Protocol of the Session on March 26, 2009

................................................................................................................. 3990, 3994, 4002 Abg. Billen, CDU:......................................................................................................................................... 4008 Abg. Bracht, CDU:....................................................................................................................................... 3987 Abg. Creutzmann, FDP:..................................................................................................................... 4033, 4039 Abg. Dötsch, CDU:.................................................................................................................. 3988, 4023, 4036 Abg. Dr. Enders, CDU:.................................................................................................. 3992, 3994, 3995, 4041 Abg. Dr. Krell, SPD:..................................................................................................................................... 4044 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:........................................................................................................................ 4044 Abg. Dr. Schmitz, FDP:........................................................................................ 3998, 4001, 4030, 4038, 4042 Abg. Dr. Wilke, CDU:......................................................................................................................... 4015, 4021 Abg. Eymael, FDP:......................................................3984, 3988, 3994, 3995, 4005, 4009, 4014, 4023, 4027 Abg. Frau Anklam-Trapp, SPD:......................................................................................................... 4040, 4043 Abg. Frau Baumann, SPD:.......................................................................................................................... 3995 Abg. Frau Beilstein, CDU:............................................................................................. 3984, 3986, 3987, 3988 Abg. Frau Dr. Lejeune, FDP:............................................................................................................. 4017, 4020 Abg. Frau Ebli, SPD:.................................................................................................................................... 4042 Abg. Frau Grosse, SPD:.......................................................................................................... 3996, 4000, 4028 Abg. Frau Hayn, CDU:................................................................................................................................. 4032 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:........................................................................................................... 3984, 3986 Abg. Frau Leppla, SPD:..................................................................................................................... 3982, 4044 Abg. Frau Morsblech, FDP:..................................................................................................... 3989, 3991, 3992 Abg. Frau Sahler-Fesel, SPD:........................................................................................................... 4016, 4021 Abg. Frau Schäfer, CDU:................................................................................................................... 3986, 4029 Abg. Frau Schellhaaß, FDP:.............................................................................................................. 3991, 3992 Abg. Frau Steinruck, SPD:.......................................................................................................................... 4036 Abg. Frau Thelen, CDU:.................................................................................................................... 3997, 4001 Abg. Kuhn, FDP:.......................................................................................................................................... 4045 Abg. Licht, CDU:.......................................................................................................................................... 4011 Abg. Mertes, SPD:....................................................................................................................................... 4031 Abg. Nink, SPD:....................................................................................................................... 4010, 4014, 4027 Abg. Puchtler, SPD:........................................................................................................................... 4004, 4008 Abg. Schreiner, CDU:........................................................................................................................ 3986, 3987 Abg. Schweitzer, Alexander, SPD:.............................................................................................................. 4024 Abg. Schweitzer, Harald, SPD:.................................................................................................................... 3988 Abg. Sippel, SPD:........................................................................................................................................ 4035 Abg. Weiner, CDU:...................................................................................................................................... 4026 Bruch, Minister des Innern und für Sport:............................................................ 3985, 3986, 3987, 3988, 4034 Dr. Kühl, Staatssekretär:......................................................................................................... 4012, 4022, 4025 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur:....3989, 3991, 3992, 4019, 4021, 4046 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen:.. 3998, 4002, 4030, 4038, 4042 Hering, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:.............. 3982, 3984, 3993, 3994, 3995 Prof. Dr. Deubel, Minister der Finanzen:..................................................................................................... 4006 Präsident Mertes:.........................................................3982, 3984, 3985, 3986, 3987, 3988, 3989, 3990, 3991............................................................................................................................. 3992, 3994, 3995, 3996, 3997 Vizepräsident Bauckhage:...........................................4015, 4016, 4017, 4018, 4020, 4021, 4022, 4023, 4024................................................................................................................................................. 4025, 4026, 4027

..............................................3998, 4000, 4001, 4002, 4004, 4005, 4006, 4008, 4009.....................................................................................4010, 4011, 4012, 4014, 4015, 4043, 4044, 4045, 4046 Vizepräsidentin Frau Klamm:......................................4027, 4028, 4029, 4030, 4031, 4032, 4033, 4034, 4035.........................................................................................................4036, 4037, 4038, 4039, 4040, 4041, 4042

66. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 26. März 2009

Die Sitzung wird um 09:30 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Gäste! Ich darf die 66. Plenarsitzung eröffnen.

Herr Kollege Hoch und Herr Kollege Gebhart werden mich hier oben unterstützen.

Entschuldigt ist der Herr Ministerpräsident wegen der Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin. Staatsminister Hering wird von 13:00 Uhr bis 17:00 Uhr nicht anwesend sein. Herr Staatssekretär Stadelmaier ist wegen der Konferenz der Regierungschefs der Länder entschuldigt, Herr Staatssekretär Englert wegen der Agrarministerkonferenz. Die Abgeordneten Frau Brede-Hoffmann und Frau Wopperer sind ebenfalls entschuldigt.

Damit können wir die Tagesordnung fortsetzen. Ich rufe Punkt 11 der Tagesordnung auf:

Fragestunde – Drucksache 15/3245 –

Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Margit Mohr, Jens Guth, Alexander Schweitzer, Ruth Leppla und Thomas Wansch (SPD), Standortsicherungen der Opel-Produktionsstätten in Kaiserslautern und Rüsselsheim und Zukunftskonzepte für Opel – Nummer 1 der Drucksache 15/3245 – betreffend, auf.

Das Wort hat Frau Abgeordnete Leppla.

Die Opel-Werke in Kaiserslautern und Rüsselsheim sind für die Beschäftigten, die Menschen in der Region, ihre Familien und für die Zuliefererindustrie im Land von großer Bedeutung.

Wir fragen die Landesregierung:

1. Wie schätzt die Landesregierung derzeit die Situation der europäischen und deutschen OpelProduktionsstandorte, insbesondere der Werke Kaiserslautern und Rüsselsheim, ein?

2. Welche Konzepte zur Sicherung des Automobilunternehmens Opel/General Motors Europe liegen nach Kenntnis der Landesregierung bisher vor?

3. Inwiefern wäre die Landesregierung bereit, Opel mit öffentlichen Mitteln zu unterstützen, gegebenenfalls unter welchen Voraussetzungen?

Für die Landesregierung antwortet Herr Minister Hering.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Namens der Landesregierung beantworte ich die Mündliche Anfrage wie folgt:

Lassen Sie mich zunächst kurz auf die Entwicklung eingehen, die der aktuellen Situation bei Opel bzw. bei General Motors vorausgegangen ist.

Bis zum Sommer 2008 hatte die Automobilwirtschaft ein sehr erfolgreiches Jahr. Rheinland-pfälzische Automobilzulieferer haben das erste Halbjahr 2008 als das erfolgreichste ihrer Firmengeschichte bezeichnet. Eine hohe Auslastung der Betriebe mit Dreischichtbetrieb, Wochenendschichten und einem hohen Beschäftigtenanteil an Leiharbeitnehmern kennzeichnen die Entwicklung im ersten Halbjahr.

Mit der Finanzkrise im September 2008 kam es aber zu einem massiven Absatzeinbruch im Pkw-Bereich, zunächst in den USA und in der Folge auch in Europa. Bezogen auf das gesamte Jahr 2008 brach der PkwAbsatz in der Europäischen Union um 7,9 auf 14,7 Millionen Fahrzeuge und damit auf das Niveau von 1995 ein. In ihren Prognosen geht die Automobilindustrie davon aus, dass der Markt ab 2010 wieder eine leichte Erholung verzeichnen wird.

Kein Hersteller konnte sich innerhalb der Europäischen Union dem derzeitigen Abwärtstrend entziehen. Auch General Motors und Toyota mussten überdurchschnittlich hohe Absatzeinbrüche hinnehmen. Im Jahr 2009 hat sich dieser negative Trend fortgesetzt. Der europäische Markt erlitt im Januar und im Februar 2009 gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Einbruch von etwa 20 %.

Für Deutschland ist in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass die Abwrackprämie zwischenzeitlich dazu geführt hat, dass der Pkw-Absatz im Januar und im Februar 2009 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4 % angestiegen ist. Insgesamt aber hat GM bzw. Opel der Absatzeinbruch in der Automobilwirtschaft massiv getroffen. Für 2009 wird von einem Rückgang der Verkaufszahlen in Europa um 16 % ausgegangen.

Die Rettung von Opel ist für Rheinland-Pfalz aus folgenden Gründen von zentraler Bedeutung: Opel ist mit 2.400 Beschäftigten im Komponentenwerk und rund 1.000 Beschäftigten im Motorenwerk von Opel Powertrain der größte industrielle Arbeitgeber in Kaiserslautern. Ca. 4.000 Mitarbeiter im Werk Rüsselsheim pendeln täglich aus Rheinland-Pfalz nach Rüsselsheim.

Die Automobilzuliefererindustrie ist mit rund 34.000 Beschäftigten eine der wichtigsten Industriebranchen in Rheinland-Pfalz. Da viele Unternehmen für Opel produzieren, hängen Arbeitsplätze in der Zuliefererbranche unmittelbar von der Zukunft von Opel ab.

Darüber hinaus erbringen die Zulieferer erhebliche finanzielle Vorleistungen in der Entwicklung und bei den Zahlungszielen gegenüber den Automobilherstellern. Aus Gesprächen mit Zulieferern wissen wir, dass ein

Ausfall von Opel namhafte rheinland-pfälzische Unternehmen in existenzielle Schwierigkeiten bringen würde.

Der Landesregierung ist die Bedeutung von Opel für den Industriestandort Deutschland und besonders für Rheinland-Pfalz bewusst. Sie steht in engem Dialog mit den anderen betroffenen Bundesländern, der Bundesregierung und den Betriebsräten mit dem Ziel, gemeinsam mit Opel eine tragfähige Zukunftsperspektive zu entwickeln.

Dies vorausgeschickt beantworte ich die Fragen im Einzelnen wie folgt:

Zu Frage 1: Bei einer Kapazitätsauslastung der europäischen Automobilindustrie von ca. 70 % sind alle Unternehmen in der Branche, auch Opel, dabei, ihre Kapazitäten und damit die Kosten an die aktuelle Absatzentwicklung anzupassen. Die GM-Europazentrale unterstellt Kosteneinsparungen von 1,2 Milliarden Euro als für eine erfolgreiche Sanierung notwendigen Einschnitt. Der Konzernbetriebsrat von Opel strebt eine Lösung an, die auf Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen verzichtet.

Aktuell haben in den letzten Tagen die Gesprächspartner bei Opel positive Nachrichten zu den Standorten Kaiserslautern und Rüsselsheim übermittelt. Danach haben der neue Insignia und die Abwrackprämie das Geschäft bei Opel zum Jahresanfang deutlich belebt. Die Werke Rüsselsheim und Kaiserslautern seien aktuell so gut ausgelastet, dass Kurzarbeit an beiden Standorten zumindest bis Ende April nicht geplant sei.

Zu Frage 2: Am 27. Februar stellte Carl-Peter Forster, Präsident von GM Europe, die Eckpunkte eines langfristigen Zukunftsplans vor. Dieser Zukunftsplan wurde wenige Tage danach Vertretern der Bundesregierung übergeben.

Ausgangspunkt des Zukunftsplans ist die aktuelle geringe Pkw-Nachfrage. Die Nachfrage wird sich nach Einschätzung von Opel erst ab 2010 erholen. Durch eine Reduzierung der Strukturkosten um 1,2 Milliarden Euro sieht GM/Opel die Chance, 2011 wieder profitabel zu werden.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung geht die Unternehmensleitung von Schwierigkeiten bei der Beschaffung von neuen Krediten aus. Eine Bürgschaft der Regierungen an den europäischen Standorten soll die Finanzierung in Höhe von 3,3 Milliarden Euro zusammen mit einem Beitrag von GM in Höhe von 3 Milliarden Euro ermöglichen.

Aufgrund der außergewöhnlichen Situation müssten eventuell Werksschließungen in Betracht gezogen werden. Dies soll, so Forster, durch Einsparverhandlungen möglichst verhindert werden.

Über den Zukunftsplan von Opel hinaus haben sich kürzlich die europäischen Opel-Händler darauf verständigt, sich mit einem Beitrag für jedes verkaufte Fahrzeug an einer künftigen Opel-Gesellschaft zu beteiligen. Daneben hat der Vorsitzende des Opel-Gesamtbetriebsrats zur Rettung von Opel die Beteiligung der Beleg

schaft in dreistelliger Millionenhöhe angekündigt. Der Verzicht auf Lohnbestandteile soll dabei als Kapitalanteil eingebracht werden.

Die weiteren Schritte werden sich ergeben, wenn GM am 31. März, also am kommenden Dienstag, der USRegierung seine abschließenden Sanierungspläne vorgelegt hat. Diese wiederum wird dann die Tragfähigkeit des Konzepts überprüfen und danach über die Freigabe der öffentlichen Gelder entscheiden. Unterstellt, dass die amerikanische Regierung die Gelder für GM freigibt, wäre der Weg für eine Sanierung von Opel in Europa geebnet.

GM hat bereits sein Einverständnis für eine Minderheitsbeteiligung an Opel erklärt. GM muss Opel die Patente und Markenrechte zur Verfügung stellen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für den Fortbestand von Opel.

Vor dem Hintergrund der Gespräche von GM Europa mit dem Gesamtbetriebsrat und den Standortbetriebsräten sowie der Bundesregierung und den beteiligten Bundesländern wird es bis etwa Ende Mai eine europäische Lösung geben können. Diese Lösung wiederum muss vor allem eine Verteilung der geplanten Einsparungen von 1,2 Milliarden Euro auf die Standorte so leisten, dass alle Beteiligten das Konzept mittragen.

Zu Frage 3: Voraussetzung für eine finanzielle Beteiligung der Landesregierung ist zunächst ein tragfähiges Zukunftskonzept für Opel. Auf die Unterstützung dieses Konzepts müssen sich die Bundesregierung und die vier betroffenen Bundesländer verständigen. In der öffentlichen Diskussion wurde bisher von einer Bürgschaft ausgegangen, die potenzielle Investoren oder Kreditgeber bei einem Engagement bei Opel absichern.

Meine Damen und Herren, ich kann mir aber auch eine temporäre Beteiligung des Bundes oder der Bundesländer als Eigentümer an Opel vorstellen, wenn dies nötig ist, um ein zukunftsfähiges Konzept zu ermöglichen. Entscheidend ist aber, dass zunächst ein tragfähiges Konzept vorliegen muss, das von den Bundesländern und der Bundesregierung unterstützt wird.

Ich möchte kurz einige Aspekte nennen. Das Konzept muss eine eindeutige Antwort darauf geben, wie die Abschottung gegenüber GM erreicht werden kann. Es muss sichergestellt werden, dass die staatlichen Mittel, die in Deutschland eingesetzt werden, nicht in die USA zu GM abfließen. Das Konzept muss auch eine Antwort darauf geben, wie Opel künftig die Patente und Markenrechte nutzen kann, die in den USA liegen.

Darüber hinaus muss geklärt werden, ob Opel künftig Exportmärkte mit seinen Autos beliefern kann, die bisher GM vorbehalten waren. Wenn unter diesen Aspekten ein tragfähiges Zukunftskonzept vorgelegt wird, wird das Land Rheinland-Pfalz unter Beteiligung des Bundes die notwendigen Hilfestellungen leisten.

So weit die Beantwortung.

(Beifall der SPD)

Eine Zusatzfrage der Frau Abgeordneten Kohnle-Gros.

Herr Staatsminister Hering, die EIB, die Europäische Investitionsbank, hat dieser Tage durch ihren Vizepräsidenten Kollatz-Ahnen verkündet, dass auch sie in die Gespräche um die weitere Existenz von Opel in Deutschland und Europa eingebunden ist und Möglichkeiten sieht, sich zu beteiligen, und zwar nicht über Eigenkapital, sondern Unterstützungen in zukunftsfähige Technologien. Inwiefern sind Sie darüber unterrichtet, und welche Chancen sehen Sie in diesem Zusammenhang?

Wir sind nicht nur darüber unterrichtet, sondern die Landesregierung ist auch mit Herrn Kollatz-Ahnen im engen Dialog. Wir werden auf einer Veranstaltung heute gemeinsam in Rüsselsheim präsent sein. Das Institut ist dafür geschaffen worden, um solche Entscheidungen mit zu treffen und dafür notwendige Finanzmittel bereitzustellen.

Unsere Vorstellung ist, dass ein möglichst hoher Anteil der benötigten 3,3 Milliarden Euro öffentliche Gelder oder Bürgschaften auch von anderen europäischen Staaten mit Standorten von Opel erbracht wird und auch Institute wie die Europäische Investitionsbank ihren Beitrag leisten, um diese Last, die getragen werden muss, auf möglichst viele Schultern zu verteilen.

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Eymael.