So, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ich will aber noch auf einen anderen Punkt eingehen, und deswegen auch ist es mir wichtig – und ich habe ja auch den Eindruck und das ist ja von den anderen Rednern auch gesagt worden –, dass es ein einheitliches Signal aus diesem Landtag gibt. Herr Minister Pegel hat auf das Papier der DB, des DB-Konzerns hingewiesen. Ich kenne das ja auch und ich kenne auch die Überlegung, die jetzt im Zusammenhang mit dem Klimapaket aufseiten der Bundesregierung gemacht worden ist, auch Überschrift „Stärkung Schienengüterverkehr“.
Aber wenn man das sich mal näher anguckt, sowohl beim DB-Konzern als auch bei der Bundesregierung – ich sage das jetzt völlig wertneutral –, dann läuft das im Endeffekt auf eine Sache wieder hinaus, wir wollen den Schienengüterverkehr auf langlaufenden Strecken stärken, und zwar dort, wo die DB tatsächlich ein Interesse daran hat, und das sind die Ganzzüge. Das ist das, was du, sage ich jetzt mal, was Sie, Herr Minister, dann auch gesagt haben, was im Hamburger Hafen stattfindet.
Da wird zum Beispiel der Vorschlag gemacht, dass an den ICE-Strecken – was vielleicht nicht das Intelligenteste war, die überhaupt zu bauen –, aber dass an den ICEStrecken dann Streckenteile gebaut werden, zusätzlich gebaut werden als Überholspur, knapp einen Kilometer lang, damit dann dort auch entsprechend wieder Güterverkehre fahren können, weil Sie können heute auf ICEStrecken nicht mit Güterverkehr fahren, weil die einfach dann den Verkehr, den Personenverkehr, zusammenbrechen lassen.
Nur, davon haben wir in diesem Land nichts. Das muss man in aller Deutlichkeit mal so sagen. Was wir brauchen, wir haben eine kleinteilige Wirtschaft, wir haben kleine, mittelständische Unternehmen, da hat der Minister völlig zu Recht darauf hingewiesen, die brauchen andere regionale Lösungen hier, damit die dann erst mal auf diese Strecken, zum Beispiel von Nord- nach Süddeutschland, kommen können. Und deswegen ist es so wichtig, dass diese Verkehre, diese Einzelgüterverkehre, auch tatsächlich erhalten und auch für die Zukunft gestärkt werden, und da, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ist tatsächlich noch eine Menge zu tun. – Vielen Dank.
Wer also diesem Antrag zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. – Die Gegenprobe. – Gibt es Stimmenthaltungen? – Damit ist der Antrag der Fraktionen der SPD und CDU auf Drucksache 7/4302 einstimmig angenommen.
Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 23: Beratung des Antrages der Fraktion der AfD – Patenschaft für das Mausoleum Blüchers, Drucksache 7/4297.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Anwesende! Leiwe Mäkelborger un Vörpommern! Unser Bundesland ist die Heimat vieler wichtiger Persönlichkeiten,
welche sich in Wissenschaft, Kunst und Kultur bekannt gemacht haben. Ein großer Name unseres Landes ist der des Marschalls Blücher. Die Erinnerung an ihn wird durch Denkmäler, die Namensgebung von Straßen, Kasernen sowie in Museen aufrechterhalten.
Als wichtige Person der europäischen Geschichte ist sein Wirken von internationalem Rang. So verwundert es nicht, dass sein Bild im Schloss Windsor hängt, wo es dem Andenken an seine Taten in der Schlacht von Waterloo dient. Der 200. Todestag, der am 2. September war, ist ein würdiger Zeitpunkt, sich dem Gedenken an Marshall Blücher zu widmen. Es ist zutiefst bedauerlich, dass das bislang noch in keiner wahrnehmbaren Weise erfolgt ist,
trotz des runden Gedenktages, der gerade dazu auffordert. Keinerlei öffentliches Gedenken oder Würdigung hat bislang stattgefunden.
Unser Antrag richtet sich somit auch gegen das aktive oder passive Vergessen und auch damit ein Stück weit gegen den Trend, Persönlichkeiten aus dem jetzigen Zeitgeist heraus neu zu beurteilen und so ihre historischen Verdienste aus ihrem ursprünglichen Kontext heraus zu relativieren.
Gebhard Leberecht von Blücher entstammt dem Mecklenburger Adel. Der Stammsitz seiner Familie liegt im Westen des Landkreises Ludwigslust-Parchim, nahe Boizenburg. Sie verlor ihn allerdings im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges. Blücher selbst wurde in Rostock geboren, wo seine Eltern lebten, und wurde bei Verwandten auf Rügen, was damals noch schwedisch war, aufgezogen.
Blüchers große Leistung liegt in seinem Beitrag zu den antinapoleonischen Befreiungskriegen. Sein Eingreifen in die Schlacht von Waterloo brachte die Wende und
legte den Grundstein dafür, Napoleon zurückzuschlagen und Europa endgültig von dem Joch des selbstgekrönten Kaisers zu befreien. Damit wurden letztlich auch die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass sich in Deutschland eine Nationalbewegung ausbilden konnte.
Auch persönlich war er einer Einheitsbewegung wohlgesonnen. In einem Brief an Scharnhorst aus dem Jahre 1812 beklagte er das mangelnde Engagement der Herrscherklasse für die deutsche Einheit. Er wollte keine weitere Kleinstaaterei haben, sondern sprach sich mit den Worten „Denn nicht nur Preußen allein, sondern das ganze deutsche Vaterland muss wiederum heraufgebracht und die Nation hergestellt werden“
Blücher ist eine vielseitige und allgemein hoch geschätzte Person gewesen. Durch seinen weitestgehenden Verzicht auf Prügelstrafen und seine volkstümlich zugängliche Art war er bei den Soldaten sehr beliebt. Die Russen gaben ihm aufgrund seiner offensiven Kampfführung den Namen „Marschall Vorwärts“, das ist ja allgemein bekannt.
Blücher galt zwar als robuster Militär, war aber keineswegs ein Militarist oder blinder Befürworter von Kriegen. Anlässlich einer Ehrung sprach er zu seinen Zuhörern: „Wehe dem Fürsten, wehe dem Volke also, das einen unrechtmäßigen Krieg aus bloßem Ehrgeiz anfängt.“
Berühmt ist auch seine Rede bei der Bautzener Loge, in welcher er sich sehr kritisch mit dem Kriegshandwerk auseinandersetzte: „Ich habe von Jugend auf die Waffen für mein Vaterland geführt und bin darin grau geworden; ich habe den Tod in seiner fürchterlichsten Gestalt gesehen und sehe ihn noch täglich vor Augen; ich habe Hütten rauchen und ihre Bewohner nackt und bloß davongehen sehen, und ich konnte nicht helfen. So bringt es das Treiben und Toben der Menschen in ihrem leidenschaftlichen Zustand mit sich. Aber gerne sehnt sich der bessere Mensch aus diesem wilden Gedränge heraus, und segnend grüße ich die Stunde, wo ich mich im Geiste mit guten, treuen Brüdern in jene höhere Regionen versetzen kann, wo ein reines, helles Licht uns entgegenstrahlt.“ Zitatende.
Meine Damen und Herren, selbst unser großer niederdeutscher Schriftsteller Fritz Reuter setzte Blücher mit seinem Schwank „Fürst Blücher in Teterow“ ein humoristisches Denkmal, in welchem er über die Konfiszierung der Pfeife des Marschalls durch einen überengagierten Polizisten schreibt. Im Hause der Familie Reuter hingen übrigens, wie überliefert ist, ganz der Tradition verpflichtet Gemälde von Blücher und Gneisenau.
Man muss insgesamt feststellen, Blücher war ein Mecklenburger mit Weltruhm. Für seine Verdienste erhielt Blücher noch zu Lebzeiten das Gut Krieblowitz unweit von Breslau. Dort verbrachte er seine letzten Lebensjahre. Nach Blüchers Tod wurden nahe der Ortschaft eine
Familiengruft und ein Mausoleum in Form eines Gedenkturms als Ehrenmal errichtet. Gruft und Turm wurden im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und sind reparaturbedürftig. Zwar hatte eine deutsch-polnische Aufbauaktion noch im Jahre 1996 wichtige Instandsetzungen bewirkt, jedoch haben die Zeit und auch Vandalismus dem Denkmal mit den Außenanlagen inzwischen stark zugesetzt.
Besonders hervorzuheben ist, dass das Mausoleum eines der wenigen erhaltenen Bauwerke des Architekten und Schinkel-Schülers Johann Heinrich Strack ist. Das Werk Stracks sollte uns nicht zuletzt auch deshalb so nahe sein, weil wir uns gerade in einem Gebäude befinden, in dem auch er Spuren hinterlassen hat. Zwischen 1850 und 1857 wirkte Strack an der Inneneinrichtung des Schlosses und am Thronsaal mit. So ist das Mausoleum auch nicht nur aus historischem, sondern auch aus kunsthistorischem Interesse ein wichtiges, erhaltenswertes Denkmal, das ebenfalls einen Landesbezug aufzuweisen hat.
Die AfD findet, dass es an der Zeit ist, dass wir uns unserer Verantwortung bewusstwerden, das Andenken an Blücher auch an folgende Generationen weiterzutragen. Gemeinsam mit unseren polnischen Freunden sollten wir die Initiative ergreifen, dem Erinnerungsort seine Würde zurückzugeben. Aus diesem Grund fordern wir, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern
Verhandlungen über die Patenschaft für die Restaurierung und Pflege des Blücher-Ehrenmals in Krieblowitz aufnehmen möge. Gebhard Leberecht von Blücher ist eine der größten historischen Persönlichkeiten Mecklenburg-Vorpommerns. Schenken wir ihm als Mecklenburger die gebührende Achtung und Aufmerksamkeit! In diesem Sinne bitte ich Sie um Zustimmung zu unserem Antrag und freue mich auf eine spannende Diskussion.
Im Ältestenrat ist vereinbart worden, eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 58 Minuten vorzusehen. Ich sehe und höre dazu keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Für die Landesregierung hat ums Wort gebeten die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Frau Martin.
Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Grundsätzlich spricht nichts dagegen, das Andenken Gebhard Leberecht von Blüchers zu bewahren. Dass er Verdienste vorzuweisen hatte, ist unbestritten, seine wichtige Rolle in den Befreiungskriegen, Sie haben es erwähnt, in den Befreiungskriegen gegen Napoleon, ist unbenommen. Waterloo hätte womöglich ein anderes Ende ohne das Eingreifen seiner Truppen genommen.
Blücher ist gebürtiger Rostocker und er hat ein Stück europäische Geschichte mitgeprägt. Seit 200 Jahren erinnert die Schadow-Statue auf dem Rostocker Universitätsplatz an den preußischen Militär und sie wurde damals schon, zu Lebzeiten Blüchers selbst, aufgestellt –
so viel zu Ihrer Aussage, dass an den Militär nicht gedacht wird und dass da irgendwas verdrängt wird. So ist das nicht. Deutschlandweit tragen Kasernen seinen Namen, Schiffe wurden auf seinen Namen getauft.
Mit diesem Namen aber sind nicht nur Ruhm und Ehre verbunden, meine sehr verehrten Damen und Herren.
Blücher hat im heutigen Polen Spuren hinterlassen, die über sein Gut Krieblowitz in der Nähe von Breslau hinausreichen. 1772 war er Teil eines Feldzuges, der zur ersten polnischen Teilung führte. Seine Härte gegen polnische Zivilisten ist bis heute im polnischen Gedächtnis geblieben. Die deutsch-polnische Geschichte war von den polnischen Teilungen geprägt. Mit dem Überfall auf Polen schrieb das Deutsche Reich 1939 die grauenvolle Fortsetzung der leidvollen Geschichte unserer Nachbarn. In diesem Kontext, in dieser historischen Verantwortung sollten wir sehr vorsichtig sein mit dem, was wir auf polnischem Staatsgebiet mit polnischem Eigentum an Erinnerungskultur etablieren wollen.