(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Abg. Volker Schebesta CDU: Unsere Schulen sollen bis April warten!)
In den Koalitionsverhandlungen im Saarland hat man zumin dest eines bewirkt – das ist die spannende Stellschraube, bei der Sie sagen, da ließen Sie nicht mit sich reden –: Es finden Differenzierungen statt, Bildungsdifferenzierungen entlang der traditionellen Bildungsgänge. Auch das sollten Sie sich anschauen.
Unser Plädoyer lautet: Wir sollten eine Weiterentwicklung un seres differenzierten Schulsystems vornehmen und dafür sor gen, dass differenzierte Bildungsgänge auch in Zukunft eine
Chance haben. Denn das sind letztlich die passgenauen An gebote, die unsere Kinder und Jugendlichen auch in Zukunft brauchen. Solange Sie dies ablehnen, so lange werden wir in dieser Frage unseren entschiedenen Widerstand ankündigen.
Herr Kollege, gestatten Sie noch zwei Nachfragen? Kollege Poreski und Kollege Leh mann haben sich gemeldet.
Herr Kollege Wacker, habe ich Sie insofern richtig verstanden, als Sie, wenn die Voraus setzungen etwas anders wären, als Sie sie in Baden-Württem berg sehen, gar nichts gegen die Einführung einer Gemein schaftsschule hätten? Wenn das zutrifft, wären all die Beden ken, die Sie hier drohend als Teufel an die Wand malen, um ihn hinterher genüsslich wieder auszutreiben, obsolet.
Nein. Um es ganz deutlich zu sa gen – ich bin Ihnen, Herr Kollege, für diese Frage sehr dank bar –: Ich habe darauf hingewiesen, dass in der dortigen Ko alitionsvereinbarung die Gemeinschaftsschule einen Kompro miss darstellt.
Die dortige CDU hat im Wege eines Kompromisses durchge setzt, dass differenzierte Bildungsgänge innerhalb dieser Ge meinschaftsschule angeboten werden. Das ist nicht der Weg, den wir favorisieren. Wir favorisieren vielmehr die Weiterent wicklung unseres differenzierten Bildungssystems entlang der bestehenden Angebote.
Für die Redner in der zweiten Runde werden die Redezeiten, die bereits durch Fra gen in Anspruch genommen wurden, abgezogen. Frau Kolle gin Boser hat dementsprechend noch eine Restredezeit von einer Minute und 35 Sekunden, Herr Kollege Dr. Kern hat zwei Minuten und 20 Sekunden.
(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sie rechnen aber schnell, Herr Präsident! – Gegenruf der Abg. Fried linde Gurr-Hirsch CDU: Er ist durch Stuttgart 21 ge übt!)
Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass die Gemeinschaftsschule ein Angebot ist, das den Kommunen und den Schulträgern gemacht wird, und kei
Dass das Interesse an der Gemeinschaftsschule sehr hoch ist, zeigen die von der Ministerin bereits genannten Anmeldezah len. Die Gesellschaft ist in diesem Bereich schon viel weiter als Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU und der FDP/DVP; auch das belegen diese Zahlen.
Es wäre wünschenswert gewesen, wenn im Vorfeld der Ein führung anderer Schulmodelle wie beispielsweise der Werk realschule oder des G 8 eine ebenso breite Diskussion mit Ge meinden und Schulträgern, mit den Kommunen und den Leh rern geführt worden wäre, anstatt einfach Schulmodelle neu zu verordnen, die keine Akzeptanz vor Ort haben.
(Beifall bei den Grünen – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Welche Gespräche sind denn nicht geführt worden? – Abg. Volker Schebesta CDU: Sie waren noch nicht im Landtag, als wir das beraten haben!)
Ich glaube, man kann die Diskussion vor Ort auch dann ver folgen, wenn man nicht selbst im Landtag sitzt. Es gibt sehr gut informierte Bürgerinnen und Bürger, die sich auch außer halb dieses Plenums über die Landespolitik informieren, sehr geehrter Herr Schebesta.
(Abg. Volker Schebesta CDU: Wir haben ein Drei vierteljahr vor Einführung der Werkrealschule mehr gewusst als Sie jetzt kurz vor Einführung der Ge meinschaftsschule!)
Punkt 1: Herr Kollege Wacker, 33 % aller Abiturienten des letzten IGMH-Jahrgangs in Mannheim waren mit einer Haupt schulempfehlung auf diese Schule gekommen. Diese Tatsa che belegt noch einmal den Erfolg dieser Schule.
(Abg. Volker Schebesta CDU: 50 % aller Hochschul zugangsberechtigungen in Baden-Württemberg wer den an beruflichen Schulen erworben und nicht über das Gymnasium! Das ist doch kein besonders hoher Prozentsatz!)
Ich lade Sie gern ein, sich die Situation in Mannheim ein mal anzuschauen. Die IGMH ist ein Erfolgsmodell, und zwar insbesondere, seitdem Sie das G 8 in der bekannten Art und Weise eingeführt haben. Wir haben mittlerweile doppelt so viele Anmeldungen für diese Schule, wie wir annehmen kön nen, und müssen viele Interessenten abweisen.
Punkt 2: Ehrlich gesagt sind Sie der Letzte, von dem ich den Vorhalt akzeptieren würde, wir hätten eine zu kurze Vorlauf zeit. Ich darf Ihnen eines sagen: Ich habe vor einigen Jahren als Berufsschullehrer an einer kaufmännischen Schule erst in
den Sommerferien erfahren, dass eine Umstellung des Lehr plans im Bereich Industriekaufleute auf Lernfelddidaktik er folgt ist.
Das ist überhaupt nichts anderes. Wir haben erst in den Fe rien erfahren, dass wir ein völlig neues System anwenden müssen. Das war Ihre Politik des Umgangs mit der Lehrer schaft bei der Frage, wie viel Vorlaufzeit man braucht.
Wir führen eine Diskussion in einem Zeitraum, der lang ge nug ist, und wir sind sehr optimistisch, dass wir die Betroffe nen auch solide vorbereiten.
Das ist eine andere handwerkliche Qualität, als ich sie als Leh rer unter Ihrer Regierung erlebt habe.
Des Weiteren noch zwei Zitate. Zuerst ein Zitat aus der „Stutt garter Zeitung“ vom 12. September zum Thema Gemein schaftsschule:
Die Gemeinschaftsschule findet eine hohe Akzeptanz im Land. Die Kommunen sehen in ihr die Chance, ihren Schulstandort attraktiver zu machen. Zweitens sind die Eltern froh darüber, dass sie sich bei der Wahl einer Schulart für ihr Kind nicht allzu früh festlegen müssen. Und drittens sind auch die Lehrkräfte zufrieden. Das Spektrum der Schülerlandschaft ist breiter geworden, und viele sehen darin eine Herausforderung zur pädagogi schen Weiterentwicklung der Schule.
Diese Aussage stammt von Ekkehard Klug, FDP-Schulminis ter im schwarz-gelb regierten Schleswig-Holstein.
Es war schon mal leichter, Opposition zu sein. Georg Wa cker muss ein wenig ausholen, wenn er erklären will, wa rum die grün-rote Landesregierung schlecht für BadenWürttembergs Schulen sei. Also zunächst einmal, setzt er an, sei da recht wenig Konkretes, was die Neuen bislang verlauten ließen –...