Helen Heberer
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Last Statements
Sehr geehrter Herr Präsident, lie be Kolleginnen und Kollegen! Unser Land hat eine hochran gige und breite Kulturlandschaft, auf die wir national und in ternational stolz sein können. Das ist ein großes Erbe, das die Vorgängerregierung zunehmend vernachlässigte, dem wir uns jedoch verpflichtet fühlen – entgegen den Ausführungen, die Sie, Frau Kurtz, eben hier zu Gehör gebracht haben. Auf die ses Erbe bauen die Einrichtungen und die Kunstschaffenden bei uns auf und entwickeln enorme innovative Potenziale, die es ebenfalls zu fördern und weiterzuentwickeln gilt.
Während in den zurückliegenden Legislaturperioden der Kul turetat immer weiter zurückgefahren wurde – 2004 von der CDU-FDP/DVP-Regierung nochmals pauschal um 10 % –,
haben wir – 2011 mit 387 Millionen € beginnend – die Mittel sukzessive um über 21 % auf heute 468 Millionen € gestei gert,
und zwar, um eine zukunftsfähige Entwicklung in allen Kunst bereichen, auch in den von Ihnen erwähnten traditionellen oder konservativen – wie auch immer –, möglich zu machen. Dabei haben wir neben der kontinuierlichen Anhebung von Fördermitteln für die großen etablierten Kultureinrichtungen des Landes – nämlich die Bühnen, Museen, Orchester, Kunst- und Musikhochschulen, diverse Festspiele und Festivals – ein besonderes Augenmerk auf die freie Kulturszene, die Laien- und Amateurkunst, die kulturelle Bildung, die interkulturelle Kulturarbeit und die Soziokultur gelegt.
Die Soziokultur hatte 2012 bereits den 2:1-Schlüssel erreicht, der so viele Jahre zuvor von Ihnen versprochen und doch nicht weitergegeben wurde. Wir haben die Mittel nämlich, ausge hend von 2011, von 2 Millionen € auf 3,7 Millionen € gestei gert, was einen Anstieg um 85 % ausmacht.
Mit dem erstmals eingeführten Innovationsfonds Kunst haben wir ein neues, ein notwendiges Instrument geschaffen, um ak tuellen Entwicklungen, spartenübergreifenden und integrie renden Kunstprojekten und Projekten künstlerischer Bildung endlich den Stellenwert zu verschaffen, der ihnen gebührt. Von 2011 bis heute wurden dafür 8,5 Millionen € ausgegeben.
Während Sie noch vor Kurzem in einer Großen Anfrage den Niedergang der Musikkultur in Baden-Württemberg herauf beschwören wollten, mussten Sie erkennen, dass Baden-Würt temberg bundesweit das Musikland Nummer 1 ist.
Das haben Sie schon lange gewusst, Sie haben aber nichts dafür getan. Denn wir haben die fünf Musikhochschulen zu kunftsfähig und neu aufgestellt, wir haben herausragende Or chester mit rund 6 500 Vereinen der Amateurmusik,
12 000 Ensembles und etwa 400 000 Musikerinnen und Mu siker und Sängerinnen und Sänger. Das, meine Damen und Herren, ist musikalische Energie pur, die unserem Land gut tut. Auch daran können Sie nicht vorbeigehen.
Während im schulischen Bereich nach Erhebungen des Ver bands Deutscher Schulmusiker in den letzten Legislaturperi oden, also vor unserer Regierungszeit, während der schwarzgelben Regierungszeit – jetzt aufpassen –, an den Grundschu len 82 %, an den Haupt- und Realschulen 63 % und an den Gymnasien 36 % der Musikstunden weggefallen sind,
bauen wir diesen Bereich mit den verschiedensten Maßnah men mühevoll wieder auf und fördern den Nachwuchs sogar in zwei neu eingerichteten Musikgymnasien in Stuttgart und in Karlsruhe.
Denn, meine Damen und Herren, wir haben eines begriffen: Bildung ist viel mehr als kognitive Qualifikation. Sie ist die wichtigste Ressource für die Bewältigung der Gegenwart und die Gestaltung der Zukunft.
Bildung ist Lebenskompetenz. Zur Lebenskompetenz gehö ren Fantasie, Kreativität, Sensibilität, aber auch Selbststän digkeit und Eigenverantwortung.
Deshalb muss Bildung auch soziale Integration fördern. Bei all diesen Prozessen hilft ihr die Kultur. Wir wollen eine star ke Kultur in unserem Land. Deshalb unterstützen wir sie nach Kräften. Dafür können wir eine sehenswerte Bilanz vorlegen.
Ja, Herr Wacker.
Ja, das kann ich. Das ist vom Ver band Deutscher Schulmusiker. Den statistischen Zusammen hang suche ich Ihnen heraus. Das schicke ich Ihnen zu. Ich habe das jetzt gerade nicht dabei.
Denn ich dachte, gerade Sie müssten das ja wissen.
Danke schön.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte gern noch zu einem Thema zurück kommen, das mich jetzt beschäftigt hat, nachdem Frau Kol legin Kurtz die bürgerliche Auffassung der zweckfreien Kunst hier dargestellt hat.
Ich bin der Meinung, Kunst ist nie zweckfrei. Sie erzeugt näm lich Wirkung, und sie regt Prozesse an, und das aus eigener Kraft, ohne dafür – wie Sie es nannten – instrumentalisiert zu werden.
Die Bildungsschicht unseres Landes, die Sie als „bürgerlich“ bezeichnen, hat gar nicht diese Auffassung. Sie ist nämlich der Meinung, dass etwas Zentrales in diesem Bereich die kul turelle Bildung ist.
Sie kennen den Satz, dass man nur auf eine Speise Appetit hat, die man auch kennt. So ist es auch mit den verschiedenen Künsten. Wenn Kinder und Jugendliche als sogenanntes Kul turangebot nur das Internet, eine Laserspielehalle oder ähnli che virtuelle Angebote kennen, dann werden sie sich dort auch überwiegend aufhalten, und dabei werden sie im Übrigen al lein sein. Wenn sie aber im Theater, im Museum, im Konzert Entdeckungen machen, Kontakte knüpfen, die ihnen Freude bereiten und ihren Horizont erweitern, dann werden diese Or te auch gern wieder von diesen Kindern und Jugendlichen auf gesucht.
Ja, meine Damen und Herren, ich rede hier auch von künfti gen Besuchern unserer hoch subventionierten Kultureinrich tungen, und ich rede von Orten und Möglichkeiten, etwas aus zuprobieren, selbst aktiv zu werden oder etwas auf sich wir ken zu lassen und es mit anderen auch zu teilen. Das sind die Gründe, warum die Förderung der musisch-kulturellen Erzie hung an den Schulen so wichtig ist. Denn nicht alle Kinder haben von Haus aus die Gelegenheit, mit Kunst in Kontakt zu kommen.
Dazu hat der Fachbeirat „Kulturelle Bildung“ – darüber wur de schon gesprochen – ein umfassendes Konzept erarbeitet, dessen Umsetzung wir in Angriff genommen haben. Inzwi schen ist Baden-Württemberg eines von fünf Bundesländern mit dem Programm „Kulturagenten für kreative Schulen“. Wir haben dafür allein im laufenden Doppelhaushalt 320 000 € eingestellt, damit Kinder in der Schule und außerhalb der Schule mit Kunst in Kontakt kommen können. Das ist ein ganz wichtiger Einstieg.
Ich kürze ein bisschen ab.
Ich erzähle Ihnen sicherlich nichts Neues, wenn ich Ihnen sa ge, dass gemeinsames Musizieren in einer Band neben dem Spaß an der Musik natürlich auch emotionalen Rückhalt, al so soziale Gemeinschaft darstellt. Wie wichtig diese Elemen te in der zukünftigen Zeit sein werden, wenn es gilt, Menschen zu integrieren, ihnen die Sprache, etwa spielerisch beim Rol lenspiel, zu vermitteln, ihnen unsere Kultur und unsere Wer te zu zeigen und umgekehrt ihre Kultur kennenzulernen, das können wir uns noch gar nicht in vollem Umfang vorstellen.
Denn es geht im Moment erst noch um Unterbringung, um Registrierung, um Anerkennung usw. Aber, meine Damen und Herren, es wird einen enormen Unterschied machen, ob und wie wir gemeinsam Fremdheit überwinden können.
Die SPD hat in der Vergangenheit immer von wichtigen kul turellen Bausteinen für Integration, Gemeinschaftsbildung so wie ästhetische Erziehung und Bildung gesprochen. Wir ha ben immer betont, dass Investitionen in die Qualität und Viel falt der kulturellen Strukturen gesamtgesellschaftlich und auch wirtschaftlich sinnvoll und zugleich Investitionen in die Zu kunft sind. Die Zukunft ist schneller gekommen, als wir es ah nen konnten, meine Damen und Herren.
Es gibt kaum einen Wortbeitrag zur Kultur aus der SPD-Frak tion,
bei dem nicht darauf hingewiesen wurde, dass die Zukunft der Kultur interkulturell ist. Wir warnten und sagten, soziale und kulturelle Ausgrenzung gehen Hand in Hand. Wir forderten mit konkreten Beispielen die aktive Teilhabe an der demokra tischen Gesellschaft durch Kultur. Darauf muss jede Kultur politik reagieren. Das ist auch der rote Faden. Das hat die Lan desregierung gezeigt.
Wir sind überzeugt, dass ein Denken, das Kultur angemessen fördert und pflegt, auch volkswirtschaftlich gesehen ökono misch ist. Kunst und Kultur sind nicht nur Basis unseres in tellektuellen Potenzials, nicht nur Grundlage von Wissensver mittlung, sondern auch eine gesellschaftliche Klammer, die immer notwendiger wird. Sie sind eine integrierende Kraft, und sie sind neben dem Sport oft der einzige Weg, um die Bil dung von Parallelgesellschaften zu verhindern.
Deshalb haben wir uns angestrengt, der Kultur in unserem Land die Förderung zu geben, die sie braucht, und ihr zu er möglichen, die Kraft zu entfalten, die unsere sich verändern de Gesellschaft braucht. Wir werden uns in diesem Sinn wei ter anstrengen, meine Damen und Herren.
Sehr geehrter Herr Präsident, lie be Kolleginnen und Kollegen! Mit ihrer Großen Anfrage zum Musikland Baden-Württemberg beschwört die CDU-Frakti on die Gefahr des Niedergangs der Kultur in Baden-Württem berg herauf. Da fragt man sich: Wodurch ist die Sicht auf die Kunst verstellt?
Ich meine, das Gegenteil ist der Fall. Wir können Musik – und wie! –, von der klassischen über die zeitgenössische Musik bis hin zu Jazz und Pop, in den großen Städten, im ländlichen Raum, professionell, semiprofessionell, in Hochschulen, in Schulen, in Theatern, Vereinen, Jazzklubs usw.
Baden-Württemberg ist unbestritten bundesweit das Musik land Nummer 1.
So ist es.
Fünf von 24 staatlichen Musikhochschulen sind hier angesie delt.
Fünf von 24 bundesweit. Das ist hier in unserem Land eine gute Anhäufung.
Im Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ belegt BadenWürttemberg regelmäßig die Spitzenposition. Die Kulturför derung, die noch 2004 von der CDU-FDP/DVP-Regierung pauschal um 10 % gekürzt wurde,
wurde von Grün-Rot wieder kräftig erhöht.
Der Kulturetat steigt im Doppelhaushalt 2015/2016 noch ein mal um 7 %.
Dies ist eine Steigerung allein von 2014 bis 2016 um 30 Mil lionen €. Das sind natürlich keine Peanuts. Davon profitiert auch die Musik, und wir stärken damit das Musikland BadenWürttemberg, auf das wir alle zu Recht sehr stolz sein kön nen.
Ein völlig neues Förderinstrument stellt der Innovationsfonds Kunst dar – Kollege Kern hat es schon angesprochen –, den die Landesregierung im Rahmen der Umsetzung der Kunst konzeption „Kultur 2020“ konkret mit Leben erfüllt. In die sem Rahmen wird natürlich auch gezielt die Sparte Musik ge fördert. Stand Mai wurden von 161 Projekten 50 innerhalb der Sparte Musik gefördert. Das sind 30 % des Gesamtförderbe trags.
Darüber hinaus werden Kammerorchester, philharmonische Orchester, Chöre, kammermusikalische Ensembles besser aus gestattet, Amateurmusik und Jazzmusik ausgebaut, Koopera tionen und Projekte mit Schulen, Hochschulen, Akademien ermöglicht, und es werden Angebote im Bereich Weltmusik, auf die ich noch zu sprechen kommen werde, oder im Bereich „Musik und Literatur“ umgesetzt.
Ein weiteres Ziel der Kunstkonzeption wird konsequent ver folgt, nämlich die Stärkung der zeitgenössischen Musik durch die Gründung des Netzwerks Neue Musik und damit eine deutlich stärkere Förderung z. B. von ensemble recherche in Freiburg oder KlangForum Heidelberg.
Auch die Amateurverbände, über die wir heute sprechen, leis ten eine hohe musikalische Bildungsarbeit in der Breite. In Baden-Württemberg gibt es rund 6 500 Vereine der Amateur musik mit ca. 12 000 Ensembles, und darin sind fast 400 000 Musikerinnen und Musiker bzw. Sängerinnen und Sänger en gagiert. Das Land fördert die Landesakademie für die musi zierende Jugend in Ochsenhausen und die Internationale Mu sikschulakademie Kulturzentrum Schloss Kapfenburg. Beide stehen Ensembles der Amateurmusik offen und bieten Fort bildungsangebote, die Weiterqualifizierung auf allerhöchstem Niveau sicherstellen. Auch die Verbände der Blasmusik sind in ihrer hervorragenden Arbeit ganz besonders zu würdigen. Das kann ich als Tubistin mit Fug und Recht sagen.
Die Förderung der Amateurmusik steigt also im Haushalt 2015/2016 nochmals um 150 000 € auf fast 5 Millionen €. Wo ist da die Vernachlässigung?
Wir haben in Baden-Württemberg einen bundesweit einmali gen Prozess zur Zukunftsentwicklung der Musikhochschulen in Gang gesetzt. Das hohe fachliche Engagement und die Be teiligung vieler unterschiedlicher Akteure haben Ergebnisse hervorgebracht, die sich bundesweit sehen lassen können.
Auch die Popakademie war in diesen Prozess eingebunden. Sie ist Hochschuleinrichtung und Kompetenzzentrum für Mu sikwirtschaft in einem, und sie ist mit ihren staatlich anerkann ten Bachelor- und jetzt auch Masterabschlüssen bundesweit einzigartig. Als eine – Sie bezeichnen sie als Trostpflaster – von zwei Einrichtungen in ganz Europa startet sie darüber hi naus zum nächsten Wintersemester mit dem Bachelorstudien gang Weltmusik und bildet damit ein Zentrum für Weltmusik in Baden-Württemberg. Unser Land übernimmt damit eine Vorreiterrolle im Bereich neuester Musikformen, Internatio nalisierung und Integration. Denn die universelle Sprache der Musik umspannt die ganze Welt.
Die Jazzförderung, die erwähnt wurde, steigt und entwickelt neue Förderelemente. Allein im Jahr 2015 stehen 338 000 € mehr zur Verfügung als noch 2014. Das ist eine eklatante Stei gerung um 120 %. Die Jazzfestivals werden besser ausgestat tet. Auch die Gagenzuschüsse für die Jazzklubs verdoppeln sich nahezu und steigen um 100 000 € auf 220 000 €.
Schließlich wird der Nachwuchs – das ist sehr wichtig – an neu eingerichteten Musikgymnasien seit Beginn des Schul jahrs 2013/2014 gefördert. Es gibt das Musikgymnasium Ba den-Württemberg in Stuttgart; die Einrichtung eines Musik gymnasiums in Karlsruhe hat begonnen. Damit Hand in Hand geht die Aufwertung …
… – ja – der jugendmusikalischen Spitzenförderung in den Akademien Schloss Weikersheim, Ochsenhausen, Trossingen und, nicht zu vergessen
er grimassiert wieder hinter mir; ich kenne das schon –,
der landesweit hervorragenden Musikschulen, Jugendorches ter und Ensembles. Das muss man mit Nachdruck betonen.
Letztlich ist Baden-Württemberg beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ nach wie vor un schlagbar. Das sehen wir auch in diesem Heft,
der neuesten Mitteilung des Landesmusikrats.
Jawohl. – Ein letzter Satz – Eh renwort –: Sieht so der Untergang der musikalischen Kultur unseres Landes aus? Nein, meine Damen und Herren, es ist der Aufschwung, wie ihn das Land lange nicht gesehen hat.
Meine Damen und Herren, schauen und hören Sie nur hin, und wertschätzen – –
Frau Präsidentin, liebe Kollegin nen und Kollegen! Kollege Schmidt-Eisenlohr hat den Bil dungsaufbruch angesprochen. Was ist die Ausgangslage für eine Reform der Lehrerbildung? Die Ausgangslage ist ein ra santer gesellschaftlicher Veränderungsprozess. Die Ausgangs lage ist ein immens veränderter Zugang zu Information und Wissen. Die Ausgangslage sind Erfordernisse, die sich aus Zu wanderung, Integration und Inklusion ergeben.
Die Zielsetzung unserer Reform muss deshalb sein, die zu künftige Lehrergeneration noch besser auf diese weit über die reine Wissensvermittlung hinausgehende Anforderung im Schulalltag vorzubereiten. Lehrerinnen und Lehrer müssen heute motivieren, sie müssen fördern, sie müssen fordern. Sie müssen Hochbegabte genauso unterstützen wie Kinder, die etwas länger brauchen und nicht so schnell mitkommen. Sie müssen auch die unterschiedlichsten Familiensituationen mit einbeziehen.
Sie sind oftmals wichtige Partner von alleinerziehenden El ternteilen. – Vielleicht kann die FDP noch ein bisschen zuhö ren,
dann sind wir alle wieder im Boot.
Letztendlich geht es darum, mit den allerneuesten Lernme thoden Bildung zu vermitteln, und das in keineswegs homo genen Lerngruppen oder Schulklassen. Hier ist nämlich eine Vielzahl von Fähigkeiten gefragt und auf vielen Ebenen Ver netzung und die Nutzung vieler Kompetenzen unserer ver schiedenen Hochschularten angesagt, die wir erfreulicherwei se sehr hoch qualifiziert in unserem Land vorhalten.
Zusammen mit den Universitäten und Pädagogischen Hoch schulen haben wir deshalb folgende Überlegungen angestellt – ich verzichte darauf, dabei auf alles einzugehen, was Sie heute wiederholt und leider auch überholt hier vorgebracht haben –: Die Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Pä dagogischen Hochschulen soll systematischer werden. Bis lang gab es zwar auch schon eine Zusammenarbeit, aber die se hatte mehr unverbindlichen Charakter. Das heißt, die Uni versität soll von den fachdidaktischen und bildungswissen schaftlichen Kompetenzen der Pädagogischen Hochschulen profitieren, und umgekehrt sollen die Pädagogischen Hoch schulen von den Fachwissenschaften der Universitäten profi tieren.
Das Positive daran ist: Die Zusammenarbeit kann flexibel ge staltet werden. Es herrscht kein Zwang zur Zusammenarbeit, aber die Institutionalisierung von Kooperationen – z. B. von Schools of Education oder gemeinsam verantworteten Mas terstudiengängen usw. – wird unterstützt. Dabei ist es aus un serer Sicht wichtig, dass es individuelle Standortlösungen ge ben kann.
Die Eigenständigkeit der Lehramtsstudiengänge bleibt erhal ten. Auch das wurde infrage gestellt.
In diesem Zusammenhang setzen wir auf die gemeinsame „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern, die innovative Konzepte voranbringen soll. Hier investiert der Bund insgesamt 500 Millionen €. In der ersten Bewilligungs runde – das wurde schon erwähnt – waren bereits zwei Pro jekte aus Baden-Württemberg sehr erfolgreich. In der Nach rückerrunde – jetzt im Juni – haben weitere Projekte aus Ba den-Württemberg die Chance auf Projektgeld.
Gefördert wird ein gemeinsames Projekt der Universität Frei burg und der Pädagogischen Hochschule Freiburg mit dem Titel „Freiburger Lehramtskooperation in Forschung und Leh re“. Gefördert wird außerdem ein gemeinsames Projekt der Universität Heidelberg und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg „heiEDUCATION – Gemeinsam besser! Exzel lente Lehrerbildung in Heidelberg“, wobei sich „hei“ von „Heidelberg“ ableitet, aber lautlich ganz gut klingt.
In beiden Projekten wird die Zukunftsfähigkeit kooperativer Ausbildungsmodelle bereits erprobt. Solche Modelle machen
doch zuversichtlich, meine Damen und Herren. Sie sind des halb erfolgreich, weil sie wissenschaftlich fundiert, praxis orientiert und mit einer ganz großen Portion Herzblut umge setzt werden. Da wird vor Ort bereits geschafft und Neues be gonnen.
Wir können uns über den Elan, mit welchem die Lehrerbil dung in unserem Land längst erneuert wird, in der Tat nur freuen. Der Ideenreichtum und die praktische Erprobung sind hier bereits um Meilen weiter als manche in diesem Haus ge führte Diskussion.
Ich bedanke mich.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, lie be Kolleginnen und Kollegen! Ich weiß, Sie haben Hunger. Aber auch unser Land hat Hunger, und zwar nach Kunst und Kultur. Deshalb befassen wir uns jetzt noch eine Weile mit diesem Thema.
Meine Damen und Herren, Jean-Paul Sartre hat es schon ge sagt: „Kunst gibt es nur für und durch den anderen.“ Deshalb ist es richtig, dass die Kunst Menschen zueinander führt und sie verbindet, unabhängig davon, welche Sprache diese Men schen sprechen und woher sie kommen. Kunst ist deshalb Bil dung, und Kunst schafft Bildung.
Deshalb haben wir die in unserem Koalitionsvertrag verein barten Ziele konsequent weiterverfolgt. Neben einer soliden Zukunftssicherung für unsere etablierten Kultureinrichtungen haben wir neue Schwerpunkte gesetzt, nämlich beispielswei se die Förderung innovativer Kunstformen und die Förderung der kulturellen Bildung sowie der interkulturellen und der so ziokulturellen Arbeit.
Die Vielfalt unserer Kunst- und Kulturangebote zu erhalten und weiter auszubauen ist unsere Aufgabe. Dies ist zugleich eine unumgängliche Herausforderung angesichts der kreati ven Potenziale, die Baden-Württemberg hat. Deshalb freue ich mich, dass es uns im vorliegenden Haushaltsentwurf für den Kunstbereich gelungen ist, die Mittel so spürbar zu erhö hen, dass man angesichts der Kulturetats anderer Länder von einem großen Wurf sprechen kann, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Der Kulturetat wächst – es wurde schon gesagt – im neuen Doppelhaushalt um rund 7 % – 7 %!
Das ist klug und vorausschauend. Denn Investitionen in die Kultur sind Investitionen in die Kreativität, in die Weiterent wicklung unseres Landes und damit auch in dessen Zukunft.
Um die Anforderungen der heutigen Zeit erfüllen zu können, benötigen eine Reihe unserer etablierten Kultureinrichtungen eine kräftige Finanzspritze. Das wissen wir, und deshalb han deln wir. Der Neubau der John Cranko Schule, der Erweite rungsbau der Württembergischen Landesbibliothek oder die Sanierung des Badischen Staatstheaters sind angesprochen worden; dies sind drei Beispiele für Großprojekte, die auch große Unterstützung durch das Land erfordern – und hier han deln wir.
Weitere Großprojekte stehen an und werden derzeit bereits vorbereitet. Denn wenn wir über Kultur in Baden-Württem berg reden, dann denken wir zunächst an die zahlreichen In stitutionen, die sich auf nationalem und internationalem Par kett in den Spitzenrängen bewegen und auf die wir zu Recht stolz sein können.
Kultur in Baden-Württemberg umfasst aber noch weit mehr. Es gibt eine unglaubliche Bandbreite und Qualität; wir haben hier im Land das deutschlandweit dichteste Netz an Einrich tungen und Initiativen. Dieses kulturelle Netz muss für die Zukunft tragfähig bleiben. Das bedeutet: solide Förderung der vielfältigen künstlerischen Angebote im ganzen Land sowie breite – breite! – Partizipationsmöglichkeiten für alle Bürge rinnen und Bürger.
Das Investitionspaket Kultur fördert deshalb Einrichtungen, die in der Vergangenheit nicht oder nur in geringem Maß Zu
schüsse erhielten und sehr dringend Unterstützung benötigen. Wir stärken mit diesem Paket genau dieses breite Angebot in der Stadt und in der Fläche dieses Landes mit der Erhöhung der Projektförderung für freie und private Theater, Freilicht spiele, Musik- und Theaterfestivals sowie Kleintheater. Wir fördern die Weiterentwicklung des Tanzes und natürlich das Musikland Baden-Württemberg mit seinen Chören, seinen vielfältigen Amateurmusikbereichen, den Ensembles des klas sischen und des zeitgenössischen Musikbereichs und bauen die Jazzförderung aus. Nicht zuletzt können sich jetzt auch unsere Musikhochschulen mit einer finanziellen Verbesserung nach einem bisher nie dagewesenen Diskussionsprozess wei terentwickeln.
Kulturelle Bildung und Interkultur werden gestärkt. Dies be deutet beispielsweise, dass die Kinder- und Jugendtheater mehr Geld bekommen und dass finanzielle Mittel für die Um setzung der Arbeitsergebnisse des Fachbeirats Kulturelle Bil dung bereitgestellt werden.
Lassen Sie mich noch etwas zur kulturellen Bildung sagen, weil es ein Thema ist, das mir selbst sehr am Herzen liegt. Die Förderung der musisch-kulturellen Erziehung an den Schulen ist ein zunehmend wichtiger werdender Faktor in der Bil dungspolitik. Kulturelle Bildung wird in den Unterrichtsfä chern, in Arbeitsgemeinschaften und in Kooperationen mit au ßerschulischen Partnern vermittelt. Deshalb freue ich mich, dass sich Baden-Württemberg als eines von fünf Bundeslän dern an dem Programm „Kulturagenten für kreative Schulen“ beteiligt und damit die Kooperationen von Schule und außer schulischen Kultureinrichtungen fördert.
Die Kulturagenten bekommen nämlich im neuen Doppelhaus halt zusätzliche Mittel, damit Kinder in und außerhalb der Schule in Kontakt mit Kunst und Kultur kommen können. Denn das, meine Damen und Herren, ist ein guter Einstieg. Kinder und Jugendliche benötigen nämlich oftmals eine sehr individuelle Ansprache.
Theater, Tanz, Musik oder bildende Kunst eröffnen Kindern und Jugendlichen nicht nur sehr kreative eigene Perspektiven. Vielmehr ist inzwischen längst auch ein Zusammenhang mit der Verbesserung des Spracherwerbs und kognitivem Lernen bekannt, und das sollten wir nutzen. Vor allem in einem spä teren Berufsleben fordern Unternehmen Schlüsselqualifikati onen, und diese können nirgends so erfolgreich und effektiv erworben werden wie im Bereich der kulturellen Bildung. Deshalb benötigen wir ein intaktes Netzwerk von Schulen, Künstlern und Kultureinrichtungen mit passgenauen Angebo ten. Dabei leistet das Programm „Kulturagenten für kreative Schulen“ einen sehr wichtigen Beitrag.
Für unseren künstlerischen Nachwuchs ist es wichtig, dass Baden-Württemberg ein attraktiver Ausbildungsstandort ist und bleibt. Deshalb umfasst das Investitionspaket Kultur Er höhungen beispielsweise für die Filmakademie, die Popaka demie, die Kunststiftung oder einen neuen Studiengang Kul turpädagogik.
Des Weiteren wird die Grundfinanzierung der Kunst- und Mu sikhochschulen – das hatte ich bereits erwähnt – adäquat zu den übrigen Hochschulen des Landes um 3 % jährlich ange hoben.
Nun noch etwas sehr Wichtiges: Der Ausgleich von Tarifstei gerungen bei staatlichen Kultureinrichtungen und Staatsopern wird auf Landesbühnen, Kommunaltheater und Orchester aus geweitet. Das Land stellt als strukturelle – also dauerhafte – Erhöhung hierfür durchschnittlich 18 Millionen € pro Jahr zur Verfügung, und diese Erhöhung hat eine überlebenskräftige Wirkung in diesen Häusern. Wir handeln, meine Damen und Herren, und das ist gut so. In diesem Bereich passt es genau.
Dieser Haushaltsentwurf zeigt auf, dass wir willens und in der Lage sind, die Kunst und Kultur unseres Landes zu stabilisie ren und weiterzuentwickeln. In Kunst und Kultur stecken die Kräfte, die unsere Gemeinschaft stärken und zusammenhal ten. In Kunst und Kultur finden wir die kreativen Schlüssel für Neues, für Weiterentwicklung und für gesellschaftlichen Fortschritt. Dafür sei den Kulturschaffenden des Landes herz lich gedankt.
Meine Damen und Herren, angesichts eines solches Pakets und solcher Möglichkeiten herrscht in mir Aufbruchstim mung.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Liebe Frau Ministerin, ich habe in der letzten Zeit sehr viele Rückmeldungen hinsichtlich des Prozesses, der angestoßen wurde, was die Neustrukturierung und die Umgestaltung der Musikhochschulen in Baden-Württemberg betrifft, bekom men. Meines Wissens ist es das erste Mal, dass das in dieser Form stattgefunden hat. Die Rückmeldungen der an diesen fünf Symposien und Fachforen Beteiligten waren durchweg positiv.
Wie bewerten Sie diesen Prozess? Denn Sie müssen Schlüs se daraus ziehen und daraus künftige Handlungsmaximen ent wickeln. Wie sieht dieser Prozess aus Ihrer Sicht aus?
Frau Ministerin, ich habe noch ei ne Frage zu dem Prozess. Am Anfang, am Ausgangspunkt der ganzen Unternehmung, gab es recht unterschiedliche Stand punkte aufseiten der fünf Rektoren. Wie bewerten Sie den Pro zess mit Blick auf die fünf Hochschulrektorinnen und -rekto ren? Gibt es hier gemeinsame Nenner? Besteht die Aussicht,
dass sich das Land sicher sein kann, dass man in der musika lischen Ausbildung an einem Strang zieht und sich gegensei tig befruchtet? Wie bewerten Sie dies? Sie haben ja immer wieder sehr eng mit den Rektoren zusammengearbeitet.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, lie be Kolleginnen und Kollegen! Zunächst einmal die gute Nach richt: Sowohl die schweizerischen als auch die deutschen Hochschulen wollen die Auswirkungen des Ergebnisses die ser leidigen Volksabstimmung auf dem gemeinsamen Gebiet der Forschung und Lehre so gering wie möglich halten. Sie wollen also weiter kooperieren, und das natürlich aus gutem Grund. Denn es ist kein Geheimnis, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass sowohl Baden-Württemberg als auch die Schweiz im Bereich von Forschung und Bildung innerhalb Europas Spitzenplätze einnehmen. Beide tragen nämlich maß geblich zur Positionierung der gesamten europäischen For schung bei, und es wäre kontraproduktiv, die Zusammenar beit mit der Schweiz in diesem Bereich einzuschränken. Im Gegenteil, es ist beiderseitig von größtem Interesse, die Ko operation fortzusetzen, zu vertiefen und auszuweiten.
Es ist schon vieles zu dem Thema gesagt. Ganz aktuell schei nen sich inzwischen neue Lösungsmöglichkeiten durch Un terstützungsmaßnahmen für Forschende in der Schweiz auf zutun. Am 25. Juni 2014 hat nämlich der Schweizerische Bun desrat aufgrund der ungeklärten Situation hinsichtlich der Schweizer Assoziierung am EU-Rahmenprogramm für For schung und Innovation „Horizon 2020“ Übergangsmaßnah men beschlossen. Diese sehen vor – man umgeht da jetzt ein bisschen die aktuelle Situation –, Forschende in der Schweiz zu unterstützen – und zwar direkt von der Schweiz –, die an Projekten und mitfinanzierten Programmen von Horizon 2020 beteiligt sind und aus Brüssel derzeit keine Mittel mehr erhal ten, sodass die Forschungsarbeit weiter fortgesetzt werden kann.
Ziel der Regierung in Bern bleibt dabei eine rasche und mög lichst vollständige Assoziierung der Schweiz an Horizon 2020 möglichst noch im laufenden Jahr. Mit welchen Mitteln ihr das gelingen wird – vielleicht durch eine Korrektur der Ergeb nisse dieser Volksabstimmung –, müssen wir abwarten.
Für das Programm Erasmus+ wurde im Rahmen der EU ent schieden, dass die Schweiz im Studienjahr 2014/2015 nicht als gleichberechtigtes Programmland teilnehmen kann. Aber als Überbrückungslösung zur weiteren Förderung der Mobi lität von Studierenden ist eine indirekte Teilnahme der Schweiz an Erasmus+ denkbar, wie sie entsprechend bereits zwischen 1997 und 2011 erfolgte. Damals hatte nämlich die Schweiz ebenfalls infolge eines negativen Volksentscheids über den Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum den Sta tus verloren, als gleichberechtigtes Land an den EU-Bildungs programmen teilnehmen zu können.
Aufgrund der Bedeutung von grenzüberschreitenden For schungskooperationen sowie Bildungs- und Austauschpro grammen setzen sich sowohl unser baden-württembergisches Wissenschaftsministerium als auch unser Minister Friedrich als auch das Schweizer Sekretariat für Forschung, Bildung und Innovation gemeinsam für die Wiederaufnahme der Ver handlungen ein, die der Schweiz eine gleichberechtigte Teil nahme an Erasmus+ ermöglichen.
Es wurde erwähnt: Der Besuch der schweizerischen General konsulin im Europaausschuss machte vor Kurzem sehr leb haft deutlich, dass die bilateralen Hochschulkooperationen mit Baden-Württemberg auf einem festen Fundament stehen. Auch von unserer Seite wird angestrebt – dafür danke ich ebenso, wie das mein Vorredner getan hat –, in der Zukunft die guten Verbindungen mit der Schweiz in den Bereichen Forschung und Lehre zu erhalten und weiterzuentwickeln. Denn, meine Damen und Herren, es muss unser Ziel sein, mit bewährten Partnern auch in Zukunft europäische Spitzenpo sitionen in Forschung und Lehre einzunehmen und dafür We ge und Möglichkeiten zu finden, um auch negative Volksent scheide sozusagen nicht weiter zu respektieren.
Danke sehr.
Sehr geehrte Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren! Die heutige Aussprache soll die Beschlussempfehlung des Aus schusses für Wissenschaft, Forschung und Kunst vom 13. Fe bruar 2014, also von vor Kurzem, zum Antrag Drucksache 15/3130 und damit die laufende Nummer 4 der Sammeldruck sache 15/4949 reflektieren, deren Inhalt es ist, die Landesre gierung zu ersuchen, den SWR aufzufordern, Modelle zu prü fen, die den Weiterbestand des Radio-Sinfonieorchesters Stutt
gart und des SWR-Sinfonieorchesters Baden-Baden und Frei burg als eigenständige Klangkörper ermöglichen. Das war Ihr Antrag.
Eben, das war Ihr Text. – Nun muss man zunächst einmal sachlich festhalten, dass wir uns zu einem Zeitpunkt mit die sem Thema – sowohl im Wissenschaftsausschuss als auch heute hier im Plenum – beschäftigen, zu dem die Entschei dungen zur Fusion – und zwar vonseiten der SWR-Gremien – bereits vor etwa zwei Jahren gefallen sind.
In die Entscheidungsgremien wie Rundfunkrat und Verwal tungsrat sind zwar auch politische Vertreter entsandt, jedoch haben die Landesregierung bzw. die Landesregierungen – denn es handelt sich ja um Baden-Württemberg und Rhein land-Pfalz – und die Parlamente selbst aufgrund der Eigen ständigkeit und Staatsferne des Unternehmens SWR laut Staats vertrag keinen Einfluss auf diese Entscheidungsgremien und sollen diesen auch gar nicht haben.
Es ist schmerzlich und bedauerlich, wenn es sich um solch kulturell einschneidende, aber finanziell begründete Entschei dungen handelt.
Auch wenn Medienpolitik zuständigkeitshalber vom Staats ministerium und vom Ständigen Ausschuss behandelt wird, so wurde die kulturpolitische Komponente um die Zusammen legung der Orchester im Ausschuss für Wissenschaft, For schung und Kunst in den zurückliegenden Sitzungen anhand der vorliegenden Anträge erörtert und am 13. Februar auch die Gelegenheit eröffnet, einem Vertreter des SWR – in die sem Fall dem Intendanten, Herrn Boudgoust, selbst – noch of fene Fragen zu stellen.
Auf der Suche nach alternativen Lösungen zur Rettung der Orchester sind in der zurückliegenden Zeit von den Freundes kreisen, den Orchestern, zahlreichen Experten und den SWRGremien selbst die unterschiedlichsten Lösungen – von Stif tungsmodellen über Spenden, Kooperationen bis hin zu regi onalen Finanzierungsmodellen – erörtert und gesucht worden, bisher allerdings ohne greifbaren Erfolg.
Auch die im Wissenschaftsausschuss geäußerte Hoffnung, et waige Mehreinnahmen durch den Rundfunkbeitrag für den Erhalt der Orchester einsetzen zu können, zerschlug sich be reits vier Wochen danach durch den Bericht der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten, der KEF, und die darauffolgende Erklärung der Ministerpräsiden tenkonferenz, die vorsieht, dass die Mehreinnahmen aus den Rundfunkbeiträgen dem öffentlichen System nicht zur Verfü gung stehen. Sie müssen einer Rücklage zugeführt werden und dürfen nicht von den Anstalten verausgabt werden.
Fazit, meine Damen und Herren: Dies ist kulturpolitisch eine für alle schmerzliche und einschneidende Entscheidung mit spürbaren kulturellen Auswirkungen – Kulturfreunden dreht
es das Herz im Leibe herum. Perspektivisch zählt nur die Fra ge: Gibt es eine Hoffnung auf rettende, verlässliche Finanzie rungskonzepte durch Dritte? Realistisch ist Folgendes zu be trachten: Die Rundfunkgremien haben Entscheidungen getrof fen. Wir können nicht in den Geschäftsbetrieb des SWR ein greifen, so gern wir das aus kulturpolitischen Gründen in die sem Fall täten.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Herr Präsident, Kolleginnen und Kollegen! Frau Kurtz, ich möchte zunächst noch einmal auf den von Ihnen immer wieder angeführten Begriff des „Ein heitslehrers“ eingehen. Ich will diesen Begriff nicht verteidi gen; ich finde ihn selbst unpassend. Aber mit welcher Aus schließlichkeit Sie auf einem Ausdruck herumreiten, der – in der Tat unglücklich gewählt – von einer einzelnen Person ge prägt wurde, um sich in dieser Sache den guten Argumenten zu verschließen,
das muss man allmählich schon als einseitig bezeichnen.
Sie fordern differenzierte Bildungsangebote und spezifisch ausgebildete Lehrkräfte. Da sind wir uns völlig einig. Wenn nicht immer wieder der sogenannte Einheitslehrer bei Ihnen herumspuken würde, der aus Ihrer Sicht stupide und ungebil det ist und mit Scheuklappen daherkommt,
dann kämen wir der Sache inhaltlich näher, und wir könnten uns tatsächlich den Themen widmen, die hier zu diskutieren sind.
Meine Damen und Herren, es gibt eine sehr interessante, län derübergreifende Studie des Bildungsforschers John Hattie, der über einen Zeitraum von 15 Jahren hinweg der Frage nach gegangen ist, welche Faktoren das Lernen erfolgreich machen und welche nicht. Hattie wertete dabei 50 000 Einzelstudien aus, an denen mehr als 250 Millionen Schüler beteiligt waren – ein immenses Pensum über 15 Jahre. Von den 138 Einfluss faktoren, die er ausmachen konnte, kristallisierte sich in allen Untersuchungen genau ein einziger Faktor als der wichtigste
heraus: Für den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern ist die Persönlichkeit des Lehrers bzw. der Lehrerin entscheidend verantwortlich.
Des Lehrers; ich habe vom Lehrer gesprochen.
Es klappt, wenn der Lehrer bzw. die Lehrerin sich als eine Art Regisseur in der Klasse versteht und den Unterricht auch mit den Augen der Kinder sehen kann und wenn er oder sie eine echte Beziehung zu den Kindern aufbaut – und natürlich das eigene Fach beherrscht. Es klappt, wenn es gelingt, Antworten auf Fragen zu finden wie: Was bedeutet Lernen im 21. Jahr hundert?
Wie können Kinder sich das aneignen, was nötig ist, damit sie ihr Leben selbstständig und verantwortungsvoll gestalten kön nen?
Wie kann das lebenslange Lernen erlernt werden?
Wir sind mit dem Ziel angetreten, die Lehrerbildung weiter zuentwickeln, um das hohe Niveau unserer Lehrerausbildung zu halten und gleichzeitig auf die gestiegenen Herausforde rungen im Schulalltag zu reagieren, also eine erstklassige Leh rerbildung sicherzustellen, und zwar mit starken Lehrerper sönlichkeiten, die im eben beschriebenen Sinn Impulse für ein erfolgreiches Lernen geben.
Es geht also um eine Reform mit Augenmaß.
Um die angehenden Lehrkräfte besser auf die veränderten Be dingungen des Lernens und des Lehrens an der Schule vorzu bereiten, sollen deren fachwissenschaftliche, fachdidaktische und pädagogische Kompetenzen natürlich weiter ausgebaut werden, und zwar in allen Studiengängen. Wir wollen, dass die zukünftigen Lehrer die Herausforderungen, die beispiels weise durch die Inklusion auf sie zukommen, gut bewältigen können, und wollen sie hierauf ganz gezielt vorbereiten.
Deshalb ist es richtig, dass Lehramtsstudenten eine sonderpä dagogische Grundbildung vermittelt wird. Gleichzeitig ist uns aber auch bewusst, dass es vielfältige Formen von Behinde rungen gibt, die spezielle Maßnahmen und Kommunikations formen erfordern. Dazu ist eine spezielle Ausbildung erfor derlich. Deshalb haben wir, die SPD, uns auch für den Erhalt des eigenständigen Studiengangs Sonderpädagogik eingesetzt und freuen uns, dass das nun auch so kommen wird.
Alle Lehramtsstudiengänge sollen auf ein gestuftes Studium mit Bachelor- und Masterabschluss umgestellt werden. Damit
können für Studierende neue Spielräume eröffnet werden; es wird eine Erhöhung der Polyvalenz und der Durchlässigkeit erreicht.
Die Eigenständigkeit der Lehramtsstudiengänge mit ihren spe zifischen Profilen soll beibehalten werden: Zukünftige Gym nasiallehrer machen ihren Bachelor an der Universität, die an deren erwerben ihn an der PH. Auch künftig ist das Studium für das Lehramt am Gymnasium laut KMK – Lehramtstyp 4 – auf die Klassenstufen 5 bis 12 bzw. 5 bis 13 ausgerichtet. Also, es besteht kein Grund zur Aufregung. Darüber, wie lan ge die Regelstudienzeit für die Sekundarstufen sowie für die Grundschule jeweils sein soll, haben wir auch gesprochen.
Insgesamt geht es uns um ein differenziertes Bildungssystem mit differenziert ausgebildeten und gut vorbereiteten Lehrern. Dabei ist von der von Ihnen immer wieder angeführten „Ein seitigkeit“ keine Rede. Vielmehr streben wir eine den päda gogischen Bedürfnissen entsprechende Vielseitigkeit der zu künftigen Lehrer an. Es geht bei den künftigen Lehrern um das kreative Potenzial
und um die Persönlichkeit, die der Lehrer hat; diese Faktoren sollen gestärkt werden. Die Lehrkräfte sollen in ihrem Mut bestärkt werden, Verantwortung zu übernehmen.
Deshalb sind aus meiner Sicht in diesem Zusammenhang auch Elemente kultureller Bildung von allerhöchster Bedeutung. Denn genau da werden diese Potenziale gefördert.
Ich stelle fest, dass ich meine Redezeit eingehalten habe, und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident, lie be Kolleginnen und Kollegen! Herzlichen Dank sowohl für die Große Anfrage zur Laienmusik in Baden-Württemberg als auch für deren Beantwortung, die sehr umfangreich ist und sehr interessante Informationen zu diesem weiten Feld inner halb unserer Musiklandschaft enthält.
In den zehn großen Landesverbänden – hier sind bereits vie le Zahlen genannt worden, die aus der Beantwortung der Gro ßen Anfrage stammen –, die die Sänger und die Instrumenta listen aus den 2 420 Vereinen und den 5 050 Chören in unse rem Land repräsentieren, wird eine ständige Zunahme der Zahl von Aktiven in den letzten zehn Jahren deutlich. Dabei ist eine leichte Abnahme bei vokalen und eine leichte Zunah me bei instrumentalen Vereinigungen zu verzeichnen. Den noch glaube ich persönlich nicht, dass weniger gesungen wird; es sind nur andere Formationen, die sich nicht unter der Be zeichnung „Chor“ fassen lassen, unterwegs, und diese enga gieren sich mit neuen und interessanten Modellen. Da erlebt man manch Begeisterndes.
Wir liegen mit der Zahl von Laienmusikern – die übrigens oft genug professionelles Niveau aufweisen; deshalb ist der Be griff „Laienmusik“ in der Anwendung manchmal etwas pro blematisch – bundesweit an der Spitze, und zwar noch mit weitem Abstand vor Bayern. Baden-Württemberg steht im Bundesvergleich auch mit Blick auf die Zahlen der Bundes vereinigung Deutscher Orchesterverbände vorbildlich da. Demnach singen und musizieren in Deutschland acht Millio nen Menschen in ihrer Freizeit. Frau Gurr-Hirsch sagte es schon: In Baden-Württemberg sind 1,5 Millionen Menschen musikalisch unterwegs; dies entspricht ca. 18 % der in der Lai enmusik Aktiven der ganzen Bundesrepublik. Dies ist ein Be weis dafür, dass Baden-Württemberg mit Fug und Recht be haupten kann, auch in der Breite ein herausragendes Musik land zu sein.
Erfreulich ist auch, dass die Landesförderung für Laienmu sik, die in den Jahren zwischen 2003 und 2010 um ca. 10 %, nämlich um etwa 500 000 €, zurückging, bereits im Jahr 2011 um insgesamt 200 000 € wieder aufgestockt werden konnte.
Als sehr wichtig sehen wir es an, dass Dauerkooperationen zwischen Schule und Laienmusik bestehen und durch Musik mentorinnen und -mentoren weiter gestärkt werden. Ich kann Sie beruhigen, Frau Gurr-Hirsch: Das Kultusministerium hat am heutigen Tag eine Pressemitteilung herausgegeben, in der ganz klar zum Ausdruck gebracht wird, dass die Ergänzungs
stunden erhalten bleiben – im Gegenteil: Grund-, Haupt- und Werkrealschulen
erhalten 28 000 Lehrerwochenstunden, die Realschulen 8 500 und die Gymnasien 18 300. Das bedeutet, 65 Millionen € wer den in diesem Bereich pro Jahr eingesetzt.
Der Nachwuchs wird hier also direkt in der Schule begeistert und abgeholt. Hier werden wichtige Elemente kultureller und musischer Bildung gepflegt, und es werden auch, meine Da men und Herren, Weichen gestellt für eine spätere künstleri sche Laufbahn.
Aber Musik ist auch etwas, was die Gemeinschaft bildet, was integriert, ja sogar sprachfördernd und – Langzeitstudien be legen es – intelligenzfördernd ist. Es ist also wie im Sport: Die Spitze braucht die Breite als Nährboden und Talentpool. Um gekehrt braucht die Breite die Spitze, die Anreiz und Vorbild sein kann.
Oft genug stehen Studierende oder Absolventen der Musik hochschulen im Land am Dirigentenpult oder sind Solisten in den Orchestern. Sie geben Instrumental- oder Gesangsunter richt. Sie leisten ihren Beitrag zur künstlerischen Weiterbil dung und erhalten damit ganz massiv auch die Qualität in der Breite.
Musik ist für jeden von uns eine wunderbare Bereicherung,
vom Kleinkind bis zum Greis, und sie regt die Aufmerksam keit und die Regionen des Gehirns an,
die für Bewegung, Sprache und Gedächtnis zuständig sind.
Sie hilft, soziale Netze zu stärken. Als Fazit all dieser Erkennt nisse führt der Neurologe Professor Eckart Altenmüller – er ist der Leiter des Instituts für Musikphysiologie und Musiker medizin an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover – aus: Musik löst Motivations- und Glückshormo ne aus.
Das sind Elemente, meine Damen und Herren, die uns in Ba den-Württemberg, einem Land mit einer großen und starken Musiktradition in der Spitze und in der Breite, möglicherwei se auch zu einem volkswirtschaftlichen Vorsprung verholfen haben – durch das kreative Potenzial in Bezug auf Erfindun gen und die Fähigkeit zu Konzentration und Präzision.
In China nimmt man im Moment ziemlich viel Geld in die Hand, um solche gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Elemente aus dem Musikbereich heraus zu fördern.
Deshalb, meine Damen und Herren, kann man allen ehren amtlich Tätigen in der Breite und in der Spitze nur dankbar sein für solch einen enormen gesellschaftlichen Beitrag, für die Arbeit im Verein – vom Notenwart bis zum Kassierer –, für die Proben im Chor, am Instrument, für die Organisation und Durchführung von Konzerten, um andere Menschen zu erfreuen und zusammenzubringen. Damit wird Zusammen halt und Gemeinwohl geschaffen, und das tut unserem Land gut.
Herzlichen Dank.
Herr Staatssekretär, ich möchte Sie fragen: Gehen Sie mit mir in der Einschätzung einig, dass es sich bei der von Frau Kurtz dargestellten Thematik mit dem Zusatz „3. Akt“ nun tatsächlich um den dritten Akt in einem klassischen Drama, nämlich Klimax und Peripetie, Höhepunkt der Problematik, glücklicher Umschwung und vor allem er folgreicher Ausgang handelt?
Ich schließe direkt die Frage an: Was wurde inzwischen ver anlasst, um den Problemen zu begegnen? Inwieweit wurden Sachverständige hinzugezogen? Das war auch immer wieder eine Frage von uns. Ab wann laufen – und zwar vor den Pro bephasen – Testphasen?
Danke schön.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Titel dieser Aktuellen Debatte legt die Vermutung nahe, dass es hier nicht wirklich um einen seriösen Diskurs über Lehrer bildung, der Sachlichkeit verdient, oder etwa um kreative Lö sungsansätze für drängende Bildungsfragen geht. Nein, er lässt erkennen, dass die Kreativität bei den Antragstellern nicht weit über eine „Dschungelcamp“- oder auch „Superstar“-Rheto rik hinausreicht.
Ich will gerade deshalb mit Sachlichkeit darauf reagieren. Meine Damen und Herren, wir haben in Baden-Württemberg hervorragende und hoch motivierte Lehrerinnen und Lehrer.
Oft genug jedoch stoßen sie zwangsläufig an ihre Grenzen an gesichts der Fülle von Anforderungen, die seit Langem auf sie zukommen und zunehmend auf sie zukommen werden. Un abhängig vom Schultypus oder von der Altersstufe der Kin der und Jugendlichen erleben wir, dass zahlreiche Elternhäu ser die Erziehungsaufgaben und die Lösung von Entwick lungsproblemen an die Schule abgeben.
Darüber hinaus sind an den Schulen interkulturelle Kompe tenzen gefragt. Die Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte der Menschen mit Behinderungen im Unterricht unter dem Stichwort Inklusion steht in allen Schulen an.
Lehrerinnen und Lehrer vermitteln weit mehr als Lernstoff. Sie müssen motivieren, fordern, fördern, soziale Prozesse steuern, integrieren, hochbegabte Kinder und Kinder, die mehr Zeit als andere brauchen, zu ihrem Recht kommen lassen. Sie sollen medienpädagogisch arbeiten oder interaktiv oder grup penprozessorientiert – am besten alles zusammen. Sie sind mit Lernbeeinträchtigungen, Verhaltensstörungen und Sprachauf fälligkeiten konfrontiert. Sie müssen täglich den Grat zwi schen Unterforderung und Überforderung für die Kinder fin den.
Schließlich müssen sie all das, wohlgemerkt, mit einheitlichen Vorgaben auch noch bewerten.
Die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen haben sich verändert. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen haben sich verändert. Der Schulalltag verändert sich ständig. Formen des Lehrens und Lernens ändern sich, und die Aufgaben für Leh rerinnen und Lehrer ändern sich mit. Ziel ist es, Kinder und
Jugendliche so zu fördern, dass sie selbstbewusste und lern fähige Persönlichkeiten werden.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist eine verantwortungs volle Aufgabe, bei der wir künftige, aber auch praktizierende Lehrkräfte nicht alleinlassen dürfen! Wir müssen ihnen schon in der Ausbildung, im Studium die Möglichkeit der fachlichen und pädagogischen Profilierung eröffnen. Experten sind sich schon lange einig, dass die Lehrerbildung auf diese Anforde rungen nicht ausreichend vorbereitet. Nur gut ausgebildete, kompetente und engagierte Lehrkräfte können Schülerinnen und Schüler zum Lernen motivieren sowie dazu, aktive Mit glieder einer Sozialgemeinschaft zu werden.
Daher ist eine Weiterentwicklung der Lehrerbildung notwen dig. Dabei sind zentrale Fragestellungen zu berücksichtigen, wie etwa: Was macht einen guten Lehrer aus – jetzt, aber auch künftig? Wo sind Verbesserungen in der Ausbildung notwen dig? Das heißt verstärkte Fachlichkeit in allen Lehramtsstu diengängen – sowohl im fachwissenschaftlichen Studium als auch in der Entwicklung pädagogischer Kompetenzen.
Wir haben Forderungen nach Optimierungen der Grundschul lehrerausbildung auf dem Tisch. Längst wissen wir, dass die Weichen für das Leben schon im frühen Lebensalter gestellt werden. Der Ruf nach Umstellung auf Bachelor- und Master studiengänge erschallt. Vorbereitung auf das umfassende The ma Inklusion an den Schulen steht ebenso auf dem Plan wie die Frage, ob Lehrerbildung künftig nach Schulstufen und nicht weiter nach Schularten organisiert werden soll.
Auch der Wunsch, dass künftige Gymnasiallehrer von einer umfassenderen pädagogischen, methodisch-didaktischen Vor bereitung profitieren können, steht im Raum. Damit BadenWürttemberg künftig weiter erfolgreich sein kann, muss das Bildungssystem weiterentwickelt werden, um leistungsfähig zu sein.
Aus den Erfahrungen der universitären Praxis, der Lehrerbil dung an den Pädagogischen Hochschulen und dem Schulall tag aller Schularten hat eine unabhängige Expertengruppe
ich weiß Bescheid –
einen Katalog von Empfehlungen ausgearbeitet, die es zu re flektieren und zu beraten gilt.
Der Ideenkatalog umfasst keine grundlegende Neugestaltung, sondern eine Optimierung der Lehrerbildung. An diesem und keinem anderen Punkt stehen wir gerade, nämlich zum einen von den Empfehlungen dieser Kommission Kenntnis zu neh men und sie zu reflektieren. Zum anderen besteht aber auch die Forderung an uns alle, Reformen und Verbesserungen zu ermöglichen, ohne schon Ergebnisse vorwegzunehmen.
Der nächste Schritt muss ein Diskurs, ein Dialogprozess, ein Beteiligungsprozess sein. Schon jetzt signalisiert z. B. die Wirtschaft tendenziell Zustimmung – siehe „Stuttgarter Zei
tung“. Der Baden-Württembergische Handwerkstag begrüßt die vorgeschlagene übergreifende Ausbildung der Lehrer für die Sekundarstufe. Der Arbeitgeberverband fordert Praktika in Unternehmen und unterstützt den Vorschlag, Lehramtsstu diengänge auf die Bachelor- und Masterstruktur umzustellen. Die Rektoren der Pädagogischen Hochschulen heben positiv hervor, dass die Lehrerbildung nicht mehr nach Schularten, sondern nach Schulstufen organisiert werden könne, und be tonen eine erfreuliche Aufwertung der Grundschulen.
Wir hören allenthalben Lob, dass alle Lehrer zur individuel len Förderung und Inklusion ausgebildet werden sollen. Klar ist allen, dass die Lehrerbildung an die neuen Herausforde rungen angepasst werden muss. Genau an diesem Punkt, mei ne Damen und Herren, stehen wir: Es gilt, mit Ernst, Respekt und Interesse die Empfehlungen dieser Expertenkommission abzuwägen und sie mit allen Beteiligten auf Umsetzbarkeit zu prüfen – nicht mehr und nicht weniger.
Aber stattdessen wird hier „Dschungelcamp“ und „Haltet den Dieb, der mir meine alten, verkrusteten Vorstellungen raubt!“ gespielt. Meine Damen und Herren, ich habe Respekt vor Kri tik, die bessere Vorschläge bereithält. Aber nur Porzellan zu zerschlagen, das ist keine Leistung.
Danke schön. – Nein, nicht zum Nationaltheater.
Herr Minister, eine Frage, die ich hatte, haben Sie schon be antwortet, nämlich: Wann wurde welche Firma beauftragt? Sie haben das mit dem Jahr 2010 dargestellt. Aber meine Fra ge, die sich weiter darauf bezieht, lautet: Sind diese neuen Ver zögerungen möglicherweise Folgen von schon vorausgegan genen Verzögerungen, oder ist das ein völlig neuer Aspekt?
Denn irgendwo hat das Übel ja eine Wurzel, die jetzt zutage kommt, aber nicht erst heute und in diesen Tagen entstanden ist. Können Sie dazu etwas sagen?
Sie haben auch dargestellt, dass man aus der Zusammenarbeit mit dem Unternehmen nicht mehr aussteigen kann. Das wäre meine zweite Frage gewesen. Am Schluss noch die Pferde zu wechseln ist möglicherweise problematisch, aber dazu kön nen Sie sicher mehr sagen.
Herr Minister, meine Frage wird sich aus der Einlassung, die ich jetzt vornehmen möchte, er geben. Landläufig ist bekannt, dass die technische Einrich tung eines Schauspiels nicht mehr als eine Woche Zeit in An spruch nimmt. In der Regel ist in den Häusern abends Vorstel lung, und die Einrichtung kann nur tagsüber vorgenommen werden. Das ist hier nicht der Fall. Das Haus ist leer. Man kann quasi durchgängig arbeiten. Das ist im Grunde genom men bekannt. Deshalb verstehe ich nicht, weshalb zweimal drei Wochen für die Arbeiten angesetzt sein sollen, wie es die Kollegin dargestellt hat.
Gib es Anlass zu der Vermutung, dass das Theater in Stuttgart personell nicht in der Lage ist, die Einrichtung vorzunehmen?
Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Staatssekretär, ich habe noch eine Zusatzfrage: Inwie weit gibt es zeitliche, aber auch thematische Abstimmungen zwischen den einzelnen Landesmuseen? Gibt es die Möglich keit einer Kooperation, einer Zusammenarbeit auch mit wei teren Landeseinrichtungen, etwa bezüglich eines bestimmten Themas? Ich denke etwa an den Fall, dass ein Archiv zusam men mit einem Museum an einem Thema arbeitet, das dann Schwerpunkt einer Landesausstellung in diesem Museum wird.
Sehr geehrter Herr Präsident, lie be Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, ich kann mit mei nen Ausführungen über Kunst und über Kulturfragen direkt an meinen Kollegen Martin Rivoir oder auch an Manfred Kern anschließen. Denn auch hier werden jetzt und weiterhin sehr viele neue und sehr viele innovative Akzente gesetzt und wird gleichzeitig der Status unserer etablierten hervorragenden Kultureinrichtungen gehalten.
So wurde schon in der Konzeption „Kultur 2020“, die wir konsequent weiterverfolgen und in neu konzipierten Konzep ten und Bereichen konkret umsetzen, Folgendes formuliert – ich zitiere –:
Es ist wichtig, finanzielle Flexibilität für innovative Pro jekte zu behalten.... Spielräume für Innovationsfonds in der Kunst werden geprüft.
So wurde es damals fixiert. Und nun prüfen wir nicht nur, son dern wir setzen längst um.
Deshalb ist es ein wesentlicher Schwerpunkt für uns, im Kunstbereich gute Rahmenbedingungen für Innovationen zu schaffen und ein offenes Kunstverständnis zu fördern. Neu geschaffene Mittel werden aus dem Innovationsfonds weiter fortgeschrieben, und damit werden innovative künstlerische Projekte, also Kunst- und Kulturprojekte aller Sparten, die mit neuen und experimentellen Methoden und Kunstformen ar beiten und dabei auch spartenübergreifende neue Kooperati onen eingehen, gefördert.
Der Aussage, die Hubert Burda traf, nämlich: „Nirgendwo ler nen wir mehr über Innovation als in der Auseinandersetzung mit Kunst“, die er bewusst mit Blick auf die Wirtschaft ge troffen hat, wollen wir damit gezielt und bewusst einen rea listischen Boden bereiten.
Der zweite Schwerpunkt ist die kulturelle Bildung. Mit jeweils 3,1 Millionen € in den Jahren 2013 und 2014 werden Mittel für die flächendeckende kulturelle Grundversorgung bereitgestellt, wobei die bereits 2012 erfolgte Aufstockung für die 2:1-Förde rung der soziokulturellen Zentren fortgesetzt wird – ein längst fälliger Schritt, der auch künftig den Zentren Planungssicher heit verschaffen soll. Auch die Laien- und Amateurtheater – mein Kollege hat es angesprochen –, die einen spürbaren Nach holbedarf haben, sollen hier zusätzliche Mittel erhalten.
Denn genau an diesen Orten, meine Damen und Herren, wer den Angebote gemacht, die eine breite neue Nutzerschaft für die Kunst erschließen, und hier werden soziale Impulse mit vielfältigsten künstlerischen Mitteln umgesetzt oder – umge kehrt – durch künstlerische Projekte soziale Prozesse in Gang gesetzt, die für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung von allergrößter Bedeutung sind.
In diesem Sinn werden auch Kooperationen zwischen Kultur einrichtungen und Schulen oder Kindertagesstätten wie auch Theaterprojekte mit Jugendlichen, besonders auch außerhalb der Ballungsräume, in den Fokus genommen. Auch das wur de hier berichtet.
Der dritte Schwerpunkt ist die interkulturelle Kulturarbeit. Auch dies ist ein Novum. In der Debatte am vergangenen Mittwoch zur Notwendigkeit einer sinnvollen Integrationspo litik wurden hier erfolgreiche Beispiele von interkultureller Kulturarbeit, davon auch einige aus Mannheim, genannt; Frau Grünstein hat darüber berichtet. Ich kenne jedes einzelne die ser Projekte, und in jedem dieser Projekte konnte ich eines er leben: Ob es Jugendliche aus allen Nationen dieser Welt sind – in der Stadt Mannheim leben Menschen aus 172 Nationen –, ob es muslimische Frauen, neue Zuwanderer aus Osteuro pa, Asylanten, Sinti und Roma oder Spätaussiedler sind, alle schaffen sich durch die universelle Sprache der Musik, des Tanzes, des Theaters oder der bildenden Kunst einen neuen Blick auf den anderen, und alle erleben etwas kulturell Neu es, etwas anderes, etwas kulturell Interessantes am anderen – dazu gehört sogar oft auch die Kulinarik in einem abschlie ßenden gemeinsamen Fest am Ende eines Projekts –, und al le gehen anders, vertrauter und vertrauensvoller aufeinander zu. Das ist ein wichtiger Prozess in unserer Gesellschaft – mit Mitteln der Kunst einfach und sogar preiswert zu erreichen.
Jugendliche erproben eigene Ausdrucksformen, die sie auch in Sprache umzusetzen lernen, wodurch sich neben der Stär kung des Selbstbewusstseins auch in einem ganz enormen
Maß die Sprechqualität verbessert, und dies wiederum ver bessert die schulische Teilhabe, sodass man nicht selten her vorragende schulische Entwicklungen verfolgen kann. Immer wieder – auch nach der Schule – kehren viele zurück in ihre Mal-, Musik-, Theater- oder Tanzgruppe.
Alles, meine Damen und Herren, was in diesem Bereich mit wenigen Mitteln investiert wird, zahlt sich in vielfacher Wei se gesamtgesellschaftlich und wirtschaftlich aus.
Ich lade Sie alle deshalb sehr gern ein, ein solches Projekt ken nenzulernen oder den großen interkulturellen „Nachtwandel“ zu erleben, in welchem sich in einer langen Nacht alle diese Projekte präsentieren. Wandeln Sie mit mir gern einmal durch eine Nacht in Mannheim.
Über notwendige Erhöhungen bei den verschiedenen Einrich tungen mit struktureller Unterdeckung, mit Personalkosten steigerungen, notwendigen Bauinvestitionen oder Sanierungs aktivitäten wurde und wird hier berichtet. Dies gilt für die Filmakademie und die Filmförderung, für das Literaturarchiv Marbach, das ZKM, die Popakademie, die Akademie für Dar stellende Kunst, das Badische Staatstheater, die Württember gischen Staatstheater, die kommunalen Theater und Museen und die Kunst- und Musikhochschulen. Alle haben mehr Geld gebraucht – alle haben mehr Mittel bekommen.