Protocol of the Session on June 28, 2007

.......................................................................................................................................... 1617 Abg. Baldauf, CDU:..................................................................................................................................... 1598 Abg. Bauckhage, FDP:................................................................................................................................ 1582 Abg. Billen, CDU:................................................................................................. 1545, 1547, 1548, 1568, 1572 Abg. Bracht, CDU:............................................................................................................................. 1553, 1608 Abg. Creutzmann, FDP:............................................................................................................................... 1543 Abg. Dr. Gebhart, CDU:..................................................................................................................... 1550, 1604 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:........................................................................................................................ 1567 Abg. Dr. Schmitz, FDP:....................................................................1543, 1544, 1555, 1560, 1565, 1623, 1627 Abg. Dröscher, SPD:..................................................................................................... 1543, 1553, 1558, 1564 Abg. Eymael, FDP:................................................................1545, 1547, 1548, 1569, 1576, 1579, 1585, 1590 Abg. Frau Anklam-Trapp, SPD:......................................................................................................... 1574, 1579 Abg. Frau Grosse, SPD:.................................................................................................................... 1541, 1620 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:..................................................................................................................... 1629 Abg. Frau Mohr, SPD:................................................................................................................................. 1552 Abg. Frau Morsblech, FDP:............................................................................................................... 1549, 1550 Abg. Frau Sahler-Fesel, SPD:........................................................................................................... 1619, 1626 Abg. Frau Schäfer, CDU:......................................................................................................... 1573, 1578, 1591 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:....................................................................................................... 1553 Abg. Frau Schmitt, SPD:......................................................................................................... 1613, 1615, 1617 Abg. Frau Thelen, CDU:.......................................................................................................... 1544, 1563, 1621 Abg. Frau Wopperer, CDU:........................................................................................................................ 1625 Abg. Hartloff, SPD:...................................................................................................................................... 1600 Abg. Heinrich, SPD:........................................................................................................................... 1580, 1584 Abg. Langner, SPD:................................................................................................................. 1587, 1591, 1605 Abg. Licht, CDU:.......................................................................................................................................... 1548 Abg. Mertin, FDP:........................................................................................................................................ 1602 Abg. Nink, SPD:............................................................................................................. 1548, 1549, 1570, 1572 Abg. Pörksen, SPD:........................................................................................................................... 1542, 1543 Abg. Rüddel, CDU:........................................................................................................ 1554, 1559, 1581, 1585 Abg. Schreiner, CDU:........................................................................................................................ 1612, 1616 Abg. Seekatz, CDU:..................................................................................................................................... 1586 Abg. Wirz, CDU:................................................................................................................................ 1549, 1553 Beck, Ministerpräsident:.............................................................................................................................. 1560 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur:...................................................... 1583 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz:................................... 1551, 1588, 1592 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen:...................... 1541, 1542, 1543.....................................................................................1544, 1549, 1550, 1556, 1567, 1577, 1580, 1624, 1628 Hering, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:.................................. 1545, 1547, 1548....................................................................................................................................... 1549, 1552, 1553, 1571 Vizepräsident Bauckhage:...........................................1560, 1563, 1564, 1565, 1567, 1568, 1569, 1570, 1571.....................................................................................1572, 1573, 1574, 1576, 1577, 1578, 1579, 1598, 1600....................................................................................................................................... 1601, 1604, 1605, 1607

..............................................1580, 1581, 1582, 1583, 1584, 1585, 1586, 1587, 1588................................................................................................................................................. 1590, 1591, 1592 Vizepräsidentin Frau Klamm:......................................1541, 1542, 1543, 1544, 1545, 1547, 1548, 1549, 1550.....................................................................................1551, 1552, 1553, 1554, 1555, 1556, 1558, 1559, 1611.....................................................................................1613, 1615, 1616, 1617, 1619, 1620, 1621, 1623, 1624............................................................................................................................. 1625, 1626, 1627, 1628, 1629

27. Sitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 28. Juni 2007

Die Sitzung wird um 9:30 von Vizepräsidentin Frau Klamm eröffnet.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich darf Sie zur 27. Plenarsitzung begrüßen und Sie bitten, Platz zu nehmen.

Ich berufe die Abgeordneten Frau Steinruck und Frau Beilstein zu schriftführenden Abgeordneten.

Ich rufe Punkt 11 der Tagesordnung auf:

Fragestunde – Drucksachen 15/1258/1266 –

Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Peter Wilhelm Dröscher und Marianne Grosse (SPD), Reform der Pflegeversicherung – Nummer 1 der Drucksache 15/1258 – betreffend, auf, und erteile Frau Kollegin Grosse das Wort.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren!

Wir fragen die Landesregierung:

1. Wie bewertet die Landesregierung aus rheinlandpfälzischer Sicht die Leistungsausweitung in der Pflegeversicherung, vor allem hinsichtlich der ambulanten Versorgungsstrukturen und der Einbeziehung von Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz, insbesondere demenzkranker Menschen?

2. Wie wird die Einrichtung der wohnortnahen integrierten Pflegedienstleistungszentren, der sogenannten Pflegestützpunkte, für Rheinland-Pfalz umgesetzt?

3. Welche Funktion werden dabei die rheinlandpfälzischen Beratungs- und Koordinierungsstellen (BeKos) für Rat und Hilfe suchende pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen haben?

4. Welche weiteren Schritte bei der Reform der Pflegeversicherung, gerade auch hinsichtlich der zukünftigen Finanzierung, sind aus Sicht der Landesregierung notwendig?

Für die Landesregierung antwortet Frau Ministerin Dreyer.

Schönen guten Morgen, Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Herren und Damen!

Die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Peter Wilhelm Dröscher und Marianne Grosse beantworte ich wie folgt:

Zu Frage 1: Die Sicherstellung und Weiterentwicklung einer menschenwürdigen Pflege, die soziale Betreuung und Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft beinhaltet, ist eine herausragende Aufgabe unseres Sozialstaates.

(Unruhe bei der FDP)

Dürfte ich auch die Kollegen der FDP bitten, der Frau Ministerin zuzuhören!

Guten Morgen!

(Pörksen, SPD: Bei denen kann man sagen: „Gute Nacht!“)

Die Pflegeversicherung nimmt hierbei eine zentrale Rolle ein und ist nach wie vor die richtige Antwort auf die Herausforderungen einer älter werdenden Gesellschaft. Die Verständigung des Koalitionsausschusses auf Kernpunkte zur nachhaltigen Weiterentwicklung der Pflegeversicherung bringt eine große Verbesserung für Pflegende und zu Pflegende. Die Herausforderung an die Pflege der Zukunft durch die steigende Zahl älterer Menschen und damit verbunden die Zunahme der Pflegebedürftigkeit, insbesondere auch aufgrund von Demenzerkrankungen sowie durch veränderte Familien- und Haushaltsstrukturen, werden aufgegriffen.

Die Verbesserungen sind keinesfalls eine Minireform, wie vielfach unterstellt wird, sondern für die Pflegebedürftigen und für Menschen, die in der Pflege und Betreuung unendlich viel leisten, ein Riesenschritt und bringen deutliche Leistungs- und Strukturverbesserungen.

Insgesamt bewertet die Landesregierung die vereinbarten Eckpunkte als eine erfolgreiche Antwort auf die jetzt anstehenden Herausforderungen in der Pflege. Dies kann an folgenden Beispielen deutlich gemacht werden: Die häusliche Versorgung und die Entlastung pflegender Angehöriger wird entscheidend gestärkt. Dazu trägt insbesondere die Erhöhung der Sachleistung für die ambulante Pflege bei. Eine schrittweise Erhöhung ist vorgesehen, die jedoch nicht zulasten der stationären Pflegeleistungen geht, im Gegenteil, die Leistungen für Schwerstpflegebedürftige der Stufe III und Härtefälle im stationären Bereich sollen ebenfalls angehoben werden.

Das Pflegegeld ist bisher nicht angepasst worden. Es dient der Anerkennung der Pflegebereitschaft von Angehörigen, Nachbarn und Freunden. Die große Gruppe der Pflegeempfängerinnen und -empfänger organisiert ihre Pflege ohne professionelle Hilfe und muss daher an den Leistungsverbesserungen teilhaben. Es ist daher ausdrücklich zu begrüßen, dass eine moderate Anhebung des Pflegegelds erfolgt.

Der Ausbau der Tagespflege wurde aufgegriffen. Damit wird ein wichtiges Angebot zur Unterstützung der häuslichen Versorgung finanziell gestärkt. Die stärkere Berücksichtigung des besonderen Hilfe- und Betreuungsbedarfs in der Pflegeversicherung von Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz, insbesondere mit Demenz, erfolgt durch eine Anhebung des zusätzlichen Leistungsbetrages von bisher 460 Euro pro Jahr auf bis zu 2.400 Euro pro Jahr durch die Einbeziehung von Menschen ohne anerkannte Pflegestufe sowie durch den weiteren Auf- und Ausbau entlastender niedrigschwelliger Angebote und ist ausdrücklich zu begrüßen.

Seit Einführung der Pflegeversicherung sind die Leistungen der Höhe nach unverändert geblieben und unterliegen somit einer schleichenden Entwertung. Die Leistungen der Pflegeversicherung sollen künftig in einem dreijährigen Rhythmus dynamisiert werden.

Zu Frage 2: Mit dem Ziel, wohnortnah die Angebote für Pflegebedürftige besser aufeinander abzustimmen und zu vernetzen sowie aus einer Hand anzubieten, werden quartiersbezogene Pflegestützpunkte unter Berücksichtigung vorhandener Strukturen gebildet. Realisiert werden soll diese Strukturentwicklung durch einen neuen Vertragstyp der integrierten wohnortnahen Versorgung und Betreuung, der zwischen Krankenkassen, Pflegekassen, Kommunen und Leistungserbringern geschlossen werden kann.

Darüber hinaus sollen die Pflegekassen verpflichtet werden, für ihre pflegebedürftigen Versicherten ein Fallmanagement – etwa im Rahmen der Pflegestützpunk- te – anzubieten, das eine zielgerichtete Unterstützung der Hilfesuchenden gewährleistet und für eine Anpassung des Versorgungsarrangements an veränderte Bedarfe sorgt.

Pflegestützpunkte, in denen umfassende Beratung und Organisation der Hilfen rund um die Pflege, Krankenpflege und Altenhilfe angeboten werden, werden dazu beitragen, die Pflege auch zu den Menschen zu bringen, eine umfassende Versorgung zu sichern und die Anbieter stärker zu vernetzen. Die Details der Umsetzung, die in den Gesetzentwurf eingehen, liegen noch nicht vor.

Zu Frage 3: Aus heutiger Sicht kann bei der Umsetzung in Rheinland-Pfalz auf der Struktur der Beratungs- und Koordinierungsstellen, die als Lotsen im Hilfesystem und als Fallmanager Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen in den häufig komplexen Lebenslagen unterstützend zur Seite stehen, aufgebaut werden.

Im Übrigen hat der Bund damit wieder einmal Strukturen, die in Rheinland-Pfalz bereits existieren, als Vorbild genommen, um auch in anderen Ländern eine Strukturentwicklung voranzutreiben. Das sollte uns alle auch mit Stolz erfüllen.

Zu Frage 4: Auch wenn deutliche Leistungsverbesserungen im Bereich der Versorgung von Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz erfolgen, steht der Pflegebedürftigkeitsbegriff nach wie vor zu Recht in der Kritik, weil er Aspekte des Pflegebedarfs wie allgemeine Betreuung, Beaufsichtigung und Anleitung, Kommunika

tion und soziale Teilhabe nicht ausreichend einbezieht. Der Auftrag zur Veränderung ist mittelfristig angelegt. Ergebnisse liegen bis November 2008 vor.

Zur Abdeckung der leichten Unterdeckung der laufenden Ausgaben und zur Finanzierung der Leistungsverbesserungen wird der Beitragssatz ab 1. Juli 2008 um 0,25 Prozentpunkte erhöht. Die Erhöhung soll paritätisch finanziert werden. Aus heutiger Sicht reicht der Beitrag aus, um die Leistungen der Pflegeversicherung bis 2014/2015 zu finanzieren. Dennoch ist die Finanzierung der Pflegeversicherung bislang in Bezug auf den Koalitionsvertrag unbefriedigend gelöst. Die Landesregierung bedauert, dass die CDU/CSU in der Frage der Finanzierung einmal mehr die Lobbyinteressen der privaten Pflegeversicherung über die Interessen der gesetzlich versicherten Menschen stellt, obwohl es bei dem angedachten Finanzausgleich nicht um die Substanz der privaten Pflegeversicherung geht.

(Zurufe von der FDP – Pörksen, SPD: Sehr wohl!)

Es gibt in der Koalitionsvereinbarung eindeutige Aussagen zum Ausgleich zwischen der privaten und der sozialen Pflegeversicherung. Der wesentliche Grund dafür ist, dass die private Pflegeversicherung vor allem wegen ihrer guten Versichertenstruktur Rücklagen bilden kann, die der sozialen Pflegeversicherung bei gleichen Leistungen jedoch Finanzprobleme bringt. In unserem Sozialstaat, wie wir ihn verstehen, darf es nicht sein, dass die Krankenschwester einen höheren Beitrag zahlt als der Chefarzt.

So weit die Antwort der Landesregierung.

(Beifall der SPD)

Eine Nachfrage des Herrn Abgeordneten Pörksen.

Frau Ministerin Dreyer, trifft es zu, dass Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer in der Arbeitsgruppe zur Pflegeversicherung dafür gesorgt hat, dass die Demenzkranken in den Leistungskatalog mit aufgenommen worden sind?

Manche Presseberichterstattungen bringen einen immer wieder zum Staunen. Herr Seehofer war gemeinsam mit Frau von der Leyen und Frau Schmidt Mitglied dieser Arbeitsgruppe. Frau Schmidt hat die Federführung beim Thema „Pflegeversicherung“. Das Thema „Demenz“ wird seit mehreren Jahren sehr intensiv mit dem Gesundheitsministerium diskutiert. Wenn es einen inhaltlichen Punkt gab, bei dem von Anfang an Klarheit bestand, dann war das beim Thema „Demenz“. Es wäre unred

lich, sich das an den Kragen zu heften, wenn man eigentlich nicht die Federführung dafür hat.

(Beifall der SPD)

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Dröscher.

Ich habe eine Frage bezüglich des Verhältnisses der privat Versicherten und der gesetzlich Versicherten. Gibt es hierzu genaue Zahlen? Wie ist das Verhältnis zwischen den privat Versicherten und den gesetzlich Versicherten?

Zur Grundlage meiner Antwort nehme ich Angaben der PKV, damit ich nachher nicht angegriffen werde. Danach betrug der durchschnittliche monatliche Beitrag im Jahr 2004 für die sozial Pflegeversicherten 34,59 Euro. Der Beitrag betrug für diejenigen, die bei der privaten Pflegeversicherung voll versichert sind, 19,46 Euro.

Interessant an dieser Konstellation ist, dass die durchschnittlichen monatlichen Leistungen pro Pflegefall bei der sozialen Pflegeversicherung 725,80 Euro betrugen, während sie bei der privaten Pflegeversicherung 834 Euro betrugen.

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Schmitz.