Protocol of the Session on November 19, 2009

Bei der Arbeitsagentur Bremen wurden über 500 Ausbildungsstellen weniger gemeldet. Was uns sehr große Rätsel aufgibt, ist, dass es einen seltsamen Bewerberinnen- und Bewerberschwund gibt. 1 100 Bewerber und Bewerberinnen haben sich bei den Arbeitsämtern im Land Bremen weniger gemeldet als im Vergleich zum Vorjahr. Kein Mensch weiß, woran es liegt, sie gehen jedenfalls nicht weiter zur Schule, sie befinden sich auch nicht in einer Ausbildung. Hier ist aus unserer Sicht dringend Aufklärungsbedarf nötig. Wir haben das auch in der Deputation bereits mehrfach angesprochen, und der Senat will sich auch im Bündnis für Arbeit darum kümmern, um das aufzuklären.

In einer ersten Zwischenbilanz der Bremer Vereinbarung, die vom Jahr 2008 bis 2010 geschlossen ist, zeigt sich auch in der Antwort, dass dort eine ganze Menge erreicht worden ist, aber auch, dass es noch eine ganze Menge Herausforderungen gibt. Es ist erst einmal positiv zu bewerten, dass bei der Akquisition neuer Ausbildungsplätze weit mehr Ausbildungs––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft.

plätze geschaffen wurden, als man an Zielzahlen vereinbart hat. Das ist gut, und es ist auch gut, dass Maßnahmen für die Ausbildungs- und Berufsvorbereitung in allgemeinbildenden Schulen getroffen worden sind.

Wo wir Nachholbedarf haben, ist, dass es immer noch zu viele Altbewerber und Altbewerberinnen gibt, die keinen Ausbildungsplatz bekommen haben. Darum müssen wir uns kümmern, und wir müssen uns auch darum kümmern, dass bei den Menschen, die sich in der Berufsvorbereitung befinden, diese Maßnahmen für eine Berufsausbildung anerkannt werden, denn es dürfen keine Warteschleifen gedreht werden, sondern die Jugendlichen müssen motiviert werden, dass diese Bestandteile für eine zukünftige Ausbildung anerkannt werden.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Das Bündnis für Arbeit trifft sich jetzt am 1. Dezember zu einer Sondersitzung, auch gerade vor dem Hintergrund der Herausforderungen der Wirtschaftsund Finanzmarktkrise. Das begrüßen wir ausdrücklich, und wir würden uns auch vonseiten des Senats wünschen, wenn wir dann über das Jahr 2010 diskutieren, dass er es sich an der Stelle noch einmal richtig zur Aufgabe macht, noch einmal deutlich mehr neue Ausbildungsplätze zu akquirieren, einmal vor dem Hintergrund, dass wir einen Einbruch in diesem Jahr hatten, aber auch vor dem Hintergrund, dass wir einen richtigen Mehrbedarf haben werden. Angesichts der doppelten Abiturjahrgänge werden sehr viel mehr Jugendliche auf den Ausbildungsmarkt streben als in den letzten Jahren. Dafür wird man Vorsorge treffen müssen. Außerdem brauchen wir viel mehr Maßnahmen für Altbewerber und Altbewerberinnen, und zu der Modularisierung und der Anrechenbarkeit von Berufsvorbereitungsmaßnahmen habe ich bereits etwas gesagt.

Zweitens wünschen wir uns, wir halten die Bremer Vereinbarung für erfolgreich, sie läuft im Jahr 2010 aus, dass der Senat darauf hinwirkt, dass danach wieder eine neue Vereinbarung mit den Zielrichtungen abgeschlossen wird, die ich auch eben benannt habe, denn wir müssen gemeinsam daran arbeiten, dass wir genügend Ausbildungsplätze haben, denn Ausbildungschancen sind Lebenschancen. Ich will aber auch abschließend sagen, Ausbildungsplätze werden in erster Linie in der Wirtschaft geschaffen, dort liegt die Verantwortung. Der Senat hat in seinem Verantwortungsbereich sehr viel bewegt, die Anzahl der Ausbildungsplätze konnte gesteigert werden, und ich glaube, das ist auch ein sehr gutes Signal an die Jugendlichen im Lande Bremen. – Herzlichen Dank!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Als nächster Redner hat das Wort der Abgeordnete Nestler.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen, meine Herren! Die Ausbildungsverträge für das Jahr 2009 sind bereits größtenteils vergeben, und die Ausbildung hat begonnen. Ob die offenen Stellen in diesem Jahr noch besetzt werden können, bleibt zumindest fraglich. Die endgültigen Ergebnisse für dieses Jahr liegen gemäß der Antwort des Senats ja auch erst im Dezember vor, und die Situation in den nächsten Jahren in Bezug auf Ausbildungsverträge ist heute auch nur schwer zu bewerten. Auch vor dem Hintergrund der Finanzkrise, Frau Schön, ist es nicht ganz leicht, in die Zukunft zu schauen. Daher stellen wir nicht die Wichtigkeit dieser Debatte infrage, sondern wir fragen uns eigentlich, ob der Zeitpunkt für diese Debatte jetzt richtig gewählt ist.

Die Handelskammer hat gerade eine Analyse der Ausbildungssituation im Jahr 2009 vorgestellt. Darin kommt die Kammer zu dem Schluss, dass das Ausbildungsangebot im Land Bremen nicht schlechter gemacht werden sollte, als es tatsächlich ist. Die Handelskammer spricht sogar von einem statistischen Wert von 1,14 Ausbildungsplätzen pro Bewerber im Land Bremen, was natürlich auch bundesweit ein hervorragender Wert wäre. Wir sehen die aktuelle Situation im Land Bremen jedoch ein wenig anders. Der Rückgang der Ausbildungsstellen beläuft sich in Bremen auf 5,5 Prozent. Das ist gegenüber dem Bund mit 7,7 Prozent zwar ein guter Wert, aber man muss diesen Wert zumindest hinterfragen. Man sollte sich schon ein eigenes Urteil bilden, was sich hinter einer solchen Statistik verbirgt.

Im Land Bremen stehen zurzeit noch circa 280 freie Ausbildungsplätze zur Verfügung. Demgegenüber stehen 638 gemeldete, nicht versorgte Ausbildungsplatzsuchende. An dieser Situation wird sich aus unserer Sicht, auch allein aus zeitlichen Gründen, nicht mehr viel ändern. Vorab müsste sowieso erst einmal geprüft werden, wer denn überhaupt von den Ausbildungsplatzsuchenden für diese freien Ausbildungsplätze infrage kommt. Wie, meine Damen und Herren, sieht es denn mit dem Zahlenwert aus? Was heißt denn, in diesem Jahr haben circa 640 junge Menschen noch keinen Ausbildungsplatz? Das sind nur die Zahlen von diesem Jahr. Aber wo sind denn die jungen Menschen geblieben, die schon im vergangenen Jahr keinen Ausbildungsplatz erhalten haben? Wo sind die jungen Menschen geblieben, die schon den zweiten oder gar dritten Anlauf auf eine Ausbildung machen? Wo werden denn die jungen Menschen erfasst, die gern eine Ausbildung aufnehmen würden, sich aber notgedrungen, da schon die ersten Bewerbungen fehlgeschlagen sind, mit anderen Jobs über Wasser halten und bei der BA deshalb unter den Ausbildungsplatzsuchenden gar nicht mehr erfasst werden? Die Frage, wie viele junge Menschen tatsächlich noch einen Ausbildungsplatz suchen, wird ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.

auch durch die Antwort des Senats nicht beantwortet, sie bleibt offen.

Weniger Ausbildungsplätze in diesem Jahr, egal, wie hoch der prozentuale Anteil ist, kann für uns alle kein gutes Ergebnis sein. Dazu, meine Damen und Herren, kommt, dass ein großer Anteil der zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze nicht an Bremerinnen oder Bremer vergeben wird. Das Land Bremen, Industrie, Handwerk, Handel, öffentlicher Dienst und viele andere halten in Bremen eigentlich eine ausreichende Anzahl an Ausbildungsplätzen zur Verfügung. Fast 50 Prozent dieser Ausbildungsplätze gehen aber an Bewerber aus dem Umland. Diese Situation ist für einen Stadtstaat nicht zu ändern, und wir wollen dies auch nicht beklagen, aber diese Tatsache dient auch nicht zur Erleichterung bei der Suche nach einer Lösung.

Eigentlich müssten wir ja ganz anders in die Zukunft blicken können. Die geburtenschwachen Jahrgänge kommen gemäß Auskunft der Kammern bereits kurzfristig auf uns zu. Damit man hier einmal verlässliche Zahlen über den Rückgang an Ausbildungsplatzsuchenden bekommt, sollte eng mit der Schulverwaltung zusammengearbeitet werden. Viele Fachverbände weisen darauf hin, dass wir künftig eher einen Facharbeitermangel haben werden, dass uns Auszubildende fehlen werden, und da sollte man dann mit Sicherheit nicht unvorbereitet sein. Denn was nützt das Ganze, wenn wir auf einmal zwar ein ausreichendes Ausbildungsplatzangebot haben, aber nicht über die entsprechend vorgebildeten jungen Menschen verfügen, die dann auch die anstehenden Ausbildungen absolvieren können?

(Beifall bei der CDU)

Was machen wir denn zum Beispiel mit den Jugendlichen, die eine Ausbildung nicht schaffen? Für sie werden künftig immer weniger Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen. Da stellt sich doch die Frage: Kann man diese Menschen, wenn Ausbildung schon nicht möglich ist, wenigstens sinnvoll dahin gehend qualifizieren, dass sie in der Lage sind, eine Arbeit aufzunehmen und diese auch zu erfüllen? Ich habe gerade die neuesten Berichte aus der Hafenwirtschaft gelesen. Die Stellen, die dort von Menschen mit Arbeitswillen und Einsatz wahrgenommen werden, die auch noch Zukunfts- und Qualifikationsmöglichkeiten beinhalten, die ein gesichertes Einkommen beinhalten, werden immer weniger. Meine Damen und Herren, glauben Sie mir, das wird nicht kurzfristig sein. Natürlich muss man auch in aller Deutlichkeit darauf hinweisen, dass Ausbildung nicht erst mit dem Einreichen einer Bewerbung beginnt. Es fehlt leider bei vielen an der grundlegenden schulischen Qualifikation.

(Glocke)

Ich werde abgeläutet und werde mich gleich noch einmal melden. – Vielen Dank!

(Beifall bei der CDU)

Als nächste Rednerin hat das Wort die Abgeordnete Frau Nitz.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! In Sachen Ausbildungssituation nähern wir uns seit geraumer Zeit nur sehr langsam der bitteren Wahrheit. Die Meldungen zur Ausbildungssituation im Land Bremen haben immer stolz darauf verwiesen, dass ein zahlenmäßiges Gleichgewicht zwischen Ausbildungsplätzen und Bewerberinnen und Bewerbern bestehe. Ausgeglichen würde sich die Lage darstellen, so lautete zumindest auch wieder die Meldung der Bremer Agentur für Arbeit vom Oktober 2009. Die Wahrheit sieht aber deutlich anders aus: Von den gemeldeten Bewerberinnen und Bewerbern im Agenturbereich Bremen münden ganze 40 Prozent tatsächlich in ein Ausbildungsverhältnis, 60 Prozent der Ausbildungsplatzsuchenden gehen leider leer aus. Das ist eine extrem schlechte Bilanz, finden wir. interjection: (Beifall bei der LINKEN)

Auf jeden Bewerber und jede Bewerberin aus Bremen kommt zudem ein Bewerber, eine Bewerberin aus anderen Bundesländern, vorzugsweise aus dem Umland, und hinzu kommt auch noch das Problem der Altbewerberinnen und -bewerber. Dies ist kein spezifisches Problem des Bundeslandes Bremen, auch das muss man hier zur Kenntnis nehmen, denn Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz bekommen, verschwinden einfach aus der Statistik. Insofern ist es erfreulich, dass die Koalition bereits im Vorwort der Anfrage darauf hinweist, dass die Ausbildungsplatzbilanz nur rein rechnerisch stabilisiert ist. In der Antwort wird deutlich, dass diese Situation dazu führt, dass sich immer weniger Jugendliche überhaupt als ausbildungsplatzsuchend melden. Der Rückgang der Bewerberinnen und Bewerber kann, so die Antwort des Senats, nicht dadurch erklärt werden, dass sich mehr Jugendliche für den Besuch einer weiterbildenden Schule entscheiden. Weder die Zahl der Schulentlassenen noch die Zahl der Übergänge in berufliche oder allgemeinbildende Schulen gibt darauf einen Hinweis. Wo also bleiben diese Menschen? Das heißt also, immer mehr Jugendliche gehen doch von vornherein davon aus, dass sie überhaupt gar keinen Ausbildungsplatz bekommen werden. Sie gehen davon aus, dass es ihnen nicht weiterhelfen wird, sich als ausbildungsplatzsuchend zu melden. Ich finde, das sagt etwas aus über den Zustand der Jugend heutzutage, über Demoralisierung, über Frustration, die hier bei den Jugendlichen eingetreten ist. Diese Situation können und wollen wir so nicht akzeptieren.

(Beifall bei der LINKEN)

Sogar die Arbeitnehmerkammer hat schon vor längerem darauf hingewiesen, dass unversorgte Jugendliche in einen „Wartesaal der Armut“ geraten. Das Übergangssystem bietet oft keine Perspektive, und es kann fehlende Ausbildungsplätze erst recht nicht ersetzen. In der Anfrage wird dann auch gefragt, welche Maßnahmen der Senat denn für geeignet hält, um aus dieser katastrophalen Situation, wie wir finden, herauszukommen. Für Kenner der Materie ist klar, welche Antwort jetzt kommt, und wir hatten es ja auch schon in dem einem oder anderen Redebeitrag vernommen. Es kommen die Bremer Vereinbarungen auf den Tisch. Diese werden, so die Antwort des Senats, regelmäßig überprüft, hinterfragt und weiterentwickelt. Da stellt sich für uns natürlich die Frage: Wie kommt der Senat darauf, dass die Bremer Vereinbarungen, die in ihrer Unverbindlichkeit ja auch bisher nichts an der Lage der Ausbildungsplatzsuchenden verändert haben, plötzlich Wunder bewirken werden? Wir können dazu jedenfalls in der Antwort des Senats keine Hinweise entdecken.

(Beifall bei der LINKEN)

Es gibt aus linker Sicht nach wie vor keine Alternative dazu, sich auf Bundesebene für eine Ausbildungsplatzabgabe stark zu machen und für eine Ausbildungsplatzgarantie für alle Jugendlichen zu sorgen. Ergänzend wird unserer Ansicht nach auch die Zahl der außerbetrieblichen Ausbildungsplätze steigen müssen. Dies ist schon deshalb wichtig, weil man sich für viele wichtige und auch nachgefragte Berufsbilder in Bremen überhaupt nicht erst qualifizieren kann. Mechatroniker oder medizinische Fachangestellte wollen hier in Bremen zum Beispiel viele Jugendliche gern werden, sie wollen gern eine Ausbildung dazu machen, aber entweder gibt es gar keine oder viel zu wenig Angebote, die hier in Bremen vorgehalten werden. Auch auf diese Probleme sind unserer Ansicht nach Antworten gefragt.

(Beifall bei der LINKEN)

Die Krise macht die Lage auf dem Ausbildungsmarkt nicht besser, auch in Bremen reduzieren Betriebe in der Krise die Ausbildungsplätze. Es gibt Zahlen, die belegen, dass Unternehmen angesichts der Krise auf Bundesebene fünf Prozent der Ausbildungsplätze gestrichen haben. In Bremen sind es laut Mitteilung der Bundesagentur für Arbeit zwölf Prozent, und wir können nicht davon ausgehen, dass sich diese Erwartungshaltung der Unternehmen bald ändert. Ich denke, hier sind auch noch einmal weitere Antworten gefragt, vor allem in Betrieben aus den Bereichen Kfz, Stahl und Logistik, das sind Bereiche, die massiv Ausbildungsplätze reduziert haben. Auf die Bereiche Kfz-Handwerk oder Bauhauptgewerbe müssen wir auch noch einmal ein genaues Augenmerk richten. Wie wollen wir denn als Bundesland, wie es so schön heißt, gestärkt aus der Krise herauskommen,

wenn wir gerade in diesen Bereichen keine ausgebildeten Fachkräfte mehr haben?

Ich denke, eine Strategie des Senats, die den Problemen angemessen wäre, muss noch gefunden werden. Wir können sie jedenfalls in der Antwort des Senats nicht entdecken. Wir halten es für dringend geboten, dass wir nicht bei diesen Antworten auf die Große Anfrage stehen bleiben, sondern dass hier endlich ein konkretes Handlungskonzept für Ausbildungsplatzsuchende auf den Tisch kommt und wir nicht nur weitere endlose Gespräche führen, die letztlich nichts bringen. – Vielen Dank!

(Beifall bei der LINKEN)

Als nächster Redner hat das Wort der Abgeordnete Dr. Möllenstädt.

Herr Präsident, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Ich will heute eigentlich gar nicht in dieses Wehklagen, das Frau Nitz hier angestimmt hat, einstimmen, sondern zunächst einmal meinen herzlichen Dank an diejenigen Ausbildungsbetriebe zum Ausdruck bringen, die jungen Menschen in unseren beiden Städten trotz der schwierigen Wirtschaftslage weiterhin Ausbildungsplätze in großer Zahl zur Verfügung stellen.

(Beifall bei der FDP)

Ich glaube, es ist in den übrigen Debattenbeiträgen ja auch deutlich geworden, dass man natürlich immer noch mehr verlangen kann, aber es ist eine nicht zu unterschätzende Leistung, bei eigenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten oftmals dann doch auch noch jungen Menschen die Möglichkeit zur Ausbildung zu eröffnen, und ich habe eigentlich auch keinen Grund, Vereinbarungen wie die Bremer Vereinbarung hier zu kritisieren. Das ist in den vergangenen Jahren ein Beitrag gewesen, breit getragen, auch von den Kammern, der dazu beigetragen hat, dass wirklich ein hoher Besatz an Ausbildungsstellen auch in Bremen erhalten bleiben und neu geschaffen werden konnte. Deshalb bekennen wir uns auch ausdrücklich zu den Inhalten dieser Vereinbarung. Es ist ein guter Beitrag in den letzten Jahren gewesen, und ich habe die Hoffnung, dass es auch in den nächsten Jahren weiter fortgeführt werden kann, so wie es ja auch in den übrigen Bundesländern gemacht worden ist. (Beifall bei der FDP)

Ich hoffe, dass wir in den nächsten Jahren in der Tat nicht erleben müssen, dass die Zahl der Ausbildungsplätze noch weiter sinkt. Krisenbedingt ist das ja deutlich geworden, dass wir da noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen sind. Ich glaube, ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.

es ist sehr gut, dass es auch noch einige Nachvermittlungsaktionen gegeben hat. Ich fand auch eine positive Sache, die ja auch durch die Partner der Bremer Vereinbarung zustande gekommen ist, dass man denjenigen, die vielleicht im ersten Rutsch sozusagen nicht erfolgreich gewesen sind, dann noch einmal ein Stück weiterhilft. Auch dafür geht unser besonderer Dank an die Adresse der Kammern, die sich da sehr engagiert haben. Nach meinem Eindruck und den Rückmeldungen, die ich bekommen habe, ist da auch vieles sehr erfolgreich auf den Weg gebracht worden.

(Beifall bei der FDP)

Lassen Sie mich vielleicht neben dem, was in der Anfrage der Kolleginnen und Kollegen vom Bündnis 90/ Die Grünen zum Ausdruck gekommen ist, noch einmal zwei Aspekte im Besonderen herausgreifen! Zum einen gibt es immer noch unbesetzte Stellen, das kann man von dieser Stelle aus auch noch einmal deutlich sagen. Es macht mich eigentlich immer betroffen, dass es viele gibt, die suchen, aber dass es auch immer noch offene Stellen gibt. Es gibt weiterhin die Situation, dass wir auch leider relativ viele schulische Ausbildungen anbieten. Ich bin dankbar, dass hier auch noch einmal eigentlich von allen Rednern deutlich gemacht worden ist, dass Ausbildungsplätze zuforderst in der Wirtschaft geschaffen werden müssen, im dualen System.

(Beifall bei der FDP)

Das ist das, worauf wir uns konzentrieren müssen. Es kann nicht sein, dass in Bremen Maurer in der Schule ausgebildet werden. Das ist praxisfern, das darf so nicht sein, und deshalb muss die Anstrengung darauf liegen, auch in Zukunft Betriebe zu finden, die wirklich auch innerbetrieblich ausbilden.

Ein Punkt, der auch schon angesprochen worden ist, der aber, denke ich, vom Fokus her noch einmal etwas näher beleuchtet gehört, ist die Frage der Stärkung der Ausbildungsreife. Ich weiß, da sind – wir haben das oft auch in der Arbeitsdeputation diskutiert – schon viele Anstrengungen unternommen worden. Ich glaube aber, wenn man sich die Antwort des Senats auf die Anfrage der Kollegen der Grünen einmal genau durchliest, dass man das vom Bewusstsein her schon noch etwas schärfen muss. Die Antwort auf die richtige Frage, ob man dort noch mehr tun müsse, war dann so sinngemäß, Bremen sei eben eine schöne Stadt, und deshalb würden auch viele von außerhalb gern hier ihre Ausbildung beginnen. Ich glaube, diese Einschätzung reicht bei Weitem nicht aus, sondern man muss sich in der Tat die Frage stellen, warum Bremer Schulabsolventinnen und Schulabgänger in manchen Bereichen ins Hintertreffen geraten. Daran muss mehr gearbeitet werden.

(Beifall bei der FDP)

Deshalb bekennen wir uns auch nachdrücklich dazu, dass dieses Thema auf die politische Agenda gehört. Ich habe die Hoffnung, dass wir das in den nächsten Jahren hier noch weiter vertiefen können. Im Übrigen muss es natürlich auch darum gehen – das hat die Kollegin Frau Schön richtigerweise angesprochen –, dass bei denjenigen, die keinen durchgängigen Ausbildungsgang erlangen können, aber in dieser Zeit vielleicht Teilqualifizierungen erwerben können, diese Teilqualifizierungen auch als Module anerkannt werden, damit keine Zeit verloren geht. Auch dies ist ein richtiger Ansatz, der in Bremen vielleicht an der einen oder anderen Stelle noch ausgebaut werden kann, denn es wird natürlich auch in diesem Jahr sicherlich nicht gelingen, für jeden, der sich um eine Stelle bewirbt, auch genau die passende Stelle zu finden. Das ist leider so, aber da ist dieses Instrument einer Brücke vielleicht auch möglich.

Ich hoffe insgesamt und bin sehr zuversichtlich, dass wir auf dem Ausbildungsmarkt in den nächsten Jahren weiterhin eine vernünftige Entwicklung haben werden. Es ist natürlich klar, es ist noch viel zu tun. Einige Punkte habe ich angesprochen, die es eindeutig zu verbessern gilt. Ich glaube aber, dass alles in allem hier Großes geleistet worden ist, gerade in Zeiten der Krise, und ich habe die Hoffnung, dass das auch im vor uns liegenden nächsten Jahr weiterhin in der gleichen Größenordnung geschehen wird. – Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

(Beifall bei der FDP)

Als nächste Rednerin hat das Wort die Abgeordnete Frau Ziegert.

Herr Präsident, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn wir schon jetzt zu diesem Zeitpunkt dieses Thema Ausbildungsbilanz diskutieren, muss man erst einmal feststellen, dass wir angesichts der Befürchtungen über die Zahl der Ausbildungsplätze, den Rückgang in der gegenwärtigen Krise hier in Bremen in der Tat noch relativ gut weggekommen sind und rechnerisch wieder eine relativ ausgeglichene Ausbildungsbilanz vorlegen können. Allerdings ist es leider auch so, dass dem einzelnen Jugendlichen – und jeder von uns kennt genug von denen, die keinen Ausbildungsplatz finden und die auch nach längerer Suche keinen Ausbildungsplatz finden – mit diesen Zahlen und Rechnereien wenig geholfen ist. Trotzdem müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass wir hier in Bremen eine positive Entwicklung haben, und ich möchte das deswegen auch ausdrücklich an den Anfang meines Redebeitrags stellen.

Ich möchte außerdem darauf hinweisen – weil wir die Situation in Bremen auch viel mit der Situation anderswo vergleichen –, dass die Ausbildung in Bremen nach mehreren Untersuchungen, auch in der

letzten Zeit, überdurchschnittlich abschneidet. Ich darf darauf hinweisen, dass nach dem Bildungsmonitor der Initiative „Neue soziale Marktwirtschaft“ – das ist nicht unbedingt immer das Medium, auf das ich mich berufen würde, aber wenn die Ergebnisse positiv sind, kann man es ja vielleicht einmal tun – Bremen in Bezug auf die Abschlüsse, also den Ausbildungserfolg sowohl in den Berufsschulen des dualen Systems als auch in den Fachberufsschulen, überdurchschnittlich abschneidet, überdurchschnittlich gute Ergebnisse mit fast 90 Prozent hat und damit an zweiter Stelle im Bundesdurchschnitt liegt.