Nun zur Frage 10 von Frau Senftleben: Ich betone nochmals, dass sich die Leistungsniveaus von Grundschülerinnen und -schülern und Schülerinnen und Schülern auf grundständigen Gymnasien nachhaltig entwickeln, allerdings bei sehr unterschiedlichen Ausgangsniveaus. Beide Schulformen – das sollte uns froh und zufrieden machen – erfüllen grundsätzlich ihren Förderauftrag. Dennoch ist es richtig, die optimale Förderung jeder Schülerin und jedes Schülers in beiden Schulformen zu verbessern. Selbstverständlich sind die grundständigen Gymnasien ein Angebot für die Schülerinnen und Schüler, die ein hohes kognitives Potenzial haben beziehungsweise zusätzliche Bega
Zu Ihrer konkreten Frage bezüglich der Einschätzung, dass die grundständigen Gymnasien vorrangig ein Angebot für Kinder mit besonderer Begabung seien, stütze ich mich wiederum auf ein Zitat des Autors dieser Studie und darf auch dieses mit Genehmigung des Präsidenten zitieren. Herr Lehmann sagt nämlich in diesem Zusammenhang – und das muss man sehr genau registrieren:
Nichts spricht dafür, dass sich die Ergebnisse einfach für den Fall verallgemeinern lassen, dass wie in anderen Bundesländern auf der Basis einer Elternentscheidung 30 oder mehr Prozent der Kohorte mit dem Ende der Klassenstufe 4 in einen gymnasialen Bildungsgang eintreten.
Auch das mehrmalige Lesen der Studie hat mir keine Möglichkeit eröffnet, von dieser Einschätzung, die ich offensichtlich mit Herrn Lehmann teile, abzuweichen.
Danke schön, Herr Senator! – Jetzt kommen wir zu den Nachfragen. Es beginnt der Kollege Steuer. – Bitte, Kollege Steuer!
Herr Senator! Finden Sie es eigentlich redlich, angesichts eines Rückstandes des Lernzuwachses der Grundschüler gegenüber den Gymnasiasten von zwei Schuljahren am Ende der 6. Klasse Ihre Presseerklärung mit den Worten zu überschreiben: „Studie belegt hervorragende Arbeit der Grundschule in Berlin“, und wollen Sie damit dem Wahrheitsministerium aus Georg Orwells „1984“ Konkurrenz machen, also das Gegenteil der Wahrheit behaupten und das so schön ausschmücken, dass es dadurch überzeugend wird?
Die Tatsache, selbst wenn die Studie eine Ursache benennen würde und selbst wenn sie eindeutig belegte, dass die grundständigen Gymnasien eine bessere Förderung machen, würde es trotzdem rechtfertigen, die nachweislich auch von Herrn Lehmann hervorgehobenen hervorragenden Förderleistungen der Grundschule als solche anzuerkennen. Nichts anderes als das habe ich getan, weil die
Ich weise darauf hin, dass ich in der Presseerklärung ausdrücklich auf den von Ihnen problematisierten Punkt hingewiesen und gesagt habe, man müsse sich überlegen, woher das komme. Leider geben mit die Studie und Herr Lehmann keinerlei Anhaltspunkte dafür, woran es liegen könnte. Trotzdem sage ich, dass man dem nachgehen muss. Wie man mir dann vorhalten kann, dass ich Ergebnisse manipulieren oder verschweigen würde, ist für mich nicht nachvollziehbar.
Danke schön, Herr Senator! – Es geht weiter mit einer Nachfrage des Kollegen Zillich. – Bitte schön, Herr Zillich, Sie haben das Wort!
Vielen Dank! – Herr Senator! Teilen Sie vor dem Hintergrund Ihrer Antwort die Auffassung von Reinhard Kahl, der in der aktuellen Ausgabe der „Zeit“ sinngemäß Folgendes sagte: In der Tatsache, dass in der erziehungswissenschaftlichen Community niemand zu finden ist, der Lehmanns Interpretation stützt, läge insofern etwas Gutes, weil dadurch der Ton von Gottesurteilen aus der Rezeption von Studien vertrieben werden könne?
Herr Zillich! Jetzt muss ich unheimlich aufpassen, weil ich vorhin gesagt habe, dass für beide Seiten gilt, dass sie in der Kommentierung ihrer Arbeit zurückhaltend sein sollten. Ich will versuchen, mich wenigstens in dieser Sitzung daran zu halten.
Danke schön, Herr Senator! – Es geht weiter mit der Nachfrage von Frau Kollegin Senftleben. – Bitte schön, Frau Kollegin Senftleben!
Vielen Dank, Herr Präsident! – Herr Senator! Es hat sicher niemand, der die Studie gelesen hat, bestritten, dass die sechsjährige Grundschule ihre positiven Seiten hat, insbesondere für Kinder, die keine positiven Leistungen bringen. Das sage ich ausdrücklich,
das habe ich auch in jeder Presseerklärung so formuliert. Wir wissen jedoch, dass uns PISA zwei Dinge hinter die Ohren geschrieben hat, – –
Das Erste war, dass das Elternhaus entscheidend ist für die Bildungskarriere des Einzelnen und der Einzelnen. Der zweite Punkt ist die Qualität der Bildung.
Nein! Frau Kollegin Senftleben! Das kann ich nicht zulassen. Entweder kommt jetzt die Frage, oder ich entziehe Ihnen das Wort.
Die Frage lautet: Sehr geehrter Herr Senator! Sind Sie mit mir der Auffassung, dass Sie im Augenblick ausschließlich darauf setzen, dass Sie um den Ausgleich bemüht sind, dass die soziale
Herkunft nicht mehr entscheidend ist für die Bildungskarriere, oder müssen Sie nicht verstärkt auf Qualität der Bildung setzen – und zwar unideologisch –, denn Sie müssen
auch die Bildungschancen der Kinder gewährleisten, die zu den guten gehören und laut der ELEMENT-Studie definitiv zu kurz kommen? – Das war ein Fragezeichen.
Ich könnte das dadurch kompensieren, dass ich sage: Ich bin nicht dieser Auffassung. Aber ich will versuchen, kurz ernsthaft darauf zu antworten. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir nur dann eine Chance haben, wenn wir beides tun. Ich habe ausdrücklich gesagt – ich wiederhole es –: Obwohl der Autor mir in seiner Studie keinerlei Anhaltspunkte dafür gibt, was ich, was wir tun sollten, sage
ich trotzdem, dass wir prüfen müssen, ob bei Spezialbegabungen dies nicht ein besserer Weg ist, der auch in der Grundschule realisiert werden kann. Ich könnte Ihnen jetzt Beispiele dafür nennen, wie man es verifizieren kann, indem man tatsächlich in einer Studie eine adäquate Vergleichsgruppe in den Klassenstufen 5 und 6 im Grundschulbereich mit untersucht, was nicht gemacht worden ist oder aber über eine Kohortenuntersuchung auch schon in den Klassenstufen 2, 3 und 4, um zu sehen, ob der Unterschied in der Leistungsgeschwindigkeit mit dem Eintritt in das grundständige Gymnasium erfolgt oder schon vorher vorgelegen hat, um nur zwei Beispiele zu nennen. Das bedeutet: Nachweislich ist gerade dieser Senat im Gegensatz zur sonstigen öffentlichen Meinungsbildung zu einer unideologischen Beurteilung der Situation gedrängt.
Danke schön, Herr Senator! – Jetzt geht es weiter mit einer Frage des Kollegen Mutlu. – Bitte schön, Herr Mutlu!
Sehr geehrter Herr Senator! Sind Sie mit mir der Meinung, dass die Konsequenz der ELEMENT-Studie keineswegs dafür geeignet ist – – Nein, anders: Sehen Sie sich aufgrund der ELEMENT-Studie veranlasst, die sechsjährige Grundschule zu hinterfragen, und wie wollen Sie die Maßnahmen finanzieren, die Sie im Nachgang der ELEMENT-Studie angekündigt haben?
Ich bin der festen Überzeugung, dass die ELEMENTStudie den grundsätzlichen Ansatz, möglichst lange gemeinsam wie in Berlin bis zum 6. Schuljahr zu unterrichten, nachhaltig untermauert und wissenschaftlich belegt.
Das schließt – wie immer im Leben – nicht aus, dass es einen Teilbereich gibt, der noch verbessert werden kann. Über diesen Teilbereich sollte der Senat und letzten Endes das Abgeordnetenhaus entscheiden, wenn daraus Schlussfolgerungen zu ziehen sind.
Drittens: Maßnahmen müssen, Herr Mutlu, nicht immer mit zusätzlichen Ressourcen verknüpft sein. Wenn wir etwas in der Bildungspolitik erreichen wollen, sollten wir dieses so sehen, weil es nicht immer nur über zusätzliches Geld gehen wird.
Ich möchte Ihnen ein Beispiel nennen: Die Tatsache, dass man bewusst entsprechende Kollegen mit fachspezifischen Vorkenntnisse gezielt vermehrt in der Grundschule
Danke schön, Herr Senator! – Jetzt geht es weiter mit einer Nachfrage der Frau Kollegin Dr. Tesch. – Bitte schön, Frau Dr. Tesch!
Danke schön, Herr Präsident! – Wissenschaftliche Studien sind wichtig, können aber unterschiedlich interpretiert werden. Deswegen frage ich Sie, Herr Senator: Ist Ihnen der Artikel aus der „Zeit“ vom 22. April 2008, auf den auch schon Herr Zillich rekurrierte, bekannt, der die Ergebnisse anders interpretiert und sagt, die sechsjährige Grundschule würde die Kinder nicht besser, aber auch nicht schlechter fördern als das Gymnasium, aber vor allem keine Vergleiche zu anderen Bundesländern zieht? Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?