Protocol of the Session on April 4, 2003

...................................................................................................................2990, 2994 Abg. Creutzmann, FDP:............................................................................................................3008, 3013 Abg. Dr. Altherr, CDU:..................................................................................................... 2986, 2987, 2996 Abg. Dr. Enders, CDU:.......................................................................................................................2997 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:......................................................................................................2997, 2998 Abg. Dr. Schmidt, SPD:......................................................................................................................3020 Abg. Dr. Schmitz, FDP:.......................................................................................... 2995, 2996, 2997, 3002 Abg. Dröscher, SPD:.................................................................................................................2999, 3004 Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................. 2987, 2988, 2991, 2992 Abg. Frau Huth-Haage, CDU:.............................................................................................................3007 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:................................................................................. 2986, 2987, 2989, 3017 Abg. Frau Thelen, CDU:.....................................................................................................................3003 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................................................3023 Abg. Hartloff, SPD:....................................................................................................................2985, 2987 Abg. Hohn, FDP:................................................................................................................................2993 Abg. Hörter, CDU:.....................................................................................................................2988, 2989 Abg. Kuhn, FDP:................................................................................................................................3025 Abg. Marz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:....................................................................................3000, 3004 Abg. Nink, SPD:.................................................................................................................................3006 Abg. Pörksen, SPD:............................................................................................... 2990, 2991, 2994, 2995 Abg. Schmitt, CDU:............................................................................................................................2994 Abg. Schnabel, CDU:...................................................................................................... 2992, 2993, 2994 Abg. Schwarz, SPD:..........................................................................................................................3011 Abg. Stretz, SPD:..............................................................................................................................2986 Abg. Weiner, CDU:...................................................................................................................2986, 3012 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:..........................................................................3005, 3011 Abg. Wirz, CDU:................................................................................................................................2990 Bauckhage, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:...................................3009, 3014 Dr. Auernheimer, Staatssekretär:............................................................................ 2995, 2996, 2997, 3001 Präsident Grimm:............................................2985, 2986, 2987, 2988, 2989, 2990, 2991, 2992, 2993, 2994 2995, 2996, 2997, 2998, 2999, 3000, 3001, 3002, 3003, 3004 3005, 3006, 3007, 3008 Prof. Dr. Zöllner, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur:.................................3014 Vizepräsidentin Frau Hammer:.........................3009, 3011, 3012, 3013, 3014, 3017, 3020, 3023, 3025, 3028 Zuber, Minister des Innern und für Sport:...................2985, 2986, 2987, 2988, 2989, 2990, 2991, 2992, 2993 2994, 2995

45. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 04. April 2003

Die Sitzung wird um 9:30 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Morgen, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 45. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Barbara Schleicher-Rothmund und Matthias Lammert, der auch die Rednerliste führt.

Entschuldigt sind für heute die Abgeordneten Anne Kipp, Hildrun Siegrist, Peter Anheuser, Erhard Lelle und Frau Staatsministerin Malu Dreyer.

Entsprechend der beschlossenen Tagesordnung rufe ich Punkt 1 der Tagesordnung auf:

Fragestunde – Drucksache 14/2094 –

Ich rufe zunächst die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Jochen Hartloff (SPD), Polygone in der Westpfalz – Nummer 1 der Drucksache 14/2094 – betreffend, auf.

Das Wort hat Herr Abgeordneter Hartloff.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich frage die Landesregierung:

1. In welcher Form sind durch die so genannten Polygone die Entwicklungschancen im Bereich der Südwes tpfalz behindert?

2. Wie beurteilt die Landesregierung die möglichen Chancen einer Klage gegen geplante oder bereits ausgewiesene Schutzbereiche um PolygoneAnlagen bei Bann, Pirmasens und Zweibrücken?

3. In welcher Form kann die Landesregierung das Anliegen der Kommunen, die Behinderungen durch Polygone-Schutzbereiche zu mindern, unterstützen?

Es antwortet Herr Innenminister Zuber.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf die Mündliche Anfrage des Herrn Abgeordneten Hartloff wie folgt beantworten:

Zu Frage 1: Die von der Wehrbereichsverwaltung West beabsichtigten und in einem Fall bereits angeordneten Schutzbereiche für die drei Polygone-Anlagen in Bann, Zweibrücken-Oberauerbach und Pirmasens führen in den davon betroffenen Gebietskörperschaften der Südwestpfalz zu erheblichen Beeinträchtigungen im Hinblick auf deren kommunale Entwicklung und Planungen.

Der Schutzbereich der Anlage Bann A und Bann B beeinträchtigt die Landkreise Kaiserslautern und Südwes tpfalz, die Verbandsgemeinden Landstuhl, Kaiserslautern-Süd und Wallhalben sowie auch die Interessen der Planungsgemeinschaft Südwes tpfalz.

Durch die Anlage in Zweibrücken-Oberauerbach ist die Stadt Zweibrücken, besonders mit den Ortsteilen Oberauerbach und Mörsbach und Hofstellen im Außenbereich sowie die Mülldeponie mit einer gewerblichen Müllsortieranlage beeinträchtigt.

Durch die Anlage in Pirmasens sind die Stadt Pirmasens, die Verbandsgemeinden Rodalben und Thaleischweiler-Fröschen sowie mehrere Ortsgemeinden beeinträchtigt.

Durch die Schutzbereichsanordnungen können nicht nur Konversionsprojekte, sondern auch sonstige kommunale Vorhaben und Infrastrukturmaßnahmen massiv beeinträchtigt werden. Dabei sind neben der Erschwerung einer regelgerechten Flugkontrollzone für den Flugplatz Zweibrücken bei allen betroffenen kommunalen Gebietskörperschaften vor allen Dingen die massiven Einschränkungen im Baubereich zu nennen. Das bedeutet zum Beispiel, dass bestimmte Bauvorhaben nicht mehr genehmigungsfähig wären, weil sie ihrer Art, Höhe oder Ausdehnung nach durch die Schutzbereiche eingeschränkt würden.

Zu den Fragen 2 und 3: Die Landesregierung beurteilt die Erfolgsaussichten von Klagen gegen den bereits ausgewiesenen Schutzbereich sowie die geplanten Schutzbereiche um Polygone-Anlagen positiv. Das Land Rheinland-Pfalz, das im Unterschied zu den Kommunen keine aktive Klagelegitimation hat, ist bereit, sich an den Kosten für eine Klage bis zu 90 % zu beteiligen. Nötigenfalls soll das Verfahren sogar in Form einer Normenkontrollklage bis zum Bundesverfassungsgericht getragen werden.

In einem ersten Schritt wird die Landesregierung die Erstellung eines Gutachtens in Auftrag geben, das die Einwirkungsmöglichkeiten von Kommunen und Land auf die Ausweisung von militärischen Schutzbereichen untersucht. Gleichzeitig werden Landesregierung und Kommunen ein Gespräch mit Bundesverteidigungsminister Dr. Struck suchen, um die aus der Errichtung der Polygone-Anlagen resultierenden Beeinträchtigungen deutlicher zu machen. Dabei sollen dem Bundesverteidigungsminister auch die Erwartungen verdeutlicht werden, dass diese Beeinträchtigungen beseitigt werden müssen. Wenn dies nicht möglich sein sollte, werden die bereits genannten rechtlichen Schritte eingeleitet. Die betroffenen kommunalen Gebietskörperschaften wurden bereits am 31. März 2003 in einem persönlichen Gespräch mit Herrn Ministerpräsidenten Kurt Beck und mir

über diese Unterstützungsmöglichkeiten unterrichtet und haben diese sehr positiv aufgenommen.

So weit meine Antwort.

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Stretz.

Herr Staatsminister, Sie erwähnten, dass das Land bereit ist, die betroffenen Kommunen bei der Klage finanziell zu unterstützen. Können Sie sich vorstellen, dass man diese finanzielle Unterstützung auch privaten Dritten gewähren könnte, die im Vertrauen auf die Möglichkeit der Entwicklung, zum Beispiel in Pirmasens auf der Husterhöhe, Investitionen getätigt haben?

Herr Abgeordneter Stretz, darüber müsste im Detail noch gesprochen werden. Darüber ist bislang nicht gesprochen worden, sondern nur über die Unterstützung bei Klagen im kommunalen Bereich.

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Altherr.

Herr Staatsminister, Sie haben eben ausgeführt, dass Sie bezüglich einer Klage gegen die Schutzbereiche gute Chancen sehen, dass auch das Land bis zu 90 % die Gebietskörperschaften unterstützen wird. Es wird nun aber immer wieder gefordert im Bereich auch bei mir in Bann – das gehört zu meinem Bereich –, dass man die Anlage insgesamt dislozieren soll. Wie beurteilen Sie die Chancen für eine Verlegung der Anlage, die bekanntermaßen bis in den Süd-Elsaß hinunter reicht?

Herr Abgeordneter, ich kann die Chancen dafür nicht in letzter Konsequenz beurteilen, aber das Petitum wird unsererseits vom Grundsatz her unterstützt.

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Weiner.

Herr Staatsminister, vor dem Hintergrund, dass es sich um eine ehemals mobile Anlage handelt, die erst seit 1991 stationär befestigt wurde, frage ich Sie: Liegen

Ihnen Erkenntnisse vor, ob das Verteidigungsministerium bereits andere Standorte prüft?

Solche Erkenntnisse liegen der Landesregierung bis zur Stunde nicht vor. Ich kann mir aber meinerseits vorstellen, dass in den Gesprächen, die geführt werden sollen, gegebenenfalls auch solche Alternativen zur Sprache kommen.

Eine Zusatzfrage der Frau Abgeordneten Kohnle-Gros.

Herr Staatsminister, habe ich die öffentliche Diskussion richtig im Kopf, dass die Diskussion damit begonnen hat, dass Windkrafträder in dem damals vorhandenen Schutzbereich aufgestellt wurden und die Wehrbereichsverwaltung es offensichtlich versäumt hat, rechtzeitig ihre Bedenken – so sage ich es einmal unjuristisch – geltend zu machen und es daraufhin bei der Ausweisung des neuen Schutzbereichs zu Kommunikationsstörungen kam und es auch die SGD SÜD – Sie haben auch in mehreren Kleinen Anfragen Ihre Einschätzung abgegeben – nicht geschafft hat, einen Prozess zustande zu bringen, bei dem die Bedenken mit der Wehrbereichsverwaltung, mit den Kommunen und auch mit dem Land rechtzeitig hätten geklärt werden können? Das Land ist wohl der Verhandlungspartner bei der Bundesregierung, wenn es um diese Angelegenheiten geht.

Frau Abgeordnete Kohnle-Gros, einen Prozess kann man nur dann in Gang setzen, wenn die Gesprächspartner, die dazu benötigt werden, hierzu auch bereit sind. Diese Bereitschaft, obwohl dies auch schriftlich an die betreffenden Stellen herangetragen worden ist, ist bis zur Stunde nicht vorhanden.

Ich habe eine Nachfrage: Bei wem ist diese Bereitschaft nicht vorhanden? Sie sind doch – das habe ich doch richtig verstanden – der Ansprechpartner und in dieser Frage auch der Vertreter der Kommunen, der dann diese Kommunen auch in diese Entscheidungsfindung mit einbezieht? Wieso ist das nicht gelaufen?

Frau Abgeordnete Kohnle-Gros, das Innenministerium hat sich schriftlich mit der Wehrbereichsverwaltung West in Verbindung gesetzt und diese Gespräche angeregt, und zwar vorgeschlagen, dass die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd diese Gespräche mit allen

Beteiligten führen sollte. Daraufhin gab es bis zur Stunde keine pos itive Resonanz.

Eine Zusatzfrage der Frau Abgeordneten Grützmacher.

Herr Zuber, ist schon einmal geprüft worden, ob es auch eine Kündigungsmöglichkeit für diese Verträge gibt, nach denen die Polygone dort errichtet wurden?

Das ist bis zur Stunde nicht geprüft worden. Ich sehe diese Möglichkeit vom Grundsatz her nicht. Aber wir können der Frage gern noch einmal nachgehen.

Eine Zusatzfrage der Frau Abgeordneten Kohnle-Gros.

Ich will noch einmal eine Frage hinsichtlich des Ausgangspunkts dieser Diskussion stellen, und zwar bezogen auf die Windkrafträder und dass die Wehrbereichsverwaltung offensichtlich etwas „verschlafen“ hat.

Ich will noch einmal darauf abheben, ob dies wirklich nötig war. Ich wohne zwei oder drei Kilometer Luftlinie von dieser Einrichtung. Es ist keine Fluglärmdiskussion durch diese Flugzeuge, die da fliegen, oder sonst etwas, sondern es ist eine rein verwaltungsmäßige Geschichte. Warum hat man das nicht zu einem früheren Zeitpunkt klären können? Das Ding steht seit 50 Jahren. Es hat noch niemanden gestört. Jetzt gibt es einen solchen Aufstand darüber. Mir ist das irgendwo nicht nachvollziehbar.

Frau Abgeordnete Kohnle-Gros, der Aufstand ist sicherlich nachvollziehbar. Ich habe versucht, in der Beantwortung der Mündlichen Anfrage dies deutlich zu machen. Im Gegenteil. Es ist sogar so, dass der Bund sich irgendwo selbst konterkariert; denn auf der einen Seite werden Mittel gegeben – beispielsweise in Pirmasens sind schon Mittel geflossen –, um die Konversion voranzubringen. Auf der anderen Seite wird durch eine solche Maßnahme die Konversion überhaupt nicht ermöglicht.

(Zuruf der Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU)

So sieht die Sache konkret aus.

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Hartloff.