Sicher ist nur, dass die Veränderungen schneller vonstatten gehen werden, als wir sie uns vorzustellen vermögen.
Da sind zum Beispiel Schulen - hauptsächlich Berufsschulen, Realschulen und Gymnasien -, die bereits über hochkomplexe Netze und Rechnersysteme verfü
gen. Die Grund- und Hauptschulen und die Förderschulen haben dagegen oft noch keine ausreichende Ausstattung mit Rechnern und relativ selten ausgebaute Netzwerke.
Für die nahe Zukunft ist der Arbeitsschwerpunkt klar. Wir wollen die Lehrkräfte, die derzeit die systemadministrative Arbeit zu leisten haben, besser unterstützen. Dabei kooperieren wir unter anderem mit der Wirtschaft, mit Firmen wie Siemens, MATERNA, der Deutschen Telekom, der Datenzentrale der Firma Cisco und der Firma MTS-Reinhard aus Niedersachsen.
Das Beratungsnetz des IPTS hat Empfehlungen für Schulnetze erarbeitet. Kernpunkt dieser Empfehlungen ist es, robuste und störungsarme Netze aufzubauen, die auch von Lehrkräften betrieben und genutzt werden können, die eben nicht über ausgeprägte ITKenntnisse verfügen. PC- und Netzwerkneueinrichtungen - davon gibt es in diesen Tagen sehr viele im Lande - werden in der Regel nach diesen Empfehlungen vorgenommen. Verschiedene IT-Unternehmen haben den Schulen auf der Basis unserer Empfehlungen ausgesprochen interessante Ausstattungsangebote unterbreitet. Das führt dazu, dass wir seit einigen Wochen erstmals einen sinnvollen Wettbewerb zwischen den IT-Ausstattern und dem schulischen Markt haben. Schon jetzt lässt sich sagen, dass die Schulträger und die Schulen in diesem Wettbewerb die Gewinner sind.
Darüber hinaus haben wir ein Beratungsnetz aufgebaut, das in den letzten Monaten von mehr als 600 Schulen genutzt worden ist, und zahlreiche Schulträger bei der Einrichtung von Computerräumen und Vernetzungen unterstützt hat. Wir bewegen uns damit erstmals in die Richtung von einer noch sehr heterogenen schulischen IT-Landschaft hin zu halbwegs vergleichbaren und damit administrierbaren Systemen.
Natürlich haben wir das Problem, dass gerade an einigen großen schulischen Systemen die Lehrkräfte, die sich für die Rechner und Netzwerke zuständig fühlen, in erheblichem Maße mehr Arbeit leisten. Das ist so. Das darf nicht sein. Dagegen müssen wir etwas unternehmen.
Allerdings wird es nicht möglich sein, den Wunsch nach mehr Ausgleichsstunden zu erfüllen. Würde ich allein den Wünschen der schulischen Systemadministratoren folgen, würde ich mich in die Belange der Schulträger einmischen. Für die technische Systemadministration sind nun einmal die Schulträger zuständig. Das Land trägt Verantwortung für die pädagogischen Bereiche wie die pädagogische Betreuung der Rechner und Netze.
Trotzdem wollen wir uns nicht aus allen systemadministrativen Fragestellungen verabschieden. Deswegen haben wir den Vorschlag der Deutschen Telekom AG sehr gern aufgegriffen, mit uns gemeinsam ein Pilotprojekt zum ASP - zum so genannten Application Service Providing - durchzuführen. Hier wird an zwei völlig unterschiedlichen Schulen getestet, ob es sinnvoll sein könnte, die übliche Standard-Software von einem Rechenzentrum aus zu betreiben. Für viele Schulen könnte diese Methode, die in der Wirtschaft bekanntlich breite Anwendung findet, eine echte Alternative darstellen, zumal sich die den ASP angeschlossenen Rechnersysteme leicht fernadministrieren lassen. Das ist der Sinn dabei.
Ich weiß, Herr Dr. Klug, dass die Mitglieder des Admin Forums, auf deren Webseiten Sie sich gern tummeln und umsehen, diesem Pilotversuch misstrauisch gegenüberstehen. Das weiß ich. Dort wird vermutet, die Eigenständigkeit der Schulen solle eingeschränkt werden und wir würden vorschreiben, welche Software künftig eingesetzt werden solle.
Ich bin jedoch der Meinung, dass wir jede Chance ergreifen müssen, um bei der Planung der technischen Zukunft für unsere Schulen dabei zu sein. Deshalb unternehmen wir diesen Versuch, für den das Land übrigens keinen Pfennig dazu bezahlt. Der Verein „Schulen ans Netz e. V.“, der finanziell vom Bund und von der Deutschen Telekom getragen wird, übernimmt die eine Hälfte der Kosten und das SoftwareUnternehmen EnterSmart die andere Hälfte. Übrigens sind die beteiligten Schulen - auch die Administratoren - nach den ersten Wochen von dem Versuch ausgesprochen angetan. Sie betrachten ASP inzwischen als eine echte Alternative zum herkömmlichen Vernetzungssystem. Ich hoffe, dass sich dies in der weiteren Erprobung bestätigt.
In einem zweiten Pilotversuch testen wir zusammen mit Siemens und MATERNA eine Software, die dabei helfen soll, die schulischen Netze weitgehend eigenständig zu administrieren. Als eine der Testschulen haben wir das Gymnasium Kaltenkirchen ausgesucht. Dort arbeitet der Sprecher der schleswigholsteinischen Systemadministratoren, unser deutlichster Kritiker, und er hat mir jüngst mitgeteilt - ich zitiere -:
„Das Konzept der Firma MATERNA ist in sich schlüssig und kann bei Erfolg die Anforderungen an die Qualifikation von Lehrkräften als Systemadministratoren erheblich reduzieren. Eine deutliche Entlastung von Routinetätigkeiten ist zu erwarten.“
Würden wir uns nicht an solchen Versuchen beteiligen, würden Sie uns zu Recht kritisieren. Niemand muss also befürchten, dass er irgendwie überfordert wird, sondern wir erproben das sehr sorgfältig.
Wir werden in den nächsten Wochen Arbeitsgruppen einrichten, die vorschlagen, welche Kernkompetenzen im Umgang mit dem PC erworben werden sollen. Es geht da nicht um das Fach Informatik, sondern um alle Fächer. Wir haben uns auch in Zukunft dieser pädagogischen Aufgabe zu stellen und in diesem Zusammenhang auch Systemadministration zu leisten. Schulen können sich dabei sehr gut zusammentun. In Bad Oldesloe gibt es dafür ein hervorragendes Beispiel.
Ich glaube, dass es zur Verbesserung der Situation beitragen wird, dass wir zum Schuljahresbeginn 2001 eine besondere Form der Lehrerfortbildung starten werden. Meine Zeit erlaubt es mir leider nicht, Näheres zu erläutern. Ich bin gern dazu bereit, dies ausführlich zu erläutern, wenn der Bericht an den Ausschuss überwiesen wird. Dann sind wir schon wieder einen Schritt weiter. Über den Bericht hinaus werde ich dann noch einmal den aktuellen Stand darstellen. Ich glaube, wir sind auf dem zu beschreitenden Weg, der ein ganz wichtiger bildungspolitischer Weg ist, schon ein gutes Stück vorangekommen.
Ich eröffne die Aussprache. Lassen Sie mich noch einmal darauf hinweisen, dass es wirklich kein Zeichen von Fairness allen Rednerinnen und Rednern gegenüber ist, wenn es im Saal so laut ist. Es ist schwer genug.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Dennoch kann man dafür Verständnis haben. Bevor ich zu dem inhaltlichen Teil meiner Rede komme, lassen Sie mich zunächst einige formale Aspekte des Berichts bemängeln. Zum einen ist es ein absolutes Novum, dass in den Berichten nicht mehr zwischen Anlage und Fließtext unterschieden wird, sondern die Anlagen - in diesem Fall sind es Verträge, Beschlüsse des Deutschen Städtetages und sogar Firmenkonzepte - gleichwertige Bestandteile des Berichts sind. Das hat zum einen die Folge, dass der eigentliche Berichtsumfang aufgebläht wird und zum anderen nicht mehr klar zu unterscheiden ist, was wirklich der Beitrag des Ministeriums ist und was der anderer Quellen ist.
Die Folge dieser Patchwork-Methode ist, dass sich in diesem Bericht informationstechnische Satzungetüme wiederfinden, die eigentlich nicht vorlagereif sind. Sätze wie der Folgende sind nicht dazu angetan, das allgemeine Verständnis von Netzwerkadministration zu erhöhen. Ich zitiere:
„Ausstattung der Schule mit je einem kombinierten File- und Printserver, mehreren Client Desktop-PCs sowie einer Reihe tragbarer Thinclients. Die Desktop-PCs konfigurieren sich vom Netz beim Booten über die Fileserver, wohingegen die Thinclients sich ihre Erstinformationen vom zentralen Webserver im Service-Center, bei welchem die Lehrinhalte und das Portal der Schule hinterlegt sind, über das Netz holen.“
Das steht auf Seite 20. Es war schwer, das vorzulesen. Ich glaube, so etwas ist nicht vorlagereif. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Formulierungen wie diese darüber hinwegtäuschen sollen, dass die Landesregierung im Ergebnis mit diesem Bericht nicht viel zu sagen hat.
(Karl-Martin Hentschel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Geben Sie das mal Ihrem Sohn zu lesen, wenn Sie das nicht verstehen!)
- Ich habe eine Tochter und die ist fünf Jahre alt. - Er ist, kurz gefasst, ein Schlag ins Kontor der jetzigen Netzwerkadministratoren, die mit viel Einsatz und Mühe die Netze und Systeme an den Schulen betreuen und die die berechtigte Forderung erheben, dass sie für ihre Tätigkeit einen Ausgleich bekommen. Zentrale Botschaft des Berichts ist hingegen, dass es weitere Ausgleichsstunden zur Vergütung dieser Arbeit nicht geben wird. Stattdessen werden eine Reihe von Maßnahmen vorgeschlagen, die diese Mehrarbeit der Netzwerkadministratoren auffangen sollen, wie etwa die Betreuung dieser Netzwerke durch auswärtige Agenturen.
Diese Vorgehensweise, das heißt die Administration durch externe Server, hat allerdings zwei Nachteile. Erstens: Sie setzt eine Einheitlichkeit in der Multimedia-Ausstattung von Schulen voraus, die wir nicht haben. Zweitens. Sie geht deshalb an der Wirklichkeit vorbei, weil sie die Mehrarbeit der Lehrerinnen und Lehrer nicht aufheben würde.
Zu 1.: Der Bericht verweist zu Recht darauf, dass ein hoher Anteil der Computer-Anlagen, die wir in den Schulen vorfinden, durch Sponsoren und Spenden ermöglicht worden sind. Das ist richtig und an dieser Stelle sollte man denjenigen, die Computer für die Schulen gespendet haben, auch einmal sehr herzlich danken.
Das Ergebnis ist aber, dass wir - besonders an Grundschulen - eine ganz unterschiedliche Ausstattung mit Computern haben, was die Netzwerkkapazitäten und den technischen Stand der Computer anbelangt. Wollte man etwa über die Datenzentrale eine Netzwerkbetreuung von außen, am besten noch online, vornehmen, bräuchte man aber einheitliche Systeme, die wir nicht haben. Die Anschaffung neuerer System wäre Aufgabe der Schulträger und würde damit vor allem wieder die Kommunen - und damit die Schulträger - zusätzlich belasten. Das halten wir für nicht richtig und für nicht vertretbar. Es steht im Übrigen auch nicht zu erwarten und ist deshalb auch keine reale Option.
Zu 2.: Wichtig ist auch festzuhalten, dass selbst bei allen noch so phantasievollen Lösungen der Netzwerkbetreuung am Ende einer nicht ersetzt werden kann, nämlich der Lehrer als Schnittstelle zwischen Technik und Pädagogik. Diese Schnittstellenfunktion wird immer Arbeit machen. Sie wird immer damit verbunden sein, dass die Technik den inhaltlichen Zielen eines Unterrichts angepasst werden muss, dass mit Lernsoftware gearbeitet werden muss, dass kleinere Anpassungen und Konfigurationen vor Ort vorgenommen werden müssen.
Dies ist ein Aufwand, der unter keinen Bedingungen einfach nebenbei zu leisten sein wird, zumal es sich um zunehmend anspruchsvolle Systeme handelt. Aus diesem Grund muss es zu einer Vergütung beziehungsweise zu einem Ausgleich dieser Mehrarbeit kommen, wenn man künftig noch Kollegen in den Schulen finden will, die diese Arbeit machen. Das Admin-Forum hat jüngst darauf hingewiesen, dass diese Bereitschaft im Begriff ist auszulaufen. Damit wurde auf ein Problem hingewiesen, das flächendekkend vorhanden ist.
Wir haben in den Debatten seinerzeit darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns zwei Möglichkeiten der Vergütung und des Ausgleichs vorstellen: Entweder eine Regelung über die Neubestimmung der Lehrerarbeitszeit insgesamt oder eine Regelung über Ausgleichsstunden. Ich finde es bedauerlich, dass der Bericht den Prüfauftrag einer Regelung im Zuge der Neubestimmung der Lehrerarbeitzeit nicht aufgenommen hat. Damit verbleibt eigentlich nur die Lösung durch Ausgleichsstunden, die indes dann auch umgesetzt werden muss. Dabei ist zu befürchten, dass die Ansprüche - etwa von Systemadministratoren - jetzt in Konflikt mit den Ansprüchen von anderen Gruppen kommen können, wenn gesagt wird: Der Ausgleich für die Schulleitungszeit soll über die Stunden erfolgen, mit denen im Moment auch die Stunden für die Tätig
keit als Systemadministrator ausgeglichen werden. Das kann einen Verteilungskampf in den Lehrerkollegien auslösen, den wir nicht wollen.
Um auf die „kaiserliche Werft“ zurückzukommen: Es wäre schon interessant gewesen, heute Nachmittag zunächst etwas über die Auswirkungen des 35Millionen-DM-Loches im Einzelplan des Bildungsministeriums zu erfahren,
bevor wir die Debatte über Ausgleichsstunden und Netzwerkadministratoren führen können. Ich sage das nur, um darauf hinzuweisen, dass unsere ursprüngliche Vorstellung, die Debatte über die Auswirkungen des 35-Millionen-DM-Loches an den Anfang des Bildungsblocks zu stellen, durchaus seine Berechtigung gehabt hat.
Auch wenn der Abgeordnete de Jager die Unruhe für verständlich hält, so halte ich sie nicht für angemessen. Ich bitte um etwas mehr Fairness.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Uns liegt ein umfangreicher Bericht des Bildungsministeriums über die Netzwerkbetreuung an öffentlichen Schulen unseres Landes vor. Der Bericht beschränkt sich auf die allgemein bildenden Schulen und er macht uns deutlich, dass es landesweit eine sehr heterogene Rechner- und Netzinfrastruktur gibt. Dies ist durch eine wenig koordinierte Ausstattung der Schulen durch ihre Schulträger bedingt. Hierbei wurden - wie wir aus der Praxis wissen - von den unterschiedlichen Trägern zwar annähernd gleiche Leistungsprofile angestrebt, aber bei den Beschaffungen schon die örtlichen Anbieterstrukturen berücksichtigt.
Im Bereich der beruflichen Schulen sieht es anders aus. Da hat das Land in den unterschiedlichen Fachschwerpunkten die Hard- und Softwareausstattung nach einheitlichen Standards gefördert. So entstanden in den beruflichen Schulen unseres Landes eine Reihe von identischen Fachräumen, die eben in allen Kreisen und kreisfreien Städten gleichsam zu finden sind.
Das Land hat daneben die Einführung von Schulverwaltungsnetzen mit der Einführung einer einheitlichen