lich auch solche Aufträge, die nicht einem weiteren Gewerbebetrieb die Sorge auferlegen, dass ihm ein Auftrag weggenommen wird. Darauf wird tunlichst geachtet. Es ist mir ein Bedürfnis, dem betreuenden Fachpersonal meinen aufrichtigen Dank auszusprechen. Da Herr Nothnagel es so deutlich selbst nicht tat, entschuldige ich mich für die Presseverlautbarungen der letzten Wochen, die unter der Überschrift standen, man solle die Behindertenwerkstätten abschaffen.
Kollege Nothnagel, Sie haben vorhin gesagt „Fehlmeldung der Presse“ und erklärten - und ich kaufe Ihnen das ja ab -, Sie hätten nicht von „sofortiger Schließung“ gesprochen. Das ist richtig, das haben Sie auch nicht. Aber Sie haben davon gesprochen, dass wir diese Werkstätten zukünftig in diesem Maße nicht mehr brauchen - das ist falsch. Damit, meine Damen und Herren, schlägt Die Linke.PDS alle Akteure, insbesondere die Behinderten, ins Gesicht. Um diese zugegeben harte Aussage zu untersetzen, zitiere ich Teile aus einem Leserbrief und einem persönlichen Brief. Der Leserbrief, Frau Präsidentin, vom 05.02. in der OTZ von Frau Marina Müller aus Pößneck: „Wer stellt mich ein, wenn die Behindertenwerkstätten in Pößneck geschlossen werden sollten, so wie es Herr Nothnagel fordert.“ - wurde heute klargestellt - „Ich bin eine behinderte Mitarbeiterin und Vorsitzende des Werkstattrates der Behindertenwerkstatt Pößneck und fühle mich durch Herrn Nothnagel selbst angegriffen und meinen Arbeitsplatz bedroht. Die Behauptungen, die Herr Nothnagel über die Arbeitsbedingungen und das Klientel der behinderten Mitarbeiter in einer Behindertenwerkstatt aufstellt, entsprechen nicht der Realität. Ich arbeite gern in dieser Werkstatt und meine Arbeit ist durch einen gültigen Arbeitsvertrag und gesetzlichen Urlaubsanspruch geregelt. Durch Einschränkungen, ob körperlich, geistig, seelisch, sind die beschäftigten Mitarbeiter in der Werkstatt für behinderte Menschen nicht in der Lage, auf dem freien Arbeitsmarkt zu arbeiten.“ Ein kurzer Exkurs noch in einen Brief von Frau Marianne Vogt aus Mühlhausen, die abschließend ausdrücklich darauf hinweist, dass dieser Brief öffentlich verwendet werden darf. Sie schreibt Ihnen, Kollege Nothnagel: „Mit großem Befremden las ich in der Zeitung, dass Sie für eine Abschaffung der Werkstätten plädieren. Ich bin eine sogenannte betroffene Mutter und möchte Ihnen aus meiner Sicht antworten bzw. einige Aspekte zur Notwendigkeit dieser Einrichtungen aufzeigen. Mein geistig behinderter Sohn ist 32 Jahre alt, galt zu DDR-Zeiten als schulbildungsunfähig (welch Glück, dass er nicht als bildungsunfähig eingestuft wurde, denn dann hätte es für uns beide bedeutet entweder Psychia- trie, zu Hause oder kirchliche Einrichtung) und er besucht eine Sondertagesstätte.“ Sie führt weiter aus:
„Zum Glück für uns kam die Wiedervereinigung und damit völlig andere Lebensplanungen für Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörigen. Mit 15 Jahren konnte mein Sohn eingeschult werden, um nach dem Besuch einer Förderschule für geistig behinderte Menschen dann einen Platz in der Mühlhäuser Werkstatt für behinderte Menschen zu erhalten. Seit nunmehr sechs Jahren ist er ein zufriedener und ausgelasteter Mensch.“ Ich bitte Sie, Herr Nothnagel, antworten Sie der Frau schnell.
Vielen Dank. Also, Kollege Nothnagel, noch mal: Ich denke, Sie sollten nachher noch mal ans Pult treten und sich vor den Trägern, Betreuern und allen Unternehmen, die sich für Menschen mit Behinderung meist über das Normale hinaus einbringen, verbeugen und schlicht und einfach sagen: Entschuldigung.
Es wäre nicht das erste Mal, dass sich Ihre Partei mit einer laxen Äußerung oder populistischen Forderung verirrt.
Es gebietet aber auch, liebe Kolleginnen und Kollegen, mein Demokratieverständnis und der faire Umgang mit politisch Andersdenkenden, dass ich versuche zu erkennen, hat er wirklich alles so gemeint, wie es in der Presse herüberkam. Also ich denke, Kollege Nothnagel, Sie stellten darauf ab, dass letztendlich nicht jeder, der heute in einer Werkstatt für behinderte Menschen beschäftigt ist, auch zwingend dahin gehört.
Und da gebe ich Ihnen recht. Insbesondere bei psychisch Kranken müssen wir zukünftig neue Wege gehen. Ich meine nicht die, die dauerhaft in diesen Werkstätten bleiben müssen und für die es keinen anderen Weg gibt. Den Mut, neue Wege zu gehen, müssen wir einfach haben. Auch sollten wir uns dem Thema eines persönlichen Budgets nicht grundsätzlich verschließen. Die Arbeitswelt verfügt über vielfältige Integrationspotenziale, die für die berufliche Rehabilitation nutzbar sind. Wir müssen sie nur erkennen. Das Arbeiten in normalen Betrieben vermittelt noch deutlicher als eine Werkstatt für behinderte Menschen einen Zugang zur beruflichen Realität, vor allem aber die Zugehörigkeit zur Gesellschaft und die Teilnahme an der gesellschaftlichen Normalität. Wir brauchen dringend Projekte für erwerbs
fähige psychisch beeinträchtigte Menschen, die drei bis sechs Stunden am Tag erwerbsfähig sind, aber aufgrund ihrer Einschränkungen schwer vermittelbar sind. Ich sage das in aller Deutlichkeit: Vor diesen Situationen ist niemand geschützt - auch wir nicht. Ich denke, wenn man zeitweise stark psychisch beeinträchtigt ist, sollten genau diese Menschen, von denen ich jetzt rede, nicht dahin gehend stigmatisiert werden und in einer Werkstatt ihre Brötchen verdienen müssen. Denn diese Menschen gehören nicht zwangsläufig in Werkstätten für behinderte Menschen. Und genau für diesen Personenkreis haben wir im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ein Modellprojekt entwickelt vor ca. zwei Jahren: „Netzwerk zur Teilhabe am Arbeitsleben“. Ziel des Projekts ist es - also wir kämpfen noch um die Genehmigung, das muss man dazu auch mal sagen -, die Erwerbsfähigkeit psychisch Beeinträchtigter zu verbessern oder wiederherzustellen, um somit die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. Nach einem Feststellungsverfahren und Eignungsverfahren, einem berufsvorbereitenden Arbeitstraining beginnt die Arbeit in einem dezentralen Arbeitsbereich entsprechend dem Ergebnis des Feststellungsverfahrens. Das heißt, es wird für jeden Teilnehmer seine individuelle Maßnahme zurechtgeschnitten und auf seine Bedürfnisse reagiert. Die Einarbeitung und intensive Betreuung der Teilnehmer am Arbeitsplatz, also im Unternehmen, wird durch qualifiziertes Personal - sogenannte Jobcoaches - natürlich vor Ort mehrfach wöchentlich übernommen, im Bedarfsfall, zum Beispiel bei Kriseninterventionen, logischerweise auch öfter. Neben den Coaches gibt es geschulte Paten im Betrieb - ich habe vorhin von der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung gesprochen -, hier sind es festangestellte Mitarbeiter der Firma, die diesen Menschen zur Seite stehen und damit ihre eigene Produktivität natürlich ein Stück weit zurücknehmen. Auch das ist Verantwortung von Unternehmertum, wenn so etwas gefördert wird.
Ich möchte jetzt nicht den gesamten Projektinhalt referieren, sondern vielmehr meine Kolleginnen und Kollegen des Sozialausschusses einladen, sich vor Ort kundig zu machen. Übrigens hat unser Arbeitskreis Soziales, Familie und Gesundheit in dieser Legislatur zahlreiche Werkstätten für behinderte Menschen besucht und sich unmittelbar vor Ort von der Arbeit überzeugt. Ich denke, diese gute Tradition sollten wir nicht brechen und damit auch eine persönliche Wertung den Akteuren vor Ort offerieren. Kurzum, so einfach, wie sich das immer anhört, Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt, ist es nicht getan. Es bedarf kluger Modelle und der Hilfe vieler Partner, vor allem aber Akzeptanz, um vollständige Integration Behinderter dauerhaft am Arbeitsmarkt zu verordnen. Ich denke, wir sollten den Bericht im Ausschuss fortberaten und das von mir angesprochene Modell auch dort ansehen, um dann gemein
sam die von den Kostenträgern noch ausstehende Finanzierungsgrundlage einzufordern. Das Thüringer Sozialministerium hat Zustimmung und Unterstützung signalisiert, aber das reicht nicht aus. Die Kassen sind da wesentlich zurückhaltender, wenngleich - und das muss man auch sagen - deutlich geringere Kostensätze zu erwarten sind als in den Werkstätten.
Ich beantrage namens der CDU-Fraktion Fortberatung des Berichts der Landesregierung im Ausschuss für Soziales, Familie und Gesundheit. Es wäre mir ganz lieb gewesen, das auch im Ausschuss für Wirtschaft, Technologie und Arbeit zu tun. Das lässt aber unsere Geschäftsordnung leider nicht zu. Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe mich in meiner Eigenschaft als Abgeordnete zu Wort gemeldet. Wie viele wissen, bin ich ehrenamtlich im Landesverband der Lebenshilfe tätig und Vorsitzende der Lebenshilfe Thüringen.
Herr Kollege Nothnagel, die von Ihnen ausgelöste Diskussion aus einer dpa-Meldung heraus und dann die Presseartikel, die folgten, haben niemanden in der Lebenshilfe kaltgelassen. Es gab im Landesverband, aber auch in seinen Mitgliedsverbänden auf Kreisebene eine sehr besorgte Diskussion. Bei mir selbst häufen sich die Briefe bzw. haben sich die Briefe vor allen Dingen besorgter Eltern - wir sind eine Elternorganisation - auf dem Schreibtisch gehäuft. Was am meisten betroffen gemacht hat, war: Werden denn die Werkstätten nicht mehr gebraucht? Denn Sie sprachen von einer schrittweisen Reduzierung der Werkstätten. Wird unsere Arbeit nicht anerkannt? Haben wir noch einen Arbeitsplatz in Zukunft? So hat es mein Abgeordnetenkollege Günther hier aus einem Auszug auch dargestellt. Das waren vor allen Dingen die Behindertenräte in den Werkstätten, die - und hier werden Sie auch in der dpa-Meldung wörtlich zitiert - es auch für sehr deprimierend hielten, dass gesagt wird, wir erhalten keinen Urlaub, wir sind nicht gleichberechtigte Mitarbeiter in der Werkstatt. Das hat sehr viele sehr hart getroffen. Ich unterstelle Ihnen nicht, dass Sie das auslösen wollten. Ich glaube, auch in Ihrem Brief an die Lebenshilfe war diese Nostalgie in Richtung DDR nicht ganz angebracht, denn viele betroffene
Eltern wissen, wie der Zustand der Betreuung, der Unterstützung gerade für geistig Behinderte, schwerst mehrfach geistig Behinderte war, und die dankbar sind, dass der Staat und die Kassen so viel Geld in die Hand genommen haben, die Gesellschaft insgesamt, nach der politischen Wende, um hier Abhilfe zu schaffen, um Teilhabe am Leben und vor allen Dingen Förderung zu schaffen. Die Lebenshilfe mit ihren 11 Lebenshilfeorganisationen hier in Thüringen hat 20 Werkstätten. In allen Thüringer Werkstätten sind über 8.570 Beschäftigte und ich unterscheide nicht zwischen Beschäftigten mit Handicap und Beschäftigten ohne Handicap. Sie sind gemeinsam dort beschäftigt, die einen fördern und fordern und die anderen arbeiten gemeinsam an nützlichen Projekten, die dann auch verkauft werden. Ich glaube, das ist den Mitarbeitern auch mit Handicap und Behinderung sehr, sehr wichtig, dass sie dienlich sind, dass sie nützlich sind, sich einbringen können mit ihrer Arbeit in die Gesellschaft und dass sie genauso wie alle anderen ein monatliches Entgelt bekommen - Frau Kollegin Künast hat ja auf die Spezifik des Entgelts hingewiesen -, dass sie Urlaub, Mutterschutz haben, und wir freuen uns, wenn eine junge Kollegin dort in Mutterschutz geht, die ganze Werkstatt, wie sich die anderen Mitarbeiter freuen, wenn jemand einen Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt gefunden hat. Herr Kollege Nothnagel, man bekommt nicht so einfach einen Platz in der Werkstatt, das wird sorgfältig geprüft, die Behinderung beurteilt. Es gibt eine Aufnahmepflicht der Werkstatt, die kann nicht nach Belieben auswählen, das wissen Sie ganz genau. Es ist aber in der öffentlichen Diskussion der Eindruck entstanden, dass man beliebig aufnehmen könnte, die Leistungsstarken in den Vordergrund, damit man „just in time“ - haben Sie auch genannt - die Arbeit in der Werkstatt organisieren kann.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich bin dem Minister Zeh sehr dankbar, dass er hier einmal deutlich gemacht hat, wie die Landesregierung zur Arbeit in den Werkstätten im Freistaat Thüringen steht. Frau Kollegin Künast, dieser Seitenwurf auf die Kosten war natürlich - das habe ich schon verstanden - eine Replik in meine Richtung, aber da gestatte ich mir den Hinweis, Dagmar, dass man da auch mal in den Rechnungshofbericht des letzten Jahres schauen soll. Der kritisiert nämlich die Höhe und das wissen die Anwesenden im Haushalts- und Finanzausschuss nach zehn Jahren, und nicht die Höhe nach oben, sondern eher die Höhe nach unten.
Sie sagen es ihr, Dr. Pidde. Ich möchte auch informieren darüber: Die Lebenshilfe diskutiert sehr wohl, auch ihre Lebenshilfekammer, aber auch in
den Ausschüssen - wir werden demnächst wieder Lebenshilfetag haben -, solche Modelle wie auch Werkstätten für psychisch Kranke, das ist nicht unumstritten innerhalb der Lebenshilfe. Das gibt auch viele Probleme in den Werkstätten, in der Betreuung. Das ist im Diskussionsprozess und es kann ja im Ausschuss darüber berichtet werden und dargestellt werden, ob diese Modelle passförmig sind oder nicht. Wir diskutieren auch die Annahme des persönlichen Budgets, das viele Möglichkeiten gerade für geförderte Behinderte, die eine Entwicklung durchgemacht haben, das noch größere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben bringt.
Ich möchte auch auf die Integrationsfirmen, die hier in Erfurt und in Gera entstanden sind, verweisen, die sehr gute Ergebnisse zeigen, um andere Modelle, die den Marktgesetzen unterliegen, in Angriff zu nehmen.
Ich möchte Sie deshalb auch wie mein Kollege Günther noch mal auffordern in Richtung der Mitarbeiter, aber auch der Menschen mit Behinderungen, das hier von diesem Pult aus noch mal deutlich klarzustellen, dass wir in Thüringen den Werkstätten ein großes Augenmerk zumessen, dass die Werkstätten notwendig und richtig sind und dass auch die Förderungen der Werkstätten notwendig und richtig sind, dass wir aber auch die Teilhabe am ersten Arbeitsmarkt nicht aus dem Blick haben - Herr Minister Zeh hat dieses Programm aufgelegt - und dass die Landesregierung genauso wie die Fraktionen sich für die Teilhabe geistig Behinderter in die Thüringer Gesellschaft einsetzen. Herr Nothnagel, jetzt kommt bei mir ein bisschen die Abgeordnete, nicht die Lebenshilfevorsitzende zu Wort. Ich hätte mir manchmal gewünscht, Sie hätten in dem Moment mehr Handwerk wie Mundwerk gesagt und hätten vorher mit den Betroffenen diskutiert.
Ich lade Sie noch mal von diesem Pult aus in die Lebenshilfe Jena recht herzlich ein, um mit den Betroffenen zu diskutieren, um sich auseinanderzusetzen und nicht nur am Rande der Oberhofer Spiele sich mit dem einen zu unterhalten, sondern diskutieren Sie mit dem Lebenshilferat, diskutieren Sie mit dem Elternrat bei uns in der Organisation, da kommt mehr raus. Vielen Dank.
Gibt es jetzt weitere Wortmeldungen? Das ist offensichtlich nicht der Fall. Damit schließe ich die Aussprache. Es ist, so konnte ich es jedenfalls zwei Redebeiträgen entnehmen, die Fortberatung des Berichts im Ausschuss für Soziales, Familie und Ge
sundheit beantragt worden. Es müssten alle Fraktionen zustimmen, dass diese Fortberatung erfolgt; das geschieht so. Nun stimmen wir darüber ab. Vorher stelle ich allerdings fest, dass das Berichtsersuchen erfüllt ist. Dem wird auch nicht widersprochen.
Wer der Fortberatung im Ausschuss für Soziales, Familie und Gesundheit zustimmt, der erhebe jetzt seine Hand. Danke schön. Gibt es Gegenstimmen? Das ist nicht der Fall. Gibt es Stimmenthaltungen? Das ist auch nicht der Fall. Damit kann ich den Tagesordnungspunkt 12 schließen.
Ergebnisse und Wirkungen des Thüringer Ausbildungs- paktes - Versorgung der Ju- gendlichen mit Ausbildungs- plätzen Antrag der Fraktion der CDU - Drucksache 4/2731 -
Die CDU hat nicht signalisiert, dass sie das Wort zur Begründung ergreifen möchte. Die Landesregierung wird den Bericht erstatten. Bitte, Herr Staatssekretär Dr. Aretz.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, wir haben eben ein ernstes Thema, wie ich glaube, in angemessener Art und Weise hier erörtert, gemeinsam erörtert und ich habe die stille Hoffnung, dass das auch mit dem nächsten Tagesordnungspunkt so gelingen kann, denn es handelt sich um eine weitere gesellschaftliche Gruppe, die unserer besonderen Aufmerksamkeit bedarf. Es geht um die jungen Menschen und, ich glaube, wir sind uns über die Parteigrenzen hinaus einig, dass die berufliche Ausbildung unserer jungen Menschen ein zentrales wirtschafts- und gesellschaftspolitisches Anliegen ist. Folgerichtig steht dieses Thema auch auf der politischen Agenda der Landesregierung weit oben. Auch vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung, auch um der Abwanderung junger Menschen entgegenzuwirken, hat die Bereitstellung von Ausbildungsmöglichkeiten oberste Priorität.
Ich möchte deshalb, bevor ich auf die Ergebnisse eingehe, allen Beteiligten des Thüringer Ausbildungspaktes meinen ausdrücklichen Dank für ihr keineswegs selbstverständliches Engagement aussprechen
Das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Technologie und Arbeit hat das Ergebnis des Thüringer Ausbildungspaktes 2006 am 29. Januar dieses Jahres veröffentlicht. Ich darf in Erinnerung rufen: Im Bereich der Industrie- und Handelskammern und der Handwerkskammern Thüringens wurden bis zum 31. Dezember 2006 insgesamt 17.676 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das sind 1.476 oder 9,1 Prozent mehr, als die Zielstellung des Ausbildungspaktes, nämlich 16.200, vorgab. Die Industrie- und Handelskammern konnten mit 12.396 Neuverträgen ihre Zielstellung zu fast 109 Prozent erfüllen. Die Handwerkskammern erreichten 110 Prozent ihrer Zielsetzung, nämlich 5.280 Neuverträge. Zur Ergänzung der betrieblichen Ausbildungsangebote wurden durch das Thüringer Kultusministerium berufsvorbereitende vollzeitschulische Bildungsmaßnahmen für rund 5.300 Jugendliche sowie vollzeitschulische Bildungsmaßnahmen mit staatlich geprüftem Berufsabschluss für rund 3.200 Jugendliche angeboten. Durch die Arbeitsagenturen, die ARGEn und die optierenden Kommunen sind insgesamt 3.394 überbetriebliche Ausbildungsplätze für benachteiligte und behinderte Jugendliche in Thüringen finanziert worden. Für nicht ausbildungsreife Jugendliche wurden 2.442 Plätze für berufsvorbereitende Maßnahmen bereitgestellt. Auch der Thüringer Bauernverband hat seine Zielstellung, den Abschluss von 347 Neuverträgen in den Berufen Landwirt und Tierwirt, erfüllt.
Meine Damen und Herren, manchmal hat man das Gefühl, man muss sich für gute Zahlen und gute Nachrichten entschuldigen. Wenn wir diesem Denken und Fühlen folgen - einige in diesem Hause scheinen das ja zu tun, ich habe das heute Morgen mitbekommen, Herr Hausold ist leider nicht da, sonst hätte ich ihn jetzt persönlich anschauen können -, muss man sich ja fast entschuldigen für diese guten Nachrichten. Sie sind erfreulich und könnten ja vielleicht den einen oder anderen - ich greife mal einen TOP von heute Morgen auf - dazu veranlassen, die Mundwinkel doch ein bisschen höher zu ziehen; das überzeugt dann nämlich auch andere.
Die Landesregierung unterstützte den Ausbildungspakt mit rund 25 Mio. € aus ESF- und Landesmitteln. Dieses Geld wurde bereitgestellt zur Förderung betrieblicher Ausbildungsverbünde, zur Förderung der überbetrieblichen Lehrunterweisung im Handwerk, zur Verbesserung der Berufsorientierung und Berufswahlvorbereitung zum Beispiel im Projekt Berufsstart, zur Förderung von praxisorientierten Maßnahmen für nicht berufsreife Jugendliche sowie für den Thüringer Berufswahlpass und weitere Maßnahmen.
Das Lehrstellenprogramm Ost wurde in Thüringen im Umfang von 1.532 Plätzen gemeinsam von Bund und Land finanziert. Vom Freistaat ist dieses Programm um weitere 400 Plätze auf insgesamt 1.932 Plätze aufgestockt worden. Positiv hervorzuheben ist der im Vergleich zum Vorjahr weiter gestiegene betriebliche Anteil bei den abgeschlossenen Neuverträgen sowohl in Industrie und Handel als auch im Handwerk. Nach Angaben der Kammern wurden im Bereich der IHKs unter den insgesamt im Ausbildungspakt abgeschlossenen Neuverträgen des Jahres 2006 - ich muss mich für weitere Verbesserungen entschuldigen - 79 Prozent betriebliche Neuverträge registriert. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 74,4 Prozent, bei den Handwerkskammern bei 72 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr wurde damit auch hier eine Steigerung erreicht. Diese wichtige Steigerung betrieblicher Neuverträge ist wesentlich durch den Ausbildungspakt unterstützt worden.
Bei sinkenden Bewerberzahlen gilt es, an dieser Entwicklung anzuknüpfen, um die Relation beim Ausbildungspakt noch weiter zugunsten betrieblicher Ausbildungsplätze zu verbessern. Im Ausbildungsjahr 2006 konnten von den Kammern insgesamt 1.089 Unternehmen für eine erstmalige Ausbildung gewonnen werden, die Paktzielstellung lag bei 1.050 Unternehmen. Ich möchte hier auch einmal anmerken, welche Leistung dahinter steckt bei den Mitarbeitern der Kammern und auch bei den Mitarbeitern unseres Ministeriums. Ein Unternehmen davon zu überzeugen, dass es ausbilden soll, ist nicht damit geschehen, dass man denen einen Rundbrief schickt. Da muss man das Gespräch führen, da muss man vermitteln, dass die aktuellen Schwierigkeiten, die es gibt und die bisher davon abgehalten haben, sich als Ausbildungsbetrieb zu engagieren, möglicherweise ja doch auf irgendeine Art und Weise überwunden werden können. Da kann und muss man darauf hinweisen, dass es darum geht, Fachkräfte für die Zukunft zu gewinnen. Das Interessante und für mich persönlich Erfreuliche ist, dass noch mehr Ausbildungsbetriebe sich schlicht davon letztlich haben überzeugen lassen, dass man etwas für junge Menschen tut. Das gehört auch zum Bild der Thüringer Wirtschaft, dass es viele Handwerker und Unternehmer gibt, die aus sozialer Verantwortung über den eigentlichen Bedarf und die ökonomische Rationalität hinaus ausbilden und sich für junge Leute engagieren.
Ferner wurden durch die Wirtschaft Thüringens 1.259 Plätze für Einstiegsqualifizierungen von Jugendlichen akquiriert und auch hier ist die Zielstellung von 1.150 Plätzen deutlich übertroffen worden.
Dabei möchte ich darauf hinweisen, dass diese Plätze keineswegs lediglich als Warteschleifen zu verstehen sind. In über 60 Prozent der Fälle führen diese Praktika direkt zu einem anschließenden Ausbildungsvertrag in den betreffenden Betrieben. Der Thüringer Ausbildungspakt ist bisher sehr erfolgreich. Er trägt maßgeblich zu der positiven Thüringer Jahresbilanz auf dem Ausbildungsmarkt bei.