Die Fortbildung ist fester Bestandteil der Lehrerbildung sowie der Unterrichts-, Schul- und Fachberatung und wird auch so wahrgenommen. Sie verändert sich natürlich mit den Erwartungen von Schule und Lehrerschaft. Sie verändert sich mit dem Verständnis von Schule als eigenständigem Lernort und sie ist natürlich nicht auf Quantität zu reduzieren. Denn entscheidend ist die Qualität.
Deswegen werden wir in Zukunft nicht nur Dauer und Umfang von Fortbildungsveranstaltungen oder die Qualifikation der Teilnehmer nach Schularten statistisch aufbereiten, sondern wir werden auch die Qualität und den Erfolg von Fortbildungsveranstaltungen
Wir haben vorhin in einem anderen Zusammenhang über Evaluation gesprochen. Evaluation ist auch in diesem Bereich wichtig.
Denn es ist wichtig, dass man, wenn man so viel Geld in einen Bereich hineinsteckt - auch wenn es immer mehr sein könnte -, nach der Wirksamkeit und der Qualität fragt. Und wen fragt man da? - Natürlich die Abnehmer, die Empfänger dieser Leistungen.
Wir müssen und werden den Weiterbildungsbereich so akzentuieren, dass er auch die aktuelle Nachfragesituation konkret und zeitnah abbildet. Es kann nicht sein, dass es eine reine Angebotsstruktur ist. Sie muss vielmehr nachfrageorientiert an den Bedürfnissen der einzelnen Schulen und Lehrkräfte organisiert sein.
In Kürze werde ich die Ergebnisse der Initiative „Jede Stunde zählt“ zum Thema Unterrichtsausfall präsentieren. Natürlich hat es in der Anfangsphase Skepsis gegeben. Manch einer hat sich besorgt gefragt: Wird nicht die Fortbildungsbereitschaft beziehungsweise die Fortbildung generell darunter leiden, wenn die Fortbildung mit der Maßgabe verknüpft ist, dass durch Fortbildung kein Unterrichtsausfall entstehen darf?
Dazu will ich grundsätzlich sagen: Natürlich gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, um Unterrichtsausfall zu vermeiden und die Schulleitungen machen davon entsprechend Gebrauch. Aber es muss dergestalt ablaufen - und so wollen wir es in Zukunft organisieren -, dass das IQSH seine Veranstaltungen so platziert und organisiert, dass sie von möglichst vielen Lehrkräften besucht werden können. Beispielsweise werden die Landesfachtage künftig komplett in die unterrichtsfreie Zeit gelegt werden. Die Veranstaltungen, die schon auf diese Art und Weise stattfinden, haben keineswegs einen geringeren Zuspruch, als dies vorher der Fall war.
Auch das ist ein Beleg für die Fortbildungsbereitschaft der Lehrkräfte. Wer immer noch glaubt, dass Lehrer Fortbildung nur deswegen in Anspruch nehmen, weil sie in dieser Zeit keinen Unterricht erteilen müssten - solche Vorurteile gibt es noch immer -, der hat ein Lehrerbild, das dringend der Korrektur bedarf.
Sie sehen in unserem Bericht, dass die schleswigholsteinischen Lehrerinnen und Lehrer von sich aus in hohem Maße engagiert an Fortbildungsveranstaltungen teilnehmen.
Ich danke der Frau Ministerin für den Bericht und eröffne die Aussprache. Das Wort erteile ich Herrn Abgeordneten Dr. Höppner.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Bildungsausschuss hat die beiden ursprünglich vorliegenden Berichtsanträge der Koalitionsfraktionen und den der CDU zusammengeführt und das Ministerium um eine Darlegung der statistischen Erhebungen zu Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen für Lehrerinnen und Lehrer und um die detaillierten Erhebungsergebnisse für das Schuljahr 2002/2003 gebeten.
Ich bin zwar dankbar für den vorliegenden Bericht, aber mir kommen doch Zweifel, ob das Bedürfnis des Parlaments nach solchen Anfragen und Berichten nicht manchmal über das Ziel hinausschießt
Die tabellarische Übersicht über die Veranstaltungen im Jahr 2002 und im ersten Halbjahr 2003 zeigen - jedenfalls für diesen kurzen Zeitraum -, dass sich an der Angebotsstruktur in der Lehrerweiterbildung und -fortbildung nichts Entscheidendes ändert.
Im Mittelpunkt steht nach wie vor die fachliche Weiterbildung. Pädagogischen Fragenstellungen widmen sich nur 6 bis 7 % der Veranstaltungen, der Qualifikation von Führungskräften 6 bis 8 %, der sonstigen Personalentwicklung sowie der Vermeidung von Dienstunfähigkeit jeweils nur 1 bis 2 %. Nur der Anteil der Angebote hinsichtlich des Umgangs mit Computern verzeichnet einen erheblichen Sprung von 5 auf 12 %.
Ein solcher tabellarischer Überblick ermöglicht natürlich keine Aussage über die Qualität von Veranstaltungen. Insbesondere lässt er keinen Rückschluss darauf zu, ob es zu wenig Angebote oder zu wenig Nachfrage nach pädagogischen Fort- und Weiterbildungsangeboten gibt. Denn diese müssten den Ansatz darstellen, um die nötigen Konsequenzen aus den Befunden der internationalen Vergleichsstudien zu ziehen.
Beeindruckend finde ich die Tatsache, dass 2002 fast 31.000 Teilnehmer an den Angeboten des IQSH teilgenommen haben. Das bedeutet rein statistisch, dass jede Lehrkraft in Schleswig-Holstein rund 1,2 Mal innerhalb eines Jahres eine Fortbildungsveranstaltung besucht hat.
Es fällt ins Auge - um auf das statistische Gerüst zurückzukommen -, dass die Männer zwar 39 % aller Lehrkräfte im Lande, aber nur 32 % der Fortbildungsteilnehmer stellen. Auch bei der Betrachtung nach Schularten, an denen die Lehrkräfte unterrichten, ergeben sich Unterschiede. Insbesondere die Lehrer an Realschulen und Gymnasien sind unterrepräsentiert, während die Sonderschullehrer - was nicht überrascht - weit überrepräsentiert sind. Der Bericht selbst unterstreicht, dass dies nicht eine bloße Motivationsfrage ist, sondern wohl auch mit den vorhandenen Angeboten zu tun hat.
Aufschlussreich finde ich den Auswertungsbogen des IQSH, mit dem die Teilnehmer an den Veranstaltungen ihre Eindrücke über die Inhalte und Ergebnisse der betreffenden Veranstaltung mitteilen können. Bei über 3.700 Befragten ist es bemerkenswert, dass zwischen 62 und 90 % der Befragten den Inhalten, Methoden, Veranstaltungsleitern und äußeren Bedingungen das beste Prädikat erteilten. Sieben bis 30 % gaben eingeschränkt positive Urteile ab und nur 2 bis 8 % äußerten sich teilweise oder völlig negativ.
Wir haben heute bereits über die Frage von Bildungsstandards gesprochen. Die Vorgaben der KMK müssen in den Schulen mit Leben erfüllt werden. Auch hierzu bedarf es einer weiteren fachlichen Fort- und Weiterbildung und entsprechender Angebote.
Hinzu kommt - davon bin ich überzeugt -, dass nicht nur die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer in Schleswig-Holstein, sondern auch die Fort- und Weiterbildung unserer Lehrkräfte auf einem guten Weg sind. Wir werden hierüber im Bildungsausschuss noch zu diskutieren haben.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn meine Kleine Anfrage vom letzten Jahr von Anfang an klarer und umfangreicher beantwortet worden wäre, hätten wir uns möglicherweise diesen Bericht ersparen können. Herr Höppner, Sie wissen das.
Der Bericht der Landesregierung zu den Fortbildungsveranstaltungen in den Jahren 2002/2003 ist - wie zu erwarten war, jedenfalls für uns - nicht ganz zufrieden stellend und beantwortet nicht einmal die Fragen, die von den Regierungsfraktionen gestellt wurden. Ich will wegen der kurzen Zeit nur einige Punkte nennen.
Erstens. Erst seit April 2003 ist versucht worden, eine systematische Evaluation der Fortbildungsveranstaltungen vorzunehmen. - Erst seit April 2003! Im Klartext heißt das, die Umstrukturierung des IPTS zum IQSH hat ohne vorherige Evaluation stattgefunden. Die Fortbildungsveranstaltungen des ehemaligen IPTS sind offensichtlich niemals evaluiert worden.
Meine Damen und Herren, es wird auch künftig schwer sein zu messen, ob sich Inhalt und Struktur des neuen IQSH im Verhältnis zu der alten Struktur dann möglicherweise bewähren werden oder bewährt haben.
Zweitens. Dass sich die Landesregierung als Ziel gesetzt hat, durch Fortbildungsveranstaltungen die Qualität des Unterrichts zu sichern und zu verbessern, ist selbstverständlich. Weshalb gibt es denn sonst das IQSH! Das bedarf eigentlich gar keiner Erwähnung.
Ob dies allerdings gelingt, das bleibt auch weiterhin offen, weil - so der Bericht - die Wirksamkeit der Fortbildung auf die berufliche Praxis in der Schule nicht erfasst wird und nicht erfasst worden ist und möglicherweise künftig auch nur unter großen Schwierigkeiten erfasst werden kann.
Drittens. Thematik und Zielsetzung der einzelnen Fortbildungsveranstaltungen für Lehrkräfte sind aus dem Bericht nicht zu erkennen. Zwar wird auf Seite 15 erwähnt, dass die fachliche Fortbildung der Lehrkräfte in der Arbeit des IQSH eindeutig im Vordergrund steht, die Auflistung der Fachbereiche, denen die Veranstaltungen zugeordnet werden, zeigt allerdings ein etwas differenziertes Bild. Gerade die Fachbereiche, die nach allgemeiner Auffassung nicht fachlich, aber methodisch und didaktisch neu organisiert werden müssten, nehmen nur einen ganz geringen Prozentsatz der Fortbildungsveranstaltungen ein.
So Mathematik nur 2 % und der gesamte Bereich der Naturwissenschaften - von Physik über Chemie, Biologie bis zu Heimat- und Sachkundeunterricht - insgesamt nur 8 %. Hier besteht offensichtlich auch entsprechend den Anforderungen von PISA ein erheblicher Nachholbedarf. So sehen wir das jedenfalls.
Viertens. Die Kosten für Lehrerfortbildung sind gegenüber 2002 in 2003 geringer ausgefallen. Gegenüber dem Haushaltsjahr 2000 - wenn man ein Stück zurückgeht - sind sie um circa 30 % zurückgegangen. Woran das liegt, wird im Bericht nicht dargelegt. Vielleicht liegt es ja an der geringen Anzahl der im zweiten Halbjahr 2003 durchgeführten Veranstaltungen. Das können wir aber nicht sagen, weil die Zahl der im zweiten Halbjahr durchgeführten Veranstaltungen in dem Bericht nicht wiedergegeben werden. Der Bericht gibt nur die Kosten der Veranstaltungen wieder, die im ganzen Jahr 2003 gelaufen sind. Ich denke, hier werden wir noch einmal Anlass haben, im Bildungsausschuss nachzufragen.
Als besonders kostenintensiv - fünftens! - erwiesen sich - so der Bericht - Weiterbildungsmaßnahmen, Maßnahmen zur Führungskräftequalifizierung sowie zur Schul-, Organisations- und Personalentwicklung, da diese - so der Bericht weiter - in der Regel voll vom IPTS/IQSH finanziert werden müssen. Wenn das der Grund ist, ist möglicherweise erklärlich, warum diese Maßnahmen lediglich 8 % ausmachen.
Verstehen kann ich das aber nicht ganz, wenn man bedenkt, dass gerade Führungskräfte - Schulleiterinnen und Schulleiter - jetzt schon und in den nächsten Jahren natürlich noch dringender gesucht werden und diese auf ihre Ämter rechtzeitig und angemessen vorbereitet werden müssen.
Unerklärlich - das ist mein Schlusssatz - ist mir allerdings, weshalb in einem Angebot des IQSH für Veranstaltungen 2003/2004 zur Personalführung und zum Konfliktmanagement für Schulleitungen ein Teilnahmebetrag von 218 € erhoben wird. Gerade diese Veranstaltungen sollten doch eigentlich vom IQSH voll finanziert werden.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich denke, es wäre vielleicht doch besser gewesen, wenn wir diesen Bericht ohne Aussprache hier im Plenum zur Beratung an den Bildungsausschuss überwiesen hätten.
Ich glaube, die Thematik ist wirklich so speziell, dass sie möglicherweise für eine Plenardebatte nicht so geeignet ist.
Ich will nur zwei ganz kurze Anmerkungen machen und dafür die Redezeit mit Sicherheit nicht ausschöpfen. Ich weiß nicht, ob ich Frau Eisenberg richtig verstanden habe, dass nun Sie, Frau Eisenberg, eine Erfolgkontrolle bei den Teilnehmern von Fortbildungsveranstaltungen machen wollen, also der Frage nachgehen wollen, wie sich das tatsächlich anschließend auf den Unterricht auswirkt. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie man das mit einem halbwegs überschaubaren Aufwand organisieren kann. Ich bin mir auch nicht so ganz sicher, ob solch ein Überprüfung- und Kontrollinstrumentarium überhaupt wünschenswert ist.