Drittens. Die Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen des IPTS richten sich speziell an die Lehrkräfte, die Musik als Neigungsfach unterrichten. Zusätzlich wurden 24 Lehrkräfte nach einem Weiterbildungskurs Musik mit einem Zertifikat ausgestattet. Immerhin.
Viertens. Der Ergänzungsstudiengang im Fach Musik an der Universität Flensburg ist im Werden. Mal sehen, was da kommt.
Fünftens. Berufsbegleitende Weiterbildungsmaßnahmen an der Musikhochschule Lübeck scheiterten bisher an fehlenden Ressourcen.
Sechstens. Der Studiengang „Musikerziehung an allgemeinbildenden Schulen“ an der Musikhochschule Lübeck ist zwar im Konzept fertig. Aber es fehlt noch die Umsetzung.
Siebtens. Auch über die Umsetzungsmöglichkeiten des von der Musikhochschule Lübeck vorgelegten Konzeptes eines Aufbaustudiengangs Schulmusik wird noch zwischen Musikhochschule und dem Ministerium diskutiert.
Achtens. Eine Kooperation zwischen den Kreismusikschulen - Sie haben es eben angesprochen - und den allgemeinbildenden Schulen ist bisher an ungelösten Fragen der Vertragsgestaltung, der Verantwortlichkeit und der Bezahlung gescheitert. Sie haben gesagt, Frau Ministerin, Sie wollen sich viel Mühe geben. Das wäre eine gute Sache. Das wäre ein Angebot, das vor Ort gemacht werden könnte.
Vor dem Hintergrund, dass wir bei der Zusammenfassung der acht Punkte über lediglich 34 zusätzliche Lehrkräfte reden, wirkt der Optimismus, der aus der Schlussbemerkung des Berichts spricht, geradezu rührend.
Danke. - Ich kann nur hoffen, dass die eingeleiteten Maßnahmen tatsächlich den Erfolg zeitigen werden, von dem im Bericht ausgegangen wird. Jede Anstrengung in diesem Bereich ist notwendig und lohnt sich.
Denn wie wichtig Musikerziehung für die Persönlichkeitsbildung von Kindern und Jugendlichen ist - auch wenn es ein weiches Fach ist, wie Frau Erdsiek-Rave richtigerweise sagte -, darüber besteht unter allen Fraktionen hier im Haus große Einigkeit.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Musikunterricht in den Schulen unseres Landes wird selbst unter Einhaltung der Stundentafeln im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn ausgesprochen sparsam angeboten. Die musisch-ästhetische Bildung in unseren Schulen hat traditionsgemäß nicht den Stellenwert, der diesem Bildungsbereich eigentlich zukommen müsste. Eltern und Schüler betrachten Kunst und Musik als durchaus verzichtbare Nischenfächer.
Es sollte aber sichergestellt werden, dass die vorgesehenen Wochenstunden in den musischen Fächern auch wirklich gegeben werden. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass zum Beispiel an den Realschulen des Landes nur zwei Wochenstunden für die musisch-ästhetische Bildung zur Verfügung stehen. Es kann bei der flexiblen Regelung dieses Bereichs mit der Möglichkeit des Wählens zwischen den Fächern Musik, Kunst und textilem Werken durchaus zu dem Phänomen kommen, dass Schülerinnen und Schüler einer Realschule jahrelang gar keinen Musikunterricht bekommen. Das soll nicht so sein, stellt auch der Bericht der Kultusministerin fest. Denn es wird betont, dass außerhalb der Gymnasien zusätzliche Anstrengungen zur Stärkung dieses Unterrichtsbereiches notwendig sind.
Was die Ausbildung von Lehrkräften für das Fach Musik an unseren Schulen angeht, hat es in der Tat einen Durchhänger gegeben, der im Zusammenhang mit der Verlagerung der Hochschule von Kiel nach Flensburg stand. Wir sind daher ausgesprochen froh darüber, dass diese Entwicklung umgekehrt werden konnte und, was ebenso wichtig ist, die baulichen und sächlichen Voraussetzungen an den Hochschulen verbessert werden konnten. Die Ausbildungskapazitäten, die der Bericht für unsere Hochschulen nennt, erscheinen oberflächlich relativ bescheiden. Wenn wir jedoch zur Kenntnis nehmen, dass es insgesamt 1.500 Lehrerinnen und Lehrer gibt, die die Fakultas für das Fach Musik haben, daneben 1.800 Lehrkräfte mit dem Neigungsfach Musik und voraussichtlich nur 125 Lehrkräfte dieses Faches in den nächsten fünf Jahren in den Ruhestand eintreten werden, dann sehen wir, dass der personelle Ersatz zu einem großen Teil durch die voraussichtliche Anzahl der Absolventen an unseren eigenen Hochschulen ausreichend abgedeckt ist. Schleswig-Holstein scheint darüber hinaus für Lehrkräfte des Faches Musik aus anderen Bundesländern ein ausgesprochen attraktiver Berufsstandort zu sein.
Meine Damen und Herren, wir begrüßen daneben die Bemühungen der Landesregierung um zusätzliche Maßnahmen zur Förderung der Unterrichtsversorgung im Fach Musik, angefangen vom Quereinsteigerprogramm bis zur Errichtung des Ergänzungsstudienganges an der Universität Flensburg und der Weiterbildungs- und Nachqualifizierungsstudiengänge an der Musikhochschule Lübeck.
Der Bericht der Landesregierung gibt eine ehrliche perspektivische Einschätzung der Situation der musischen Bildung an unseren Schulen. Es bedarf zusätzlicher Anstrengungen, den Stellenwert der musischen Bildung an unseren Schulen stärker zu betonen. Frau Ministerin, die SPD-Landtagsfraktion dankt für diesen Bericht.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Musikunterricht ist ein unverzichtbarer Teil der ästhetischen Allgemeinbildung. In Schulen mit einem guten Unterrichtsangebot im Fach Musik zeigen sich außerdem bemerkenswerte Auswirkungen auch in anderen
Bildungsbereichen. Wie Professor Hans Günther Bastian als Fazit seiner Berliner Studie feststellt, lässt sich ein Mehrwert an außermusikalischen Merkmalen wie Intelligenz, Kreativität, Konzentration und emotionaler Stabilität nachweisen, wenn intensiv Musikunterricht erteilt wird. In musikbetonten Klassen wird auch das Sozialverhalten gefördert. Aggressivität zwischen Schülern ist dort weitaus geringer ausgeprägt als in anderen Klassen. Außenseiter werden besser integriert.
Wenn die Wochenzeitung „Die Zeit“ in einem Artikel vom 11. Juli dieses Jahres zu dem Ergebnis gelangt, dass „die Musik im Klassenzimmer zu einem kümmerlichen Beiwerk zu verkommen droht“, so muss diese Warnung von der Bildungspolitik sehr ernst genommen werden. Die Konsequenzen einer solchen Entwicklung wären fatal. Die Folgen hat auch die Rektorin der Musikhochschule Lübeck, Frau Professorin Inge-Susann Römhild, während einer Diskussionsveranstaltung ihrer Hochschule Ende September dieses Jahres mit dem Satz beschrieben: In 20 Jahren müssten wir dann unsere eigene Kultur aus Japan, Korea und China importieren.
Der Bericht der Landesregierung macht deutlich, dass wir auch in unserem Bundesland Probleme in der Unterrichtsversorgung im Fach Musik haben, und zwar nicht zu knapp. Im Schuldienst des Landes sind zurzeit - Stand Ende August dieses Jahres - 1.504 Lehrkräfte mit regulärer Musiklehrerausbildung tätig. Nach den Zahlen, die die Landesregierung vor sechs Jahren in der Antwort auf eine Große Anfrage der Union, Drucksache 14/388, veröffentlichte, waren es 1996 1.429 Musiklehrer. Demnach haben wir jetzt bei den regulären Musiklehrern 75 mehr als vor sechs Jahren.
Andererseits wissen wir, dass ein großer Teil des Musikunterrichts durch Lehrkräfte erteilt wird, die Musik als so genanntes Neigungsfach unterrichten, also keine eigentliche Musiklehrerausbildung haben. Hier wird der Vergleich mit der Situation von vor sechs Jahren wirklich dramatisch. 1996 gab es nach den Zahlen, die die Landesregierung damals in der Antwort auf die Große Anfrage der Union veröffentlicht hatte, im Lande 2.818 Lehrkräfte, die Musik als Neigungsfach unterrichtet haben. Heute sind es nach den Zahlen des vorliegenden Berichts in diesem Jahr gerade noch 1.820. Das heißt, es sind 1.000 Lehrer weniger als vor sechs Jahren.
Das hängt natürlich mit der hohen Zahl der Pensionierungen in den letzten Jahren gerade der Lehrkräfte, die zu diesem Bereich zählen, zusammen. Ich habe
darauf in der Begründung meines Antrags vor der Sommerpause hingewiesen: wegen der hohen altersbedingten Abgänge, die nicht nur die regulär ausgebildeten Lehrkräfte, sondern insbesondere auch die Lehrer mit Musik als Neigungsfach betreffen. Das ist ein gravierendes Problem in der Entwicklung des Musikunterrichts im Lande. Die Zahl 1.000 zeigt im Grunde von der Größe her die ganze Dramatik. Wenn wir die 75 zusätzlichen regulären Musiklehrer, also mit Fakultas Musik, dagegenrechnen, haben wir immer noch ein Minus im Laufe der letzten sechs Jahre von über 900. Das kann uns nur veranlassen, mit großem Nachdruck auf die Entwicklung der Unterrichtsversorgung im Fach Musik in den nächsten Jahren zu schauen und zu überlegen, was zu tun ist.
Auch was die Zahl der Immatrikulationen an den Hochschulen des Landes betrifft, ist die Situation in Wirklichkeit eine andere, als sie zum Beispiel von Herrn Höppner eben geschildert worden ist. Schauen Sie sich bitte die Daten an, die die Landesregierung selber in dem Bericht vorlegt, zum Beispiel die Zahl der Studierenden im Fach Musik in den einzelnen Lehrämtern. 1998 bis heute gibt es in fast allen Schularten - mit Ausnahme des Gymnasiums - ein Minus. Beim Lehramt für Grund- und Hauptschulen waren es vor vier Jahren 96 Studierende. Jetzt sind es 60. Beim Lehramt für Realschulen waren es im Fach Musik vor vier Jahren 72 Studierende. Jetzt sind es 52. Beim Lehramt für Sonderschulen waren es vor vier Jahren 30. Jetzt sind es 12, also gerade ein gutes Drittel.
Das hängt natürlich damit zusammen, dass wir heute in der Breite der Studienmöglichkeiten - früher waren es mit Kiel und Flensburg zwei Studienstandorte - eine Verengung auf einen Standort haben. Das ist die Ursache dafür, dass wir hier einen deutlichen Rückgang der Studentenzahlen in diesem Fach quer über mehrere Schularten feststellen müssen. Das Problem ist auch - schauen Sie sich die Statistik der Lehramtsprüfungen an, der Zahl der Absolventen an unseren Hochschulen -, dass in den letzten Jahren aus Kiel gerade im Fach Musik ein Vielfaches der Absolventen gekommen ist, die aus Flensburg mit einem Examen gekommen sind. Das heißt: Wir haben 1998 die Ausbildung in Kiel in diesem Bereich eingestellt. Demnächst werden wir in Kiel gar keine Absolventen mehr haben. Denn dort läuft die Ausbildung aus. Die letzten Abgänge aus Kiel sind in den letzten Jahren gekommen. Das sind die, die bis 1998 das Studium in Kiel begonnen haben. Die Konsequenz ist nach meiner Einschätzung, dass wir demnächst bei den Absolventenzahlen einen gewaltigen Einbruch bekommen werden.
All das muss uns veranlassen, über die ergänzenden Lehrerausbildungsangebote, Ergänzungsstudiengänge, Weiterbildungsstudiengänge im Ausschuss intensiv zu beraten, die in den Redebeiträgen vorhin schon genannt worden sind. Ich glaube, dass uns in diesem Bereich eine viel größere Dramatik in der Unterrichtsversorgung in den nächsten Jahren erwartet, als es der Bericht der Landesregierung, der insbesondere in seinem Schlussteil sehr optimistisch ist, zum Ausdruck bringt.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es gibt ein erfreulich zunehmendes Engagement für mehr Musikunterricht von den Musikschulen bis zur Musikhochschule, nicht zuletzt auch bei engagierten Elternorganisationen. Es gibt differenzierte Vorschläge, wie beim Mangel im Musikunterricht rasch Abhilfe geschaffen werden kann.
Dies dokumentiert auch der Bericht der Landesregierung. Insofern bin ich sehr froh, dass unsere Regierungsfraktionen den Berichtsantrag gestellt haben. Denn wir haben zeitnah ein ganzes Bündel von Vorschlägen. Das betrifft zum einen die Nachqualifizierung an den Hochschulen. Wir haben hohe Lehreranmeldezahlen für Fortbildung im Fach Musik im IPTS und auch ein großes Interesse am Quereinsteigerprogramm. Wir haben Briefe an uns Abgeordnete von Elternorganisationen und wir haben Podiumsdiskussionen zu diesem Thema.
Die ersten Schritte sind also eingeleitet: endlich mehr Aufmerksamkeit für das Fach Musik. Jetzt ist es unsere Entscheidung und vor allem die Entscheidung der Landesregierung, welche der vorgeschlagenen Maßnahmen im nächsten Jahr umgesetzt werden.
Unser erstes Fazit aus dem Bericht. Ich unterstreiche, was die anderen Abgeordneten ausführlich gesagt haben: Von einer guten Musikerziehung profitiert die Persönlichkeit der Kinder und damit auch die Leistung in allen anderen Fächern.
Das Musikangebot besonders im Haupt- und Realschulbereich in den Stundentafeln ist zu niedrig. Hier ist zu überlegen, ob wir nicht tatsächlich ein Signal im Hinblick auf die Stundentafeln geben müssen. Leider hinkt das faktisch erteilte Unterrichtsvolumen
Eine Modernisierung und Aufwertung des Faches Musik ist also vor allem an den Haupt- und Realschulen notwendig. Dies gelingt nur durch eine konzertierte Aktion vieler gesellschaftlicher Organisationen und des Ministeriums. Vielleicht sollten wir uns hier am Beispiel des „Jahres des Schulsports“ orientieren.
Angesichts des Generationenwechsels in den Lehrerkollegien kann der Mangel nur durch Bewerberinnen und Bewerber aus anderen Bundesländern gedeckt werden. Hier teile ich die optimistische Aussage nicht, dass sich die auch in Zukunft so reichlich zeigen werden wie bisher. Wir müssen deshalb mehr in der Aus- und Fortbildung tun. Hier sind Wege zu finden, die Studienkapazitäten und Fortbildungen auch mit vorhandenem Lehrpotenzial zu steigern.
Wenn ich dann einmal sehe, dass für die Grund- und Hauptschullehrerinnen und -lehrer regulär an der Uni Flensburg sechs - sechs! - Studienplätze vorgesehen sind, für Realschullehrerinnen und -lehrer aber 18 und das an derselben Uni - ich weiß ja, dass dort zum Teil auch dieselben Pädagogen tätig sind -, dann frage ich mich: Wieso muss das sein? Wieso können wir dann nicht auch bei den Grund- und Hauptschulen auf eine Zahl wie 18 kommen?