Zweitens. Die Gymnasien verlieren weiter ihre exklusive Stellung bei der Vermittlung einer Hochschulzugangsberechtigung. Diese kann man mittlerweile auch an anderen Schulformen erlangen. Es ist bereits jetzt möglich, auch ohne Hochschulzugangsberechtigung zu studieren.
Erstens. Man kann den Versuch unternehmen, Exklusivität und Homogenität wiederzuerlangen und zu begründen. Dafür stehen die schulpolitischen Äußerungen der CDU in den letzten Tagen,
den Zugang zum Gymnasium radikal zu beschränken und die Einführung harter Leistungskriterien am Ende der Grundschulzeit zu fordern. Das heißt übersetzt, wir nehmen weiterhin in Kauf, dass weniger Schülerinnen und Schüler zum Abitur geführt werden.
Zweitens. Man unternimmt den Versuch, dem breiten Wunsch nach höchster Allgemeinbildung gerecht zu werden.
In diesem Kontext gilt es, pädagogische Formen und Schulkulturen zu entwickeln, die darauf gerichtet sind, der übergroßen Mehrheit der Schülerin
Sehr geehrte Damen und Herren! Die Zahlen in der Antwort der Landesregierung weisen darauf hin, dass die Integrationsfähigkeit der Gymnasien insgesamt in Sachsen-Anhalt im Bundesvergleich nicht schlecht ist. Das ist für uns von grundsätzlicher Bedeutung, weil wir das Recht auf einen freien Zugang zu Bildung, auch zu hoher Allgemeinbildung, als eine fundamentale Voraussetzung für Freiheit, Demokratie, Emanzipation und ein erfülltes Leben sehen und eben nicht als ein zuzuteilendes Gut nach den vermeintlichen Bedürfnissen der Wirtschaft.
Sehr geehrte Damen und Herren! Wir wissen, dass die Lehrerinnen und Lehrer an den Gymnasien ihre Arbeit teilweise unter schwierigen Bedingungen leisten müssen, weil die Unterrichtsversorgung auch an diesen Schulen als Ergebnis verfehlter Personalpolitik mehrerer CDU-geführter Landesregierungen höchst problematisch ist.
Liebe Kolleginnen und Kollegen der CDU, deshalb war und ist es nicht die Position der LINKEN in Sachsen-Anhalt, Gymnasien von oben auf administrativem Wege abzuschaffen. Es geht uns um Bildungsangebote auf einem hohen Niveau der Allgemeinbildung. Es geht darum, alle Kinder und Jugendlichen, die nach solcher Bildung an dieser Schulform streben, zu erreichen. Es geht um Inklusion im weiten Sinne des Wortes und um differenzierte Förderung.
Ja, auch Gymnasien müssen sich ändern. Eine konservative Wende zurück zu exklusiven Eliteschulen der 50er-Jahre wird es mit uns nicht geben.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Die Antworten der Landesregierung zu den Fragen der Förderung an den Gymnasien sind enttäuschend. Einerseits bleiben sie an der Oberfläche und zeigen, dass der Untersuchung der Wirksamkeit zu wenig Aufmerksamkeit durch die Landesregierung geschenkt wird.
Auf der anderen Seite fühlt man sich beim Lesen der Antworten hin und wieder in ein Märchenland versetzt, das es hier einfach nicht gibt. Zum Beispiel heißt es in den Antworten der Landesregierung wie folgt:
Gehen Sie einmal an die Schulen vor Ort und fragen Sie, wie viele pädagogische Mitarbeiter, Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter es dort gibt.
Die von der Landesregierung skizzierten Gründe für einen Abbruch der ersten gymnasialen Ausbildung bleiben arg an der Oberfläche. Wenn die dargestellten Schritte gegen einen Abbruch der gymnasialen Ausbildung wirklich alles sind, was das Land initiiert hat, so ist das recht mager.
Ein Wahlpflichtkurs Lernmethoden - der Minister erwähnte es -, der bei zahlreichen Schulpraktikerinnen und -praktikern bisher recht umstritten war, kann doch bestenfalls nur eine Ergänzung bzw. ein Hilfsmittel sein. Der Kern des Problems liegt im Lernprozess in den einzelnen Fächern, wie es gelingt, Interesse zu wecken, differenziert zu fördern, Stärken zum Tragen zu bringen und Schwachstellen schrittweise zu überwinden.
Es gibt noch eine zu große Zahl an Schülerinnen und Schülern, die sich an ihrem Gymnasium allein gelassen fühlen, die, wie es die Landesregierung schreibt, eben nur beobachtet und begleitet werden.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Auch wir halten Kompetenzorientierung, bundesweite Vergleichbarkeit - an dieser Stelle sei die Oberstufenverordnung genannt - und eine verlässliche Unterrichtsorganisation für richtige und tragfähige Ansätze. Der Innovationsprozess muss aber besser und schulnäher unterstützt und auch evaluiert werden.
Die Praxis der Jahrgangswiederholung, das sogenannte Sitzenbleiben, bleibt nach wie vor umstritten. Die genannten Maßnahmen, damit die Jahrgangswiederholungen nicht nur zweifelhafte Ehrenrunden sind, sondern damit zielgerichtet und in den notwendigen Schwerpunkten gefördert wird, sind wenig überzeugend. Es sollte schon zu denken geben, wenn ca. 6.000 Schülerinnen und Schüler spezielle Kurse allein in der Sekundarstufe I im Schuljahr 2014/2015 zum Defizitausgleich nutzen mussten. Hinzu kommen noch Tausende Stunden an privater Nachhilfe.
Zusammenfassend kann eingeschätzt werden, dass dem Gymnasium als einer schülerstarken Schulform auch in Zukunft größere Aufmerksamkeit zu schenken sein wird. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Herzlichen Dank, Frau Hohmann, für Ihren Beitrag. Frau Feußner hat eine Frage an Sie. Sie wollen Sie beantworten? - Ja. Bitte schön, Frau Feußner.
Bevor Frau Feußner beginnt, möchte ich Damen und Herren aus Dessau-Roßlau auf der Besuchertribüne begrüßen. Herzlich willkommen!
Ich habe zwei Fragen. Zur ersten Frage. Sie sprachen in Ihrem Redebeitrag von dem Gymnasium als Eliteschule. Ich habe kein Problem mit dem Begriff „Elite“, manche im Raum haben damit ein Problem; das weiß ich. Ich wüsste nicht, dass im Land Sachsen-Anhalt oder deutschlandweit die Gymnasien Eliteschulen wären oder als solche bezeichnet werden. Ist das ein Begriff, den Sie als LINKE oder als Person darstellen wollten?
Ich möchte daran erinnern, dass Gymnasien zu Zeiten der DDR Eliteschulen waren. Nur ein Anteil von 9 % bis 11 % der Schüler durfte damals zum Gymnasium gehen. Mehr nicht.
Heute haben wir einen wesentlich höheren Anteil. Bei einem so hohen Anteil an Schülern, die eine solche Schulform besuchen, kann man, so glaube ich, nicht von Eliteschulen sprechen. Aber diese Frage habe ich Ihnen gestellt.
Zur zweiten Frage. Sie haben in der Nachfrage zu den Ausführungen von Herrn Güssau und auch in Ihrem Redebeitrag dargestellt, dass es nicht an der verbindlichen Schullaufbahnempfehlung liegen könne, dass aktuell viele Schüler das Abitur nicht schafften; denn die verbindliche Schullaufbahnempfehlung sei erst im Jahr 2012 abgeschafft worden und die Schüler ohne verbindliche Schullaufbahnempfehlung befänden sich noch gar nicht in der gymnasialen Oberstufe.
Ist Ihnen bekannt, dass eine Vielzahl von Schülern, die sich ohne verbindliche Schullaufbahnempfehlung an den Gymnasien befinden, bereits vor der gymnasialen Oberstufe - das haben Sie in Ihrem Redebeitrag auch dargestellt - das Gymnasium verlassen, weil sie es nicht schaffen und erst gar nicht die gymnasiale Oberstufe erreichen?
Auch vor dem Jahr 2012, auch unter einer CDUSPD-Regierung und einer CDU-FDP-Regierung gab es in Sachsen-Anhalt noch keine verbindliche Schullaufbahnempfehlung. Man hat schon immer dem Elternwillen nachgegeben. Das, was Sie behaupten, ist nicht richtig. Es gab auch Eltern, die ihre Kinder abweichend von den Empfehlungen
Ich habe gesagt, die Gymnasien sind mittlerweile von Eliteschulen - das bezieht sich auf das, was Sie gesagt haben - der 50er-, 60er- und 70er-Jahren zu heterogenen Schulen in vielfacher Hinsicht geworden. Wir haben keine Homogenität mehr an den Gymnasien. Das war mein Beitrag zu den Eliteschulen.
Sowohl in der BRD als auch in der DDR waren es Eliteschulen in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren. Oder haben Sie dazu eine andere Auffassung?