Protocol of the Session on April 2, 2009

(Dr. Harald Ringstorff, SPD: Das sind aber Neuigkeiten hier.)

Und drittens. Frauen sind anders als Männer.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Michael Roolf, FDP: Genau.)

Bei so wahnsinnig viel Erkenntniszuwachs, sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen, kann die FDP sich diesem nicht verschließen.

(Vincent Kokert, CDU: Das ist gut. – Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Ich meine, zu dieser Erkenntnis, dass Frauen anders als Männer sind, bin ich mit drei Jahren gekommen, als ich mit meiner Cousine zum ersten Mal gemeinsam badete. Aber besser spät als nie.

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Wir würden diesen Antrag begrüßen, wäre er ein wenig spezifischer. Bisher scheint er ein bisschen sehr allgemein gehalten und ehrlich gesagt fürchten wir, auch wenn er hier beschlossen würde, dass er vielleicht wohlmeinend in der Presse erwähnt würde, dann aber verhallt im Wind. Deshalb haben wir einen Änderungsantrag eingebracht, in dem wir darum bitten, dass bis zum 31. Oktober ein Erfolgsbericht stattfindet. Wir würden, wenn dieser Änderungsantrag den Antrag der Regierungskoalition spezifizierte, dem Ganzen zustimmen,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Es ist alles gesagt.)

vor allem wenn es sich um Prävention durch Aufklärung handelt. Einer erneuten Verbotskampagne eines Kindermädchenpräventionsstaates könnten wir uns nicht öffnen. Wir möchten auch, dass mit den wissenschaftlichen Partnern hier zusammengearbeitet wird, und wir würden gern erfahren, was das Ganze kosten soll. Das fehlt uns in dem Antrag der Koalition. Wir bitten deshalb um Ihre Zustimmung zu unserem Änderungsantrag,

(Vincent Kokert, CDU: Was habt ihr denn beantragt?)

würden uns aber bei Ablehnung eher enthalten wollen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP)

Danke, Herr Ratjen.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Lüssow von der Fraktion der NPD.

(Reinhard Dankert, SPD: Nun erzählen Sie mal, was die nationalen Frauen so machen!)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn es nicht unparlamentarisch wäre und eine Rüge vom Präsidium nach sich ziehen würde, dann müsste man sagen: Wie bescheuert kann Politik eigentlich sein! „Frauengesundheit fördern – für eine geschlechtsspezifische Tabakprävention“, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Geschlechtsspezifische Tabakprävention – Sie scheinen ja wirklich Langeweile zu haben.

Zunächst einmal leben wir theoretisch in einem freien Land. Dass es Ihnen nicht passt, wenn die Leute Sie nicht wählen, das ist allgemein bekannt. Da betreiben Sie dann ja auch Vorbeugung gegen Rechts.

(Zuruf von Angelika Peters, SPD)

Im Übrigen sollten Sie sich dann mal überlegen, ob Sie da nicht eine geschlechtsdifferenzierte Prävention gegen Rechts machen wollen.

(Angelika Peters, SPD: Da sind wir uns ja einig. Da sind wir uns ja einig.)

Immer mehr Frauen wählen Rechts.

Dass Sie den Leuten aber auch noch vorschreiben und sie penetrant aufklären, ob sie rauchen dürfen, das ist unerträglich.

(allgemeine Unruhe)

Ich hatte es ja schon zur Bildungspolitik in der letzten Sitzungswoche im Rahmen der bildungspolitischen Diskussion gesagt, Sie wollen den überwachten, betreuten und entmündigten Bürger. Geschlechtsspezifische Tabakprävention ist für Herrn Kreher wieder mal ein Beitrag zum lebenslangen Lernen. Aber die Leute entscheiden nun einmal doch frei, wen sie wählen, ob sie rauchen oder trinken,

(Marc Reinhardt, CDU: Aber nur deutsche Zigaretten.)

mit oder ohne Ihre Prävention. Im Übrigen sind sowohl bei alkoholischen Getränken als auch bei Zigaretten entsprechende Warnhinweise schon drauf. Sie können natürlich auch eine ganze Zeitung auf der Zigarettenschachtel abdrucken. Außerdem müssten Sie sich fragen lassen: Warum wundern Sie sich eigentlich, dass Frauen zunehmend rauchen? Die Tatsache, dass sie dies in den letzten Jahrzehnten nicht getan haben, liegt am Frauenbild, das Sie so heftig bekämpfen.

(Zuruf von Angelika Peters, SPD)

Gleichberechtigung heißt eben auch Gleichberechtigung bei den Suchtmitteln. Die Frauen ziehen da einfach nur nach. Aber auch unter Gendergesichtspunkten ist Ihr Antrag höchst fragwürdig. Nach Ihrer Gendertheorie dürfte es gar keine geschlechtsspezifischen Anlagen geben, weil das, was wir als typisch weiblich kennen und was Sie abschaffen wollen, doch nur ein Reflex auf die Lebensbedingungen der Frauen ist, Ihrer Ansicht nach jedenfalls.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Sie haben wieder mal bewiesen, dass Sie nichts verstanden haben.)

Haben Sie Ihren Antrag mal vom Genderbeauftragten prüfen lassen? Und wie ist es mit dem Diskriminierungsbeauftragten?

(Zuruf von Raimund Frank Borrmann, NPD)

Hat er den Antrag geprüft? Warum soll es denn eine besondere stärkere Prävention bei Frauen geben? Ist das nicht eine Bevorzugung?

Ich empfehle Ihnen von der Regierungskoalition, einen Film zu sehen, bevor Sie das nächste Mal etwas über Tabakprävention bringen: „Thank You for Smoking“. Dann können Sie vielleicht auch über sich selbst lernen.

Ihren Antrag lehnen wir ab.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD)

Danke, Herr Lüssow.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Rühs von der Fraktion der CDU.

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zahlreiche Studien belegen übereinstimmend, Rauchen schadet Frauen weitaus mehr als Männern. Laut einer dänischen Studie verdoppeln bei Frauen bereits drei Zigaretten täglich das Risiko eines Herzinfarktes, bei Männern sind es immerhin sechs. Auch schwaches Rauchen kann die Entstehung von Krebs fördern. Frauen leiden deutlich häufiger an den typischen Rauchersymptomen Husten, Atemgeräusche, Atemlosigkeit und Asthma. Die Lungen und damit auch das Lungenvolumen sind bei Frauen bekanntlich kleiner als bei Männern. Sie inhalieren tiefer, wodurch Rauch und Schadstoffe viel weiter und intensiver in die Lungen eindringen. Das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, ist bei Raucherinnen achtmal so hoch wie bei Nichtraucherinnen. Bei gleicher Anzahl an gerauchten Zigaretten haben Frauen ein um 20 bis 70 Prozent höheres Lungenkrebsrisiko als Männer. Bei Frauen tritt Lungenkrebs häufiger in einer aggressiveren Form auf als bei Männern.

In den USA und in England sterben bereits heute mehr Frauen an Lungenkrebs als an Brustkrebs. Experten prognostizieren, dass dies auch bald in Deutschland der Fall sein könnte. Rauchen beeinträchtigt die Fruchtbarkeit von Frauen negativ. Raucherinnen kommen im Durchschnitt früher in die Wechseljahre. Schon eine einzige Zigarette täglich lässt das Risiko für eine Schädigung der Herzkranzgefäße deutlich ansteigen.

Es gibt überzeugende Daten darüber, dass Frauen mehr Schäden an Herzkranzgefäßen erleiden als Männer. Gerade für heranwachsende Mädchen ist Rauchen fatal. Bei ihnen verlangsamt sich die Entwicklung der Lungen. Die Jungen haben mit dieser Problematik weniger zu kämpfen. Auch die Haut von Frauen, die rauchen, altert bekanntlich schneller als die von Nichtraucherinnen. Zuletzt endlich aber auch einmal eine gute Nachricht: Bei einem Rauchstopp erholt sich die Lunge einer Frau innerhalb eines Jahres doppelt so schnell wie die der Männer.

Für eine zielgerichtete Prävention ist es jedoch sehr wichtig zu wissen, dass Frauen aus anderen Gründen als Männer rauchen. Und wenn sie von der Zigarette lassen wollen, ist es ebenfalls wichtig, diese Unterschiede zu beachten. Stressmanagement, Verhaltenstraining, Ernährungsberatung und die Kombination mit einer Nikotinersatztherapie, zum Beispiel ein Nikotinpflaster, sind die Säulen einer Raucherinnentherapie.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktion der CDU)

Laut vieler Untersuchungen greifen Frauen zur Zigarette, um in Konflikten, Stress und Angstsituationen besser mit diesen fertig zu werden. Darüber hinaus setzen sie die Zigarette oftmals als Appetitzügler und damit zur Gewichtskontrolle ein.

(Zuruf von Karin Strenz, CDU)

Das meine ich ernst, Kollegin Strenz.

Auch die Motive für einen Rauchstopp unterscheiden sich von denen der Männer. Für Frauen gibt es neben den allgemeinen mit dem Rauchen verbunde

nen Gesundheitsgefahren ganz spezifische Risiken, zum Beispiel bei Einnahme der Antibabypille oder während der Schwangerschaft und Stillzeit. Raucherinnenrisiko ist auch ein frühzeitiges Eintreten der Wechseljahre. Entsprechend sind die Schwangerschaft und die Angst vor den gesundheitlichen Problemen Hauptgründe für den Wunsch, mit dem Rauchen aufzuhören, gefolgt von finanziellen Ersparnissen und Rücksichtnahme.

Da nun Frauen aus anderen Gründen rauchen als Männer, haben auch Rückfälle andere Ursachen. Während Männer eher in angenehmen Situationen, etwa beim Bier mit Freunden, wieder zur Zigarette greifen, werden Frauen rückfällig bei Konflikten, in Stresssituationen oder wenn sie Verluste erleiden. Auch nach Geburt und Stillzeit entfalle vielfach eine Hauptmotivation für den Rauchstopp. Eine zusätzliche Schwierigkeit liegt in der Angst zuzunehmen, obwohl die Gewichtszunahme bei weiterhin gleicher Ernährung höchstens fünf Prozent betragen könne.