Ernst-Günter Brinkmann
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..............................................................................................................5775, 5786 Abg. Creutzmann, FDP:............................................................................................................5808, 5814 Abg. Dr. Altherr, CDU:........................................................................................................................5787 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................... 5800, 5806, 5830 Abg. Dr. Geisen, FDP:........................................................................................................................5820 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:......................................................................................................5777, 5791 Abg. Dr. Schiffmann, SPD:.................................................................................................................5817 Abg. Dr. Schmitz, FDP:................................................................................................... 5785, 5786, 5788 Abg. Frau Elsner, SPD:.............................................................................................................5832, 5833 Abg. Frau Fink, SPD:................................................................................................................5801, 5807 Abg. Frau Grosse, SPD:.....................................................................................................................5784 Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................................5811, 5816 Abg. Frau Huth-Haage, CDU:....................................................................................................5834, 5835 Abg. Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:......................................................................................5837 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:....................................................................................................5815, 5850 Abg. Frau Morsblech, FDP:................................................................................................................5835 Abg. Frau Schmidt, CDU:...................................................................................................................5823 Abg. Frau Thelen, CDU:................................................................................5781, 5782, 5783, 5784, 5786 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................................5846, 5849 Abg. Hartloff, SPD:.............................................................................................................................5786 Abg. Hohn, FDP:...........................................................................................5795, 5799, 5803, 5831, 5844 Abg. Hörter, CDU:.....................................................................................................................5809, 5843 Abg. Jullien, CDU:.....................................................................................................................5786, 5825 Abg. Lelle, CDU:.......................................................................................................................5776, 5784 Abg. Licht, CDU:.......................................................................................................................5802, 5827 Abg. Marz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................. 5781, 5789, 5794, 5799 Abg. Noss, SPD:................................................................................................................................5793 Abg. Pörksen, SPD:..................................................................................................................5810, 5815 Abg. Schmitt, CDU:......................................................................................................... 5779, 5797, 5807 Abg. Schnabel, CDU:................................................................................................................5777, 5792 Abg. Schreiner, CDU:.........................................................................................................................5819 Abg. Schweitzer, SPD:..............................................................................................................5798, 5840 Abg. Stretz, SPD:..............................................................................................................................5829 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................ 5780, 5782, 5822 Bruch, Staatssekretär:...................................................................................5777, 5779, 5780, 5796, 5848 Dr. Klär, Staatssekretär:.....................................................................................................................5824 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend:.................................................... 5780, 5781, 5839 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt und Forsten:.............................................................. 5803, 5826, 5827 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit:...............5775, 5776, 5777, 5781, 5782 5783, 5784, 5785, 5786, 5790 Mertin, Minister der Justiz:..................................................................................................................5812 Präsident Grimm:............................................5775, 5776, 5777, 5779, 5780, 5781, 5782, 5783, 5784, 5785 5786, 5787, 5788, 5789, 5790, 5791, 5793, 5794, 5795, 5796 5797, 5798, 5799, 5800, 5801, 5802
Ich frage die Landesregierung:
1. Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung über die Neuregelungen des Apothekennotdienstes ab 1. Januar 2005?
2. Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung über die in Pressemitteilungen aufgezeigten Kritikpunkte in Zusammenhang mit dem Notdienstansages ystem?
3. Wie beurteilt die Landesregierung die angebliche Reduzierung der Apotheken von über 30 auf 25, die nachts dienstbereit sind?
4. Welche Möglichkeiten sieht die Landesregierung, die Dienstpläne über den Apothekennotdienst der Bevölkerung – wie bis zum Ende des Jahres 2004 – über Zeitungen sowie Anzeigen- oder Amtsblätter wieder zugänglich zu machen?
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Dr. Rosenbauer, eine moderne und hoch leistungsfähige Gesundheitsversorgung erfordert natürlich eine gleichwertige Versorgung mit Medikamenten und damit landesweit auch eine hochkarätige Apothekenlandschaft. Dieses Anspruchsniveau gilt auch im Sinn der zu erwartenden Dienstleistungen durch die Apotheken. Medikamente und damit auch Apotheken
müssen immer und möglichst schnell erreichbar sein. Dies gilt insbesondere für Notdienste und gerade für Notsituationen, insbesondere an Sonn- und Feiertagen und natürlich auch nachts.
Diese Versorgung hat bisher geklappt, natürlich wie immer unter dem Vorbehalt: Nichts ist so gut, dass es nicht noch verbessert werden könnte. – Jetzt aber, seit dem 1. Januar 2005, nach In-Kraft-Treten der Neuregelung der Apothekennotdienste, gibt es Klagen, allerdings vorwiegend aus einer Region und längst nicht über alle Medien. Wie dem auch sei, jetzt ist Wachsamkeit geboten, nicht zuletzt auch für die Abgeordneten vor Ort und für das zuständige Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit.
Die Landesapothekerkammer ist zu kritischer Selbstbesinnung aufgerufen. Im Sinn einer innovativen Selbstverwaltung muss sie für neue Wege aufgeschlossen sein, aber diese müssen auch sinnvoll sein.
Die für den 1. Januar getroffenen Neuregelungen sind noch sehr jung, und es darf sicherlich ohne Gesichtsverlust nach den ersten Erfahrungen nachgebessert werden. Schon heute steht fest, die Hotline-Nummern für das Festnetz wie auch für das Mobilnetz sind Zum utungen. Eine Rufnummer mit 16 Ziffern kann als Konzentrationsübung genutzt werden, aber nicht für Nots ituationen, um Hilfe herbeizuholen!
Man stelle sich alte Menschen in Telefonzellen vor, wenn sie in Not sind.
Unverständnis gilt auch für die zunächst vorgesehene Streichung der Notdienstbekanntmachungen über Zeitungen und Amtsblätter. Dies mutet nicht nur wie eine Missachtung der Kunden- und Patienteninteressen, sondern fast auch wie eine Attacke gegen die Printm edien an. Es gilt auch, zu lange Anfahrtswege sind unzumutbar. 40 Kilometer für einen Weg in der Nacht in hügeligen und kurvenreichen Gebieten sind nicht zu verantworten.
Es besteht dringender Verbesserungsbedarf für die getroffene Neuregelung. Die Landesapothekerkammer ist gefordert und bei gutem Willen gewiss nicht überfordert. Wir unterstellen ihr für ihre Selbstverwaltungsaufgaben nach wie vor ein hohes Maß an Sachkompetenz und auch an Verantwortungsbereitschaft. Deshalb kann es nicht sein, dass man am Tag in enger Nachbarschaft gleich mehrere Apotheken mit Angeboten vorfindet, die aus wirtschaftlichen Gründen weit über die pharmazeutische Versorgung hinausgehen, und nachts und an Feiertagen in Notsituationen erst eine Odyssee mit vielen Unbekannten zu einer erforderlichen Medikamentenversorgung auf sich nehmen muss.
Meine Damen und Herren, die Antwort der Ministerin heute Morgen auf meine Mündliche Anfrage macht Hoffnung. Sie bestätigt meine Vermutung, dass die Landesapothekerkammer handlungsbereit ist. Die Antwort
der Ministerin macht auch deutlich, dass öffentliche Kritik nützlich ist, und dieser Beitrag heute Morgen mit der Mündlichen Anfrage und dieser Aussprache sollen dazu beitragen.
Danke schön.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich halte die Kritik der CDU an dem Prozedere für absurd. Nachdem der Landeskrankenhausplan, wie er als Entwurf vorgestellt wurde, eine breite Akzeptanz fand, handelt es sich um den Versuch, einen Nebenkriegsschauplatz zu eröffnen, um das, was so positiv war, irgendwie noch ins Negative zu verzerren.
Ich halte die Presseerklärung des Herrn Dr. Rosenbauer aus den letzten Tagen mit dem Stichwort „Affentheater“ schlichtweg für einen verbalen Fehlgriff. So etwas macht man nicht.
Ich verstehe Ihre Verärgerung. Die Anhörung ergab, dass dieser Landeskrankenhausplan als Entwurf eine ganz breite Akzeptanz fand.
Dies galt sowohl für die Entstehungsgeschichte des Plans, wo allseitig eine Transparenz bescheinigt wurde, wie sie noch nie da war, als auch für die inhaltlichen Schwerpunkte, die gesetzt wurden. Es blieben, weil formal wie inhaltlich alles gelobt wurde, als Kritikpunkte nur noch Einzelheiten und Kleinigkeiten übrig.
Meine Damen und Herren, diese wurden zum Schluss der Anhörung durch den Staatssekretär und seinen Vortrag auch noch beseitigt, weil diese Landesregierung die schriftlich eingegangenen Stellungnahmen der Anzuhörenden nicht nur gelesen und ausgewertet, sondern ernst genommen und Korrekturen vorgenommen hat, die im Sinn der Anzuhörenden gewünscht wurden.
Das führte dazu, dass diese Landesregierung einen Landeskrankenhausplan vorgelegt hat, der, wie schon erwähnt, diese breite Akzeptanz hatte und aus meiner Sicht – es ist der dritte Landeskrankenhausplan, den ich in der Beratung erlebe – mit Abstand der beste ist, der im Grunde genommen in der Sache eine Punktlandung
Meine Damen und Herren, von der CDU, das haben Sie in der Anhörung auch so gesehen;
denn der in der Gesundheitspolitik erfahrene Dr. Altherr und Ihr Heißsporn Dr. Rosenbauer haben beide in der Anhörung – wohlgemerkt: zu unterschiedlichen Zeitpunkten – gesagt: Das ist alles sehr gut, was diese Landesregierung vorzutragen hat. Ich gratuliere ihnen. Sie haben von unserer Kritik in den vergangenen Jahren gelernt. Deshalb sind sie jetzt so gut. – Sie sind mit uns dieser Auffassung.
Meine Damen und Herren von der CDU, das, was Sie sagen, hat zwei Seiten. Wir akzeptieren schon, dass sie merken, dass der Landeskrankenhausplan gut ist. Ihre Selbstüberschätzung, dass Sie meinen, wir müssten von Ihnen lernen, um einen guten Landeskrankenhausplan vorzulegen, ist nicht richtig.
Ich habe ein bisschen den Verdacht, dass Sie, weil dieser Landeskrankenhausplan von der Qualität her in der Geschichte dieses Landes Rheinland-Pfalz einmalig ist, ein klein bisschen gehässig argumentieren müssen, um überhaupt Ihre Oppositionsrolle noch akzeptieren zu können.
Lieber Herr Dr. Gölter, damit Sie auch hören, dass ich nicht nur behaupte, es gab eine breite Akzeptanz, erlaube ich mir einige Zitate wiederzugeben, damit Sie die Bestätigung haben.
Da sagt die AOK in der Person von Frau Pfeifer: Wir danken dem Ministerium für den kompetenten Entwurf. – Dann sagt Herr Dr. Schwerdtfeger von der Landesärztekammer: Dies ist ein moderater Plan, der handwerklich hervorragend gemacht ist. – An anderer Stelle sagt er: Früher war alles wesentlich angespannter, heute ist man im Ministerium auf dem richtigen Weg.
Frau Präsidentin, mein Schlusssatz: Dieser Landeskrankenhausplan ist gut, er wird akzeptiert, und mir ist es egal, ob die kleinen Korrekturen, die an dem Landeskrankenhausplan vorzunehmen waren, zu Anfang oder zum Ende der Sitzung vorgenommen wurden.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich gebe Herrn Kollegen Dr. Enders völlig Recht, es ist allerhöchste Zeit, dass über eine rechtliche Regelung die Arbeitszeitverhältnisse unserer Krankenhausärzte nicht nur geändert, sondern ganz wesentlich verbessert werden müssen. Das ist keine neue Erkenntnis und auch keine spezielle deutsche Erkenntnis, die gefunden werden musste. Dr. Enders erwähnte selbst, dass ein erstes EU-Gerichtsurteil sich auf Spanien bezog. Das Problem, das wir heute besprechen, ist ein generelles und europaweit geltendes Problem. Es ist auch wahr: Das, was wir heute besprechen, ist nicht ein Jahr oder zwei Jahre alt, sondern es handelt sich um ein Jahrzehnte altes Problem. Das ist auch einer der Hintergründe, weshalb man sich in vielen Kreisen an diesen Zustand gewöhnt hatte. Es kommt nicht von ungefähr, dass in einem Abschlussbericht unseres Ministeriums nach den Maßnahmen der Gewerbeaufsicht enthalten ist, dass in vielen Krankenhäusern bei den Bediensteten noch ein Problembewusstsein geweckt werden müsse, um zum Beispiel für die Dokumentationen, für die Notierungen, was die Arbeitszeit betrifft, echtes Verständnis zu haben.
Es ist wahr, die Marathondienste in den Krankenhäusern müssen weg. Man spricht allzu gern nur sehr konzentriert die Ärzte an. Ich möchte deshalb ganz ausdrücklich auch die Interessen der Patienten erwähnen.
Sie sind diejenigen, um die es in den Krankenhäusern geht. Sie gehen in dem guten Glauben in ein Krankenhaus, dass sie auf eine Ärzteschaft treffen, die physisch und psychisch bei besten Kräften handlungsfähig ist. Sie nehmen nicht an, dass jemand vor ihnen steht, der überarbeitet ist und der vielleicht ein Reaktionsvermögen hat, das den Ansprüchen der Situation in keiner Weise mehr gerecht wird. Wir leben schon in einer paradoxen Welt, in der es klare Regelungen für Lkw-Fahrer, für Omnibusfahrer gibt, denen genau vorgeschrieben wird, wie lang ihr Arbeitstag sein darf, wie viel Fahrleistung sie erbringen können, stundenmäßig gesehen, und wie viel Ruhezeiten sie haben müssen. Wir gehen davon aus, dass wir dann, wenn es um die Gesundheit von Menschen geht, wenn es sogar um Leben und Tod geht, mit Fachkräften arbeiten, die das Leben erhalten oder verbessern sollen, die nicht völlig übermüdet sind.
Wir begrüßen das EU-Urteil ganz eindeutig. Wir haben auch viel Verständnis für die Äußerung von Montgomery, dem Präsidenten des Marburger Bundes, wenn er von einem historischen Sieg der Ärzteschaft spricht. Meine Damen und Herren, auch die Formulierung „ein historischer Sieg“ macht klar, dass es sich nicht um ein Eintagsproblem, um ein kurzfristig geltendes Problem handelt, sondern um eine Problematik, die lange schon aktuell ist und um die sich schon viele bisher gedrückt
haben, nicht nur die, die im Augenblick für die Gesetzesänderungen die Vorschläge und Mehrheiten zu erbringen haben.
Wir wissen, dass die Umsetzung des neuen Rechts mit großen Problemen verbunden ist. Herr Dr. Enders hat das angesprochen. Es fehlt an Ärzten, und es fehlt an Geld. Ich bin der Bundesregierung sehr dankbar, dass sie jetzt einen Weg geschaffen hat, der es ermöglicht, dass ab sofort 200 Millionen Euro für mehr Ärztepersonal zur Verfügung steht, das auch für das nächste Jahr gilt und darüber hinaus jährlich bis zum Jahr 2007 noch weitere 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Das ermöglicht einen Personalhandlungsspielraum, mit dem man sicher ganz eindeutige Verbesserungen erzielen kann.
Aber dann gibt es das bekannte andere Problem: Woher die Ärzte nehmen, wenn sie nicht vorhanden sind? – Dies ist in der Tat ein gewaltiges Problem. Damit sind wir bei dem Thema der erforderlichen Umstrukturierungen in den Krankenhäusern, um nicht nur die Arbeitsabläufe flüssiger zu gestalten, sondern um die Arbeitsabläufe auch so zu gestalten, dass sie für die Ärzteschaft annehmbar sind und derjenige, der ein ärztliches Examen abgelegt hat, nicht lieber in die Pharmaindustrie oder anderswo hingeht, sondern tatsächlich bereit ist, in den kurativen Bereich hineinzugehen, für den er eigentlich ursprünglich einmal seine Ausbildung angefangen hat.
Meine Damen und Herren, es ist Zeit, dass Änderungen angestrebt werden. Ich freue mich sehr darüber, dass unser rheinland-pfälzisches Ministerium, das für diese Thematik zuständig ist, schon seit langem beratend in den Krankenhäusern arbeitet und es bereits einen zweiten Durchgang durch die Gewerbeaufsicht in den Krankenhäusern abschließen konnte, indem es um die Beratung der Krankenhäuser ging ohne Druck, ohne restriktive Maßnahmen, sondern nur beratend, fördernd. Ich habe in den letzten Wochen und Monaten wiederholt bei Besuchen mit meinem Arbeitskreis in den Krankenhäusern sehr viel Anerkennung für die Arbeit des Ministeriums, was die Beratung für innovative Modelle betrifft, sehr viel Anerkennung auch für die Gewerbeaufsicht hören können. Ich bin der Ministerin und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausdrücklich dankbar dafür. Das muss so nicht sein, das kann nur so sein. Wenn man es so macht, dann ist das eine sehr gute Sache.
Ich erwähnte, dass es um Innovationen geht. Es gibt als Arbeitsergebnis eine Kommission, die bundesweit von den Fachministern eingesetzt wurde, eine Zusammenfassung möglicher Modelle – neun an der Zahl –, von denen ein Teil bereits praktiziert wird und von dem ein Teil künftig zur Erprobung erarbeitet wird. Ich setze auf diese Modelle große Hoffnung, und ich gehe davon aus, dass sie dazu führen, dass über intelligentere Arbeitsabläufe in den Krankenhäusern, über straffere und effizientere Strukturen ein Personalbedarf an Ärzten nicht erforderlich ist, wie er vom Marburger Bund derzeit noch gefordert wird. Ich halte die Zahl „15.000 Ärzte“ bundesweit einfach für weit überzogen. Das geht sicherlich
intelligenter und damit auch preiswerter und bezahlbarer.
Meine Damen und Herren, in den Krankenhäusern hat man natürlich darauf gewartet, dass eine entsprechende Rechtsprechung, wie sie jetzt zur Grundlage für das weitere Arbeiten ist, getroffen wird. Man hat darauf gewartet. Man reagiert im Augenblick, wie ich meine, in einer sehr respektablen Form, nämlich mit einer angespannten Gelassenheit. Man weiß, dass man zu verändern hat. Man weiß auch, wie die Situation tatsächlich aussieht und dass man das Ganze nur so weit verändern kann, wie das tatsächlich machbar ist. Die Arbeit in den Krankenhäusern ist für mich Vertrauen erweckend. Man will verändern, aber man macht es mit sehr viel Augenmaß. Dafür möchte ich den Direktorinnen und Direktoren in den Krankenhäusern und speziell auch den Mitarbeitern in den Krankenhäusern – sprich den Ärztinnen und Ärzten – herzlich danken.
Sie zeigen ein hohes Maß an Innovationsbereitschaft, an verantwortungsbewusster Experimentierbereitschaft, die man in dieser Phase auch braucht.
Ich hoffe, dass wir bald, was die Dienstbereitschaft von ausgeschlafenen und motivierten Ärzten in den Krankenhäusern betrifft, andere Verhältnisse haben und die Ärzteschaft Arbeitsbedingungen hat – jetzt formuliere ich nicht mehr so salopp –, mit denen sie optimal arbeiten kann.
(Glocke des Präsidenten)
Frau Ministerin, ich unterstelle, dass Sie nichts davon halten, Kostensteigerungen im Krankenhausbereich zum Beispiel durch Beitragssatzerhöhungen oder durch Selbstbeteiligung von Patienten zu kompensieren.
Frau Ministerin, darf ich Sie bitten, dass Sie dies bestätigen und erläutern, warum dies keine gangbaren Methoden sind?
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Vor wenigen Wochen hat in der Talkrunde von Sabine Christiansen ein Journalist, der sich normalerweise im Bereich der Gesundheitspolitik äußert, die Behauptung aufgestellt, dass bisher schon jeder Bundesgesundheitsminister seine Wahlperiode mit einem Vorschaltgesetz begonnen habe, ausgenommen die jetzige Gesundheitsministerin, weil sie vor etwa zwei Jahren mitten in der Wahlperiode einstieg.
Herr Dr. Altherr, ich mache diese Bemerkung, weil ich damit auf einen Dauerbrenner aufmerksam machen will. Diese Probleme, wie wir sie heute haben, gibt es im Bereich der Gesundheitspolitik schon immer.
Diese Vorschaltgesetze, die es bei allen gibt, haben allerdings unterschiedliche Vorzeichen. Während der CDU bei Vorschaltgesetzen in der Regel nichts anderes als die Belastung der Patienten und der Bürger einfällt, ist das bei anderen geradezu umgekehrt.
Sie haben eine Sanierung der Kostenbelastungen im Gesundheitswesen bisher als einseitige Lobbyisten
immer zu Lasten der Bürger und Patienten vorgenommen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, niemand bestreitet, dass Kosten eingespart werden müssen und Beitragssatzerhöhungen bei den gesetzlichen Krankenversicherungen und den anderen vermieden werden sollen. Wenn dies so ist, kann das Krankenhaus als der Teil in der Gesundheitsversorgung mit dem bei weitem größten Kostenanteil von etwa einem Drittel im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherungen nicht ausgelassen werden. Wenn Sie sich die Dimensionen ans ehen, in denen diese Einsparungen in den verschiedenen Bereichen erfolgen, stellen Sie fest, dass dieser Riesenanteil Krankenhaus bei den Kostenreduzierungen sehr gut wegkommt; denn es werden unter dem Strich etwa 400 Millionen Euro sein, und das bei einem Gesamtvolumen von über zwei Milliarden. Man sieht, dass mit Maß herangegangen wird.
Ich kann das, was die Frau Ministerin bei der Beantwortung der Mündlichen Anfrage ausführte, nämlich dass es bei dieser sogenannten Nullrunde für Krankenhäuser eine Fülle von Ausnahmeregelungen gibt, nur unterstreichen.
Es war so, dass aus den 0,81 % im ersten Halbjahr bereits 3,6 % mehr wurden. Das ist eine Steigerung um das Vierfache.
Herr Kollege Altherr, da alles, was in der Vergangenheit an Ausnahmeregelungen galt, auch weiterhin gilt, und zusätzliche Ausnahmen hinzukommen, wie über Disease-Management und DRGs, können wir davon ausgehen, dass viele Krankenhäuser, die sich innovativ betätigen und dem Fortschritt nicht abgeneigt sind, auch in den Genuss von zusätzlichen Geldmitteln über das hinaus, was über die Nullrunde fixiert ist, kommen werden.
Für die Krankenhäuser gilt das, was in anderen Bereichen des Lebens auch gilt:
Wer den Fortschritt verpasst,
verpasst die Möglichkeiten auch finanzieller Art, um entsprechende Fortschritte in den eigenen Häusern zu erreichen.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! In den letzten Wochen und Monaten gab es eine breite öffentliche Diskussion um die ärztliche Versorgung sowohl im ambulanten wie auch im stationären Bereich. Im Sozialpolitischen Ausschuss gab es mehrere Diskussionen zu dieser Thematik. Es gab eine Anhörung. Heute ist die Aussprache im Plenum dazu.
Ich will von den vielen gemachten Äußerungen zwei erwähnen. Einmal ist das die Äußerung von Herrn Montgomery, der bundesweit für den Krankenhausbereich zusätzlich 15.000 Arztstellen fordert. Wie er zu dieser Zahl kommt, bleibt zunächst einmal ihm überlassen. Es bleibt auch ihm überlassen, wie er sich vorstellt, dass dies jemals realisiert werden könnte. Diese Arztzahl gibt es nicht. Finanzieren lässt sich so etwas auch nicht.
Ich will mit Erlaubnis des Herrn Präsidenten aus der „Süddeutschen Zeitung“ vom 19. August zitieren. Dort äußert sich der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, Herr Koch, wie folgt: „Den ländlichen Regionen in Bayern droht eine Unterversorgung mit Hausärzten. Derzeit sind 500 Hausarztstellen unbesetzt.“ – An anderer Stelle des gleichen Artikels heißt es: „Der Ärztemangel habe auch dazu geführt, dass Ärztestellen in Kliniken nicht mehr besetzt werden können.“ – An anderer Stelle heißt es: „Der Arztberuf ist unattraktiv geworden. In den Kliniken herrschen schlechte Arbeitsbedingungen, und bei der Niederlassung als Hausarzt müssen hohe Investitionen kalkuliert werden, deren wirtschaftliches Risiko viele scheuen.“
Meine Damen und Herren, ich habe mit diesen beiden Zitaten auf die Problemlage generell aufmerksam ma
chen wollen. Ich wollte vor allen Dingen auch darauf aufmerksam machen, dass dies ein bundesweites Problem ist.
Wir als SPD-Fraktion haben vor kurzem eine große Anfrage zu dieser Thematik eingebracht. Aus der Antwort geht hervor, dass wir in Rheinland-Pfalz insgesamt, sowohl im Bereich der niedergelassenen Ärzte wie auch im stationären Bereich, eine ausreichende bis gute, manchmal übergute Versorgung haben. Aber an der Stelle, an der es gut bis sehr gut ist, ist es nicht so gut, dass es nicht verbesserungswürdig wäre.
Wir haben bei den niedergelassenen Ärzten Verwerfungen der Art, dass in den Ballungszentren sehr leicht eine Überversorgung feststellbar ist. Im so genannten flachen Land ist eher das Gegenteil der Fall. Wir haben nach wie vor nicht nur bei uns das Missverhältnis zwischen der Facharztversorgung und der Versorgung mit Allgemeinmedizinern. Im Krankenhausbereich wird von einer angespannten Ärzteversorgung gesprochen. Die Ministerin konnte dies letztens relativieren, indem sie feststellte, dass es in Rheinland-Pfalz derzeit nur etwa 100 unbesetzte Arztstellen gäbe. Ich teile die Auffassung des Präsidenten der rheinland-pfälzischen Ärztekammer, Herrn Professor Dr. Hessenauer, der bei der Anhörung zu dieser Thematik kürzlich meinte, die Situation bedürfe einer sorgfältigen Beobachtung. Allerdings gäbe es eine Mangelsituation derzeit noch nicht. Dies ist wohl wahr.
Meine Damen und Herren, bei allen Spannungen und Verbesserungsbedürfnissen, die es objektiv gibt, muss festgestellt werden, dass wir seit 1991 im Bereich der ärztlichen Versorgung sowohl ambulant wie auch stationär jeweils eine Zuwachsrate an Ärzten von etwa einem Drittel haben. Ich möchte dazu den Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinhessen, den allseits bekannten Fernsehdoktor Dr. Gerhardt zitieren, der in der Tischvorlage zu der bereits erwähnten Anhörung vor wenigen Wochen unter anderem Folgendes festgehalten hat: „Noch nie waren so viele Ärzte im niedergelassenen Bereich und im Krankenhaus tätig wie zurzeit. In Rheinland-Pfalz hat sich in den letzten zehn Jahren die Anzahl der ambulanten und stationären Ärzte kontinuierlich erhöht.“
Zur Problemlage sagt er, dass die Erhöhung der Altersquotienten einen erhöhten Arztbedarf herbeiführe und insbesondere auch die Zunahme der chronischen Krankheiten im Alter dies bewirke. Er erwähnt an anderer Stelle die Fortschritte in den Bereichen Diagnose, Pharmakologie, Medizintechnik usw. Er kommt zu einem Fazit, das ich Ihnen nicht vorenthalten möchte, weil es gerade aus seinem Mund sehr interessant ist. Er zieht als Fazit: „Leistungsangebote und Leistungsnachfrage im Gesundheitswesen steigen permanent an. Der medizinisch-technische Fortschritt und die demographischen Veränderungen werden eine ansteigende Nachfrage nach ärztlichen und nicht ärztlichen Leistungen auch in Zukunft zur Folge haben.“– Jetzt wird es interessant: „Vor diesem Hintergrund kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Nachfrage an ärztlichen Leistungen zukünftig nicht überall und jederzeit gedeckt werden kann.“ – Das war aus dem Mund eines wackeren Strei
ters, wie es Herr Dr. Gerhardt als Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung ist, zu hören.
Meine Damen und Herren, die Kassenärztlichen Vereinigungen haben bei der Arztversorgung eine große Aufgabe im Rahmen ihrer Selbstverantwortung. Ich möchte zwei bis drei Probleme ansprechen, die über die Versorgung mit Ärzten hinausgehen. Es geht um die Einführung neuer Versorgungsformen und von vernetzten Behandlungsstrukturen. Hier ist Engagement auch von der angesprochenen Seite notwendig. Ich erwähnte bereits im Zusammenhang mit Professor Dr. Hessenauer die Ärztekammer. Weiterbildung, Qualitätssicherung und Fortbildung sind mehr denn je gefragt. Hier ist ein stärkeres Engagement auch mit unserer Hilfe und sicherlich sehr behutsam gefordert, um kein Porzellan zu zerschlagen. Ich meine, dies ist möglich. Die Äußerungen aus dem Bereich der Ärztekammer sind so zu verstehen, dass eine Kooperation möglich sein wird.
Ich erwähnte bereits, in den Krankenhäusern rumort es. Jahrzehntealte Strukturen werden von den Ärzten nicht mehr akzeptiert. Ich meine, die Überstundenproblematik wird zu Recht kritisiert. Die Ärzte haben ein Recht auf Einhaltung des Arbeitsrechts und die Patienten berechtigte Ansprüche auf Ärzte, die im Vollbesitz ihrer Leistungsfähigkeit sind, wenn sie im Dienst sind. Allerdings ist insbesondere vonseiten der jüngeren Ärzteschaft eine klarere Linie erforderlich, die verstärkt von dieser Überstundenproblematik betroffen ist. Es gibt eine auffallende Diffusität bei vielen jungen Ärzten, nämlich eine Unpässlichkeit zwischen dem Wunsch einerseits geregelter Arbeitszeit, andererseits nach Fortbestand der Einkünfte durch diese Überstunden.
Ich war mit meinem Arbeitskreis in der letzten Woche in einem Krankenhaus der Maximalversorgung. Dort wurde dies auch thematisiert, und dabei wurde offen angesprochen, dass ein Assistenzarzt im Schnitt über diese Dienste monatlich – –
Herr Präsident, lassen Sie mich doch meinen Satz zu Ende bringen.
3.000 Mark mehr verdient. Das ist natürlich eine sicherlich sehr relevante Sache.
Herr Präsident, ich respektiere Ihren Hinweis, dass meine Zeit abgelaufen ist und stelle dann zusammenfassend fest, dass die Arztversorgung in Rheinland-Pfalz gesichert ist, allerdings Verbesserungsbedarf besteht.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die Überstunden von Krankenhausärzten sind derzeit ein aktuelles Thema und beschäftigen seit Wochen die Medien, insbesondere die schreibende Presse. Die Schlagzeilen werden von Ärztevertretern hervorgerufen. Der Hartmannbund engagiert sich in besonderer Weise. Es stehen Streikdrohungen im Raum. Es steht im Raum, dass Ärzte künftig verhindern wollen, dass die Krankenhäuser Abrechnungen mit den Kassen vornehmen können.
Das ist nicht nur wortgewaltig, sondern es handelt sich um ganz massive Drohungen, die wir gerade aus diesem Bereich nicht gewohnt sind. Aus den gleichen Mündern der Ärztefunktionäre kommt auch der Hinweis, vorsichtig vorzugehen, denn es gebe sehr viele junge Ärzte, die für ihre Lebens- und Familienplanung durchaus allmonatlich die Überstundenentgelte in ihre Überlegungen einbezogen haben.
Es kommt von anderer Seite der Hinweis, wenn man die Überstunden abschaffen wolle, bräuchte man zusätzlich 15.000 Ärzte, die es überhaupt nicht gibt. Wir haben dieser Tage in Gesprächen mit Vorstandsmitgliedern einer Ärztekammer von einer Dame den Hinweis erhalten, dass viele junge Ärzte nicht mehr in die Krankenhäuser wollten bzw. in Krankenhäuser des Auslands gingen, weil sie die verkrusteten, hierarchischen Strukturen in unseren Krankenhäusern nicht mehr ertragen könnten und es – das ist nahezu wörtlich, wie ich das wiedergebe – einfach satt hätten, wie Kinder behandelt zu werden.
Ich möchte noch einen weiteren Punkt nennen, nämlich den Kostenfaktor. Wir haben in den letzten Wochen und Monaten die Problematik der Krankenkassenbeiträge in vielfältiger Weise diskutiert. Es ist ein Faktor, der nicht wegzureden ist. Mehr Ärzte kosten natürlich auch Geld.
Meine Damen und Herren, ich habe eine Seite dargestellt. Die andere Seite – diese ist noch wichtiger – sind die Patienten; denn um die geht es in unserer Gesund
heitsversorgung. Diese gehen mit großem Vertrauen in die Krankenhäuser, um sich dort helfen zu lassen, weil sie die Hilfe notwendig haben. Sie sind dabei in aller Regel von den Therapien abhängig, die die Ärzte anwenden.
Meine Damen und Herren, diese Patienten haben ein Anrecht darauf, dass sie einen fitten Arzt zu ihrer Behandlung im Krankenhaus vorfinden.
Es kann nicht hingenommen werden, dass sie einen Arzt zur Behandlung haben, der weder physisch noch ps ychisch im Vollbesitz seiner Kräfte ist, weil er einfach überarbeitet ist. Es ist auch nicht zumutbar, dass sie einen Arzt zur Behandlung vor sich haben, der kaum etwas anderes im Kopf hat, als endlich nach Hause zu kommen, um den verdienten Schlaf zu bekommen und deshalb unwirsch und unfreundlich reagiert, was die Patienten auch nicht verdient haben.
Meine Damen und Herren, dieses Problem ist gravierend. Es bedarf einer Lösung. Hieran besteht kein Zweifel. Es ist allerdings auch kein Problem, das es erst seit heute gibt.
Herr Kollege Dr. Enders, es ist vor allen Dingen kein Problem, für das allein diese Landesregierung zuständig ist.
Wenn Sie aufmerksam die lokale Presse gelesen hätten, hätten Sie lesen können, dass vor etwa 14 Tagen im hessischen Landesparlament exakt die Debatte gelaufen ist, die wir heute führen. Die hessische Gesundheitsministerin hat vorgeschlagen – ich bin Hellseher; ich denke, das wird unser Gesundheitsminister nachher auch tun –, zuerst einmal an intelligente Arbeitszeitregelungen für Ärzte in Krankenhäusern heranzugehen.
Meine Damen und Herren, daran wird niemand vorbeikommen. Ich unterstelle, dass alle der Auffassung sind, dass dies ein Lösungsvorschlag ist, der unter dem Strich nicht ausreicht. Das ist ein Punkt, den man angehen kann. Dieser wird jedoch nicht ausreichen.
Wir haben das Problem nicht nur landes-, bundes-, sondern europaweit. Dies wird – Herr Kollege, Sie haben es angesprochen – durch das EU-Gerichtsurteil betreffend Valencia deutlich. Valencia ist nicht RheinlandPfalz. Valencia liegt auch nicht in der Bundesrepublik Deutschland, sondern im fernen Südeuropa. Diese Problematik geht quer durch Europa.
Wir werden mit Spannung darauf warten, wie sich das Bundesgesundheitsministerium über die Rechtsfolgen dieses Urteils äußern wird. Die Wartezeit ist lang genug. Das sage ich kritisch in Richtung Berlin. Wir hätten erwartet, dass wir früher, als dies offensichtlich der Fall ist, Rechtsklarheit erhalten.
Meine Damen und Herren, es besteht zweifelsohne Handlungsbedarf, und zwar in erster Linie in Verantwortung für die Patienten. Das geht natürlich nicht ohne die Verantwortung für die Ärzte. Wir können uns allerdings nicht dazu durchringen, in einem Schnellschuss opportunistisch Maßnahmen zu empfehlen, von denen wir nicht wissen, wie sie letztendlich finanziert werden sollen.
Deshalb haben wir einen Alternativantrag zu der Problematik eingebracht, der zunächst einmal die Rechtsklarheit des EU-Urteils zur Problematik hat, die Kosten einer Ärztevermehrung in dem eventuell möglichen Ausmaß eruieren lassen will und die Schwerpunktaktion Arbeitszeit in Krankenhäusern durch die Gewerbeaufsicht alsbald ausgewertet wissen will, um daraus auch auf sachlichem Boden entsprechende Konsequenzen ziehen zu wollen.
Wir verweisen auf die Einführung des DRG-Systems, das die Krankenhauslandschaft sicherlich nachhaltig verändern wird und auch in der Ärzteversorgung zu Konsequenzen führen will. Wir empfehlen, dass schnellstens alle Krankenhausmodelle, die dieser Problematik dienen, ausgewertet werden, um auch daraus Kons equenzen zu ziehen.
Meine Damen und Herren, unser Antrag enthält noch einige weitere Punkte. Ich möchte diese angesichts der Zeit nicht mehr ansprechen, sondern verweise nur darauf.
Ich meine, dass wir mit unserem Antrag eine fundierte Grundlage für einen verantwortungsvollen und auch bezahlbaren Umgang mit der Problem atik schaffen.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Es handelt sich zweifelsohne um eine sehr schwierige Problemlage, die sorgfältiges Überlegen und Handeln ohne politische Polemik erforderlich macht.
Meine Damen und Herren, der Arbeitskreis „Gesundheit“ der SPD-Fraktion hat in den vergangenen Tagen zwei Krankenhäuser der Grundversorgung mit Belegarztabteilungen besucht, eines im Süden von Rheinhessen und eines im Norden von Rheinhessen. In beiden Krankenhäusern fand das, was Sie als problematisch darstellten, überhaupt keine Beachtung. Diese Problematik gibt es dort nicht.
Wir haben mit dem Vorstand eines Trägers des Krankenhauses, das wir vorgestern besuchten, vereinbart, dass wir in nächster Zeit ein Krankenhaus der Grundversorgung mit Belegarztabteilungen in der Region Trier besuchen werden. Wir haben die Tagesordnung des Besuchs vorberaten. Die Belegarztproblematik spielte dabei keine Rolle. In der Pfalz spielt die Belegarztproblematik auch keine Rolle, wie ein Besuch bestätigte.
Wir können also den Titel der von Ihnen beantragten Aktuellen Stunde insoweit korrigieren, als dass das Belegarztproblem kein rheinland-pfälzisches Problem, sondern ein Problem im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Koblenz ist.
Als Arbeitskreis haben wir in den vergangenen Monaten wiederholt Gespräche mit Physiotherapeuten geführt, die darüber klagten, dass sie zu wenig Überweisungen aus dem ärztlichen Bereich erhalten würden. Jetzt dürfen Sie einmal – aber wirklich nur einmal – raten, aus welchem KV-Bereich sie kamen. In Rheinland-Pfalz gibt es vier Kassenärztliche Vereinigungen. Probleme gibt es aber immer nur mit einer KV, nämlich mit der KV Koblenz. Ich bitte, über die Belegarztproblematik und über das nachzudenken, was ich vorhin ansprach. Ich bin sicher, dass man neben einigen anderen Gründen auch zu dem Grund kommen muss, dass es aufgrund der Maßnahmen der KV Koblenz in den vergangenen Jahren zu einer strukturellen Entwicklung kam, die diese Problemsituation, die wir im Augenblick haben, bedingte.
Herr Dr. Rosenbauer, Sie haben die Selbstverwaltung angesprochen. Das Problem, das wir derzeit im Bereich der KV Koblenz haben, ist in der Tat ein Problem der Selbstverwaltung, weil die KV Koblenz in den vergangenen Jahren eine strukturelle Fehlentwicklung zugelassen hat, die inzwischen zu dieser Problematik geführt hat.
Es kommt auch nicht von ungefähr, dass es Ärzte im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Koblenz gibt, die inzwischen sagen: Wir können dieses strukturelle Problem eigentlich nur so beheben, indem wir die Kassenärztliche Vereinigung Koblenz auflösen und sie in die anderen Kassenärztlichen Vereinigungen integrieren. – Ich habe eben nur zitiert. Ich stelle dies klar, damit daraus nicht für die nächsten Monate ein Strickchen gedreht wird. Meiner Meinung nach können wir aber alle verstehen, was damit gemeint ist.
Nun schreit man in der Not nach der Landesregierung. Die Landesregierung hat in den vergangenen Monaten gehandelt. Es gibt Änderungen im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Koblenz – Herr Dr. Rosenbauer, das sollten Sie wissen –, die nur auf Initiative und auf Druck des Ministeriums zustande gekommen sind. Das ist einmal der eigene Honorartopf für die Belegärzte, das ist die Punkteanhebung um 30 % ab dem dritten Quartal, und das ist die rückwirkende Anpassung der Punktwertung, wie sie vorher gültig war. Das sind Maßnahmen,
die den Zustand des Status quo aus dem Vorjahr wieder herbeigeführt haben und die hilfreich sind.
Ich komme zum Schluss und weise darauf hin, dass weitere Gespräche laufen und auch die Belegärzte in gewissen Obligationen stehen. Es gibt Zusagen, zum Beispiel auch die Verrechnungsmodalitäten aus den Praxen – nicht nur aus den Krankenhäusern – auf den Tisch zu legen,
um damit eine neue Gemengelage für die Finanzierung überhaupt herzustellen, die bisher nicht eingehalten wurde. Das scheint mir doch ein wesentlicher Aspekt und vor allem ein gravierendes Versäumnis der Menschen zu sein, die Streiküberlegungen anstellen.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich bin nicht erst seit den heutigen beiden Beiträgen meines Kollegen Rosenbauer der Überzeugung, dass seine Ausführungen des Öfteren kontraproduktiv sind und er sich einen Gefallen täte, wenn sie nicht erfolgten.
Ich habe Ihren ersten Beitrag, ohne dass ich das bei meinen ersten Ausführungen artikuliert hätte, genauso bewertet, wie das Herr Dr. Schmitz gemacht hat. Ich habe mich gefragt: Wo liegt denn eigentlich der Hintergrund für diese aktuelle Stunde? – Das haben sich auch Kollegen von Ihnen gefragt; denn die Ärztekollegen von Ihnen sind nicht anwesend, und aus Ihrem Ausschuss ist eine anwesend, nämlich Frau Thelen.
Sie haben ein Thema aufgegriffen, das Sie erstens falsch aufgerollt haben und zweitens noch nicht einmal in Ihrer eigenen Fraktion sinnvoll haben erläutern können, warum Sie es wollen.
Meine Damen und Herren, wer, wie die Ärzte das teilweise in der betroffenen Region tun, nämlich mit Streik droht, droht, den Zug an die Wand zu fahren. Es gilt: Auch anschaulich ist dies eindeutig, dass in einem solchen Zug immer die Falschen sitzen. Es werden die Patienten getroffen. Sie verdienen das nicht. Es werden auch die Regionen getroffen, die – das steht außer
Zweifel – die Belegarztabteilungen in den Krankenhäusern der Grundversorgung und in anderen Krankenhäusern dringend brauchen.
Ich bitte auch deshalb, die Polemisierung der Auseinandersetzung in dieser schwierigen Thematik so zu zügeln, dass nicht – – –
Ich laufe nicht vor Ort herum und kündige an, dass ich auf die Straße gehe.
Ich bitte, die Auseinandersetzung um dieses Problem im Interesse der Bürger in der Region im nördlichen Teil von Rheinland-Pfalz möglichst sachlich zu halten.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Kollege Dr. Rosenbauer begann seinen Beitrag mit persönlichen Unterstellungen zur Motivation von Herrn Minister Gerster. Ich bin der Meinung, diese kann man zurückweisen. Sie dürfen spekulieren, aber es ist eigentlich fehl am Platz, zu glauben, dass Sie dies laut sagen müssen.
Ich bin der Auffassung, dass Ihre Mündliche Anfrage nicht nur ausreichend, sondern auch sehr klar beantwortet wurde. Herr Minister Gerster hat sich zu all dem, was Sie gefragt haben, geäußert. Ich wundere mich nicht, und Sie sollten sich auch nicht wundern, wenn Sie nicht die Antworten von ihm bekommen haben, die Sie sich gewünscht haben. Dies kann aber wohl auch nicht gehen.
Für mich waren die Anworten klar. Wenn Sie aber meinen, Sie müssten immer noch eine Aussprache haben, dann können Sie sie haben.
Ihr Gedächtnis kann nicht so schlecht sein,
dass Sie sich nicht mehr daran erinnern, welche Seiltänzerei Sie in den Jahren 1997 und 1998 insbesondere dann machten, als es um Korrekturen im Gesundheitssystem ging. Ihr damaliger Gesundheitsminister Seehofer nahm zu Beginn noch das Wort „Gesundheitsreform“ in den Mund. Er bemühte sich auch in Lahnstein noch um entsprechende Entwicklungen. Dann ist er aber eingeknickt. Sie wissen so gut wie ich, dass über Jahre hinweg große Verwirrung in der Gesundheitsversorgung durch immer wieder neue gesetzliche kleinkarierte Regelungen aus dem Bonner Gesundheitsministerium entstanden ist.
Sie waren damals zu nichts anderem als zu kleinkarierten Regelungen, die Sie in Kürze durch ein erneutes Gesetz wieder korrigierten, fähig.
Zu nichts anderem waren Sie fähig.
Ich mache Sie auch auf das Rückgrat Ihres damaligen Ministers aufmerksam. Das war schon ein Gummirückgrat – von den Lahnsteiner Beschlüssen hin zur Forderung, wir brauchen mehr Geld im Gesundheitssystem.
Das ist ein Gummirückgrat. Wer sich so verhalten hat wie Sie damals, der hat heute sehr vorsichtig mit Forderungen nach einer Gesundheitsreform umzugehen.
Der Minister hat keinen Zweifel daran gelassen, dass wir eine Gesundheitsreform brauchen. Nach 2002 steht sie an, und vor 2002 haben die Bürger, damit sie für die Bundestagswahl nicht die Katze im Sack kaufen, ein Anrecht darauf, die Eckdaten dieser Reform vorzeitig zu erfahren.
Das ist ein sauberer und verantwortungsvoller Weg; denn über die Ausgaben im Gesundheitssystem, die zwischen 500 Milliarden DM und 600 Milliarden DM im Jahr liegen, kann man nicht wie zu Hause am Frühstückstisch beraten. So geht das bei diesen Dimensionen nicht. Diese Erfahrung ist Ihnen auch zu Eigen geworden. Deshalb haben Sie bis 1998 überhaupt nichts auf die Beine bekommen.
Aus Ihrem Mund ist gesagt worden, dass es durchaus noch in diesem jetzt bestehenden Gesundheitssystem Einsparmöglichkeiten zwischen 20 Milliarden DM, 25 Milliarden DM und 30 Milliarden DM gäbe.
Das ist gesagt worden. Das hat auf jeden Fall der Minister gesagt. Dem ist nicht widersprochen worden.
Ich meine, mich auch zu erinnern, dass Sie das gesagt haben.
Vielleicht ist Ihnen diese Zahlenangabe schon zu exakt. Dazu wären Sie gar nicht in der Lage.
Meine Damen und Herren, wir könnten uns gemeinsam dazu aufraffen,
das, was an Sparpotenzial vorhanden ist, tatsächlich umzusetzen. 1,5 % Beitragssatzerniedrigungen wären allein auf diese Art und Weise möglich.
Letzter Satz: Wenn Sie zur Eile treiben, erinnern Sie sich an die Schwierigkeiten, die Sie selbst in der Umsetzung einer Gesundheitsreform hatten, und lassen Sie denen, die jetzt regieren, die Chance, sachlich und vernünftig zu arbeiten. Treiben Sie nicht zu Dingen, die im Augenblick nicht machbar sind.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Minister Gerster hat in seinem ersten Redebeitrag darauf hingewiesen, dass sein Ministerium an den Eckpunkten einer Gesundheitsreform arbeitet. Das ist gut so. Wenn man sich so bemüht, ist es auch richtig, dem Ministerium eine Teilnahme am runden Tisch in Berlin zu gewährleisten. Damit ist die Mitwirkung zumindest graduell gesichert.
Er macht in seinem zweiten Beitrag darauf aufmerksam, dass es bei allen Querelen, die es in der Gesundheitspolitik auch in diesem Hause gibt, zwischen den Fraktionen doch eine Fülle von Gemeinsamkeiten gibt, die eine Kooperation statt einer Konfrontation ermöglicht.
Ich glaube, dass er mit dieser Aussage den Nagel auf den Kopf trifft und im Fall einer Kooperation endlich auch das gemacht würde, was den Bürgern dient, und nicht das, was ihnen schadet. Dann würde endlich das gemacht, was den Bürgern Vertrauen in das schenkt, was im Gesundheitsbereich passiert. Die Bürger würden durch die permanenten kontroversen Auseinandersetzungen, die nicht selten auch Diffamierungen enthalten, nicht völlig verwirrt werden.
Herr Dr. Rosenbauer, in Ihrem Beitrag wurde immerhin die Aussage des Ministers bestätigt, dass es Gemeinsamkeiten gebe. Sie haben dies natürlich ein bisschen in Ihrem Sinne modifiziert. Wie könnte es auch anders sein? Sie meinen, der Minister sei auf Sie eingegangen. Dem widerspricht er sicherlich, womit er Recht hätte. Wenn Sie aber meinen, er sei auf Sie zugegangen, nehmen wir dies einmal insofern als die Wahrheit an, als dass Gemeinsamkeiten bestehen, die Ausgangspunkt für eine gewisse Kooperation sein können.
Ihren Wunsch, dass beim Bürger um Vertrauen geworben werden muss, habe ich soeben akzeptiert.
Meine Damen und Herren, in der Gesundheitsreform gibt es, ohne nun auf Einzelheiten eingehen zu wollen, eine Fülle unterschiedlichster Reformmöglichkeiten. Wir wissen alle, dass nicht jede Möglichkeit einer Reform jedem gefällt. Es wird immer bei unterschiedlichen Einstellungen aufgrund der unterschiedlichen Funktionen bleiben, die man im Gesundheitssystem hat, und es wird auch in diesem Fall, wie sonst so oft im Leben, darum gehen, dass man bereit ist, auf der Basis der Gemeinsamkeiten tragbare Kompromisse für alle zu suchen.
Der runde Tisch ist eine Möglichkeit dazu. Die gemeinsame sachliche Diskussion bietet hierzu Chancen.
Manchmal braucht ein gutes Ding auch Weile. Manches braucht mehr Zeit, als man eigentlich gern zugestehen möchte. Herr Dr. Rosenbauer sprach soeben die DR-Gs an. Er sprach auch von den Problemen, die es im Zusammenhang mit der Umsetzung der DR-Gs gäbe.
Ich darf Ihnen versichern, dass ich in der letzten Woche gemeinsam mit einigen Kollegen aus meiner Fraktion ein Gespräch mit Vertretern der Krankenkassen und der Krankenhäuser geführt habe. Es waren Repräsentanten unterschiedlicher Krankenhäuser unterschiedlicher Größenordnung vertreten und vor allen Dingen auch die Repräsentanten der Landeskrankenhausgesellschaft.
Für mich war sehr beruhigend und erfreulich, dass es eine breite Zustimmung zu der Finanzierungsreform im Krankenhausbereich über DR-Gs gab. Es war für mich sehr überraschend, als aus dem Mund eines Repräsentanten der Landeskrankenhausgesellschaft die Bemerkung kam: Eigentlich war die Umstellung auf diese Form der Abrechnung längst überfällig.
Zu Beginn der Debatte um die DR-Gs hat sich dies noch ganz anders angehört. Damals gab es konträre Positionen. Mittlerweile fragt man sich: Warum nicht schon früher?
Dies lässt sich sicherlich auch auf andere Bereiche übertragen. Deshalb sollte man vernünftiger und ruhiger miteinander reden, wie dies heute gefordert wurde.