Protocol of the Session on April 20, 2018

Korrespondenzzirkel sind im Übrigen nicht die einzigen Angebote zur mathematischen Förderung. Auf diesem Gebiet fördern wir auch im Rahmen von Feriencamps und Sommerkursen. Darüber hinaus gibt es die Mathematikolympiade und Lernmodule im Angebot „Lernen am anderen Ort“ an der Universität in Magdeburg.

Die Rückläufigkeit der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler, die Beschränkung auf wenige Schulstandorte und die Fokussierung auf den mathematischen Bereich veranlassten mich, bisherige Angebote zu analysieren und neu aufzustellen, um landesweit mehr Schülerinnen und Schüler zu erreichen, die Sachgebiete deutlich zu erweitern und nicht nur den Ansatz zu verfolgen, Aufgaben zu stellen, die Lösungen zu korrigieren und dann wieder neue Aufgaben zu stellen. Vielmehr geht es darum, über die Aufgaben einen Dialog zu führen und Ergebnisse zu präsentieren, damit diese neue Fragen aufwerfen, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler auseinandersetzen. Das ist also ein reflektierter Ansatz.

Wir werden hierbei die Erfahrungen der Lehrkräfte, der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beiden Hochschulen in Halle und in Magdeburg sowie der Studierenden einbeziehen, um modernere und landesweit breitere Angebote zu entwickeln.

Um die geplante Neuausrichtung der Begabtenförderung umsetzen zu können, bedarf es der finanziellen Untersetzung. Das Bildungsministerium hat hierfür insgesamt Mittel in Höhe von 535 000 € für das Haushaltsjahr 2019 angemeldet. Hierbei wäre ich, liebe Kolleginnen und Kollegen, für die parlamentarische Unterstützung im Rahmen der Haushaltsberatungen sehr dankbar.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die gemeinsame Initiative von Bund und Ländern, die schon in Rede stand und die im Antrag thematisiert wird, ist sehr vielschichtig. Sie orientiert auf die unterrichtliche Förderung, stellt zugleich eine Verbindung zu diagnostischen Prozessen her und fördert die Vernetzung von schulischen, außerschulischen und außerunterrichtlichen Angeboten zur Begabtenförderung.

Die Mitwirkung des Landes Sachsen-Anhalt orientiert einerseits auf die Fortsetzung von Angeboten des Landes in der Begabtenförderung und bietet andererseits zugleich die Chance, diese Förderangebote zu modernisieren und dabei die Wirksamkeit der Maßnahmen in den Blick zu nehmen. In diese Initiative werden die bisherigen Partner und Träger von Angeboten der Begabtenförderung selbstverständlich eingebunden, um einen

breiten Transfer innerhalb des Landes zu bewirken.

Der Ausschuss für Bildung und Kultur des Hohen Hauses befasste sich in seiner Sitzung im Februar 2018 bereits mit diesem Thema. Ende Juni 2018 werde ich die Vorhaben des Bildungsministeriums zur Begabtenförderung im Ausschuss vorstellen. Die Diskussion über die künftige inhaltliche Ausrichtung der Begabtenförderung im Land wird im Ausschuss nach der Sommerpause fortgeführt werden. Daher plädiere ich für eine Überweisung des hier in Rede stehenden Antrags in den Ausschuss für Bildung und Kultur. - Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU, bei der SPD und von der Regierungsbank)

Herr Minister, Frau Hildebrandt hat sich zu Wort gemeldet. - Frau Hildebrandt, Sie haben das Wort.

Danke, Herr Präsident. - Herr Minister, Sie haben gesagt, man kann landesweit Schüler durch andere Programme besser erreichen. Eine Frage dazu. Das Kind, das bei mir auf dem platten Land ohne viele ÖPNV-Möglichkeiten wohnt, hat jahrelang von diesem Korrespondenzzirkel profitiert. Anders wäre Begabtenförderung bei uns überhaupt nicht möglich gewesen. Wie stellen Sie sich vor, dass man Schüler landesweit besser als mit einem Brief per Post und durch Mundpropaganda von engagierten Lehrern auf jedem Gymnasium im Land erreicht?

Herr Minister, Sie haben das Wort.

Frau Abg. Hildebrandt, ich habe gesagt, dass wir uns im Juni 2018 im Ausschuss etwas tiefgründiger und inhaltlich dazu austauschen werden. Ich glaube, dann wird Gelegenheit sein, sich noch einmal in Gänze mit den Dingen zu beschäftigen.

Der Punkt ist natürlich, wie wir Bildungsangebote im ländlichen Raum vorhalten können. Das ist eine Frage, die man sozusagen in vielfältiger Hinsicht diskutieren kann. Ich glaube, der Aspekt der Digitalisierung - ich möchte ihn an dieser Stelle kurz einwerfen, weil Herr Willingmann gerade hereingekommen ist - wird uns dafür zeitnah auch ganz andere Möglichkeiten bieten, sofern dann die Fragen der Breitbandversorgung und Ähnliches geklärt sind.

Deswegen sagen wir: Wir müssen, damit gerade der ländliche Raum eine gleichberechtigte und

auch die gleichen Chancen habende Bildungspolitik hinsichtlich der Begabtenförderung erreichen kann, diese Angebote hinterfragen und stärker in die Breite ausrollen. Das ist in diesem Fall eben nicht passiert. Ich habe beschrieben, wie wenige Schulen sich daran im Endeffekt beteiligt haben.

Deswegen sage ich immer - das hat Herr Lippmann ein bisschen als Vorwurf unter mehreren in seinem Redebeitrag gebracht -:

(Zuruf)

Wenn wir immer nur fortschreiben, was da ist, werden wir hier nie Innovationen erzeugen können. Wir müssen uns immer auch kritisch reflektieren und bezüglich der Maßnahmen überlegen, ob deren Zielorientierung noch so ist, wie wir uns das vorstellen können. Dazu lade ich ausdrücklich ein.

Wenn die Politik immer nur die ausgelatschten Trampelpfade weiterläuft, die da sind, werden wir in diesem Lande unseren Entwicklungsvorsprung vor anderen Ländern der Welt nicht halten können. Gerade bei der Bildung sollten wir bereit sein, innovativ und gemeinsam neue Wege zu beschreiten. Dazu lade ich insbesondere die Fraktion DIE LINKE herzlich ein.

Herr Minister Tullner, Frau Hildebrandt hat eine Nachfrage. - Frau Hildebrandt, Sie haben das Wort.

Danke, Herr Vizepräsident. - Herr Minister, wären Sie denn bereit, diese ausgelatschten Trampelpfade noch nicht zu verlassen, bis Sie grünes Licht vom Wirtschaftsminister dafür bekommen, dass der Breitbandausbau auf sämtlichen weißen Flecken im Land abgeschlossen ist?

(Zustimmung bei der LINKEN)

Ich bin mir ganz sicher, dass dieser Minister in die Geschichte des Landes als der Minister eingeht, der die Digitalisierung hier endlich zum Laufen gebracht hat.

(Oh! bei der LINKEN)

Denn das wird die Koalition in dieser Wahlperiode erreichen. Dahin gehend bin ich ganz, ganz sicher.

(Zurufe von der LINKEN)

Der andere Punkt ist, dass wir nicht nur auf die Digitalisierung als das Goldene Kalb warten, sondern wir werden vorher auch die anderen Instrumentarien in den Blick nehmen. Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern sie wird uns

helfen können. Und bei dem großen Engagement, das Minister Herr Willingmann hierbei an den Tag legt, kann ich nur sagen: Da wird die Post abgehen. - Danke.

Es gibt keine weiteren Fragen. Dann danke ich Minister Herrn Tullner für die Ausführungen. - In der Debatte sind drei Minuten je Fraktion vorgesehen. Ich verweise darauf, dass der Minister seine Redezeit doch relativ stark überzogen hat, um etwa zwei Minuten.

Für die SPD spricht die Abg. Frau Prof. Dr. KolbJanssen. Frau Prof. Kolb-Janssen, Sie haben das Wort.

Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zum Thema Begabtenförderung und speziell zur Fortführung der Korrespondenzzirkel hat meine Fraktion bereits im letzten Jahr einen Selbstbefassungsantrag in den Bildungsausschuss eingebracht. Wir haben über das Thema in der Dezembersitzung sehr ausführlich diskutiert. Wir haben mit dem Minister vereinbart, dass er uns ein Konzept im Hinblick auf die Umsetzung der KMK-Vorgaben vorlegt und uns die neuen Ideen, die geplant sind, um alte Trampelpfade zu verlassen, präsentiert.

Nichtsdestotrotz möchte ich die Gelegenheit heute noch einmal nutzen, mich an dieser Stelle bei den Kolleginnen und Kollegen zu bedanken, die 25 Jahre lang diese Korrespondenzzirkel an der Universität in Halle betreut und begleitet haben.

(Zustimmung von Silke Schindler, SPD)

Das war ein Projekt, zu dem man vielleicht sagen kann, in den letzten Jahren sind weniger Schüler erreicht worden. Aber über die Laufzeit hinweg sind damit 2 500 bis 3 000 Kinder erreicht worden. Das ist eine ganze Menge.

Diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die das gemacht haben, haben das ehrenamtlich gemacht, mit dem Nebeneffekt - auch das darf man nicht vergessen -, dass auch Studentinnen und Studenten einbezogen worden sind, die ganz nebenbei, praktisch durch die Betreuung der Schülerinnen und Schüler, schon einmal Didaktik und Pädagogik gelernt haben.

Es war ein erfolgreiches Projekt. Auch meiner Fraktion hat sich bisher noch nicht erschlossen, warum dieses erfolgreiche und mit 12 000 € relativ preiswerte Projekt - wenn ich jetzt höre, dass das neue Konzept Haushaltsmittel in Höhe von 500 000 € umfassen soll - schon eingestellt worden ist, bevor es etwas Neues gibt.

Mit Verlaub, es geht hierbei nicht um alte Trampelpfade. Ich bin immer dafür, Dinge, die nicht

funktionieren, die eingeschliffen sind, auf den Prüfstand zu stellen. Aber hierbei hat dieses Aufden-Prüfstand-Stellen nicht einmal stattgefunden. Es hat aus meiner Sicht keine Analyse dazu gegeben, woran es denn gelegen hat, dass in den letzten Jahren tatsächlich weniger Schüler erreicht wurden. Vielleicht hatten die Lehrer keine Kapazitäten, um ihre Schüler entsprechend zu begleiten.

Ich bin auf die Diskussion im Bildungsausschuss gespannt. Wir werden uns mit dem Konzept insgesamt auseinandersetzen. Vielleicht gibt es doch noch eine Möglichkeit, im Rahmen dieses großen Gesamtkonzepts die Korrespondenzzirkel an

einer Stelle einzubauen. Geld dafür haben wir dann vielleicht genug. - Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD)

Es gibt keine Fragen. Dann danke ich Frau Prof. Kolb-Janssen für die Ausführungen. - Für die AfD spricht der Abg. Herr Jan Wenzel Schmidt. Herr Abgeordneter, Sie haben das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! An einem sonnigen Freitagnachmittag haben wir nun doch einmal die Möglichkeit, über einen Antrag der Fraktion DIE LINKE zu sprechen, den wir nicht als Schaufensterantrag entlarven müssen. Der Antrag ist sogar so gut, dass ich ihn loben muss. Er ist sachlich, die Begründung ist gut, und ich dachte beim ersten Lesen auch, dass der Antrag von uns wäre.

(Beifall bei der AfD)

Die AfD-Fraktion wird den Antrag unterstützen und ihm zustimmen. Was mich ein bisschen verwundert hat, ist, dass ein Antrag zur Begabtenförderung ausgerechnet von der Fraktion DIE LINKE kommt, obwohl sie doch eher für Gleichmacherei bekannt ist und dafür, das Lernen in den Schulen durch ihre Ideologien, wie beispielsweise Inklusion oder politisch korrektes Gendern, zu erschweren.

(Beifall bei der AfD - Zuruf von Thomas Lippmann, DIE LINKE)

Korrespondenzzirkel gibt es in Sachsen-Anhalt seit 25 Jahren, und zwar nur in Sachsen-Anhalt. Das ist ein Aushängeprojekt, das es nur bei uns gibt. Dabei haben die Schüler die Möglichkeit, sich neben ihrem eigentlichen Schulstoff und den Hausaufgaben weitere Aufgaben zusenden zu lassen, diese zu bearbeiten - sie sind sehr anspruchsvoll - und sie dann einzusenden.

Bei mir selbst ist die Schulzeit noch nicht so lange her. Ich kenne einige, die daran teilgenommen und dieses Projekt immer wieder gelobt haben.

Ich selbst habe es nicht gemacht; zusätzliche Hausaufgaben waren für mich nicht so anspruchsvoll, sondern ansprechend.

(Zuruf von der LINKEN)