Protocol of the Session on August 25, 2017

Es ist problematisch mit sogenannten Randgruppen. Das ist aber auch nichts Neues. Deshalb ist es wichtig zu schauen, auf welches Kind passt welche Methode. Ich sage, die effektivsten Triebfedern sind nicht der Drill, nicht der Rohrstock,

(André Poggenburg, AfD: Wer will denn das?)

nicht die Drohung und auch nicht der frontale Festvortrag, das ist immer noch Spaß am Lernen und Neugier.

(Zustimmung bei der LINKEN, bei den GRÜNEN und von Silke Schindler, SPD)

Ihnen sage ich, wenn Sie das nächste Mal mit dem Antrag kommen, die Sütterlinschrift hier wieder einzuführen, dann werden wir auch das ablehnen. Sie werden den Fortschritt nicht aufhalten, und das ist die gute Nachricht.

(Beifall bei der LINKEN - André Poggen- burg, AfD: Sagt die Partei von vorgestern!)

Frau Bull-Bischoff, ich würde Sie noch einmal kurz aufhalten. Dann können Sie immer noch frei entscheiden. Es gibt zur Überraschung aller zwei Nachfragen aus der AfD-Fraktion.

(Birke Bull-Bischoff, DIE LINKE: Nein!)

- Gut. - Der Kollege Lieschke hat sich gemeldet. Sie müssen entscheiden, ob Sie eine Intervention machen wollen, offensichtlich eine Intervention; denn Frau Bull-Bischoff hat schon gesagt, dass sie nicht antworten will. Aber bitte, Sie haben die Chance.

Ja, eine Intervention. - Für mich ist es so, meine Kinder haben beide Versionen in der Grundschule kennengelernt, wie man nach dem Schweizer und dem anderen System lernt. Für mich wäre es ein riesengroßer Fortschritt, wenn wir erst einmal in der Lage wären, von einer Grundschule zur anderen Grundschule das gleiche Bildungssystem zu haben, damit die Kinder komplikationslos umziehen können, wozu wir nicht einmal jetzt in der Lage sind.

(Beifall bei der AfD)

Das wäre für mich großartig zu sagen: ein gleiches System, damit jedes Kind ohne Schulunterschiede umziehen kann.

(Zuruf von der AfD: Hört, hört!)

Jetzt, Herr Tillschneider, haben Sie die Chance.

Ja, Sie haben gesagt, den Fortschritt werden wir nicht aufhalten. Das klingt so in meinen Ohren, wie: Den Sozialismus in seinem Lauf, hält weder Ochs, noch Esel auf.

(Heiterkeit bei der AfD)

Wie dem auch sei, ich finde es jedenfalls als unredlich, dass Sie uns hierbei unterstellen, ein

Pseudoproblem zu spielen, denn wir beschäftigen uns damit nicht erst seit gestern.

(Hendrik Lange, DIE LINKE: Das kann ich mir vorstellen!)

Seit wir in dieses Parlament gewählt wurden und seitdem ich bildungspolitischer Sprecher bin, bekomme ich in der Eigenschaft immer wieder E-Mails von Eltern, die sich darüber beschweren, dass nach dieser Methode unterrichtet wird. Deshalb haben wir das heute auf die Agenda gesetzt. Zufälligerweise kam es auch in anderen Bundesländern zur Sprache. Ja? Aber das war bei uns im Arbeitskreis schon lange Thema und schon lange geplant, dass das beraten wird. Das war Punkt eins.

Punkt zwei, was Sie erklärt haben mit den Anlauttabellen; natürlich verwendet man immer Anlauttabellen. Aber es geht darum, ob man den Kindern den Eindruck vermittelt, unser Alphabet sei eine phonetische Lautschrift. Das ist es aber nicht, sondern es ist ein aus dem Lateinischen übernommenes Schriftsystem, das auch seine eigene Gesetze hat und sich keinesfalls als Lautschrift eignet. Deshalb kann man mit diesem Ansatz nicht beginnen, sondern muss damit beginnen, den Kindern dieses System mit seinen eigenen Gesetzen beizubringen.

(Beifall bei der AfD)

Wir fahren jetzt in der Debatte fort. Für die CDUFraktion spricht Frau Gorr. Bitte.

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! In der gestrigen „Volksstimme“ wurde bereits im Vorgriff auf unsere heutige Parlamentsdebatte unter dem Titel „Wird das Schreiben nach Gehör bald verboten?“ berichtet. Dort wurden zwei Aspekte benannt, die für unsere Diskussion von Bedeutung sind.

Erstens. Es gibt nur sehr wenige Schulen im Land, in denen diese Methode angewandt wird, und wenn, dann wird ihre Anwendung hoffentlich an den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler einerseits und an der letztendlich doch wichtigen Vermittlung korrekter orthographischer Kenntnisse andererseits ausgerichtet. - So in der Zeitung am Beispiel der Grundschule Zeitz-Ost aufgezeigt.

Zweitens verwies Minister Tullner in dem Artikel, wie auch heute in seinem Redebeitrag, auf die Entscheidung über die Anwendung pädagogischer Methoden in den Fachkonferenzen der jeweiligen Schulen.

In den §§ 27 bis 29 des derzeit gültigen Schulgesetzes sind die Verfahren niedergelegt, die

durch die Gesamt- bzw. Klassenkonferenzen bestimmt werden können. Dieses sind die Gremien, die sich für oder gegen bestimmte Methoden aussprechen können, wenn sie den Kindern tatsächlich oder vermeintlich schaden.

Dass die von der AfD benannte Methode kontrovers diskutiert wird, offenbart sich schon beim Lesen der „Volksstimme“-Überschrift, die man sich quasi laut vorlesen muss, um sie überhaupt verstehen zu können. Denn allein das Erfassen von Worten mit Buchstaben ist natürlich noch keine Rechtschreibung.

Ich habe, um einmal an den Spaß von Frau BullBischoff anzuknüpfen, einmal einen Brief erhalten, in dem mein Vorname folgendermaßen buchstabiert wurde: A n d sch e l a. In dem Fall war wenigstens die Aussprache richtig erfasst. Und manchmal würde ich mir wünschen, dass der eine oder andere sich meinen Namen auch einmal so aufschreibt.

(Beifall bei der CDU)

Herr Dr. Tillschneider, obwohl das keineswegs Lautschrift ist, sondern eben auch nach Gehör.

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Auf die inhaltlichen Gründe für die Ablehnung des AfDAntrags habe ich mit den obigen zwei Punkten schon hingewiesen.

Ich möchte in Richtung auf Herrn Dr. Tillschneider noch erwähnen, dass ich auch in Valencia war und dass in der deutschen Schule dort Schülerinnen und Schüler zeitgenössische Gedichte vorgetragen haben, in einer Art und Weise, die von Verständnis und Einfühlsamkeit geprägt war. So etwas würde ich gern auch häufiger an unseren Schulen einmal sehen und hören. Ich denke, das allein spricht für sich, dass die deutsche Schule dort guten Unterricht macht und auch etwas Gutes dabei herauskommt. - Danke schön.

(Beifall bei der CDU - Zustimmung von Wolfgang Aldag, GRÜNE)

Wir gehen weiter in der Debatte der Fraktionen. Für die Fraktion der GRÜNEN hat der Abg. Herr Aldag das Wort.

Darf ich schon?

Sie dürfen. Wir bekommen das mit der Zeit noch hin. Der Kollege Ministerpräsident hat gerade die Schrift abgedeckt.

(Zuruf von Wolfgang Aldag, GRÜNE)

- Ja, ich merke mir das, Herr Aldag. Kümmern Sie sich jetzt mal um die Schreibsache, ja?

Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine Damen und Herren! Wir haben es hierbei wieder mit einem typischen AfD-Antrag zu tun. Es wird ein Thema aufgegriffen, von dem man sich erhofft, einen medialen Aufschlag zu erhalten, haut eine fette Überschrift darüber, irgendetwas mit Experimente ist immer ganz gut. Im Antrag selber dann viel wischi waschi, nichts Konkretes und in der Begründung dann viel Fadenscheiniges und wenig gut Recherchiertes.

(Beifall bei den GRÜNEN - Sebastian Strie- gel, GRÜNE: Der Klassiker!)

Das alles, um dann hier am Rednerpult zu stehen, um sich in zehn bis 15 Minuten am eigenen Gesagten - ja, ich sage einmal - regelrecht aufzugeilen. Seit einem Jahr sind das immer dieselben stereotypen Verhaltensweisen. Ich weiß nicht, Herr Tillschneider, ob Sie es merken, es hat überhaupt keine große Wirkung. Einzig und allein hat es die Wirkung, dass Sie sich hier vorne abfeiern können und einen großen Beifall von Ihrer Fraktion einheimsen.

(Zustimmung von Sebastian Striegel, GRÜ- NE, und von Olaf Meister, GRÜNE)

Sie wollen aber, glaube ich, gar keine richtige Wirkung erzielen, Sie wollen einfach provozieren. Und das macht Ihnen ja auch immer sichtlich Spaß. Ich sehe Ihr Grinsen dort hinten. Na, Gott, wenn es darum geht, Spaß zu provozieren, es sei Ihnen gegönnt.

(Zuruf von der AfD: Danke!)

Aber allein deswegen einen Antrag abzulehnen, wäre viel zu einfach und auch falsch, und irgendwie hat es dann auch mir Spaß gemacht, das alles genau zu lesen, sich damit auseinander zu setzen und zu schauen, woran der Antrag eigentlich auch krankt.

In Vorbereitung dieser Rede habe ich mir sowohl die Meinungen und Argumente der Befürworter als auch der Gegner der Reichen-Methode „Lesen durch Schreiben“ zu Gemüte geführt. Ich stehe heute nicht hier, um für die eine oder andere Lernmethode zu plädieren, sondern um zu erläutern, weshalb wir den Antrag ablehnen.

Zum einen möchte ich noch einmal auf die gesetzliche Lage, die bereits der Herr Minister und meine Vorrednerinnen und Vorredner auch erwähnt hat, hinweisen. Nein, es waren nur Vorrednerinnen und keine Vorredner.

(Angela Gorr, CDU: Genau!)

Es ist im Schulgesetz festgelegt, dass Lehrkräfte in eigener pädagogischer Verantwortung unterrichten. Ich denke, das ist gut so, denn nur so haben auch die Lehrkräfte die Möglichkeit, individuell auf die Schülerinnen und Schüler einzugehen. Denn auch - das werden Sie vielleicht nicht wahrhaben wollen, Herr Tillschneider - nicht alle Kinder sind gleich und nicht alle Kinder lernen gleich gut nach nur einer bestimmten Methode. Vielmehr ist es doch wichtig, dass wir gut ausgebildete Lehrkräfte haben, die das Individuelle in den Kindern erkennen.