Ich bin mir sicher, da wir sowohl einen Bildungsminister haben, der Theologe ist, als auch eine Ministerpräsidentin, die sich jeden Tag mit der Auslegung der Bibel beschäftigen, aber für die Übersetzung verantwortlich zu sein, habe ich, glaube ich, nicht gesagt. Wenn Sie das so aufgefasst haben, möchte ich meine Textpassage noch mal präzisieren. Die Landesregierung hat sich dafür eingesetzt, dass die Wartburg eine der drei zentralen Ausstellungsstätten ist, und das, finde ich, ist eine sehr richtige und lobenswerte Bemühung.
Das war jetzt ein evangelisch-lutherisches Angebot der Auseinandersetzung. Da es leider abgelehnt wurde, muss ich damit auch leben.
Seit 2007 existiert im Bildungsministerium eine Struktur, die sich am Lenkungsausschuss der drei Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen orientiert und die das Reformationsjubiläum weiter vorbereiten soll. Es ist richtig, wie der Minister schon ausgeführt hat, dass die Landesregierung diese Strukturen wei
Nun finden sich in den Anträgen der FDP drei wesentliche Forderungen: 1. Darstellung der Finanzplanung; 2. einheitliche Marketinganstrengungen und 3. regelmäßiges Berichtswesen. Zum Finanzplan ist schon einiges gesagt worden, aber ich glaube, man kann betonen, dass die Anstrengungen der Landesregierung hier deutlich zutage treten und offenliegen. 635.000 € werden in diesem Jahr allein für die Luther-Dekade in die Hand genommen. Zu den zahlreichen Ausgaben für touristische Infrastruktur, Denkmäler und auch im Bildungsbereich ist es schon gesagt. In der Summe beläuft es sich auf mehrere Millionen. Ich denke, das, was Thüringen hier bemüht, lässt sich sehen.
Das Land allein kann das aber nicht leisten. Städte, Gemeinde und Landkreise müssen zusammenarbeiten. Die öffentliche Hand muss bürgerschaftliches Engagement unterstützen. Die einzelnen Kompetenzzentren vor Ort werden dabei auch von Landesseite unterstützt. Aber im Gegenzug muss auch gelten, dass die Kommunen sich nicht nur der historischen, sondern auch der touristischen Bedeutung gerecht zeigen müssen. Da kann es nicht angehen, dass weder in Erfurt noch in Schmalkalden für das LutherJubiläum überhaupt in den Haushalten finanzielle Unterstützung eingestellt ist. Hier müssen auch die Kommunen nachbessern.
Kommen wir zum zweiten Punkt - Marketing in einer Hand. Ich glaube, es kann nicht um Masterplan, Zentralisierung oder sonst etwas gehen. Vielmehr ist doch zentraler Angelpunkt, dass eine Koordination zwischen den vielfältigen Tätigkeiten auf der öffentlichen Landesseite, aber vor allen Dingen auch bei den Kirchen, bei den gesellschaftlichen Gruppen stattfinden muss. Und da ist das Engagement zu vielfältig, als dass man es in einen Plan pressen soll. Ich bin ohnehin überrascht, dass von der FDP das Angebot eines planerischen Ansatzes so stark in den Vordergrund gestellt wird. Vielmehr sollten wir doch die Vielfältigkeit der Angebote unterstützen und nutzen.
Daher ist es auch richtig, dass innerhalb des Lenkungsausschusses es eine Arbeitsgruppe gibt zum Thema „Marketing und Öffentlichkeitsarbeit“, die ein gemeinschaftliches Kommunikationskonzept für die Vielfältigkeit der Angebote schaffen soll. Ein erstes Zeichen ist - wie schon ausgeführt - die Broschüre „Wege zur Reformation“. Vom Luther-Schmaus bis zum Programm der Wartburg ist dort alles drin. Ich
denke, das ist ein guter Weg. Aber ich glaube, wir sollten in zwei Bereichen mutig sein. Der erste ist die Nutzung der neuen Medien. Es ist ein sehr gutes Zeichen, dass wir eine Internetseite „Luther in Thüringen“ aufrufen wollen, aber an der Stelle müssen wir auch gemeinschaftlich daran arbeiten, dass es nicht nur ein virtueller Veranstaltungskalender ist, denn das, was wir letztlich doch wollen, ist, das es einen multimedialen Showroom für das darstellt, was wir in Thüringen anzubieten haben, mit Videos, mit Handreichungen, was interessante Routen sein können, um Luthers Weg nachzuvollziehen, multilingual, um wirklich auch der Welt zu offenbaren, was in Thüringen an Luther-Aktivitäten angeboten werden kann. Wenn wir an diesem Punkt mutig vorangehen, dann schaffen wir auch Thüringen zum Anfassen im Netz und Appetit machen, um Leute hier nach Thüringen zu bringen. Deshalb glaube ich, dass gerade die Nutzung neuer Medien ein interessanter Vorteil sein wird, um dieses Reformationsjubiläum weiter zu bewerben.
Ein zweiter Punkt, wo ich glaube, dass wir auch mutig vorangehen müssen, ist die Fragestellung: Wen wollen wir dafür gewinnen, Thüringen auch als Ort der Reformation in die Welt hineinzutragen? Ich glaube, es gibt ein großes Potenzial an religiösen Reisen. Es gibt viele religiös gesinnte, kulturhistorisch interessierte Weltbürger, für die Thüringen eine Schatzkammer sein kann gerade auch in diesem Bereich des Reformationsjubiläums. Was der Jakobsweg für Santiago de Compostela ist, kann ein Lutherweg in Deutschland besonders durch Thüringen sein - ein Ort religiöser Findung und Selbstbesinnung. Deshalb, glaube ich, sollten wir auch hier aktiv in die Werbung einsteigen.
Das führt mich zum dritten Punkt. Wir sollten das Angebot des Ministers aufgreifen, das Berichtswesen im Ausschuss ausführlich fortzusetzen. Ich glaube nicht, dass es zielführend ist, in steter Regelmäßigkeit einen Rapport hier abzufordern, sondern vielmehr eine sachbezogene und auch zeitbezogene inhaltliche Debatte im Ausschuss anzustreben. Deswegen würde ich gern den Vorschlag des Ministers diesbezüglich aufgreifen.
Sehr geehrte Kollegen von der FDP, ausdrücklich unterstützen möchte ich Ihren Ansatz, die LutherDekade auch mit einer Wertedebatte zu verbinden. Martin Luther ist die bedeutendste Persönlichkeit des konfessionellen Zeitalters, vielleicht sogar der neuzeitlichen Kultur überhaupt. Der Wandel des Gottesverständnisses und der Glaubenspraxis, die weitreichenden Veränderungen der politischen Ordnung,
die Änderung des kommunikativen Verhältnisses im Alltag und in den Mentalitäten, aber auch die Neuordnung des Institutionensystems von Bildung und Erziehung am Beginn der Moderne erfahren durch Luther und die Reformation eine kulturgeschichtliche Bewegung. Als weltoffenes Land bietet Thüringen die Luther-Dekade die Chance, den Dialog mit anderen Religionen zu suchen und von anderen Kulturen zu lernen. Luthers Ziel war es, Kirche und Religion zu verändern. Wenn wir in Thüringen und in unserer Heimat an dieser Bedeutung anknüpfen, ist dies auch für uns die Chance, uns in dieser lutherischen Offenheit aller Welt zu präsentieren und ein nachhaltiges positives Bild unseres Freistaats zu zeichnen.
Ich beantrage im Namen meiner Fraktion die Überweisung des Antrags in Drucksache 5/414 an den Ausschuss für Bildung, Wissenschaft und Kultur und die Ablehnung des Antrags 5/415. Recht herzlichen Dank.
Wenn Sie das nicht wissen, vielleicht kann die Landesregierung einmal zu gegebener Zeit dazu Stellung nehmen. Danke schön.
Vielen herzlichen Dank, Herr Dr. Voigt. Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Frau Dr. Klaubert für die Frak
Frau Präsidentin, sehr geehrte Abgeordnete, so viel Luther wie in den Monaten Januar und Februar des Jahres 2010 hatten wir im Landtag noch nie. Das ist schon in Ordnung so. Ich gehe auch davon aus, dass die Lutherdekade schon aufgrund der Besetzung an der Spitze dieser Landesregierung zentrale Aufgabenstellung sowohl des Kabinetts als auch der regierungstragenden Fraktionen ist.
Aber ich stelle eben auch fest, dass in den Jahren 2008 und 2009 ein sehr zaghaftes Herangehen an diesen Prozess zu verzeichnen war. Das heißt, die Initiativen und die Vorstellungen, die in dieser Zeit entwickelt worden sind, sind sehr rudimentär. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere, Sie Herr Minister Matschie, müssten sich garantiert daran erinnern, dass Bischof Kähler damals, als er noch Bischof der Thüringischen Landeskirche war, gesagt hat, dass man eigentlich den Flughafen in Erfurt Luther-Flughafen nennen müsste, damit jeder weiß, dass er im Kernland der Reformation ankommt, wenn er auf diesem Flughafen landet.
Aber das Thema „Flughäfen“ will ich jetzt nicht behandeln; auch dazu hätte ich einiges zu sagen. Es geht ja um die Lutherdekade. Ich verstehe übrigens nicht die Ablehnung der CDU-Fraktion zu dem einen Antrag der FDP. Ich sage es gleich vorweg, wir stimmen beiden Anträgen zu, sowohl dem, eine regelmäßige Berichterstattung - und zwar öffentlich - im Landtag hier zu beschließen und zum anderen auch im Ausschuss über die verschiedenen Maßnahmen miteinander zu sprechen. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden.
Aber liebe Frau Kollegin aus der FDP-Fraktion, sehr geehrte Herren der FDP-Fraktion, ich warne Sie davor, in einem Antrag nur hineinzuschreiben „regelmäßig“. Aus jahrelanger Arbeit in der Opposition im Thüringer Landtag - und dass sind Sie ja auch - weiß ich, das „regelmäßig“ ein Begriff ist, der dehnbar ist. Und einmal alle fünf Jahre ist auch regelmäßig. Das heißt, wir sollten dort eine präzisere Fassung finden. Herr Barth, Sie sind bereits in der Begründung auf eine jährliche Berichterstattung eingegangen, die Sie sich vorstellen könnten. Das hielte ich durchaus für einen angemessenen Zeitraum, in dem man im Plenum, also öffentlich, diese Debatte führt.
Alles Weitere sollte man tatsächlich im Ausschuss tun. Es geht natürlich auch um einige Dinge, auf die ich in der Aktuellen Stunde schon hingewiesen habe. Wir haben ja mit den Nachbarländern und dem Bund zuerst ein Schrittmaß aufzunehmen, das es gestattet, dass sich Thüringen aufgrund der versäumten ver
gangenen Jahre in diese gemeinsame Anstrengung in Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum tatsächlich eingliedert.
Ich finde es auch gut und richtig, dass man sich darauf konzentriert, nicht nur ein touristisches Event zu veranstalten, Sie hatten gesagt eine Tourismusmesse, sondern dass man sich mit diesem Thema beschäftigt. Ich gebe auch all denjenigen recht, die sagen, dass man den geistigen Prozess, der sich in einer Zeit abspielte, der also schon im 15. Jahrhundert begann und der enorme soziale Entwicklungen in Gang brachte und der Informations- und Kommunikationsmechanismen in Gang brachte. Das Thema des Gutenberg’schen Buchdrucks und der Möglichkeit der Verbreitung von Wissen über gedruckte Bücher ist schon benannt worden, oder das Thema z.B. der Bauernkriege, die aufgrund dieser sozialen Entwicklung eine andere Form zur Veränderung der damaligen Zeit anboten, die nun wieder eng mit dem Namen Thomas Müntzer verbunden sind und wiederum eng mit der Stadt Mühlhausen. Und die ist ja nun bekannterweise auch in Thüringen liegend.
Also da liegt sehr viel Stoff drin, welcher auch in die geistige Auseinandersetzung in diesem Hohen Hause passt. Da könnte man z.B. aus diesem „Vorwort“ zu den 95 Thesen verkürzt zitieren: „Aus Liebe zur Wahrheit und in dem Bestreben, diese zu ergründen, soll über folgende Sätze disputiert werden.“ Und da könnte man die eine oder andere Wertedebatte auch einmal in diesem Hause führen - das sage ich jetzt mal mit Blick auf die Kollegin und die Kollegen der FDP-Fraktion -, zum Beispiel über die 43. Luther-These, die da heißt: „Man soll den Christen lehren, dem Armen zu geben und dem Bedürftigen zu leihen, ist besser als Ablass zu kaufen.“
Darüber könnten wir mal sprechen. Ich könnte mit der einen oder anderen These auch noch dienen und es ist also durchaus interessant, sich in die Prozesse der damaligen Zeit nicht nur hineinzulesen, sondern auch hineinzudenken. Und weil der Abgeordnete Dr. Voigt zum Beispiel auch noch einmal auf die Bibelübersetzung oder die Übersetzung des Alten Testaments durch Junker Jörg damals noch auf der Wartburg eingegangen ist, muss man auch sagen, dass sich der gläubige Christ dann mit dem „Urtext“ oder der „Urbotschaft“ auseinandersetzen konnte. Wie Luther mit der „Obrigkeit“ seiner damaligen Zeit umgeht, ohne sich eigentlich mit ihr grundhaft verstreiten zu wollen, indem er sagt „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ - ich kann nicht von dem abschwören -, eine Botschaft, die durch die Renaissance-Geschichte vorbereitet worden ist, in einen geistigen, in einen politischen Prozess mündet, meine Damen
und Herren Abgeordneten, wir könnten da aus heutiger Sicht viel lernen im Umgang mit den politischen Realitäten dieser Zeit.
Politische Realitäten: Sie haben, Herr Minister Matschie, jetzt auf einige Dinge hingewiesen, die in Ihrem Haus entstanden sind, und Sie haben auch gesagt, dass wir jetzt mit einem kleinen Anschreiben von Ihnen diese Broschüre erhalten haben „Wege zur Reformation“, eine Broschüre des Thüringer Museumsverbandes in Zusammenarbeit mit der Thüringer Tourismus GmbH. Dankenswerterweise hat das der Museumsverband auch schon getan. Der Museumsverband hat sofort, als er den FDP-Antrag zur Kenntnis nahm, und zwar den zur aktuellen Stunde im Monat Januar, die Abgeordneten - ich nehme jetzt mal an, die Fraktionsvorsitzenden zuerst - darauf hingewiesen, dass natürlich der Museumsverband bereits in Vorleistung gegangen war. Und womit geht der Museumsverband in Vorarbeit? Mit den Museen. Da ist durchaus im Jahr 2008 schon etwas passiert, heimlich still und leise, auch im Jahre 2009. Diese Broschüre zeigt beeindruckend dieses Thüringer Lutherland von Eisenach bis Altenburg. Ich muss das hier noch einmal sagen, weil ich ja nun aus dieser Stadt komme,
in der Spalatin, dieser enge Vertraute und Freund von Martin Luther als erster Superintendent wirkte. Übrigens ist auch dessen Todestag im Januar 2010 in Altenburg begangen worden. Aber worauf ich verweisen will, das ist eigentlich das Problem: Der Museumsverband hat eine bedeutende Vorleistung erbracht, natürlich weil in den Thüringer Museen auch die entsprechenden Zeitdokumente oder künstlerischen Bearbeitungen des Reformationsthemas liegen. Aber da hätte ich dann zwei Dinge erwartet, einmal, dass man die Thüringer Museen über den Landeshaushalt nicht mit dem Betrag abspeist, den sie auch in den vergangenen Jahren hatten. Denn wir waren selbst vor der Regierungsübernahme einer rot-schwarzen Regierung in Thüringen schon einmal so weit, dass der damalige Minister Müller, dessen Gehen ich allerdings nicht bedaure, gesagt hat, wir brauchen mehr Geld für die Thüringer Museen und er wolle sich dafür einsetzen, dass dieser Mittelansatz erhöht wird. Im aktuellen Haushalt ist dieser Mittelansatz nicht erhöht.
(Zwischenruf Matschie, Minister für Bil- dung, Wissenschaft und Kultur: Die Mu- seen bekommen mehr Geld.)
Das können Sie mir ja auch erklären. Ich fand übrigens vorhin sehr schön, wie Frau Ministerin Taubert gesagt hat: Wenn Sie die Argumente mir dann noch liefern können, weil ich vielleicht noch nicht den einsichtigen Blick in die eine oder andere Tatsache hatte, dann würde ich mich natürlich im Nachgang gerne korrigieren. Die Thüringer Museen brauchen natürlich auch dann die Möglichkeit, für ihre Ausstellungs- und in ihren Publikationsarbeiten die entsprechende finanzielle Ausstattung zu haben. Und das hängt eng zusammen auch mit einer personellen Ausstattung. Da wissen Sie, Herr Minister Matschie, da haben wir in den vergangenen Jahren oft an einer Seite miteinander gekämpft, dass in den Museen inzwischen der Personalbestand so weit nach unten gegangen ist, dass eine solide Aufarbeitung des Bestandes oder eine Entwicklung des Museumsgutes in die Zukunft gar nicht mehr realisiert werden kann. Das ist ein Problem, das hängt unter anderem auch unmittelbar mit dem Vorhaben zusammen, Thüringen als Luther-Land zu präsentieren. Da wünsche ich mir entweder Aussagen, die mich überzeugen oder eine Korrektur.