(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Bravo! – Abg. Ursula Hauß- mann SPD: Avanti, dilettanti!)
Es gibt für mich einen Anlass in dieser Debatte, noch eine zusätzliche Bemerkung zu machen. Der Kollege Kretschmann verliert manchmal ein bisschen die Kontrolle über sich. Das haben wir ja schon mehrfach erlebt.
(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Immer öfter! – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Wenn die Hormone sprie ßen!)
dann geht auch der Wunsch, andere zu beleidigen, mit in die Höhe. Persönliche Vorwürfe nehme ich hier hin; das ist nicht das Problem. Aber dass Sie hier erklärt haben und Herr Schmie del gerade das Gleiche wieder in den Mund genommen hat, es rieche hier nach DDR, das ist für mich ein politischer Skandal, den Sie sich hier erlauben.
(Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Bra- vo! – Abg. Ursula Haußmann SPD: Die CDU ist bei dem Wort „Skandal“ aufgewacht! – Gegenruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sie verlangen die Verstaatlichung der Kinder!)
Sie beleidigen dieses Parlament als frei gewähltes Parlament in einer demokratisch verfassten Gemeinschaft. Sie beleidigen andere Parlamente in Deutschland. Sie verhöhnen die Opfer einer Diktatur, und Sie verharmlosen eine Diktatur.
(Unruhe bei der CDU – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Wir wollen einen Experten hören! – Abg. Vol- ker Schebesta CDU: Schon wieder falsch getippt! – Abg. Dr. Ulrich Noll FDP/DVP: Warum kommt nicht Herr Mentrup?)
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Rede von Herrn Rau strotzte von Selbstgefälligkeit und Arroganz.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Abg. Dr. Stefan Scheffold CDU: Das ist ja ein Witz, was Sie hier sa- gen!)
(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von der SPD: So ist es! – Abg. Volker Schebesta CDU: Dann hätte er nicht von der Schulwirklichkeit gespro- chen!)
Ist Ihnen im Übrigen, Herr Schebesta, eigentlich aufgefallen, dass genau zu dem Zeitpunkt, als Sie gesprochen haben, der Ministerpräsident hinausgegangen ist und der Debatte hier gar nicht mehr zugehört hat?
(Abg. Volker Schebesta CDU: Jesses, bin ich wich- tig! Was messen Sie mir für eine Stellung zu? – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Er vertraut Herrn Sche- besta! – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Er kommt bei Herrn Zeller auch nicht herein!)
Meine sehr verehrten Damen und Herren, im internationalen Maßstab ist Baden-Württemberg nicht spitze, sondern Mittelfeld. Genau dies können wir nicht akzeptieren, und genau dies haben auch die Vertreter der Wirtschaft zu Recht kritisiert. Deswegen muss es darum gehen, unsere Stellung insgesamt zu verbessern. Es muss darum gehen, dass wir bessere Leis tungen erbringen. Dies können wir, denn unsere Kinder sind nicht dümmer als die finnischen Kinder oder andere Kinder. Die baden-württembergischen Kinder sind genauso in der Lage, entsprechende Leistungen zu erbringen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Genau darum geht es, meine Damen und Herren.
Herr Rau, Sie haben die Durchlässigkeit der Schulen angesprochen. Wir haben darüber im Schulausschuss diskutiert. Schauen Sie sich einmal die Durchlässigkeit der Schulen an.
Die Durchlässigkeit der Schulen sieht so aus, dass eine Wanderungsbewegung von den Gymnasien zu den Realschulen und von den Realschulen zu den Hauptschulen stattfindet. Das zeigt Ihre eigene Statistik. Also die Durchlässigkeit, die Sie hier ansprechen, ist mitnichten gegeben, sondern Ihr System verhindert, dass eine Durchlässigkeit innerhalb der Schularten möglich ist.
Wenn Sie jetzt sagen, 50 % der Hauptschüler machten den mittleren Bildungsabschluss, dann frage ich Sie: Warum muten Sie diesen Hauptschülern den Umweg zu, hier nochmals über ein getrenntes System eine Realschulabschlussprüfung zu machen?
(Abg. Volker Schebesta CDU: Vielleicht ist das der Weg, der ihnen nutzt? Haben Sie darüber schon ein- mal nachgedacht?)
Warum sind Sie nicht bereit, die Durchlässigkeit im Sinne des gemeinsamen Lernens endlich einmal zuzulassen?
Herr Rau, vielleicht könnten Sie kurz zuhören, damit Sie hören, was Herr Fend hierzu gesagt hat. – In der „Stuttgarter Zeitung“ vom 26. Januar 2008 steht ein Interview mit Herrn Fend. Er hat darin Folgendes gesagt:
Heute wissen wir: Die Gesamtschule erzielt Erfolge, solange sie die Kinder bei „sich“ hat und intern in verschiedenen Kursen fördert. Aber diese interne Förderung wirkt nicht lange über die Schulzeit hinaus.
Zu unterstellen, dass die Gesamtschule, auf die Sie sich berufen haben, nicht erfolgreich sei, ist schlichtweg unwahr, auch ausweislich dieses Zitats von Herrn Fend.
Darüber hinaus sage ich Ihnen: Herr Fend hat auch in der Zeitschrift „Pädagogische Führung“ einen Beitrag veröffentlicht, in dem es eindeutig heißt:
Die internationalen PISA-Vergleichsstudien zeigen klar, dass die erfolgreichsten Länder sowohl in Bezug auf Schulleistungen als auch in Bezug auf die Chancengerechtigkeit komprehensive Bildungssysteme haben, die in der Regel die Schüler bis zur achten oder neunten Schulstufe in einer gemeinsamen Schule lernen lassen.
Dies hat Herr Fend eindeutig festgestellt. Er kommt zu der Forderung, dass Kinder zusammen lernen sollten, und er sagt, dass dies der effektivere Weg ist.
Ich könnte jetzt das Gleiche von Herrn Baumert sagen. Ich empfehle Ihnen, sich einfach noch einmal die Beiträge derjenigen Wissenschaftler, die Sie hier ständig zitieren, zu Gemüte zu führen. Dann können Sie auch nachlesen, dass sich Herr Baumert eindeutig für das zweigliedrige Schulsystem ausspricht. Dies steht in „Schulmanagement“, Ausgabe 1/2008. Ich kann Ihnen auch noch die Kopie zukommen lassen, Herr Schebesta, wenn Sie mir das nicht glauben wollen.
Deswegen, meine Damen und Herren, ist längst überholt, was Sie hier mit dem dreigliedrigen Schulsystem vorhaben. Das sind lediglich kosmetische Reparaturen.
Sie können die Entwicklung letztendlich nicht mehr aufhalten. Sie geben immer genau so viel nach, wie Druck von außen da ist. Das ist Ihr Problem. Deswegen hinkt Baden-Würt temberg immer einige Jahre hinterher. Das können wir uns angesichts der Situation auf der Welt nicht leisten.
Dazu zähle ich die ganzen Rettungsversuche für die Hauptschule. Ich empfehle Ihnen, Herr Rau, sich einmal mit den Schulräten der Hauptschulen zusammenzusetzen, die jetzt außer Dienst sind, die deutlich sagen, was sie von Ihrer Schulpolitik halten.