssicherung und -verbesserung ist ein dynamischer Prozess, der ständig weiterentwickelt werden muss und deshalb einer wissenschaftlichen Begleitung und regelmäßigen Evaluierung bedarf. Daraus erwachsen die Aufgaben für die Zukunft.
Die Umsetzung des Bildungsplanes in den Kindertagesstätten und eine optimale Vorbereitung der Jungen und Mädchen während des Schulvorbereitungsjahres auf die Schule stellen neue, höhere Anforderungen an das Fachpersonal in den Kindertageseinrichtungen. Umfangreiche Weiterbildungsangebote und die gesetzliche Verpflichtung zur Teilnahme an Weiterbildungsveranstaltungen sollen die Erzieherinnen befähigen, diese neuen Anforderungen zu erfüllen. An den Weiterbildungsmaßnahmen für die Schulvorbereitung nehmen Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen bzw. -lehrer gemeinsam teil.
In dieser Situation stellt sich die Frage, ob die gegenwärtige Berufsausbildung diesen gewachsenen Anforderungen überhaupt noch gerecht werden kann oder ob es an der Zeit ist, für einen Teil des Fachpersonals die Ausbildung an einer Hochschule anzusiedeln. Wir hatten dazu eine Anhörung, die ein klares Votum dafür abgegeben hat. Bereits jetzt ist im Gesetz bzw. in der daraus resultierenden Verordnung verankert, dass Leiterinnen und Leiter von Kindertageseinrichtungen mit mehr als 70 Betreuungsplätzen über einen einschlägigen Hochschulabschluss verfügen müssen. Jedoch sind das meist Abschlüsse der allgemeinen Sozialpädagogik, die nicht explizit auf die frühkindliche Pädagogik ausgerichtet sind. Derart spezifische Studiengänge gibt es bisher in Sachsen nur an der Evangelischen Fachhochschule in Dresden, und zwar berufsbegleitend.
Auch im Interesse der Effizienz der Erzieherinnenausbildung werden grundständige Bachelor- und Masterstudiengänge gebraucht. Über deren konkrete Ausgestaltung ist an anderer Stelle noch ausführlich zu diskutieren. Wir sollten dabei den Mut haben, neue Wege zu gehen, zum Beispiel über eine Zusammenfassung der Elementarpädagogik mit der Primärpädagogik. Das heißt, Fachkräfte auszubilden, deren Qualifikation die Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern im Alter von null bis zehn bzw. zwölf Jahren umfasst. Dafür gibt es gute Gründe:
Erstens. Die Kinder entwickeln sich unterschiedlich schnell. Sie durchlaufen bestimmte Stufen der Entwicklung, die nicht mit den Altersstufen identisch sein müssen. Unser Kinderbetreuungs- und Schulsystem teilt die Kinder jedoch in Altersstufen ein und erzeugt damit Brüche. Entsprechend qualifiziertes Personal kann von
vornherein gezielter auf das einzelne Kind entsprechend seiner Entwicklungsphase eingehen und ihm quasi beim Hinüberwachsen in die Schule helfen. Das, was wir jetzt mit unserem Schulvorbereitungsjahr zusätzlich erreichen wollen, sollte bei entsprechend angelegter Ausbildung des Fachpersonals ohne zusätzlichen Aufwand möglich sein.
Zweitens schafft eine breitere und höherwertige Ausbildung Vorteile im Hinblick auf die Flexibilität sowohl für die Fachkraft selbst als auch für deren Einsatz im Bereich der Kindertagesstätte oder der Grundschule. Darüber hinaus sehe ich darin Chancen, auch junge Männer für diesen Beruf zu begeistern.
In einer Zeit, in der viele Kinder in sogenannten Minifamilien groß werden – meist mit der Mutter – und sich in den Kitas und Grundschulen bis auf wenige Ausnahmen nur Frauen gegenübersehen, fehlt die männliche Bezugsperson. Ja, meine Herren, hier sind Sie gefordert.
Lassen Sie mich noch ein paar Worte zur Tagespflegeperson sagen. Wir haben uns eindeutig zur Tagespflege bekannt – nicht, weil es eine preiswertere Alternative zur Kinderkrippe ist, sondern weil Tagespflege ein zusätzliches und flexibles Angebot für Eltern ist, die mit den Öffnungszeiten der öffentlichen Kitas zum Beispiel aufgrund ihrer eigenen Arbeitszeiten nicht auskommen. Auch an Tagespflegepersonen werden Anforderungen bezüglich ihrer Eignung gestellt. Unser Ziel ist es, jede Tagespflegeperson an eine Kindertagesstätte anzudocken, um auf diese Weise deren Qualifikation und Fortbildung zum Wohle der Kinder abzusichern.
Ein ganz wichtiger Partner für die Kindertagesstätten sind die Eltern. Sie haben die Hauptverantwortung für die Erziehung ihrer Kinder. Veränderte Lebenswelten, Familienstrukturen und soziale Rahmenbedingungen wirken sich natürlich auch auf die Fähigkeit zur Wahrnehmung dieser Verantwortung aus, und das nicht nur positiv. Die Kindertagesstätte ist oftmals die einzige Chance, durch den täglichen Kontakt beim Bringen und Abholen des Kindes Vertrauen aufzubauen, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen und somit Einfluss zu nehmen. Familienbildung gewinnt also zunehmend an Bedeutung. Der Kindertagesstätte wachsen damit diesbezüglich mehr Aufgaben zu. Sie ist die aktive Plattform, die Eltern Informationen bieten, sie in ihre Arbeit einbeziehen und in Not- und Problemfällen ganz konkrete Hilfe leisten kann.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie merken schon: Die Erwartungen, die Politik und Gesellschaft an Kindertagesstätten stellen, sind sehr hoch. Sie zu erfüllen bedarf enormer Anstrengungen seitens der Erzieherinnen und Erzieher – sofern es davon vereinzelte Exemplare gibt. Was ich in meinem Wahlkreis bisher gesehen habe, ist differenziert, aber nicht schlecht. Erstaunlicherweise sind es manchmal gerade die Einrichtungen, die baulich noch erheblichen Nachholbedarf haben, in denen aber ein angenehmer frischer Wind weht und sich Erzieherinnen
und Eltern mit großem persönlichem Einsatz und hoher Motivation täglich für ihre Kinder engagieren. Sie alle haben von dieser Stelle aus ein Dankeschön verdient.
Andere wiederum gehen von sich aus auf neuen Wegen voran und leisten Pionierarbeit. Ein solches Beispiel möchte ich Ihnen noch nennen: das Projekt des Bildungszentrums Frankenberg. Am Anfang stand eine denkmalgeschützte Immobilie, die keiner wollte, weil es kein vernünftiges Nutzungskonzept gab. Dann entstand die Idee, dort ein Bildungszentrum zu schaffen, das den Kindern im Alter von null bis zehn Jahren optimale Bedingungen für ihre Persönlichkeitsentwicklung gibt. Quasi unter einem Dach entstehen nun dort eine christliche Kindertagesstätte mit 150 Plätzen, die städtische Grundschule für 450 Kinder, die Kinderbibliothek, die Kreismusikschule, der Schulhort, Werkstatträume, ein Ballettsaal und eine Herberge. Die Öffnungszeiten sollen den Bedürfnissen der Eltern angepasst werden und es ist auch möglich – weil es die Kita übernimmt –, dass Hortkinder länger dableiben können – bis die Eltern zu Hause sind bzw. die Kinder abgeholt werden.
Die Konzeptionen der verschiedenen Einrichtungen sind aufeinander abgestimmt und miteinander vernetzt. Durch die zusätzlichen außerschulischen Angebote wird die Schule praktisch zu einer Grundschule mit Ganztagsangebot. Eltern finden Entlastung, weil die Freizeitangebote zu den Kindern kommen und nicht andersherum. Mitglieder verschiedener Vereine der Stadt haben sich bereit erklärt, solche Nachmittagsangebote für die Kinder zu übernehmen. Nach Fertigstellung des Gesamtvorhabens soll ein Kuratorium aus Vertretern der Einrichtungen und Externen das Bildungszentrum unterstützen, seine Weiterentwicklung begleiten und für eine aktive Einbindung in die Gesellschaft sorgen.
Der erste Bauabschnitt steht praktisch vor seiner Fertigstellung; in wenigen Wochen wird der Kindergarten „Pusteblume“ als erster Nutzer in das ehemalige Seminargebäude der ehemaligen sächsischen Verwaltungsschule einziehen. Dieser Kindergarten gehört zu denen, die am Bundes- und Landesmodellprojekt teilgenommen und somit wesentlich an der Entstehung des Sächsischen Bildungsplanes mitgewirkt haben. So ist es auch selbstverständlich, dass er nach neuesten Erkenntnissen der Bildung und Erziehung von Krippen- und Kindergartenkindern ausgestattet wurde. Als Konsultationskindergarten gibt die „Pusteblume“ nun den Fachberatern und Erzieherinnen und Erziehern anderer Einrichtungen ihr umfangreiches Wissen und ihren Erfahrungsschatz weiter. Solche Modelle stellen einen Qualitätssprung dar und verdienen unsere politische Unterstützung.
Doch eines ist klar: Qualität ist nicht zum Nulltarif zu haben. Wer den Wert einer guten Bildung, Erziehung und
Betreuung als solchen erkennt, der wird nicht umhinkommen, sich auch finanziell dazu zu bekennen. Dass sich der Freistaat Sachsen klar dazu bekennt, ist in Anbetracht der heute schon mehrfach genannten Aktivitäten deutlich geworden. Ich wünschte mir dieses Bekenntnis auch auf der kommunalen Ebene in ähnlich klarer Form. Kinder sind unsere Zukunft, und Bildung ist eine Investition in dieselbige. Lassen Sie uns gemeinsam Sorge dafür tragen, dass wir die Prioritäten richtig setzen und das knappe Geld dort investieren, wo es die höchste Rendite bringt: in die Qualität der Bildung und Erziehung unserer Kinder.
Mir liegen keine weiteren Wortmeldungen vonseiten der Fraktionen vor. Wünscht dennoch ein Abgeordneter das Wort zu nehmen? – Das ist nicht der Fall.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der vorliegende Antrag der Koalitionsparteien trifft, wie erwartet, bei der Staatsregierung auf weit geöffnete Türen. Die gegenwärtige Qualitätsoffensive in der Kindertagesstättenbetreuung in Sachsen, in Kindertageseinrichtungen, aber auch in der Tagespflege, geht auf im Koalitionsvertrag vereinbarte Maßgaben zurück; denn darin sind die Zielstellungen zur Novellierung der Kindertageseinrichtungen als Bildungsorte sehr ausführlich formuliert worden. Auch dieser Koalitionsvertrag führte zur Novellierung des Kita-Gesetzes und damit zu der heute schon diskutierten verbindlichen Einführung des Bildungsplanes und des Schulvorbereitungsjahres.
Inzwischen – das ist allen bekannt – ist der Bildungsplan landesweit aus der Diskussionsphase in die Implementierungsphase getreten. Der Plan wurde sowohl von Fachleuten als auch in der Praxis sehr positiv aufgenommen. In fast allen Landkreisen sind auf der Grundlage des Planes und des vom Landesjugendamt entwickelten Curriculums Fortbildungsoffensiven für die Erzieherinnen und Erzieher ausgelöst worden. Nach einer mir jetzt vorliegenden Übersicht hat bereits mehr als die Hälfte des Fachpersonals an diesen Fortbildungsveranstaltungen teilgenommen.
Dem Übergang vom Kindergarten in die Grundschule haben wir durch die Konzipierung und die finanzielle Absicherung des Schulvorbereitungsjahres besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Auch das ist der Stellungnahme der Staatsregierung zu entnehmen.
Mit dem Antrag wird nun die Staatsregierung aufgefordert, die Qualitätsoffensive zum Wohle unserer Kinder weiter zu unterstützen. Eine berechtigte Forderung! Dazu möchte ich anmerken, dass das Erreichte, über das wir
hier berichten können, in der Tat nur ein Zwischenstand sein kann. Ich möchte sehr deutlich in Richtung von Frau Schütz und Frau Herrmann sagen: Niemand hat behauptet, wir seien schon am Ende des Weges. Wir haben uns erst auf den Weg gemacht. Darauf können wir mit Recht stolz sein.
Wir sind auf dem Weg, diese viel zitierte Entwicklung voranzutreiben und zu verstetigen. Die Haushaltsansätze für den Bereich der Kindertageseinrichtungen weisen das sehr deutlich aus. Allein aufgrund des sehr erfreulichen deutlichen Anstiegs der Zahl der betreuten Kinder sind für die Förderung der Betriebskosten 2007 über 24 Millionen Euro mehr veranschlagt. Ferner erinnere ich an die Bereitstellung von jeweils 7 Millionen Euro für das Schulvorbereitungsjahr. Hinzu kommen 30 Millionen Euro Investitionen und 2 Millionen Euro für die Qualitätsoffensive. Wir kommen auf über 400 Millionen Euro. Das ist fast die Hälfte meines gesamten Haushalts! Wer dann noch behauptet, die Staatsregierung lege zu wenig Augenmerk und politische Prioritäten auf den Bereich der frühkindlichen Bildung und Erziehung, dem kann ich nur nahe- legen, noch einmal in den Haushalt, aber auch in die Beantwortung der Anfrage zu schauen.