Ich möchte aber dennoch festhalten, dass sich die Schauspielschule in der bisherigen Entwicklung im Ergebnis sehr konstruktiv zu diesem Projekt verhalten hat. Ich hoffe auch, dass die Schauspielschule ihren Einfluss innerhalb der Musikhochschule geltend machen kann, damit wir dieses Projekt gemeinsam zu einem Erfolg führen. Dafür muss man, glaube ich, nochmals an die Verantwortlichen in der Musikhochschule appellieren. Ich hoffe, dass dieser Appell aufgenommen wird.
Zweite Zusatzfrage: Ich habe vorhin Ihren Ausführungen entnommen, dass Sie noch einmal mit der Musikhochschule sprechen wollen und dem Hochschulrat für den 2. Juli ein solches Angebot gemacht haben, was sicher sinnvoll ist. Es ist zu hoffen, dass dies aufgegriffen und angenommen wird. Gesetzt den Fall, es scheitert,
haben Sie in der Presse angekündigt, dass man sich auch vorstellen kann, die Akademie in Ludwigsburg zunächst mit zwei Partnern zu starten. Würde dann Offenheit bestehen, dass die Musikhochschule Stuttgart gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt noch einsteigt? Oder wie stellen Sie sich dieses Konzept in Ludwigsburg dann vor?
Herr Kollege Palmer, es ist heute sicherlich zu früh, um ein ausgereiftes Alternativkonzept anbieten zu können. Wir sind aber zurzeit dabei, für den Fall Vorsorge zu treffen, dass die Musikhochschule jetzt in der Anfangsphase nicht bereit ist, mitzumachen, weder als Gesellschafter noch als Kooperationspartner. Uns schwebt aber in jedem Fall vor, dass die Verträge – sowohl der Gesellschaftsvertrag als auch der Kooperationsvertrag – so ausgehandelt werden, dass eine Einstiegsoption zu einem späteren Zeitpunkt für die Musikhochschule Stuttgart ermöglicht wird.
Aber nochmals: Unsere derzeitige Verhandlungslinie ist, die Musikhochschule als Gründungspartner zu gewinnen. Sollten wir sie nicht als Gründungspartner gewinnen, sollte dieses Vorhaben dennoch weiterlaufen können. Dann müssten wir Vorkehrungen treffen, dass die Musikhochschule zu einem späteren Zeitpunkt eintreten kann – entweder als Gesellschafter oder als Kooperationspartner oder in beiden Funktionen.
Herr Staatssekretär, könn ten Sie sagen, welche Konsequenzen sich aus Ihrer Sicht für die Regelung der Studieninhalte und für die Anerkennung der Prüfungen ergeben, wenn die Musikhochschule Stuttgart nicht mehr in die Akademie für Darstellende Kunst eingebunden ist.
Zunächst einmal werden wir natürlich die Teile des Curriculums, die bislang von Musikhochschule und Schauspielschule wahrgenommen wurden, auf einen anderen Partner übertragen müssen. Das ändert nichts an der Tatsache, dass wir für die Theaterakademie, wie es bei der Popakademie und der Filmakademie auch der Fall ist, entsprechende Abschlüsse anbieten wollen, die hochschulrechtlichen Abschlüssen gleichgestellt sind. Dies wird dann auch Frage eines entsprechenden Akkreditierungsverfahrens sein.
Ich bin mir sicher, dass wir mit entsprechenden Partnerschaften, mit dem Anspruch einer hohen Professionalität, mit dem Anspruch der Wissenschaftlichkeit der Ausbildung auch die Voraussetzungen dafür schaffen, dass diese Abschlüsse als Hochschulabschlüsse entsprechend anerkannt sind und dass sie vor allem auch die Berufsfähigkeit unserer Schauspielerinnen und Schauspieler verbessern und darüber hinaus auch eine gute Chance für die geplanten und an der Theaterakademie stattfindenden Studiengänge Dramaturgie und Regie sowie Bühnenbild bieten.
Herr Staatssekretär, fürchten Sie keinen Imageschaden für die neue Akademie, wenn ein solch wichtiger Partner nicht mehr an Bord ist? Welche Auswirkungen sehen Sie daraus folgend für die Studierendenzahlen? Und wie wollen Sie diesen Imageschaden auffangen?
Herr Kollege Walter, es wäre ein Imageschaden für Stuttgart, für die Region Stuttgart einschließlich Ludwigsburg und für das Land Baden-Würt temberg, wenn wir diese Akademie nicht realisieren würden.
Deshalb denke ich, dass wir jetzt sehr sorgfältig und auch eingedenk möglicher Konsequenzen mit der Musikhochschule Stuttgart verhandeln müssen. Ich habe auch den ausdrücklichen Auftrag des Ministerpräsidenten bekommen, dies nachzuverhandeln.
Ich sage aber auch in aller Deutlichkeit: Wir dürfen uns in der jetzigen Situation bei diesem Projekt keine Hängepartie leis ten. Wir sind – und hierfür bin ich auch dankbar – im Wissenschaftsausschuss – ich darf daran erinnern – einstimmig und damit fraktionsübergreifend zu der Auffassung gekommen, dass wir dieses Projekt realisieren wollen. Insofern sehe ich derzeit keinen Imageschaden für dieses Projekt. Im Gegenteil: Wenn die Akademie gestartet sein wird, dann haben wir mit dieser Akademie – ich erinnere an die großen Vorteile, die in der Bündelung und Verknüpfung der Ausbildung für Schauspieler liegen, sowohl für den Bühnen- als auch für den Filmbereich, und die in den interdisziplinären Projekten liegen – Alleinstellungsmerkmale, die sicherlich dauerhaft einen guten Ruf dieser Akademie begründen werden. Diese Akademie wird in der Absicht gegründet, dass sie eine starke Stellung im Bereich der Kulturarbeit, im Bereich der Nachwuchsarbeit einnimmt, um damit natürlich auch den exzellenten Ruf des Kulturlands Baden-Württemberg im Konzert mit anderen Ländern, die ja ähnliche Entwicklungen aufweisen, weiter zu verbessern und das Land entsprechend prominent zu positionieren.
Herr Staatssekretär, ich möchte zunächst der Hoffnung Ausdruck geben, dass Ihre Gespräche mit der Musikhochschule erfolgreich verlaufen werden. Sollte dies aber nicht der Fall sein, ist meine Frage: Welche Konsequenzen ergeben sich dann für die geplante Fortführung des Projekts Forum Neues Musiktheater?
Zum Forum Neues Musiktheater kann ich Ihnen berichten, dass wir sowohl mit der Musikhochschule als auch mit der Staatsoper, nämlich mit deren Intendanten, Herrn Puhlmann, sowie mit dem Leiter der Musikhochschule, Herrn Professor Heinrichs, in sehr guten Gesprächen waren. Es wurde uns eine interessante Konzepti
on zur Weiterentwicklung des Forums Neues Musiktheater dargelegt. Diese Konzeption und deren Realisierung hier in Stuttgart würde auch Sinn machen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass dies in Zukunft ein ganz wichtiger Bestandteil unter dem Dach der Theaterakademie sein wird.
Aber klar ist natürlich auch, dass wir für die Finanzierung dieses Forums, die bislang ja durch die Landesstiftung erfolgte, im Landeshaushalt keine Gelder zur Verfügung haben. Dieses Forum kann also nur dann finanziert werden, wenn ein finanzieller Beitrag in Form eines entsprechenden Gesellschafteranteils oder ein anderer Finanzbeitrag seitens der Stadt Stuttgart erbracht wird. Hierzu war ich auch in Gesprächen mit der Stadt Stuttgart.
Wie sich die aktuelle Beschlusslage des Hochschulrats jetzt auf diese Situation auswirken wird, vermag ich noch nicht zu erkennen. Ich bin jedenfalls sowohl mit der Intendanz als auch mit der Musikhochschule über diese Frage im Gespräch, und wir werden in den nächsten Wochen gemeinsam zu erörtern haben, ob und, wenn ja, in welcher Form dieses Projekt dann überhaupt fortgesetzt werden kann. Ich habe aber immer noch die Hoffnung, dass auch die Stadt Stuttgart erkennt, welche Chancen mit diesem Forum Neues Musiktheater für den Kulturstandort Stuttgart verbunden sind – insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass die Stuttgarter Oper zum wiederholten Mal zum Opernhaus des Jahres gekürt wurde. Insofern kann ich mir nur wünschen und an die Stadt appellieren, dass sich Stuttgart bei diesem Projekt, in welcher Form auch immer, mit einbringt.
Herr Staatssekretär, der Gesetzentwurf der Landesregierung, Drucksache 14/1140, sieht ja eine Kooperation mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst vor. Das ist ein wesentlicher Punkt, der natürlich auch die finanzielle Versorgung sichert. Sie haben jetzt davon gesprochen, dass man notfalls mit nur zwei Partnern, also ohne den eben genannten Partner, starten will. Sehen Sie es als gerechtfertigt an, das Gesetz ohne diese Sicherung – die doch eigentlich Bestandteil dieses Gesetzes ist – zu verabschieden und in Kraft treten zu lassen, noch bevor andere Partner mit im Boot sind? Wer trägt in einem solchen Fall die finanziellen Risiken eines solchen Konstrukts?
Frau Kollegin Heberer, ers tens: Was den Gesetzentwurf betrifft, so müssten wir sicherlich Änderungen daran herbeiführen. Dazu haben wir aber auch die Möglichkeit, weil wir ja noch in der Beratung des Gesetzentwurfs sind. Die Zweite Beratung ist ja noch nicht erfolgt. Insofern kann man diese Änderung durchaus vornehmen. Wir sind zurzeit auch dabei, zu analysieren, in welchen Punkten der Gesetzentwurf geändert werden müsste.
Was die Frage nach den Auswirkungen im Hinblick auf die Finanzierung betrifft, möchte ich sagen: Wenn wir einen grundständigen Schauspielstudiengang für Film und Bühne in Ludwigsburg einrichten würden, wäre dies mit entsprechenden Mehrkosten verbunden. Wir sind derzeit dabei, die
se Mehrkosten zu ermitteln. Ich bin der Meinung, dass wir im Rahmen des bestehenden Finanzierungskonzepts und in Gesprächen mit den bisherigen Partnern, die dann als Gründungspartner zur Verfügung stehen, ein gemeinsames Finanzierungskonzept entwickeln müssten, um diesen Studiengang dann auch erfolgversprechend in Ludwigsburg anzusiedeln. Diese Gespräche sollen jetzt parallel zu der Frage, ob die Musikhochschule doch noch als Gründungspartner eintritt, stattfinden.
Im Übrigen wäre eine Absage der Musikhochschule mit keinen gravierenden finanziellen Folgen für die Musikhochschule verbunden,
weil die Finanzierung der Theaterakademie zu einem großen Teil – zum überwiegenden Teil – mit Mitteln aus der Zukunftsoffensive realisiert werden soll.
Herr Staatssekretär, ich möchte noch einmal auf die Frage nach dem möglichen Partner Musikhochschule und darauf, was passiert, wenn dieser Partner nicht wieder zu gewinnen ist, zurückkommen. Gibt es schon Überlegungen dazu, wer als möglicher Ersatz für die Schauspielschule und die Musikhochschule infrage käme?
Frau Kollegin Bauer, der Beschluss des Hochschulrats der Musikhochschule datiert vom 14. Mai. Da dies für uns so, wie es jetzt eingetreten ist, natürlich eine völlig neue Situation ist, sind wir dabei, entsprechende konzeptionelle Überlegungen anzustellen. Dies betrifft auch die Frage möglicher neuer Partnerschaften. Aber ich sage ausdrücklich: Dies betrifft ebenso die Frage, ob wir dies möglicherweise auch aus eigener Kraft auffangen können.
Dies wird derzeit geprüft. Wenn wir Lösungswege dafür haben, dann werden wir im parlamentarischen Verfahren auf den Landtag, in diesem Fall auf den Wissenschaftsausschuss, zukommen und werden dies zu gegebener Zeit natürlich auch mit den entsprechenden Partnern, den Gründungsgesellschaftern, zu klären haben.
(Abg. Karl Zimmermann CDU: Wer war noch nicht dran? Bitte melden! – Gegenruf: Wir beide! – Abg. Nikolaos Sakellariou SPD: Herr Präsident, ich habe keine Zwischenfrage! – Heiterkeit)
Herr Staatssekretär, wäre es – da wir uns zum einen in diesem Hause alle einig darüber sind, dass wir diese Akademie in der Form, wie sie ursprünglich geplant war, wollen, und zum anderen die Musikhochschule sicherlich Gründe für ihre Entscheidung gehabt haben wird – der Sache jetzt nicht dienlich, wenn wir Ihnen einfach das Vertrauen für die Gespräche entgegenbringen?
Wäre es bei widerstreitenden Interessen zwischen Ludwigsburg und Stuttgart und verschiedensten Beteiligten nicht sinnvoll, jetzt einfach einmal abzuwarten – der Stuttgarter Beschluss ist nämlich in der Tat neu – und dann zu schauen, wie ein eventuell leicht angepasstes Konzept aussehen könnte,
und erst dann wieder darüber zu beraten? Wäre es nicht sinnvoll, Ihnen jetzt einfach einmal das Vertrauen entgegenzubringen, diese schwierige Gemengelage wieder in Ordnung zu bringen?
Herr Kollege Bachmann, ich freue mich immer über das Vertrauen des Parlaments in die Regierung, insbesondere wenn es vom Koalitionspartner kommt.
(Abg. Jürgen Walter GRÜNE: Das kommt ja selten so vor! – Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Ein Satz wie in Stein gemeißelt!)
Aber nichtsdestoweniger würde ich mich natürlich freuen, wenn wir die bisherige fraktionsübergreifende Einigkeit in Bezug auf dieses Projekt auch für die Zukunft behalten würden. Mir schwebt deshalb auch vor, alle Fraktionen – nachdem der Gesetzentwurf in der Ersten Beratung wirklich geschlossen mitgetragen wurde –