Protocol of the Session on May 30, 2001

Software unter dem Namen Winschool gefördert, die heute in der Mehrzahl der beruflichen Schulen des Landes angewendet wird. Grundlage für diese Einheitlichkeit war auch das Zusammenwirken der elf Landkreise als Schulträger der beruflichen Schulen in einer sehr aktiven Arbeitsgemeinschaft am Landkreistag und einer eben solchen Arbeitsgemeinschaft von Fachlehrkräften aus den bruflichen Schulen. Ich habe bei mehreren berufen von beruflichen Schulen mit meinen Fraktionskollegen feststellen können, dass die Netze dort überwiegend einwandfrei funktionieren und auch die Betreuung der vielen Netze dort durch die Fachlehrkräfte und durch den Schulträger gesichert ist und keine Probleme bereitet.

Es ist aber nach dem geltenden Schulgesetz eine pflichtige Aufgabe des Schulträgers, Schulen zu bauen, zu unterhalten, entsprechend den Anforderungen auszustatten und das nichtpädagogische Personal zu stellen. Nach Auffassung meiner Fraktion muss die Einrichtung und auch die Unterhaltung der Hardware eine Aufgabe des Schulträgers bleiben, denn die Schullandschaft in Schleswig-Holstein ist durch ein kommunales Schulwesen bestimmt, auch wenn manchmal in diesem Hause der Eindruck entsteht, es wäre alles staatlich organisiert.

(Beifall des Abgeordneten Konrad Nabel [SPD])

Wir mögen uns daher an dieser Stelle über Förderanreize oder über Betreuungsmöglichkeiten unterhalten, die die Schulträger der allgemein bildenden Schulen bei der Beschaffung einer standardisierten Hardware und einer einheitlichen technischen Netzstruktur unterstützen, so wie es bei den beruflichen Schulen der Fall gewesen ist, das Land muss sich aber zukünftig auf die Aufgaben beschränken, die wir im Rahmen unseres Schulgesetzes wahrzunehmen haben, nämlich Lehrerinnen und Lehrern in der Handhabung der Netze und der Software auszubilden und ihnen hierfür auch die nötige Zeit zu geben.

Der Schulausschuss des Deutschen Städtetages hat festgehalten, dass es wenig sinnvoll ist, die Systembetreuung und Netzwerkadministration dauerhaft Lehrerinnen und Lehrern zu übertragen. Hauptziel muss es sein, ein dauerhaftes und professionelles Unterstützungssystem zu finden, das jederzeit an den Schulen einsetzbar ist. Jedoch macht der Städtetag auch deutlich, dass eine Systembetreuung und Netzwerkadministration auf der Ebene der Einzelschulen nicht wünschenswert ist und auch aus Kostengründen nicht realisiert werden kann.

Der Schul- und Kulturausschuss des Städteverbandes Schleswig-Holstein schätzt die Situation an den allgemein bildenden Schulen ähnlich ein. Planungsarbeiten,

(Dr. Henning Höppner)

Haushaltseinwerbungen, Reparaturen, Konfiguration und Installation obliegen den Schulträgern, wird dort festgestellt.

Wir stehen - ich möchte das jetzt abkürzen - vor einer wirklich großen Gemeinschaftsaufgabe, nämlich die Schulen im Hinblick auf die zukünftigen Aufgaben und die Ausbildung der jungen Menschen in den neuen Medien gleichmäßig auszustatten. Hierfür müssen wir intensiv die Diskussion führen, und zwar vor allen Dingen mit der kommunalen Ebene, mit den Schulträgern. Wir sollten in diesem Bereich dauerhaft im Gespräch bleiben. Wir werden die Diskussion so schnell wie möglich im Bildungsausschuss fortsetzen müssen.

(Beifall bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abgeordneten Anke Spoorendonk [SSW])

Ich erteile das Wort dem Herrn Abgeordneten Dr. Klug.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zum dritten Mal innerhalb eines Dreivierteljahres debattiert der Landtag über das Thema Netzwerkbetreuung an öffentlichen Schulen und nach wie vor hat die Landesregierung - das ist jedenfalls meine Überzeugung kein funktionierendes, kein taugliches Konzept für diesen Bereich vorlegen können.

Das Kultusministerium sitzt neuerdings auf einem mit der Datenzentrale abgeschlossenen Rahmenvertrag, der eine externe Wartung der Systeme vorsieht. Einmal abgesehen von der Zukunftsmusik mit der serverlosen Schule, wozu es Pilotprojekte gibt, ist dieses neue Modell mit dem Rahmenvertrag, den man mit der Datenzentrale vereinbart hat, das, was jetzt die neue großartige Lösung bringen soll. Die Systembetreuer unserer Schulen, die sich - das ist schon erwähnt worden - im Admin-Forum zusammengeschlossen haben, sagen allerdings, dass dieses Konzept mächtige Kinken habe, und sie weisen darauf hin, dass das Konzept mehrere gravierende Schwachpunkte aufweist. Ich fasse die drei Punkte kurz zusammen.

Erstens müssten die Schulträger danach ihre gesamte Hardware nach Ablauf der Gewährleistung vollständig erneuern. Eine Annahme gespendeter Geräte sei nicht mehr möglich. Damit würden den Schulträgern enorme Kosten entstehen.

Zweitens. Zahlreiche Dienstleistungen seien aus dem Support ausgeschlossen, sodass die als IT-Berater oder als Lehreradministratoren eingesetzten Lehrer nicht

entlastet, sondern in manchen Bereichen sogar noch zusätzlich belastet würden.

Drittens. Die Verpflichtung für alle Schulen, ITBerater beziehungsweise Lehreradministratoren zu benennen, auch wenn sie bislang ohne eine solche Funktion ausgekommen sind - das mag im Einzelfall bei kleineren Schulen durchaus möglich sein -, verursacht neue Aufgabenübertragungen an Lehrkräfte, die dann nicht entsprechend ausgeglichen werden. Die zentrale Frage des Ausgleichs der Mehrarbeit, die die Netzwerkadministratoren leisten, ist nicht befriedigend gelöst. Darüber wird weiter zu debattieren sein.

Des Weiteren geht es darum, welchen Umfang man im Einsatz der neuen Medien, der neuen Informationsund Kommunikationstechniken an den Schulen wirklich will: Soll es nur eine informationstechnische Grundbildung geben oder geht man, sicherlich abgestuft nach einzelnen Schularten und nach den Möglichkeiten und Potenzialen dort, auch dahin, dass man sagt, man will auch so etwas wie Informatik verankern, das heißt, dass Programmiertechniken, dass der Umgang mit Datenbanken und der Einsatz derselben auch zum Inhalt des Bildungsangebotes der Schulen wird? Dies würde dann erhebliche weitere Anforderungen an das Land und im Übrigen auch an die Lehrerausbildung stellen, etwa was die Ausbildung von Informatiklehrern in einem grundständigen Studiengang angeht. Diese Fragen, die über die konkrete Problematik der technischen Wartung der PC-Anlagen weit hinausgehen, sollten wir im Bildungsausschuss, dem dieser Bericht überwiesen werden sollte, weiter vertiefend debattieren.

(Beifall bei der FDP)

Das Wort hat Frau Abgeordnete Birk.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Neue Technik soll Zeit sparen, dafür ist sie da, aber sie frisst auch Zeit, unendlich viel, um sie handhaben zu können und zu pflegen, wie es so schön heißt. Diese Zeit wird ständig unterschätzt und kaum je hat es in den letzten Jahrzehnten eine größere Selbstausbeutungsquelle unter Arbeitnehmern wie Selbstständigen gegeben übrigens zu 99 % Männer -, um in der Freizeit dem unbekannten Wesen Computer nahe zu kommen.

Die technische Revolution folgt dem Motto „Die Schnellen fressen die Langsamen“. Es gibt inzwischen sogar Klagen gerade aus der mittelständischen Wirtschaft, dass die ständige IT-Innovation die Unternehmen auf ihre Selbstorganisation als ständige Auf

(Angelika Birk)

gabe so sehr zurückwirft, dass es schwierig ist, sich der eigentlichen Aufgabe dessen, was man produziert, zuzuwenden.

Was heißt das für die Schule? Bisher mussten die Schulen häufig mit gespendeten Geräten, die nicht mehr die modernsten waren, auskommen und sie sind natürlich insbesondere mit den Schattenseiten dieser neuen Revolution konfrontiert, nämlich dass es eine immer größere Kluft zwischen Bildungsgewinnern und Bildungsverlierern gibt. Genau damit will die Landesregierung Schluss machen und ich muss immer wieder und auch an dieser Stelle trotz aller Kritik, die es gibt, die mutigen Schritte der Landesregierung loben, sich an die Spitze der Bewegung zu stellen und nicht abzuwarten.

Der vorliegende Vorschlag der Landesregierung ist aber eine große Herausforderung nicht nur technischer Art. Es soll in einem neuen landesweiten Konzept der gesamte Schulbereich vernetzt werden. Wir müssen uns aber darüber klar sein, dass gerade wegen des von uns ja auch eingeforderten und gewollten Autonomieanspruchs Schulen keine Filialen eines Konzerns sind. Modelle, die diesem Muster folgen, sind nicht schulgerecht. Dies lässt uns fragen, ob der vorgeschlagene Weg für die Autonomie der Schule zukunftstauglich ist und welche nachhaltigen pädagogischen Auswirkungen ein zentraler Bildungsserver, der zukünftig sogar als eine GmbH organisiert werden soll, auf die Schullandschaft haben wird.

Auch wenn es in meiner Fraktion viele Sympathien für dieses Konzept gibt, weil es als Systemkonzept erst einmal in sich stimmig und überzeugend ist, so müssen wir uns doch im Hinblick auf die Technikfolgen in einer pädagogischen Einrichtung fragen, ob es nicht auch Pferdefüße gibt; denn Technikfolgenabschätzung gilt für uns auch für Lösungen, die uns erst einmal sympathisch erscheinen, nicht nur für diejenigen, die uns von vornherein suspekt sind.

Dank der riesigen Anstrengungen der Lehrerinnen und Lehrer vor Ort, der schon zitierten Administratoren, die in ihrem gemeinsamen Forum die bisherige Arbeit aufrecherhalten haben, haben wir den Status quo erreicht, der doch beachtlich ist. Zu Recht lobt die Ministerin die Arbeit und den Einsatz dieser Fachleute.

Wenn wir aber nun einen neuen Zukunftsentwurf machen, dann müssen wir uns auch schrittweise Wege dorthin überlegen. Wir werden nicht von einem Tag auf den anderen eine neue Lösung für das ganze Land haben. Da es hier so viele kontroverse Meinungen zu diesem Thema gibt und da die Investitionen weit reichend sind und das Mitmachen der Kommunen voraussetzen, schlagen wir vor, dass wir diesen Bericht wie natürlich auch die Grundlagen der vorherigen Berichte

zum Anlass nehmen, im Bildungsausschuss eine Anhörung durchzuführen.

(Beifall der Abgeordneten Dr. Ekkehard Klug [FDP] und Anke Spoorendonk [SSW])

Wir wollen dazu die kommunalen Spitzenverbände, aber auch die Softwareanbieter, darunter auch die Datenzentrale, und auch den Datenschutz hören. Es wird sicherlich nicht schaden, auch Bildungsforscher und Finanzfachleute und natürlich auch die Administratoren - ich hoffe, es sind auch Frauen darunter -, last, but not least die Schülerinnen und Schüler zu diesem Thema zu befragen.

Der akribische Bericht der Landesschülervertretung der Berufsschulen vor einigen Monaten zeigt, dass es unter ihnen trotz der noch vorhandenen Probleme inzwischen hervorragende Fachleute gibt, ohne deren Unterstützung die Technik an den Schulen gar nicht funktionieren würde. Mein Dank gilt also nicht nur den Lehrerinnen und Lehrern, die sich häufig am Wochenende der Aufgabe widmen, die Computer zu warten und weiter zu entwickeln, sondern auch den Schülerinnen und Schülern, die häufig ehrenamtlich für diesen Bereich tätig sind.

(Beifall der Abgeordneten Irene Fröhlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Wir wollen von all diesen unterschiedlichen Fachleuten wissen, wie angesichts der bestehenden Ausstattung, des Geld- und Zeitmangels und des pädagogischen Auftrages, der ja nicht zu kurz kommen darf, die Lösung des Ministeriums beurteilt wird und welche Übergangswege hierhin führen könnten. Dies ist keine Misstrauenserklärung gegenüber der Ministerin - ich sage das ausdrücklich -, sondern ein Weg, um das ganze Haus - die Opposition ist da ja nach wie vor noch sehr viel kritischer als wir - davon zu überzeugen, dass wir auf einem guten, gemeinsamen Weg sind, und es ist eine Methode, die großen, neuen Möglichkeiten, die sich auftun, im Ausschuss breiter bekannt zu machen und für diese Grundsatzentscheidung alle gesellschaftlichen Gruppen, die wir hierzu brauchen, die Wirtschaft, die Lehrerinnen und Lehrer, die Eltern, die Schülerinnen und Schüler und die kommunalen Landesverbände, mitzunehmen. Ich hoffe, dass wir uns hier im Konsens annähern, genauso wie wir das in anderen Fragen nach ausführlichen Anhörungen getan haben.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort hat Frau Abgeordnete Spoorendonk.

Herausgegeben vom Präsidenten des Schleswig-Holsteinischen Landtags - Ausschussdienst und Stenographischer Dienst

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nur ein paar Bemerkungen; wir werden ja Gelegenheit bekommen, den Bericht im Ausschuss zu debattieren.

Erste Bemerkung! Aus unserer Sicht liegt die Verantwortung für die Netzbetreuung und die Verantwortung, die geeigneten Ressourcen für Schülerinnen und Schüler zur Verfügung zu stellen, sowohl bei den Schulträgern als auch beim Land. Tatsache ist aber, dass die 27 Millionen DM, die von der öffentlichen Hand für Hardware und für Vernetzung in den letzten vier Jahren zur Verfügung gestellt wurden, leider nicht ausgereicht haben. Das besagt der Bericht. Das heißt, ohne die vielfältige Hilfe von privaten Sponsoren sähe es noch schlechter aus. Das kann es nicht sein. Für uns ist wichtig, daran festzuhalten - ich sagte das schon, als wir das Thema in der letzten Plenarsitzung debattierten -, dass Schule eine öffentliche Aufgabe ist. Das gilt auch für Unterricht im Zusammenhang mit der neuen Technologie.

Zu Recht weist die Landesregierung im Bericht darauf hin, dass es ohne den teilweise aufopferungsvollen Einsatz engagierter Lehrkräfte, die sich oft autodidaktisch des Aufbaus der Rechnerräume sowie der Vernetzungen angenommen haben, mit dem Aufbau der Computersysteme in den Schulen noch schlechter ausgesehen hätte.

(Unruhe)

Der Bericht zeigt leider auch sehr deutlich auf, dass die zur Verfügung stehenden Ausgleichsstunden für die Systembetreuung überhaupt auch nicht annähernd mit dem konkreten Aufwand der Lehrkräfte im Zusammenhang stehen. Da muss etwas passieren; das hat auch die Bildungsministerin vorhin selbst angesprochen.

Natürlich kann man darüber diskutieren, ob es überhaupt eine Aufgabe von Lehrkräften sein muss, komplette Netze und Rechnersysteme auszubauen, zu pflegen und zu warten. Aber zum einen würde die Computerausstattung in Schleswig-Holstein ohne diese unbezahlte Mehrarbeit der Lehrkräfte noch weiter hinterherhinken und zum anderen wird vergessen, dass

eine zeitgemäße IT-Ausbildung der Schülerinnen und Schüler technische Wartung der Computer und pädagogische Betreuung der Benutzer voraussetzt. Der Kollege de Jager sprach die berühmte Schnittstelle zwischen Technik und Pädagogik an. Es ist richtig, dass wir uns mit eben dieser Schnittstelle zu befassen haben. Das heißt, ohne ausgebildete Lehrkräfte wird es auch in Zukunft nicht laufen können.

(Anhaltende Unruhe)

Im Bericht verweist die Landesregierung darauf, dass sie einige Initiativen in Gang gesetzt hat. Auch das sprach die Ministerin an. Das finden wir gut. Wir werden im Ausschuss ein paar Fragen dazu stellen. Für uns ist - wie gesagt - die Frage wichtig, wie es mit den Ausgleichsstunden für die Netzwerkbetreuung durch Lehrkräfte weitergehen soll. Wir möchten im Ausschuss auch debattiert haben, ob es nicht überlegenswert ist, das Hamburger Modell, das kürzlich vereinbart worden ist, in Schleswig-Holstein einzuführen oder sich wenigstens damit zu beschäftigen. Inhalt des Hamburger Modells ist, dass die Netzwerkbetreuer Hamburger Berufsschulen grundsätzlich mit drei Ermäßigungsstunden zuzüglich einer Stunde je angefangene 20 Computer entlastet werden. Wir müssen uns überlegen, ob dieses Modell auch für SchleswigHolstein greifen kann.

(Beifall bei SSW, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Weitere Wortmeldungen sehe ich nicht. Ich schließe die Beratung.

Es ist beantragt worden, den Bericht der Landesregierung dem Bildungsausschuss zur abschließenden Beratung zu überweisen. Wer so beschließen will, den bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen? Enthaltungen? - Das ist einstimmig so beschlossen.

Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Abend und schließe die heutige Sitzung.