Den Holocaust und den Hitler-Faschismus habe ich in der allerersten Rede, die ich im Parlament gehalten habe, nämlich zum 1. September, ganz eindeutig und klar missbilligt und angegriffen. Hören Sie mit Ihren wahnsinnigen Unterstellungen gegen uns endlich auf.
Deswegen warte ich so geduldig. - Ich habe Ihnen eben anhand einiger ausgewählter Beispiele belegt, dass bei Ihnen Sagen und Handeln wirklich auseinanderfallen. Sehen Sie uns nach, dass wir Ihnen das an der Stelle nicht glauben. Das, was Sie sagen, und das, was Sie schreiben, steht in einem völlig anderen Licht.
Wenn der Kollege Tillschneider sagt, man müsse den Nationalsozialismus im historischen Kontext betrachten, dann ist das mindestens erklärungs
Der Antrag in der Haushaltsberatung - der Antrag, diese zwölf Jahre zur normalen Geschichte zu erklären, kam vom selben Kollegen -, die Gedenkstättenstiftung aufzulösen, spricht Bände, und darauf beziehe ich mich hier.
Herr Präsident, vielen Dank für das Wort. Betrachten Sie meine Wortmeldung als Zwischenintervention.
Sie reden in Ihrem Beitrag von Meinungsvielfalt und von Pluralismus und sprechen sich gegen Ausgrenzung aus. Als ich am Samstag über die Meile der Demokratie geschlendert bin, konnte ich an vielen Ständen feststellen, dass es für die AfD keine Waffeln und keinen Kaffee gab und die AfD nicht bedient wurde.
Eine Gewerkschaft hat eine Mauer gebaut, nämlich eine rote Gewerkschaft, die sich mit dem Mauerbau bestens auskennt.
Dort hat sich die wahre Fratze der Teilnehmer dieser Meile der Demokratie richtig offenbart; denn sie nutzen und missbrauchen den Demokratiebegriff seit zehn Jahren scheinheilig für sich.
Wissen Sie, was mir bei der AfD echt auf die Ketten geht, sind dieses Selbstmitleid und diese Rumheulerei.
Sie machen Politik damit, Sie machen Mehrheiten damit, dass Sie sich außerhalb des demokratischen Establishments hinstellen. Sie nennen das Altparteien. Wenn alle anderen so reagieren und sagen, wir nehmen das ernst, ihr seid anders und wir wollen das nicht so, wie ihr das wollt, wir wollen nicht die Welt, die ihr wollt, dann heulen Sie herum. Lassen Sie das und stehen Sie dazu.
Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine Damen und Herren! Auch mir ist herzlich egal, wo die AfD ihre Waffeln und ihren Kaffee herbekommt.
Als sehr junge Jugendliche fragte ich jemanden, von dem ich viel hielt, warum die Bomben auf Dresden und Magdeburg im Nachhinein nicht genauso zu verurteilen seien wie alle anderen Bomben. Ich bekam keine direkte Antwort, sondern ich bekam Bücher zu lesen. Er gab mir Victor Klemperer zu lesen und ich las. Ich las von der unbegreiflichen Gleichzeitigkeit von Angst und Hoffnung.
Ich las, wie seine Frau Eva ihm in der Nacht bzw. am Morgen des 14. Februar 1945 den Judenstern abriss. Und ich fand die Antwort auf meine Frage. Denn so unfassbar es ist, die alliierten Bomben nahmen nicht nur Leben, sie bewahrten auch Leben.
Victor Klemperer war einer derjenigen, deren Leben bewahrt wurden und deren Leben durch die Bomben bedroht wurde, der Angst hatte, der fliehen musste, Schutz suchen musste und der zugleich durch die Bomben gerettet wurde.
Denn sie stoppten die Züge, die die letzten Mitglieder der einst großen jüdischen Gemeinden in die Konzentrationslager bringen sollten.
Ihre Perspektive auf die Bomben der Alliierten ist eine andere - eine üblicherweise unterrepräsentierte Perspektive, weswegen ich sie in den Mittelpunkt meiner Rede stelle.
Max Kaufmann, KZ-Häftling in Polte bei Magdeburg, schrieb - Herr Präsident, ich zitiere mit Ihrer Erlaubnis -:
„Die Luftalarme empfanden wir als große Erleichterung. Anfangs waren sie leider selten, aber zuletzt wurden sie immer häufiger. Mit größter Freude liefen wir in die Luftschutzkeller. Wir hörten nur noch das Geräusch von Tausenden von Flugzeugen und das Explodieren von Bomben. In den langen, schmalen, dunklen Kellern sitzend, empfanden wir diesen Lärm als Musik.“
Ralph Giordano, der als Kind einer jüdischen Mutter den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg bei und in Hamburg, aber auch in der Altmark erlebt hat, schildert eindrücklich - ich zitiere -:
„Wir hatten uns damals angewöhnt, von der ‚zweiten Gefahr‘ zu sprechen, dem Tod aus der Luft, also der tragischen Möglichkeit, von unseren Befreiern getötet zu werden, unterschieden die Bomben doch nicht zwischen Verfolgern und Verfolgten. Die ‚erste Gefahr‘, der Nazistaat, hatte sich uns schon lange vorher in dem Wort Gestapo synonymisiert.
Aber Befreier blieben sie trotzdem für uns, die angloamerikanischen Bomberbesatzungen, die Piloten, Kopiloten und Bordschützen. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, was ich dachte und wünschte, wo und wann immer ich die Kondensstreifen der Geschwader am Himmel über Deutschland sah oder eine Fliegende Festung in den Scheinwerferkegeln der Flakbatterien: Kommt herunter, bitte kommt herunter und nehmt uns mit, weg von der Angst, der ewigen Angst, der schlaflosen Angst.“
Das sind Perspektiven, die der Wunsch nach Verurteilung der alliierten Bomben ausblendet. Das sind die Perspektiven, die eine Fokussierung auf die deutschen zivilen Opfer allein außen vor lassen.
Natürlich werden sich die Empfindungen des Kindes in Coventry, Belgrad oder Paris nicht von denen des im nationalsozialistischen Sinne deutschen Kindes in Magdeburg, in Dresden oder anderenorts bei einem Fliegeralarm unterschie
Die Perspektiven des Kindes, das aus der deutschen Volksgemeinschaft herausdefiniert und nicht mehr zugehörig war, unterscheiden sich schon. Es sind die Perspektiven derer, die zu Fremden, die zu Volksschädlingen, zu Untermenschen gemacht wurden. Es sind die Perspektiven der Schutzlosesten, der Diffamierten, der Erschlagenen, Vergifteten und Vergasten, der Verhafteten, Inhaftierten und Deportierten. Es sind die derer, die keinen Platz in den Luftschutzbunkern der deutschen Volksgemeinschaft hatten, auf der das Dritte Reich basierte.