Auch die Landeszuschüsse zum Gestüt von jährlich 4 Milli onen € sind gut angelegtes Geld in einer strukturschwachen Region.
(Beifall der Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE und Karl-Wilhelm Röhm CDU – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Bravo!)
Wenn Sie befürchten, liebe Kolleginnen und Kollegen der Op position, dass Effizienzsteigerungen und Einsparungen eine Erfindung von Grün-Rot wären, darf ich Sie daran erinnern, dass im Zeitraum 2005 bis 2011 – Herr Hauk, damals haben Sie die Verantwortung getragen – insgesamt elf Stellen in Marbach abgebaut wurden.
Ein weiteres Erbe Ihrer Regierungszeit sind die weiteren vier Stellen, die im Zuge des 1 480-Stellen-Abbauprogramms – das wurde bereits angesprochen – in den kommenden Jahren abgebaut werden müssen.
Beim Festakt zum 500-Jahr-Jubiläum konnten auch Sie das klare Bekenntnis von Ministerpräsident Kretschmann hören, der übrigens an diesem Tag sehr ausführlich seinen Geburts tag gefeiert hat, und auch von Herrn Minister Bonde haben Sie deutliche Worte gehört.
Trotz der von Ihnen verursachten Misstöne erlebten wir alle eine Vielzahl schöner Veranstaltungen im Jubiläumsjahr.
Ich komme gleich zum Ende. Mir wird schon „Sprechzeitende“ angezeigt; deshalb vielleicht im Anschluss an meine Rede.
Zu diesen Veranstaltungen im Jubiläumsjahr gehören der schon erwähnte Festakt, das Hof fest, die Eröffnung des Radwegs, der alle Gestütshöfe und Vorwerke in den vier Gemeinden verbindet, die „Marbach Classics“, dieses Jahr Open Air – es war ein Traum –, ebenso das einzigartige Ereignis am vergangenen Sonntag, als fast 1 400 Musiker und Musikerinnen des Blasmusikverbands Ne ckar-Alb in der Arena von Marbach spielten. Im Oktober wird auch der Ausschuss für Ländlichen Raum und Verbraucher schutz seine Sitzung in Marbach abhalten. Was braucht es noch mehr als entsprechende Zusicherungen, dass das Mar bacher Gestüt nicht zur Disposition steht?
Ich komme zum Schluss und möchte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danken, namentlich Ihnen, Frau Dr. von Vel sen-Zerweck, und Ihrem Stellvertreter, Herrn Freitag, mit der Bitte, diesen Dank und auch ein dickes Lob an Ihre Mitarbei terinnen und Mitarbeiter weiterzugeben. Wie erfolgreich die ses Haus arbeitet, zeigt nicht zuletzt Ihre Wahl, Frau Dr. Vel sen-Zerweck, zur Vorsitzenden der Europäischen Vereinigung der Staatsgestüte ESSA, wozu ich Ihnen von hier aus herzlich gratuliere.
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Eine Vorbemerkung, Herr Kollege Käppeler: Ich war selbst lang genug und oft im Finanzausschuss. Es ist unsere Aufgabe, nachzufragen, was mit dem Bürgergeld geschieht. Wenn man das im Finanzaus schuss nicht tut, dann hat man sich, glaube ich, die Frage ge fallen zu lassen, warum man im Parlament ist. Das nur als Vor bemerkung.
Meine Damen und Herren, ein weiterer Punkt: Stellen allein sind nicht das Entscheidende. Vielmehr sollte man – das sage ich vor allem in Richtung SPD – zwischen Qualität und Quan tität unterscheiden können.
Ich möchte klarstellen: Baden-Württemberg steht für Denker, Dichter, Tüftler, steht für Tradition und Innovation, wie Bay ern für Laptop und Lederhose steht.
Meine Damen und Herren, bei der Anhörung des Wissen schaftsausschusses zur Zukunft der Musikhochschulen, die gestern hier in diesem Saal stattfand, habe ich aus dem Blick winkel des ehemaligen Amtschefs des Wirtschaftsministeri ums darauf hingewiesen, dass es für die Zukunft des High techlands, des Forschungs- und Kulturlands Baden-Württem berg für die Standortsicherung von elementarer Wichtigkeit ist, dass das Land zukunftsfähig bleibt. Der Standort BadenWürttemberg ist nicht nur wegen seiner guten Arbeitsplätze so attraktiv, sondern auch deshalb, weil es ein exzellenter Hochschulstandort und ein exzellenter Kulturraum ist. Das
Es steht für mich gleichberechtigt neben anderen Kulturgü tern, neben Schlössern, Museen, Theatern und Kunstakade mien.
Marbach ist ein Ort mit Tradition und hoher Reitkunst. Mar bach hat sich in der Pferdezucht zu einem führenden Gestüt in Europa entwickelt und braucht den Vergleich nicht zu scheu en, weder mit Niedersachsen noch mit Nordrhein-Westfalen oder Bayern.
Schaute man vor 20 Jahren – Herr Röhm, seit 1988 schaue ich genau auf Marbach; seit meiner Zeit als parlamentarischer Be rater in diesem Haus habe ich das Gestüt Marbach begleitet – neidisch auf Celle, auf Warendorf oder auf Schwaiganger, schauen diese heute respektvoll auf Marbach.
Nicht zuletzt die Investitionen während der schwarz-gelben Koalition in den letzten 15 Jahren und speziell auch die Kom plementärfinanzierungsmittel des Bundes im Rahmen der Kon junkturprogramme haben mit dazu beigetragen, dass Marbach zum Juwel wurde.
Lieber Kollege, wenn Sie sich im Haushaltsplan 2010/2011 einmal im Kapitel 1245 den Titel 717 94 A anschauen – ich glaube, als das behandelt wurde, waren Sie noch nicht so oft im Finanzausschuss –, dann sehen Sie, dass dort 7,3 Millio nen € für Investitionen in das Marbacher Gestüt bereitgestellt wurden. Daraus wurde etwas gemacht. Auch das ist eine sehr positive „Erblast“, von der ihr nie redet. Ihr redet immer nur dann von Erblast, wenn ihr glaubt, ihr müsst von eurem Ver sagen ablenken, meine Damen und Herren.
In meinen Worten möchte ich zum Ausdruck bringen: Die Marbacher Araberzucht genießt Weltruhm, Marbach trägt in erheblichem Maß zur Erhaltung der regionalen Pferderassen Schwarzwälder Kaltblut und Altwürttemberger bei, wobei die „Genreserve“ auch ein Thema ist.
Das Gestüt zählt mit 500 000 Besuchern im Jahr zu einem An ziehungspunkt in der ländlichen Region der Münsinger Alb. Die Anzahl der Besucher ist etwa vergleichbar mit der der Staatstheater Stuttgart. Dabei möchte ich für die Haushälter in diesem Haus nur nebenbei bemerken: Der Zuführungsbe trag des Landes zu den Staatstheatern Stuttgart beträgt rund 80 Millionen € pro Jahr; das sind ca. 180 € je Besucher, was wegen der Qualität und der Bedeutung okay ist. Der Zufüh rungsbetrag zum Landgestüt Marbach liegt bei etwa 4 Milli onen € pro Jahr, was 9 € pro Besucher entspricht. Auch das ist okay, meine Damen und Herren.
Wer sonst, wenn nicht Baden-Württemberg, muss sich ein sol ches Juwel auch zukünftig leisten können? Das ist allemal
sinnvoller, als über den Länderfinanzausgleich solche Beträ ge an rot-grün geführte Landesregierungen zum Vervespern abzugeben.
Das Haupt- und Landgestüt Marbach ist in Deutschland – wir haben es gehört – der größte Ausbildungsbetrieb für den Be ruf Pferdewirt. Zurzeit gibt es dort 41 Auszubildende. Über 20 Studenten pro Jahr verbringen dort ihre Praxissemester. Rund 50 Schülerinnen und Schüler sind dort jährlich zur Be rufserkundung.
Das Gestüt in Marbach ist bundesweit für angewandte For schung gefragt, etwa von den in der Tiermedizin sehr aner kannten Fakultäten der Universitäten Gießen und Hannover. Des Weiteren ist der Bachelorstudiengang „Pferdewirtschaft“ der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geis lingen mit seiner Praxiseinheit in Marbach vor Ort. Auch die überbetriebliche Ausbildung der Fachklasse Pferdewirt der Beruflichen Schule Münsingen findet in Marbach statt.
Ich fordere die Landesregierung auf, erstens Marbach für die schulische Naturerlebnispädagogik auszubauen, Kollege Stoch, zweitens in Marbach das therapeutische Reiten zu fördern, drittens Marbach zum Leistungszentrum für Pferdesport aus zubauen, was sowohl dem Spitzen- als auch dem Breitensport zugutekäme, Herr Minister Bonde, viertens umgehend ein Ge samtkonzept für Marbach vorzulegen, um auch finanzielle Po tenziale aus der Privatwirtschaft zu mobilisieren, und fünftens die Zusammenarbeit mit den Ministerien und die Förderung durch die Ministerien – das betrifft vor allem das MLR, das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport sowie das Wissen schaftsministerium – zu verbessern.
Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss. Der Er folg des Marbacher Gestüts hängt vor allem – das wurde heu te schon gesagt – mit dem Engagement und dem Sachverstand der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen. Hohe Aner kennung und herzlichen Dank! Bitte, Frau Landesoberstall meisterin, geben Sie dies an Ihre Mitarbeiterinnen und Mitar beiter in Marbach weiter.
Die FDP/DVP-Fraktion steht ohne Wenn und Aber hinter dem Haupt- und Landgestüt Marbach. Das haben Andreas Glück und ich in der Vergangenheit immer wieder bewiesen. Glück auf für Marbach!