Dieses Tafelsilber verbindet Mittelalter und Moderne: 1514 bis 2014. Ich glaube sagen zu dürfen, wir alle sind irgendwie auf unterschiedliche Art und Weise stolz auf dieses Kulturgut.
Aber, Kollege Röhm, ein kleiner Hinweis sei erlaubt. Die Drucksache aus dem Jahr 2005 habe ich vorliegen, und ich darf Ihnen aus der Begründung vorlesen:
Das Haupt- und Landgestüt Marbach ist eine für die Re gion wichtige und wertvolle Einrichtung, deren Bedeu tung über die fachliche Funktion im Bereich der Pferde zucht weit hinausgeht. Die Fraktion GRÜNE setzt sich daher für einen Erhalt und eine Weiterentwicklung des Gestüts ein.
So weit zur Geschichte. Dieser Antrag hat mit Sicherheit da zu beigetragen, dass bestimmte Weiterentwicklungen im Kon sens aller erfolgten, nämlich in Bezug auf die Fragen: Wie wird der Eigenanteil erhöht? Wie wirtschaftet das Haupt- und Landgestüt Marbach? Wie kann das Marbacher Gestüt in das Biosphärenreservat, eine seit 2005 seitens der Landesregie rung übernommene Idee, integriert werden?
Folgendes darf man auch noch erwähnen: Als in den Neunzi gerjahren die planerischen, juristischen, ökonomischen Grund lagen für dieses Biosphärengebiet gelegt wurden, war das Ge stüt in Marbach ein wichtiges Kriterium für die Abgrenzung des Gebiets.
Denn es gibt eine weitere wichtige Funktion des Instituts, die noch nicht genannt wurde: Rund 600 ha Grünland werden dort naturverträglich bewirtschaftet. Dies stellt einen wichtigen Beitrag zur Offenhaltung der Kulturlandschaft dar und dient dem Naturschutz.
Diese 600 ha Grünland sind damals bei der Abgrenzung des Gebiets mit ein Grund gewesen, das Haupt- und Landgestüt Marbach ins Biosphärengebiet einzugliedern.
(Beifall bei Abgeordneten der Grünen sowie der Abg. Dr. Friedrich Bullinger und Andreas Glück FDP/ DVP)
Neben den historisch gewachsenen kulturellen Verpflichtun gen – zu denen wir stehen – gibt es moderne Entwicklungen. Das Gestüt ist heute eines der größten und bedeutendsten In formationszentren für das Biosphärengebiet Schwäbische Alb und übernimmt eine Funktion, die weit über das hinausgeht, was ursprünglich historisch in dieser wichtigen Einrichtung angelegt war.
Als zuständiger Berichterstatter des Finanzausschusses muss und will ich auf den Gesamtverlauf der Debatte eingehen. Ich weise darauf hin, dass wir Grünen in der letzten Legislatur periode dem Kapitel zum Haupt- und Landgestüt Marbach, wenn es im Finanz- und Wirtschaftsausschuss oder hier im Plenum zur Abstimmung stand, immer zugestimmt haben. Marbach war die einzige Landesanstalt, bei der wir kontinu ierlich zugestimmt haben. Das zeigt, dass wir zu Marbach ste hen.
Wir wissen aber auch, dass es vom Rechnungshof einen Auf trag gibt, die Landesanstalten zu überprüfen, und dass das Haupt- und Landgestüt Marbach in das Projekt „Strategische Optimierung Landwirtschaftliche Landesanstalten“ – SOLL
genannt – integriert ist. Trotzdem sei es an dieser Stelle er laubt, darauf hinzuweisen, dass das Personal im Marbacher Gestüt in den Jahren bis 2011 abgebaut wurde,
während wir in unserer Regierungszeit – da war es dann nicht mehr einvernehmlich – darauf geachtet haben, dass das 1 480-Stellen-Einsparprogramm bei den anderen Landesan stalten, nicht aber beim Gestüt in Marbach greift. Das heißt, wir haben darauf geachtet und werden darauf achten, dass die se wichtige Einrichtung des Landes erhalten bleibt, dass sie funktional erhalten bleibt, aber auch weiterentwickelt wird. Das schließt nicht aus, dass wie bei anderen Einrichtungen weiterhin Überlegungen sinnvoll sind – da hoffe ich auf Kon sens –, wie man Mehreinnahmen generieren und wie man in dem einen oder anderen Fall auch bestimmte Abläufe noch optimieren kann. Ich hoffe, dass diesbezüglich Konsens be steht.
Darüber hinaus möchte ich wiederholen, was ich eingangs ge sagt habe: Das Haupt- und Landgestüt Marbach ist eine Per le des Landes, und das soll auch so bleiben.
(Abg. Peter Hauk CDU: Jetzt kommt das nächste Lip penbekenntnis! – Heiterkeit des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU)
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Kolleginnen und Kol legen! Schön, dass heute anlässlich der Ausstellungseröffnung das Haupt- und Landgestüt auch in einer Plenardebatte gewür digt wird. Heute herrscht hier im Landtag eitel Sonnenschein.
Schade, dass die Opposition das 500-Jahr-Jubiläum, das Ju biläumsjahr dieser ehrwürdigen Einrichtung, die an keinem Tag zur Disposition stand oder steht, aus kleinkarierter Effekt hascherei dafür missbraucht, politischen Nutzen aus einer selbst angezettelten Debatte zu ziehen.
(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Können Sie sa gen, wen Sie damit meinen?)
Das mache ich gerade, Herr Röhm. – Denn anders kann ich es nicht werten, wenn Kollege Andreas Glück und seine FDP/ DVP aus einer Äußerung des Finanzministers, dass alle Lan deseinrichtungen sparen müssen, ableiten, dass Marbach auf gelöst oder geschlossen wird. Die entsprechende Pressebe gleitung vor der Bundestagswahl im vergangenen Herbst, der öffentliche Aufschrei und die Verunsicherung vor Ort waren ihm gewiss. Mir ist er so vorgekommen wie jener Feuerwehr mann, der immer als Erster am Einsatzort war, sich dafür fei
Das Ergebnis der FDP bei der Bundestagswahl ist ja allge mein bekannt. Landrat Thomas Reumann fühlte sich aufgrund dieser Vorgänge gedrängt, in einer öffentlichkeitswirksamen Pressekonferenz einen Brief der Bürgermeister und Abgeord neten an Ministerpräsident Kretschmann unterzeichnen zu las sen.
Ich selbst als Mitglied und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz de mentierte bei dieser Veranstaltung jegliche Schließungsab sichten eineindeutig. Auch der stellvertretende Ministerpräsi dent Dr. Nils Schmid tat dies mit einer Pressemitteilung.
hinsichtlich geplanter Einsparungen Klarheit zu schaffen und seitens der Landesregierung ein klares und unmiss verständliches Bekenntnis zum Haupt- und Landgestüt zu erhalten.
Diese Formulierung in der Antragsbegründung, Herr Röhm, unterstellt, dass das Marbacher Gestüt anscheinend bei der Landesregierung zur Disposition stehe.
Die Stellungnahme der Landesregierung – das haben Sie ge lesen – lässt in dieser Frage nichts zu wünschen übrig.
Ausführlich wird auf die besondere Stellung dieser Einrich tung hingewiesen; meine Vorredner sind schon darauf einge gangen. Daher nenne ich hier nur beispielhaft einige Superla tive: ältestes staatliches Gestüt Deutschlands, mit geschätzt 500 000 Touristen die meisten Touristen in einem Landgestüt,
2011 bester Fohlenaufzuchtbetrieb Deutschlands, größter Aus bildungsbetrieb für Pferdewirte in Deutschland, führend un ter den deutschen Gestüten auf dem Gebiet touristischer An gebote. Ferner stammt das erfolgreichste Vielseitigkeitspferd aller Zeiten aus Marbach.
Meine verehrten Damen und Herren, Sie sehen: Die Stellung nahme des Ministeriums zu Marbach fiel eindeutig aus. Der Einsatz von 830 000 € für neue Zuchthengste, für kleinere bauliche Maßnahmen und für Investitionen in den Fuhrpark zeigt, dass das Land im Marbacher Gestüt nichts versäumt.
Unter Einsatz von Bundesmitteln aus dem Zukunftsinvestiti onsprogramm wurden darüber hinaus 7,3 Millionen € inves tiert, die einer energetischen Sanierung und vor allem dem Bildungsbereich zugutekamen.