Protocol of the Session on December 14, 2018

(Beifall bei der SPD und den LINKEN)

Genauso wenig gehören dort die Menschen hinein, die täglich zur Arbeit gehen, deren Lohn aber zu niedrig ist bzw. deren Mieten zu hoch sind und somit faktisch als Aufstocker in Hartz IV rutschen. Deshalb brauchen wir ein höheres Wohngeld, eine Kindergrundsicherung, einen höheren Mindestlohn und allgemeinverbindliche Tarifverträge. Das hilft an dieser Stelle zu sortieren.

(André Wendt, AfD, steht am Mikrofon.)

Gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Herr Wendt, bitte.

Vielen Dank, Frau Präsidentin! Herr Homann, Sie haben gesagt, die AfD möchte die Arbeitslosenversicherung privatisieren. Ich habe jetzt kurz in unsere Programme geschaut, aber diesbezüglich nichts gefunden. Können Sie mir sagen, wo Sie das gefunden haben, damit ich nach Beantwortung Ihrer Frage etwas schlauer bin?

In Ihrem Programm!

(André Barth, AfD: Das ist falsch! – Carsten Hütter, AfD: Sie müssen genau lesen! – Unruhe im Saal)

Es gibt ein Programm von Ihnen – es ist entweder Ihr Grundsatzprogramm oder Ihr Bundestagswahlprogramm –, wo Sie hineingeschrieben haben – –

(Jörg Urban, AfD: In beiden nicht! – Zuruf von der AfD)

Ach, es steht im Grundsatzprogramm. Ich weiß es nicht.

(André Wendt, AfD: Aber nicht so, wie Sie es auslegen!)

Sie wollen im Übrigen – –

(Carsten Hütter, AfD: Das ist Unsinn!)

Nein, das ist eine Tatsache.

(Zurufe von der AfD: Nein!)

Ich weiß nicht, ob Sie beim Programmschreiben aus Versehen mit der Maus verrutscht sind. Aber das ist ja auch nicht die einzige soziale – –

(Carsten Hütter, AfD: Das war ja jetzt ein echter Gag! – Weitere Zurufe von der AfD)

Ich würde gern auf die Frage antworten. Also: Das steht bei Ihnen im Programm,

(Zuruf von der AfD: Nein!)

und zwar im selben Programm, in dem im Übrigen auch drinsteht, dass Sie die Erbschaftssteuer abschaffen wollen.

(Carsten Hütter, AfD: Das macht Sinn! Das ist hervorragend! – Weitere Zurufe von der AfD)

Das hilft im Übrigen nur den Reichen und nicht den Menschen, die in diesem Land hart arbeiten und keine Milliarden Euro erben können.

Deshalb sei mir an dieser Stelle der Hinweis erlaubt: Die AfD macht mitnichten eine Politik für die hart arbeitenden Menschen, sondern die AfD macht offensichtlich Politik für die Menschen, die sie mit großzügigen Millionenspenden unterstützt. Das ist die Wahrheit, liebe Kolleginnen und Kollegen.

(André Barth, AfD: Das ist eine Frechheit! –

schwindeln es sich zusammen! –

Zurufe von der AfD: Das ist doch Unsinn, was Sie

hier erzählen! Werden Sie doch mal sachlich! –

Zurufe der Abg. Sarah Buddeberg

und Rico Gebhardt, DIE LINKE)

Ich würde mit dem sachlichen Teil der Diskussion fortführen wollen,

(Carsten Hütter, AfD: Werden Sie einmal sachlich!)

weil es mir an dieser Stelle wirklich wichtig ist. Ich hätte nämlich noch zwei weitere Vorschläge.

Der vierte Vorschlag, den ich einbringen möchte, ist, dass wir mehr Transparenz und Einfachheit brauchen. 40seitige Hartz-IV-Bescheide helfen den Betroffenen nicht. Die Menschen müssen verstehen können, warum sie von diesem Staat wie unterstützt oder auch nicht unterstützt werden. Das hilft im Übrigen auch, Gerichtsprozesse über Behördenbescheide zu verhindern. Deshalb ist mehr Transparenz und Einfachheit

(Carsten Hütter, AfD: Transparenz!)

in verständlichen Strukturen auch ein Beitrag zur Entlastung und Stärkung unseres Rechtsstaats, liebe Kolleginnen und Kollegen.

Letzter Punkt. Wir brauchen eine Politik, die Menschen, die von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind, wieder einen Weg auf den ersten Arbeitsmarkt eröffnet. Wir sind dazu in Sachsen auf einem sehr guten Weg. Ich möchte jedem empfehlen, sich das Programm Tandem anzuschauen, mit dem wir Menschen, die von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind – das sind zu einem großen Teil zum Beispiel alleinerziehende Mütter –, den Weg eröffnen, indem wir nicht nur ihnen ein Angebot machen, sondern eine Unterstützungsleistung für ihre ganze Familie. Dieser ganzheitliche Ansatz verspricht Erfolg bei dem Ziel, auch solchen Menschen wieder den Weg auf den Arbeitsmarkt zu eröffnen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wichtig für uns als SPD ist bei allem, dass wir dabei den spezifischen Blick der Menschen in Ostdeutschland beachten müssen. Es bringt zum Beispiel die Erhöhung bei Schonvermögen in Ostdeutschland nur wenig, weil nur wenige Menschen Vermögen haben.

Sie merken, es gibt viele Möglichkeiten für einen neuen Sozialstaat. Was dabei auch nicht hilft, sind einfache populistische Antworten. Einfach nur die Antwort „Sanktionen weg“ ist aus meiner Sicht noch kein Konzept.

(Beifall bei der CDU)

Am Ende sind wir damit auch keinen Schritt weiter. Deshalb lade ich Sie zur Debatte ein. Es ist Zeit, unseren über Jahrzehnte gewachsenen Sozialstaat entlang der aktuellen Erfordernisse sozialer Sicherung neu auszurichten. Eine solche Sozialpolitik schafft Perspektiven und stärkt damit den sozialen Zusammenhalt in unserem Land. Das muss unser Ziel sein.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD – Jörg Urban, AfD, steht am Mikrofon.)

Meine Damen und Herren! Es gibt eine Wortmeldung. Sie wünschen bitte, Herr Urban?

Ich bitte um eine Kurzintervention, Herr Präsident.

Bitte.

Vielen Dank. Herr Homann, ich möchte etwas richtigstellen. Ich finde es ziemlich armselig, dass Sie es nötig haben, mit glatten Lügen in die Debatte einzusteigen. In keinem unserer Programme steht, dass die AfD die Arbeitslosenversicherung privatisieren will. Das ist Ihre Erfindung. Ich finde das armselig, so in die Debatte zu gehen.

Zweitens. Bei der Abschaffung der Erbschaftssteuer kann man eine billige Neiddebatte zwischen Arm und Reich eröffnen, so wie Sie das machen. So machen Sie das. Die Entlassung aus der Erbschaftssteuer betrifft vor allem Unternehmer. Das sind Menschen, die Arbeitsplätze schaffen und die dafür sorgen, dass wir möglichst wenige Menschen haben, die auf Sozialhilfe angewiesen sind.

(Zuruf der Abg. Dagmar Neukirch, SPD)