Der weitere Eindruck, den ich hatte, ist der: Was passiert, wenn die Mittel über die Jahre erschöpft sind und diese 800 000 Euro vor Ablauf der zwei Jahre berechtigterweise verbraucht sind? Dann fangen die Vereine genau wieder in dem Moment an, die von Ihnen gelobte eigene Arbeit aus eigenen Mitteln zu finanzieren. So weit kann es nicht kommen. Wir müssen diese Mittel über die Jahre hinaus verstetigen und das verpassen Sie. Da Sie dieses nicht tun und nur den ersten Schritt machen und nicht einmal eine Mittelstrecke oder einen Sprint starten, ohne an den Marathon der Integrationsarbeit zu denken, können wir Ihrem Antrag nicht zustimmen und werden uns deshalb enthalten.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Lieber Herr Kreuzmann, wenn Olympia oder Spitzensport nicht Thema sind, ha
ben wir viele gemeinsame Nenner; wenn Olympia Thema ist, finden wir, glaube ich, keinen gemeinsamen Nenner. Ich kann dem nur zustimmen, was Sie inhaltlich gesagt haben. Das ist auch ein hauptsächlicher Kritikpunkt von uns. Ich halte es für richtig, dass man im Bereich des Sports für die Integrationsarbeit der Vereine mehr investieren soll. Das haben wir vor anderthalb, zwei Jahren mehrmals thematisiert.
Wir haben im Rahmen des Sportausschusses mit Herrn Kreuzmann als Vorsitzendem mehrere Anhörungen zum Thema Integration durch Sport gemacht – was richtig, wichtig und toll war –, aber bis die TopSportVereine Druck ausgeübt haben, hat die SPD sich nicht bewegt; sie hat sich geweigert. Ich freue mich, dass das jetzt beschlossen wird. Ich frage mich aber wiederum, was durch den Sportstaatsvertrag vereinbart worden ist. Warum bringen Sie das als Antrag ein? Man kann das doch im Rahmen eines Gesamtantrags oder im Haushalt einbringen. Vielleicht wollen Sie das vorziehen, das ist gut und schön, aber es ist in diesem Rahmen vereinbart worden. Ich finde, für diesen Bereich muss langfristig geplant werden, nicht kurzfristig.
Ich kann aus eigener Erfahrung berichten. Als ich 1990 nach Hamburg kam, war das Erste, was ich gemacht habe: Ich bin in einen Fußballverein gegangen; später habe ich Taekwondo gemacht. Und ich kann sagen, dass ich das, was Sie in Ihrem Antrag beschreiben und was auch die Sportvereine beschreiben, am eigenen Leib erfahren habe. Aber das muss auch vernünftig finanziert werden. Es müssen vernünftige Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, dass Vereine ihre Trainerinnen, Trainer und Übungsleiter diesbezüglich mehr ausbilden können, damit es besser klappt.
Gleichzeitig sollte man nicht nur im finanziellen Rahmen denken. Wenn Sie sich unsere Große Anfrage anschauen, sehen Sie, dass wir im Bereich des Sports, im Bereich der Schwimmhallen, im Bereich der Vereinsklubräume bessere Rahmenbedingungen brauchen.
Nachdem das Olympia-Referendum in Hamburg abgelehnt worden ist, haben sich mehrere Vereine an uns gewandt und uns gesagt, welche Probleme sie konkret haben. Ich möchte Ihnen ein, zwei Beispiele geben.
Erstes Beispiel: Warum Klubräume wichtig sind. Viele Vereine sagen, wir wollen nicht nur Sport machen, sondern wir möchten wie eine Familie gemeinsam etwas miteinander unternehmen. Wir wollen, dass Kinder, die zu uns zum Sport kommen, Ruheräume haben, in denen sie warten kön
nen und in denen man nach dem Spiel zusammenkommt und die Spiele auswerten kann. Wir wollen, dass die Kinder etwas miteinander unternehmen können und dass ein Trainer sich um persönliche Probleme der Sportlerinnen und Sportler kümmern kann. Viele Vereine, hauptsächlich kleine Vereine – ich will das nicht für die großen Vereine sagen –, haben das Problem, dass sie keine Klubräume haben. Wir müssen überlegen, wie wir in diesem Bereich – auch in Kooperation mit den Schulen, weil Schulsport und Vereinssport in der Regel getrennt betrachtet werden – beim Schulausbau auch die Bedarfe des Breitensports berücksichtigen.
Ein zweites Beispiel, es ist durch die Medien bekannt geworden, ist der TSV Lohberg. Viele Vereine haben Hallenzeitprobleme, und sie haben diese Probleme auch deswegen, weil wir wenig Hallen haben. Das heißt, man muss im Rahmen von Wohnungsbauprogrammen – und auch im Rahmen von Sporthallensanierungen – dafür sorgen, dass nicht einer gegen den anderen ausgespielt wird, denn es werden auch Sporthallen oder Sportplätze Opfer von Wohnungsbau. Stattdessen sollte man gemeinsam darüber nachdenken, wie man das kombinieren kann.
Nicht zuletzt muss man sich auch etwas für ein Problem vieler kleiner Vereine überlegen. Ich war vorletzte Woche beim SC Europa. Sie haben einen sehr schönen Platz, aber dieser Platz ist häufig nicht nutzbar, wenn es regnet. Zwei Drittel der Zeit können sie ihren Platz nicht nutzen, weil sie Sanierungsbedarf haben. Man sollte den Vereinen unter die Arme greifen, sie darin unterstützen, dass ihre Plätze vernünftig saniert werden, sodass Spiele bei Regen nicht ausfallen, sondern die Plätze regelmäßig genutzt werden können. Dann würden sie auch die Zeiten auf den Sportplätzen ein bisschen vernünftiger organisieren können.
Wir schlagen vor, wie Herr Kreuzmann es auch sagte, dass für den Bereich Integration durch Sport eine Finanzierung nicht nur für zwei Jahre, sondern dauerhaft stattfindet. Jetzt ist es eine Erhöhung um 800 000 Euro für zwei Jahre. Das ist ein Anfang, aber es muss langfristig geplant werden. Wir werden den Antrag unterstützen, aber beim nächsten Haushalt werden wir natürlich mit zusätzlichen Anträgen kommen. – Danke schön.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Meine Vorrederinnen und Vorredner haben schon viel zur Bedeutung des Sports für die Integration der Flüchtlinge
gesagt. Das war alles richtig, dem kann ich mich selbstverständlich anschließen. Gemeinsam Sport zu treiben baut Vorurteile ab, schafft gemeinsame Erlebnisse und ist bei vielen Sportarten auch ohne eine gemeinsame Sprache möglich. Insofern ist Sport ein Integrationsmotor. Nebenbei hat Sport natürlich noch viele weitere positive Effekte, die allen hier bekannt sind. Kurzum, Sport ist eine der besten Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung.
Meine Vorredner sind bereits darauf eingegangen, dass wir vor Kurzem im Sportausschuss das Thema Integration durch Sport behandelt hatten. Wir hatten in dieser Anhörung die Gelegenheit zu hören, welche großen Leistungen die zahlreichen ehrenamtlichen Trainer, Vereinsvorstände und Mitglieder leisten. Oft engagieren sie sich über die eigene Belastungsgrenze hinaus. Sie greifen auch teilweise in ihr eigenes Portemonnaie, um die Trainierenden mit Wasser und einem Snack nach dem Training zu versorgen.
Dieses ehrenamtliche Engagement ist nicht genug zu loben, man kann es gar nicht genug hervorheben. Sie leisten Großartiges für die Flüchtlinge, für die Integration und damit für die gesamte Gesellschaft.
Ich habe mich deshalb in den letzten Monaten oft gefragt, auf welche Weise Rot-Grün dieser langfristigen Herausforderung der Integration für die kommenden Jahre und auch Jahrzehnte begegnen will. Heute haben wir die Antwort darauf auf dem Tisch: mit einmalig 800 000 Euro, wie Herr Kreuzmann gerade sagte. Werte Kollegen, wenn man das einmal auf die Vereine umlegen würde, sind das nicht einmal 1 000 Euro pro Sportverein. Und wir reden auch nicht von jährlich 1 000 Euro, sondern dieses Geld soll jetzt erst einmal für zwei Jahre reichen. Niemand sagt bislang, dass es dann auch weitergeht. Wenn man genau hinschaut, sind es sogar nur 600 000 Euro, weil im Gegenzug die 100 000 Euro pro Jahr, die bisher im Sportfördervertrag strukturell für Integration verankert waren, bei der Gelegenheit gleich komplett gestrichen worden sind.
Frau Timmermann, Sie sagen, der Sport sei noch gut damit gefahren und dieser Antrag sei Ausdruck Ihrer großen Unterstützung. Ich möchte wirklich nicht wissen, was passiert, wenn Sie einmal weniger spendabel gelaunt sind. Hier von einem Tropfen auf dem heißen Stein zu sprechen, wäre schon fast eine Übertreibung. Sie schaffen durch diese Einmalzahlung keine langfristige Lösung. Herr Kreuzmann hat es gerade schon gesagt: Wie soll denn der Hamburger Sportbund die Mittelvergabe allein steuern, wenn Sie ihn im Sportfördervertrag zu Einsparungen beim Personal zwingen? Denn das, Frau Timmermann, ist ganz offenbar Ihr Umgang mit Ihrem angeblichen Muster- und Lieblings
schüler. Sie sind offenbar so sehr von ihm begeistert, dass Sie ihm Jahr für Jahr mehr die Luft zum Atmen abdrehen. Seit Ewigkeiten gibt es keinen Inflationsausgleich, bei Positionen, die seit Jahren nicht erhöht worden sind, wird jetzt auch noch gekürzt und der Hamburger Sportbund muss das Kernpersonal zusammenstreichen. Und das feiern Sie heute als großen Erfolg
Wie sollen die Sportvereine denn langfristige Projekte finanzieren, wenn sie nicht wissen, wo am Ende, wenn diese Förderperiode abgelaufen ist, das Geld dafür herkommt? Frau Blömeke, das ist gerade das Gegenteil von dem, was Sie gerade als nachhaltiges Fördern bezeichnet haben. Es ist gerade das Gegenteil, wenn Sie eine einmalige Finanzspritze geben und die Vereine jetzt im Grunde wie der Ochs vorm Berg stehen und überlegen, was sie denn mit dem Geld machen sollen, wenn sie gar nicht wissen, ob sie in zwei Jahren mit den Projekten weitermachen können. Sie werden natürlich das Geld nehmen und es in die bereits laufenden Projekte stecken. Aber ob sich ein Verein wirklich darauf einlässt und auf Basis dieser Finanzspritze strukturelle Maßnahmen in die Wege leitet, weiß ich nicht. Ich glaube nicht, dass Ihr Vorgehen dafür förderlich ist.
Es gibt also insgesamt viele Fragen zu Ihrem Antrag, die Sie heute nicht beantworten konnten. Im Gegenteil, es sieht so aus, als würden Sie die Schwächen in Ihrem Konzept noch nicht einmal sehen und sie einfach überjubeln.
Dennoch werden wir als Freie Demokraten diesen Antrag unterstützen, denn wir freuen uns selbstverständlich über jeden Euro, der dann am Ende für den Sport doch noch rumkommt. Zweitens wissen wir, dass der Hamburger Sport inzwischen gelernt hat – unter Ihrer Ägide lernen musste –, aus wenigen Mitteln trotzdem großartige Projekte zu machen – Projekte, die der Stadtgesellschaft helfen und die von uns auch künftig unterstützt werden. Ich muss aber auch ganz deutlich sagen, dass wir als Freie Demokraten uns statt kurzfristiger Nebenabreden zum verhandelten Sportfördervertrag echte und langfristig wirkende Aufwertungen des Sportfördervertrags gewünscht hätten. – Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kollegen! Immerhin hat die Kritik am Senat in den letzten Sitzungen dieses Hauses, vor allem aber auch der mediale Aufschrei, offenbar den Innsenator zum persönlichen Einsatz angespornt, nachdem nicht nur der Staatsrat keine ganz glückliche Figur in den Verhandlungen mit HSB und HFV abgegeben hat, sondern auch der Sportstandort Hamburg insgesamt infrage gestellt wird.
Ich will es an der Stelle kurz machen. Als sechster Redner lässt sich beim vorliegenden Sachverhalt nicht viel Neues beitragen. Wir stimmen als AfDFraktion dem Kompromiss natürlich zu, auch wenn wir uns eine Anhebung der Grundförderung gewünscht hätten und auch wenn wir nicht an den Sport als alleiniges Allheilmittel zur Integration glauben können, wenn man sich beispielsweise nur die vielen unschönen Vorkommnisse im Amateurfußball vergegenwärtigt. Dazu gehört schon etwas mehr und etwas langfristiges Problembewusstsein. Dass der Senat von Beginn an sich nur zu Erhöhungen der Zuwendungen aufgrund der geforderten Flüchtlingsintegration bekannte, ist auch nicht gerade ein uneingeschränkter Vertrauensbeweis des Senats für den Hamburger Sport. Aber gut, nun haben wir eine Einigung und jeder Euro für den Sport ist aus unserer Sicht sinnvoll angelegt und wir als AfD tragen dies mit. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren Abgeordnete! Vor wenigen Wochen hat der 18-jährige Fußballer Bakery Jatta beim HSV einen Profivertrag unterschrieben. Ein junger Mann aus Gambia, der noch nie vorher in einem organisierten Klub Fußball gespielt hat, bekommt die Chance, in einer der stärksten Ligen der Welt Fußball zu spielen. Das ist eigentlich eine Geschichte, wie sie sonst nur in Drehbüchern erzählt wird. Die Geschichte von Bakery Jatta zeigt, zugegebenermaßen vielleicht nicht vollständig repräsentativ, welches Potenzial und welche Bedeutung im Sport für die Integration stecken.
Unsere Stadt hat auch und gerade durch den Sport beste Voraussetzungen, die große gesellschaftliche Herausforderung Integration der Geflüchteten in unserer Stadt zu bewältigen. Das Ziel, die Menschen, die zu uns gekommen sind, zu integrieren, ist keine einfache Aufgabe. Sie ist erst recht keine Selbstverständlichkeit. Umso höher sind der Wert, die Bedeutung und die integrierende Funktion des Sports einzuschätzen.
Sport schafft dabei, und das ist in besonderer Weise wertvoll, einen schnellen, leichten Einstieg, ein schnelles Ankommen, weil er nach universell gültigen Regeln und fast ohne Sprachkenntnisse funktionieren kann. Sport vermittelt Werte, vermittelt Orientierung und schafft Bindungen. Wer Sport treibt, teilt Emotionen, gemeinsame Ziele, Erlebnisse und wird Teil eines Teams. Sport bildet unabhängig von Sprachbarrieren die Basis für weitergehende soziale Beziehungen. Er bietet die Chance, sich einzubringen, Teil eines gemeinsamen Ganzen zu sein. Sport schafft auch Identifikation mit der Mannschaft, dem Verein, dem Stadtteil, der Stadt, in der man noch vor Kurzem fremd war. Sport schafft Zusammenhalt und baut Vorbehalte ab, auch bei denen, die schon sehr lange im Verein aktiv sind und für die Flüchtlinge vorher nur ein Phänomen waren, das jetzt plötzlich ein Gesicht, eine Geschichte bekommt, konkret wird und mit dem man sich in ganz anderer Weise auseinandersetzt. Dass das gerade auch in Hamburg in so vorbildlicher und breiter, spürbarer Weise gelungen ist, haben wir den Sportvereinen unserer Stadt zu verdanken, die von Anfang an unkompliziert, unbürokratisch Angebote gemacht haben, ohne lange zu fragen und Förderanträge zu stellen, sondern die auf die Flüchtlinge zugegangen, in die Unterkünfte gegangen sind, die Menschen abgeholt, angesprochen, in den Verein aufgenommen und ihnen damit die Tür zu unserer Gesellschaft geöffnet und ihnen sehr früh das Gefühl vermittelt haben, dass sie hier willkommen sind, einen Platz haben und von uns angenommen werden.
Dafür ist in den vergangenen zwölf Monaten Hervorragendes geleistet worden. Wir, die Stadt, wir alle, das will ich ausdrücklich an dieser Stelle auch im Namen des Senats sagen, sind den Hamburger Vereinen zu großem Dank verpflichtet.