Meine Damen und Herren, seit einigen Jahren finden wieder Formel-1-Veranstaltungen auf der neuen Strecke statt. Die Formel-1-Veranstaltungen auf dem Nürburgring sind für die GmbH selbst und den Veranstalter, den ADAC, eine teure Veranstaltung.
Nach Untersuchungen des ETI-Instituts wirken sich diese Veranstaltungen sehr positiv auf die Wirtschaftskraft der ganzen Region um den Nürburgring herum aus. Der Vollständigkeit halber möchte ich noch einmal daran erinnern, dass der Nürburgring im Jahr 1928 aus strukturpolitischen Gründen errichtet wurde, um im damaligen Armenhaus Preußens, dem Kreis Adenau, Arbeit und Auskommen zu schaffen.
Die heutige Situation der Nürburgring GmbH hat sich gegenüber der Situation vor einigen Jahren stark verändert. Die Nürburgring GmbH ist ein erfolgreich auf dem
Markt agierendes Unternehmen geworden. Zu dem wirtschaftlichen Erfolg haben zweifelsohne die Formel-1Veranstaltungen in einem sehr wesentlichen Sinn beigetragen. Nach Auffassung von Fachleuten wird es doch allerdings unter Beachtung der abgeschlossenen Verträge und der derzeitigen Konjunktur, wenn man einmal zurückverfolgt, dass wir auch in diesem Bereich rückläufige Besucherzahlen, aber jährlich um 10 % steigende Kosten haben, spätestens im Jahr 2004 zu einem Negativsaldo bei dieser Veranstaltung kommen.
Frau Thomas, das hat mit Ferrari selbst nichts zu tun. Schließt man den Umstand, dass die Gesellschaft nun auch noch Zins- und Tilgungsleistungen für die Morgengabe des Bundes in Höhe von rund 56 Millionen DM zum Neubau des Nürburgrings erbringen soll, mit ein, dürfte wohl jedem klar sein, dass die vor Ort möglichen wirtschaftlichen Aktivitäten nicht ausreichen können, um unter dem Strich noch Gewinn zu machen.
Jetzt können und sollten wir in diesem Zusammenhang aber auch die Frage stellen, ob es in Ordnung ist, wenn das Land solche Forderungen erhebt. Dabei stelle ich die juristischen Fragen über die Bildung von Gesellschafterdarlehen, die heute dem Land zugeordnet werden oder sind, obwohl sie vom Bund stammen und ursprünglich nicht als Darlehen, sondern als Zuschuss gegeben wurden, einmal zurück. In jeder öffentlichen Verlautbarung wurde diese Hilfe des Bundes, mit der er sich damals aus der GmbH freigekauft hat, als Zuschuss und nicht als rückzahlbares und zu verzinsendes Darlehen bezeichnet. Dass das Land heute nach einer Prüfungsbemerkung des Rechnungshofs eine solche Verzinsung dieser Bundesmittel verlangt, ist in Kenntnis der Zusammenhänge nicht in Ordnung und mit ein wesentlicher Grund für die Anstrengungen der GmbH, sich weitere Geschäftsfelder zu suchen, um damit einen Kostendeckungsbeitrag zu leisten.
Herr Kollege Schwarz, jetzt kann man natürlich der Auffassung sein, dass zum Beispiel der Nürburgring nicht geschaffen wurde, um in den Vereinigten Staaten Verkehrssicherheitstrainingseinrichtungen zu schaffen oder zu betreiben. Dieser Auffassung kann man sein. Ich teile auch die Einschätzung, wenn sie gegeben wurde, dass dies möglicherweise für die Gesellschaft selbst und die Gesellschafter ein sehr hohes wirtschaftliches Risiko darstellt und dieses Engagement nicht ohne Not eingegangen werden sollte. Ich kann natürlich einem Wirtschaftsunternehmen nicht auf der einen Seite die Daumenschrauben ansetzen und es aber andererseits daran hindern zu versuchen, weitere Kostendeckungsbeiträge über andere Geschäftsfelder zu erbringen.
Insofern stimmt es natürlich, wenn gesagt wird, dass der ursprüngliche Stiftungszweck – wenn ich diesen Begriff überhaupt einmal in Zusammenhang mit der Nürburgring GmbH nennen darf – eigentlich nichts mehr damit zu tun
hat, was sich heute hier abspielt. Ich werde in einem zweiten Beitrag noch einmal darauf zurückkommen.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Frau Kollegin Thomas, Ihr Beitrag mit purer Polemik hat wieder gezeigt, dass Sie bewusst die wirtschaftlichen Zusammenhänge ausblenden und die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN tausende von Arbeitsplätze, die es dort gibt, und die Kaufkraft, die im Eifelgebiet durch die Nürburgring GmbH erhalten wird, vernichten will. Das kann nicht der Weg sein. Das lehnt die FDP-Fraktion entschieden ab.
Meine Damen und Herren, Herr Kollege Wirz hat auch ein kurzes Gedächtnis. Sie haben gesagt, in der dritten Sitzung des Haushalts- und Finanzausschusses am 13. September 2001 habe die Rechnungsprüfungskommission die Entlastung empfohlen. Die Beschlussempfehlungen sind mit Ausnahme der Textziffer 27 – Beteiligung des Landes an der Nürburgring GmbH und deren Tochtergesellschaften – einvernehmlich – mit Ihnen – erfolgt. Das heißt, Sie haben der Verzinsung des Gesellschafterdarlehens zugestimmt.
Meine Damen und Herren, zurzeit führen wir im Rechtsausschuss die Diskussion, inwieweit Aktuelle Stunden und Kleine Anfragen Wertungen in den Überschriften beinhalten dürfen. Wir führen diese Diskussion zu Recht, nämlich der Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN „Engagement der Nürburgring GmbH in den USA vor dem Hintergrund der Aufgaben- und Ausgabenbegrenzung des Landes Rheinland-Pfalz“, ist schlicht und einfach falsch.
Frau Thomas, es gibt kein Engagement der Nürburgring GmbH in den USA. Die Frage, die man sich allenfalls stellen kann, ist: Soll die Nürburgring GmbH in den USA ein Engagement eingehen?
Hören Sie doch einmal zu! Es ist sicher richtig, dass aufgrund der Aufgaben- und Ausgabenbegrenzung des Landes Rheinland-Pfalz ein Engagement der Nürburgring GmbH in einem neuen Geschäftsfeld außerhalb
der Kerntätigkeit als Betreiber des Nürburgrings nur dann zu rechtfertigen ist, wenn dadurch die Arbeitsplätze – das ist das Entscheidende – in der Region auch in Zukunft gesichert werden können. Dies kann das alleinige Kriterium dieser Überlegungen sein und sonst keines.
Die Umsatzentwicklung der Nürburgring GmbH von 1,5 Millionen Euro im Jahr 1970 und geschätzten 39 Millionen Euro im Jahr 2002 zeigt, dass die Strategie der Geschäftsleitung und die des Landes RheinlandPfalz in der Vergangenheit richtig war. Die Gesellschaft schreibt mittlerweile keine Verluste mehr. Es ist im Interesse des Landes Rheinland-Pfalz, dass auch in Zukunft keinerlei Verluste mehr entstehen.
Wesentlicher Grund für die Erfolgsstory der Nürburgring GmbH ist die Veranstaltung von Formel-1-Rennen, die ein einzigartiger Image- und Wirtschaftsfaktor mit großen volkswirtschaftlichen Multiplikatoreffekten für diese Region sind.
Frau Thomas, das blenden Sie immer wieder aus. Man kann gegen den Motorsport sein, aber hier betreiben wir keine Rennen um „l‘ art pour l‘ art“, sondern um Arbeitsplätze zu erhalten und die Region nicht wieder zum Armenhaus werden zu lassen, wie das früher war.
Meine Damen und Herren, weltweite TV-Übertragungen haben einen hohen Werbewert und dadurch ein internationales Prestige. Allerdings konkurriert die Nürburgring GmbH mit ihrem Formel-1-Rennen in Zukunft mit neuen Rennstrecken, wie beispielsweise in Malaysia, den USA, Bahrain, Schanghai oder Japan.
Frau Kollegin Thomas, da die Anzahl der Formel-1Rennen auf maximal 17 Rennen pro Saison begrenzt ist, gibt es ein nicht auszuschließendes Risiko, dass in Deutschland in Zukunft nur noch ein Formel-1-Rennen stattfinden wird, wobei wir nicht sicher sein können, ob dies auf dem Nürburgring oder auf dem Hockenheimring sein wird.
Das Wachstumspotenzial der Nürburgring GmbH für Rennstrecken ist zu 100 % ausgeschöpft. Das Wachstumspotenzial für Verkehrssicherheit ist bei zwei Fahrsicherheitszentren, die es auf dem Nürburgring gibt, sehr begrenzt. Es bestehen allenfalls noch interessante Wachstumsperspektiven im Event- und Freizeibereich, die noch nicht voll ausgeschöpft sind.
Es ist deshalb legitim, wenn die Geschäftsführung der Nürburgring GmbH darüber nachdenkt, wie sie vorhandene Geschäftspotenziale sichern und ausbauen kann, gegebenenfalls auch unter Erschließung neuer Geschäftsfelder. Ob dabei die Entwicklung des Nürburgrings zur Freizeit- und Erlebnisdestination mit ganzjährigen, wetterunabhängigen Angeboten, mit Freizeiterlebnissen für die ganze Familie sowie die Einbindung der Freizeiteinrichtungen der umliegenden Gemeinden für die Zukunft ausreichend sein wird,
um die Arbeitsplätze in der Region zu erhalten, kann aus heutiger Sicht noch nicht abschließend beurteilt werden, da der Freizeitbereich auch mit bereits bestehenden
Freizeiteinrichtungen wie zum Beispiel im Kölner Raum oder demnächst mit dem ZDF-Erlebnispark in Mainz konkurrieren wird.
In der zweiten Runde komme ich noch darauf zu sprechen, warum es richtig und notwendig ist, über neue Geschäftsfelder nachzudenken.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Nürburgring ist das zentrale Instrument für die positive strukturelle Entwicklung der Eifelregion. Er wurde mit öffentlichen Mitteln ausgebaut, um Arbeitsplätze im Unternehmen Nürburgring GmbH und in der Region zu schaffen und zu sichern. Diesen Auftrag kann die Nürburgring GmbH mit ihren Beteiligungsgesellschaften jedoch nur erfüllen, wenn sie am Markt erfolgreich ist. Dies war aufgrund einer gelungenen Geschäftspolitik in den letzten Jahren der Fall.
Gestatten Sie mir in dem Zusammenhang auch, einmal der Geschäftsführung des Nürburgrings ein herzliches Dankeschön zu sagen. Wer weiß, wie schwierig es ist, auf diesem Markt erfolgreich zu sein, der kann dann bewerten, dass die Ergebnisse des Nürburgrings hervorragend sind.
Ein zentraler Erfolgsfaktor war neben der Rückkehr der Formel 1 an den Ring im Jahr 1995 die konsequente Weiterentwicklung der Nürburgring GmbH zu einem Freizeitunternehmen mit dem Schwerpunkt „Motorsport“ und den drei strategischen Geschäftsfeldern „Rennstrecke“, „Verkehrssicherheit“ und „Freizeit“.
Aktives Marktverhalten und eine hohe Kundenbindung haben zu einem wirtschaftlichen Erfolg in allen Unternehmensbereichen geführt. Heute ist die Nürburgring GmbH mit einem Umsatz von mittlerweile rund 60 Millionen Euro mit ihren erfolgreichen Großveranstaltungen wie den Formel-1-Rennen, dem Truck-GrandPrix, dem Oldtimer-Grand-Prix, dem 24-StundenRennen und den überregional bekannten Musikereignissen wie Rock am Ring ein einzigartiger und unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor in dieser Eifelregion.
Ich sage das deshalb, weil man wissen muss, welche Strukturprobleme die Region hat. Man muss dabei auch wissen, wie stark die Bruttowertschöpfung ist, die sich aus den Nürburgring-Aktivitäten heraus rekrutiert, die zusätzlich noch einmal eine ganze Menge Arbeitsplätze sichern und schaffen. Man kann ohne Zweifel sagen, es gibt ein beträchtlicher Zuwachs der Bruttowertschöpfung. Es gibt Schätzungen, die sich auf 100 Millio
nen Euro belaufen. Was daraus an Arbeitsplätzen entstanden ist und gesichert wird, muss man hier nicht mehr besonders erläutern.
Meine Damen und Herren, dann stellt sich schon die Frage: Diskutieren wir auf der richtigen Ebene? Wir diskutieren auf der Ebene, Nürburgring ein Element der Wirtschaftsförderung und der Wirtschaftskraft der Eifelregion und diskutieren auf der Ebene, das Bernie Ecclestone ein Monopolist ist. Man kann darüber streiten und lange diskutieren, dass er für seine Rennen Geld verlangt. Wenn man diese Diskussion führt, führt man aus meiner Sicht die falsche Diskussion; denn der Ring wird stehen und fallen mit dem Engagement der Formel 1 und damit mit demjenigen, der die Formel-1-Rennen zu vergeben hat oder nicht. Das ist so.
Meine Damen und Herren, die Nürburgring GmbH sichert mit ihren Aktivitäten Arbeitsplätze für 60 Festangestellte, 1000 Aushilfskräfte und 500 Arbeitsplätze bei den am Ring tätigen Unternehmen. Allein daran hängen wiederum 2500 indirekte Arbeitsplätze.
Vor diesem Hintergrund der Herausforderungen gilt es, diese Arbeitsplätze und die wirtschaftlich gute Entwicklung der Nürburgring GmbH der vergangenen Jahre zu sichern und auszubauen.
Meine Damen und Herren, die neuen Herausforderungen liegen auf der Hand: Weltweit werden neue Rennstrecken gebaut, die auf den Markt der Formel 1 drängen. Ich nenne nur die neuen Rennstrecken in Shanghai und Bahrain.
Durch aufwendige Investitionen in Marketing und Vertrieb sowie in Seriengebühren und Fahrerfeld werden die Veranstaltungen im Übrigen immer kostenintensiver. Gleichzeitig lässt insbesondere bei den nationalen Veranstaltungen das Zuschauerinteresse tendenziell nach.
Die Nürburgring GmbH ist deshalb bemüht, ihre Kernkompetenzen und ihr Know-how im Interesse einer Sicherung der Arbeitsplätze in der Eifel verstärkt zu vermarkten. Das kann nichts Falsches sein.
Das sind wiederum neben dem Betrieb von Rennstrecken vor allem die Bereiche Fahrsicherheit und die Durchführung von Veranstaltungen. Dazu kann auch eine internationale Beteiligungspolitik zur Vermarktung dieser Kernkompetenzen in Betracht kommen.