Zweifellos war es ein entmenschlichendes, ein bestialisches Bombardement, weil Krieg grausam ist, weil immer Gerechtigkeit im Wort geführt wird und doch nie erreicht wird.
Doch ohne die Alliierten, ohne ihre militärische Stärke und auch ohne die Luftangriffe auf die deutschen Städte wäre der Krieg nicht beendet worden,
wären die, die durch Rassenlehre, Abwertung und Entmenschlichung zum Opfer gemacht wurden, die, die unter deutscher Besatzung und unter politischer Feinderklärung litten, nicht vom Faschismus befreit worden.
Das ist der Grund dafür, dass man nicht davon sprechen kann, dass das Bombardement der Alliierten sinnlos war.
Das Moral Bombing der Briten war zweifellos grausam und perfide. Dass es keinen Erfolg hatte, verweist nicht nur auf die Unmöglichkeit, mit Krieg die Vernunft, geschweige denn die Menschlichkeit des Gegners zu erreichen. Es verweist auch auf eine weitere bittere Wahrheit: Es war eben nur eine kleine Minderheit der Deutschen, die gegen den Nationalsozialismus kämpfte. Es war weder die Mehrheit der Arbeiterklasse noch die Mehrheit
der politischen Eliten oder die Mehrheit der bürgerlichen Mitte. Es gab keine deutsche Mehrheit gegen den Nationalsozialismus.
Zudem verweist eine genaue Betrachtung insbesondere auch der Bombenangriffe auf das Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts auch auf die Falschheit der Behauptung der unschuldigen Stadt. Magdeburg hatte genau wie Dessau eine zentrale Rolle für die deutsche Wehrmacht und ihre Funktionsfähigkeit für die deutsche Kriegsstärke.
Sie waren eben auch strategische Ziele, in denen Rüstungsindustrie angesiedelt war, Giftgas produziert wurde, Munition hergestellt wurde, KZ-Außenlager betrieben wurden und Zwangsarbeiter bis in den Tod ausgebeutet wurden. Dies gilt es auch im Blick zu haben, wenn wir der Zerstörung Magdeburgs gedenken.
Natürlich stellt sich die Frage, wenn die AfD das Bombardement deutscher Städte als einen Tiefpunkt des Zweiten Weltkrieges bezeichnet, was in einer solchen Rechnung eigentlich der Höhepunkt gewesen sein soll. Sprache ist verräterisch, meine Damen und Herren.
Ich will noch einmal Ralph Giordano zitieren, der auf den Punkt bringt, warum eine Aufrechnerei, wie die AfD sie betreibt, sich verbietet:
„Als Königin Elisabeth II. Dresden 1995 einen Besuch abstattete, hätte die Queen, wäre es ihr in das Blickfeld geraten, ein Transparent mit der Aufschrift ‚Royal Air Force - Kriegsverbrecher‘ sehen können. Als der rüstige Siebzigjährige daraufhin gefragt wurde, ob für ihn die deutschen Bomberbesatzungen, die 1939 Warschau, 1940 Rotterdam und London, 1941 Coventry und Belgrad verheert hätten, auch Kriegsverbrecher gewesen seien, holte er als Antwort ein Ei aus der Tasche und warf es in Richtung der Königin, allerdings ohne sie zu treffen.
„geht die Internationale der Eierwerfer stets nach dem gleichen Muster vor: Sie blendet die Vorgeschichte aus, meidet den historischen Kontext und kappt alle Kausalitäten. Keine andere Gruppe hat es mir so leicht gemacht, die Toten des Luftkrieges zu ignorieren und mich hinter meinem Empathiedefizit zu verstecken. Wobei Dresden immer das Paradebeispiel der professionellen
Die unermessliche Tragödie der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 war und ist für die Eierwerfer nie etwas anderes gewesen als ein Posten auf der schaurigen Liste ihrer entseelten Totenarithmetik“.
Die AfD stellt sich mit dem Antrag, den sie heute vorgelegt hat, in die Reihe jener Eierwerfer der Geschichte.
Dieser Antrag bebildert die erinnerungspolitische Wende um 180 Grad, die Höcke und andere fordern. Genau das ist einer der Gründe, warum die AfD auf keiner Meile der Demokratie zu Hause ist.
(Beifall bei der LINKEN, bei der SPD und bei den GRÜNEN - André Poggenburg, AfD: Wir waren zu Hause!)
Dass sich Menschen, die sich gegen geschichtsrevisionistische und faschistische Aufmärsche von Neonazis hier in Magdeburg zusammengefunden haben, nicht mit Leuten, die dasselbe Vokabular, dieselben Feindbilder, teilweise dasselbe Personal und, wie der Antrag zeigt, auch die gleiche Themensetzung wie eben diese Nazis haben, nicht mit eben dieser AfD auf eine Meile der Demokratie begeben wollen, ist nicht nur nachvollziehbar, es ist auch naheliegend. Nichts daran ist undemokratisch.
(Beifall bei der LINKEN, bei der SPD und bei den GRÜNEN - André Poggenburg, AfD: Da ist die Antifa marschiert!)
Demokratie lebt nicht vom Verfahren allein, sondern vom Inhalt. Dazu gehört, dass grundlegende Rechte für jeden Menschen eben gerade nicht verhandelbar sind und nicht einer Mehrheitsabstimmung anheimgestellt werden - Rechte, die die AfD in den Parlamenten und auf der Straße mit Füßen tritt und sich damit selbst außerhalb des demokratischen Spektrums stellt. Deswegen ist Widerspruch gegen die AfD auf einer Meile der Demokratie nicht nur erlaubt, sondern auch nötig.
Allen, die gegen die AfD und andere Nazis Position beziehen, die sich solidarisch mit den von ihnen Angegriffenen zeigen und die, wie am letzten Samstag, friedlich und entschlossen zugleich Widerspruch anmelden, gilt deshalb unser ausdrücklicher Dank.
Demokratie, meine Damen und Herren, ist das Gegenteil von Neutralität. Demokratie erfordert, demokratische Räume zu schützen, und das heißt, sie müssen für Faschisten verschlossen bleiben. Das ist die Aufgabe, vor der Demokraten im Jahr 2018 stehen.
Natürlich ist es kein Zufall, dass dieser Antrag gerade jetzt kommt. Der Jahrestag der Bombardierung Magdeburgs passt eben auch sehr gut zu den innerparteilichen Klärungsprozessen der AfD. Natürlich führen Geschichtsrevisionismus und Antisemitismus nicht zum Ausschluss Björn Höckes aus der AfD, sie sind ihr Kern.
(Beifall bei der LINKEN - Zustimmung von Sebastian Striegel, GRÜNE, und von Cor- nelia Lüddemann, GRÜNE - André Pog- genburg, AfD: Rot ist das neue Braun! So muss es heißen! - Lachen bei der SPD - Zuruf von der SPD: Ruhig brauner!)
Frau Quade, es gibt insgesamt, glaube ich, fünf Wortmeldungen aus der AfD-Fraktion. Ich habe gesagt, wir machen einen Cut bei zweien. Sie können dann darüber entscheiden, ob Sie darauf reagieren. - Als Erster hat Herr Raue das Wort.
Frau Quade, Sie haben sich gerade in der Herabwürdigung der deutschen Luftkriegsopfer übertroffen, das muss ich ganz ehrlich sagen,
Schramm, ebenfalls Mitglied der Linkspartei und Hate-Speech-Expertin der Antonio Amadeu Stiftung. Die schrieb vor zwei Jahren: „Sauerkraut, Kartoffelbrei - Bomber Harris, Feuer frei!“