Den 1000 Jugendlichen, die laut Angaben der Agentur für Arbeit Bremen einen Ausbildungsplatz suchen, stehen zurzeit über 500 offene Ausbildungsplätze gegenüber. In Bremerhaven sind circa 300 Jugendliche unversorgt bei circa 170 freien Ausbildungsstellen. Die drei größten Kammern im Land Bremen vermelden bereits zum Stichtag 31. August 2007 gegenüber dem Vorjahr steigende Zahlen eingetragener Ausbildungsverhältnisse. Diese Zahl wird nach Auskunft der Kammern weiter steigen.
Wie groß letztlich die Zahl der Jugendlichen ist, denen keine Ausbildung angeboten werden kann, wird sich somit erst nach den Nachvermittlungsaktionen der Kammern und der Agenturen für Arbeit herausstellen. Diese werden Mitte Oktober dieses Jahres beendet sein.
Für Jugendliche, die dann noch einen Ausbildungsplatz suchen, wird der Senat in Absprache mit der Wirtschaft, den Agenturen für Arbeit und den Arbeitsgemeinschaften und im Konsens mit den Gewerkschaften Entscheidungen über zusätzliche Maßnahmen treffen.
Zu Frage 2: Der Senat hat für diesen Fall gezielte Maßnahmepakete vorgesehen. Nach heutigem Wissen ist eine Ausweitung des Ausbildungsplatzangebotes für junge Menschen mit Migrationshintergrund nötig. Die Landesprogramme für Ausbildungsverbünde und für Ausbildungspartnerschaften werden fortgesetzt. Zusätzlich wird der Senat Jugendliche und junge Erwachsene, die sich seit mehreren Jahren ver
geblich um einen Ausbildungsplatz bemüht haben, unterstützen. Dafür benötigt der Senat die enge Zusammenarbeit mit regionalen Arbeitgebern.
Der regionale Ausbildungspakt und die anderen Formen der Zusammenarbeit haben in den letzten Jahren dazu beigetragen, dass die Situation auf dem Ausbildungsmarkt kontinuierlich verbessert wurde. Zurzeit werden mit den Beteiligten Gespräche geführt, um die Aktivitäten des Bündnisses, des regionalen Pakts für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs sowie der Jugendkonferenz zusammenzuführen.
Parallel wird geprüft, ob und welche von der Schule getragenen Ausbildungen mit hohen betrieblichen Anteilen und der Hinführung zur Kammerprüfung dazu beitragen können, die Ausbildungssituation zu verbessern.
Zu Frage 3: Eine Ausbildungsplatzabgabe ist nur als bundesgesetzliche Regelung denkbar. In erster Linie geht es darum, Unternehmen zu motivieren, damit sie mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen. Der Senat setzt deshalb weiterhin auf regionale Lösungen, die gemeinsam mit der Wirtschaft gefunden werden. – Soweit die Antwort des Senats!
Frau Senatorin, Sie messen den Ausbildungsplätzen und den suchenden Auszubildenden eine besondere Priorität zu, Sie sagten auch, Sie wollten die Jugendlichen unterstützen. Wir haben hier in der Anfrage ganz konkret auch nur den Stand der Agentur für Arbeit vom 30. August 2007 berücksichtigt. Nun gibt es ja darüber hinaus noch weitere Jugendliche aus den Vorjahren, die auch um Ausbildungsplätze kämpfen und diese suchen. Daher meine Frage: Wie bewertet der Senat die Möglichkeit, eine kurzfristige Abhilfe durch ein größeres Angebot überbetrieblicher Ausbildungsplätze zu schaffen?
Wir sind an der Stelle sehr vorsichtig. Ich glaube, das hat sich in Bremen bisher bewährt, nicht außerhalb der dualen Ausbildung Plätze zu schaffen, sondern mit der Wirtschaft gemeinsam Anstrengungen zu unternehmen und in der dualen Ausbildung zu bleiben. Alles andere hat eigentlich in anderen Bundesländern, insbesondere in den östlichen Bundesländern, gezeigt, dass es ganz schwierig ist, wenn sich die Wirtschaft erst einmal aus dem dualen System zurückgezogen hat, sie wieder dort hinein zu bekommen. Man schafft das nicht. Deshalb sollten wir in Bremen mit dem Pfund, das wir hier haben, dass es mit der Wirtschaft gemeinsam geht, auch wuchern.
Vielen Dank, Frau Senatorin! Ich würde dem langfristigen Konzept auch zustimmen, nur, wie gesagt, die Frage zielte ja auf eine kurzfristige Beseitigung dieser Situation ab!
Das werden wir in dem Bündnis für Arbeit und Ausbildung, das sich ja um diese kurzfristige Arbeit kümmern soll, langfristig im Landesausschuss zu besprechen haben. Das sind Themen, die, denke ich, wichtig sind. Wir werden im Herbst sehr wohl sehen, dass wir für jeden Jugendlichen möglichst ein Angebot bekommen.
Frau Senatorin, wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang die Initiative der Handelskammer hier in Bremen, auch durch Stellenanzeigen noch darauf aufmerksam zu machen, dass mehrere hundert Ausbildungsstellen bisher unbesetzt sind, und wie beurteilt der Senat im Verhältnis dazu die Diskussion um die Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe? Kurzum, was ist eigentlich sinnvoller, die Einführung einer staatlichen Abgabe oder das ernst zu nehmende Angebot der Handelskammer, bei der Vermittlung von zusätzlichen Ausbildungsstellen behilflich zu sein?
Ich habe zur Ausbildungsabgabe schon gesagt, dass eine bundesgesetzliche Regelung nur Ultima Ratio sein kann. Bisher ist diese bundesgesetzliche Regelung nie eingetreten. Wir haben es in den Bundesländern und auch auf der Bundesseite immer hinbekommen, denke ich – auch wenn nicht immer befriedigend für alle Jugendlichen, weil wir in der Tat ja diese Jugendlichen haben, die in Warteschleifen sind, darum muss man sich sicherlich kümmern –, mit der Wirtschaft gemeinsam etwas zu tun. Insofern ist jede Initiative zu begrüßen, die da ergriffen wird, auch eine Anzeige.
Dennoch will ich sagen, dass man sich damit nicht entlasten kann, dass da Stellen frei sind. Es passt leider manchmal nicht von der Qualifikation der Jugendlichen, die noch keinen Ausbildungsplatz haben, mit dem, was an Notwendigkeiten an hoch qualifizier
Welche Anstrengungen wird der Senat denn unternehmen, damit für offene Ausbildungsstellen auch genügend geeignete und qualifizierte und vor allem interessierte Bewerbungen eingehen und vorliegen?
Dafür haben wir natürlich im Schulsystem eine Reihe von Maßnahmen. Gestern habe ich Ihnen einiges vorgetragen, wie wir Jugendliche in Richtung Ausbildung orientieren, Berufsorientierungen geben. Es gibt eine ganze Vielfalt, einen ganzen Strauss an Maßnahmen, der dort für Jugendliche vorgehalten wird. Dennoch bleibt dieses Problem der unversorgten Jugendlichen. Es befindet sich tatsächlich ein Teil der Jugendlichen in Warteschleifen. Wir müssen sehen, dass wir dies im Bündnis, auch mit den Gewerkschaften und der Wirtschaft, gemeinsam bearbeiten.
Abg. Röwekamp: Eine letzte Frage, Herr Präsident! Welche konkreten Maßnahmen hat der Senat unternommen, um die jetzt noch offenen Ausbildungsstellen tatsächlich auch mit ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Auszubildenden zu besetzen?
Herr Röwekamp, das geht erst, wenn wir wirklich wissen, wer noch keinen Ausbildungsplatz hat. Das Ausbildungsplatzgeschäft und die Schließung von Ausbildungsverträgen laufen gerade. Die Nachvermittlung beginnt dann erst jetzt. Das heißt, wir haben immer erst am 30. September die wirklichen Zahlen, darauf weisen die Kammern auch immer hin. Dann kann man wirklich erst sagen, wie viele Jugendliche unversorgt bleiben.
Sie haben es angesprochen, die Industrie- und Handelskammer in Bremen und Bremerhaven ist sehr aktiv bei der Requirierung. Jetzt meine Frage zu diesem Thema: Ist dem Senat bekannt, dass die Industrie- und Handelskammer eben diese Auswahlverfahren durchführt und bei diesen durchgeführten Tests von 20 Jugendlichen lediglich 7 bestehen können? Hat der Senat einmal überprüft, ob diese Zugangsberechtigungen für die Jugendlichen, bei denen wir feststellen, Pisa ist bei uns eine „dunkle Wolke“, nicht vielleicht für unsere Region einfach zu hoch angesetzt sind?
Ich denke, diese Frage ist keine lächerliche, sondern man muss schon darüber nachdenken, ob manche Tests auch wirklich das abfragen, was man wissen will,
dennoch kann es nicht so sein, dass wir versuchen, durch Herabziehen der Qualifikation etwas zu verändern.
Bitte verstehen Sie es nicht falsch! Ich will nicht sagen, dass die Qualifikation heruntergezogen werden muss, denn die Qualifikation wird über die Betriebe hergestellt. Meine Frage ist ganz einfach: Haben Sie diese Zugangstests einmal gesichtet? Denn ich empfinde diese Durchfallquote als sehr extrem.
Ich persönlich habe sie nicht gesichtet. Ich werde im Haus nachfragen, ob das der Fall ist. Sonst werden wir es Ihnen gern darlegen.