Das Erfreuliche an diesen Zahlen: Die Anzahl der Jugendli chen nimmt, vor allem in instrumentalen Vereinigungen, wei ter zu.
Uns allen muss klar sein: Ohne die Laienmusik wäre vor al lem im ländlichen Raum die Kultur um ein Vielfaches ärmer. Gerade die Vereine der Blasmusik sind dort flächendeckend vertreten.
Mehr als 5 Millionen € gibt die Landesregierung auch in die sem Jahr für die Laienmusikförderung aus. Davon werden Chorleiter und Dirigenten sowie deren Fort- und Weiterbil dung bezahlt, es werden besondere Projekte der Nachwuchs förderung finanziert, und es wird die Zusammenarbeit von Vereinen und Schulen weiter vorangebracht.
Gerade im Zuge des Umbaus unseres Schulsystems vom Halb tags- zum Ganztagsbetrieb kommt den Laienmusikverbänden eine immer größere Bedeutung zu. Das macht den Musikun terricht an den Schulen nicht überflüssig – im Gegenteil –, aber es ergänzt ihn auf ideale Weise. Kinder können in den Vereinen ein Instrument lernen; sie können in Projektchören oder Orchestern mitwirken.
Grüne Kulturpolitik heißt und hieß schon immer: Wir wollen die Kultur noch stärker in die Mitte der Gesellschaft rücken. Der Weg über die Laienmusik ist dafür genau der richtige. Die Vereine bieten niederschwellige Angebote für Kinder, unab hängig von ihrer Herkunft. Wir haben immer gesagt: Jedes Kind muss unabhängig vom Geldbeutel und vom Bildungs grad der Eltern Zugang zu musisch-ästhetischer Erziehung ha ben.
Seien Sie versichert: Die Förderung dieser wichtigen Säule unserer Kultur, dieser wichtigen Säule unseres gesamten Ge sellschaftsgebäudes lassen wir uns auch künftig etwas kosten.
Unser Ministerpräsident hat vor Kurzem den schönen Satz ge prägt: Kultur ist nicht das Sahnehäubchen, sondern der Hefe teig. Dem kann ich nur zustimmen. Es kann nicht sein, dass wir überall nur nach dem Preis fragen und den Wert dabei au ßer Acht lassen.
Wir wissen sehr genau, was die Hunderttausende an Aktiven in den Laienmusikverbänden leisten, welchen Mehrwert un sere Gesellschaft durch ihr Engagement erfährt. Nicht von un gefähr haben wir direkt nach der Regierungsübernahme die Haushaltsmittel für die Laienmusik und für die Amateurthe ater um 200 000 € erhöht.
Ein Indiz dafür, ob eine Stadt wirklich Kultur auf breiter Basis besitzt, ist der Grad aktiver künstlerischer Betäti gung breiter Teile der Bevölkerung, die Kunst nicht pro fessionell ausüben.
Dies hat Hilmar Hoffmann in seiner Studie damals betont. Wir wollen und wir werden deshalb dafür sorgen, dass die Laien musik auch weiterhin die Förderung erhält, die sie benötigt.
Dazu gehört – dessen sind wir uns sehr wohl bewusst – auch die hervorragende Ausbildung von Chor- und Orchesterlei tern, wie sie derzeit an den Musikhochschulen und an den Akademien im Land stattfindet.
Sehr geehrter Herr Präsident, lie be Kolleginnen und Kollegen! Herzlichen Dank sowohl für die Große Anfrage zur Laienmusik in Baden-Württemberg als auch für deren Beantwortung, die sehr umfangreich ist und sehr interessante Informationen zu diesem weiten Feld inner halb unserer Musiklandschaft enthält.
In den zehn großen Landesverbänden – hier sind bereits vie le Zahlen genannt worden, die aus der Beantwortung der Gro ßen Anfrage stammen –, die die Sänger und die Instrumenta listen aus den 2 420 Vereinen und den 5 050 Chören in unse rem Land repräsentieren, wird eine ständige Zunahme der Zahl von Aktiven in den letzten zehn Jahren deutlich. Dabei ist eine leichte Abnahme bei vokalen und eine leichte Zunah me bei instrumentalen Vereinigungen zu verzeichnen. Den noch glaube ich persönlich nicht, dass weniger gesungen wird; es sind nur andere Formationen, die sich nicht unter der Be zeichnung „Chor“ fassen lassen, unterwegs, und diese enga gieren sich mit neuen und interessanten Modellen. Da erlebt man manch Begeisterndes.
Wir liegen mit der Zahl von Laienmusikern – die übrigens oft genug professionelles Niveau aufweisen; deshalb ist der Be griff „Laienmusik“ in der Anwendung manchmal etwas pro blematisch – bundesweit an der Spitze, und zwar noch mit weitem Abstand vor Bayern. Baden-Württemberg steht im Bundesvergleich auch mit Blick auf die Zahlen der Bundes vereinigung Deutscher Orchesterverbände vorbildlich da. Demnach singen und musizieren in Deutschland acht Millio nen Menschen in ihrer Freizeit. Frau Gurr-Hirsch sagte es schon: In Baden-Württemberg sind 1,5 Millionen Menschen musikalisch unterwegs; dies entspricht ca. 18 % der in der Lai enmusik Aktiven der ganzen Bundesrepublik. Dies ist ein Be weis dafür, dass Baden-Württemberg mit Fug und Recht be haupten kann, auch in der Breite ein herausragendes Musik land zu sein.
Erfreulich ist auch, dass die Landesförderung für Laienmu sik, die in den Jahren zwischen 2003 und 2010 um ca. 10 %, nämlich um etwa 500 000 €, zurückging, bereits im Jahr 2011 um insgesamt 200 000 € wieder aufgestockt werden konnte.
Als sehr wichtig sehen wir es an, dass Dauerkooperationen zwischen Schule und Laienmusik bestehen und durch Musik mentorinnen und -mentoren weiter gestärkt werden. Ich kann Sie beruhigen, Frau Gurr-Hirsch: Das Kultusministerium hat am heutigen Tag eine Pressemitteilung herausgegeben, in der ganz klar zum Ausdruck gebracht wird, dass die Ergänzungs
erhalten 28 000 Lehrerwochenstunden, die Realschulen 8 500 und die Gymnasien 18 300. Das bedeutet, 65 Millionen € wer den in diesem Bereich pro Jahr eingesetzt.
Der Nachwuchs wird hier also direkt in der Schule begeistert und abgeholt. Hier werden wichtige Elemente kultureller und musischer Bildung gepflegt, und es werden auch, meine Da men und Herren, Weichen gestellt für eine spätere künstleri sche Laufbahn.
Aber Musik ist auch etwas, was die Gemeinschaft bildet, was integriert, ja sogar sprachfördernd und – Langzeitstudien be legen es – intelligenzfördernd ist. Es ist also wie im Sport: Die Spitze braucht die Breite als Nährboden und Talentpool. Um gekehrt braucht die Breite die Spitze, die Anreiz und Vorbild sein kann.
Oft genug stehen Studierende oder Absolventen der Musik hochschulen im Land am Dirigentenpult oder sind Solisten in den Orchestern. Sie geben Instrumental- oder Gesangsunter richt. Sie leisten ihren Beitrag zur künstlerischen Weiterbil dung und erhalten damit ganz massiv auch die Qualität in der Breite.
Sie hilft, soziale Netze zu stärken. Als Fazit all dieser Erkennt nisse führt der Neurologe Professor Eckart Altenmüller – er ist der Leiter des Instituts für Musikphysiologie und Musiker medizin an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover – aus: Musik löst Motivations- und Glückshormo ne aus.
Das sind Elemente, meine Damen und Herren, die uns in Ba den-Württemberg, einem Land mit einer großen und starken Musiktradition in der Spitze und in der Breite, möglicherwei se auch zu einem volkswirtschaftlichen Vorsprung verholfen haben – durch das kreative Potenzial in Bezug auf Erfindun gen und die Fähigkeit zu Konzentration und Präzision.
In China nimmt man im Moment ziemlich viel Geld in die Hand, um solche gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Elemente aus dem Musikbereich heraus zu fördern.
Deshalb, meine Damen und Herren, kann man allen ehren amtlich Tätigen in der Breite und in der Spitze nur dankbar sein für solch einen enormen gesellschaftlichen Beitrag, für die Arbeit im Verein – vom Notenwart bis zum Kassierer –, für die Proben im Chor, am Instrument, für die Organisation und Durchführung von Konzerten, um andere Menschen zu erfreuen und zusammenzubringen. Damit wird Zusammen halt und Gemeinwohl geschaffen, und das tut unserem Land gut.
Sehr geehrter Herr Prä sident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich darf zunächst ein mal der CDU für die Große Anfrage danken. Sie gibt uns Ge legenheit, heute über die Laienmusik zu sprechen, und mir als frisch gewähltem Präsidenten