Protocol of the Session on March 7, 2012

Darunter werden Sie auch vertrauliche Informationen finden, und zwar nicht ohne Grund, denn um Strukturen und Netzwerke von extremistischen Organisationen der verschiedensten Art aufdecken zu können, müssen sich die Ermittlungsbehörden auf Vorgehensweisen stützen, die unter anderem auch dem Schutz, zum Beispiel der eingesetzten Ermittler, dienen.

Die damit aufgezeigte Bühne von Informations- und Erkenntnismöglichkeiten eröffnen Sie als einsetzende Fraktionen im Untersuchungsausschuss der Fraktion der NPD. Genau das machen Sie!

(Beifall bei der CDU, der FDP und der Staatsregierung)

Herr Bartl, ich kann das nicht gutheißen. Sie werden mit dem Vorwurf leben müssen, dass dieser Untersuchungsausschuss den Namen „NPD-Informationsausschuss“ führen wird.

(Klaus Bartl, DIE LINKE, steht am Mikrofon.)

Gestatten Sie eine Zwischenfrage?

(Lachen bei den LINKEN und der SPD –

Zurufe von den LINKEN,

der SPD und den GRÜNEN –

Alle Fragen bleiben offen!

Wenn Sie nicht

mit uns diskutieren wollen, dann setzen

Sie sich wieder hin! Das ist ganz einfach! –

Weitere Zurufe der Abg. Eva Jähnigen, GRÜNE)

Lassen Sie bitte den Redner aussprechen!

Für diese Feststellung gibt es kein durchgreifendes Argument. In keiner der bislang auf Bundes- oder Länderebene eingesetzten Gremien ist die NPD involviert.

(Klaus Bartl, DIE LINKE: Das steht doch in keinem Untersuchungsausschussgesetz drin!)

Diese Besonderheit trifft ausschließlich für Sachsen zu. Genau diese besondere Konstellation hat Herr Gansel treffsicher festgestellt – ich zitiere –: „Wir erhoffen uns Informationen, die ein Verbotsverfahren in unserem Sinne entschärfen.“

(Jürgen Gansel, NPD: Weil es kein Verbotsverfahren gibt!)

Das ermöglichen Sie!

(Zurufe von den LINKEN, der SPD und des Abg. Johannes Lichdi, GRÜNE)

Muss sich denn der Landtag als NPD-Informationsausschuss gerieren?

(Johannes Lichdi, GRÜNE: Sie verstecken sich hinter den Nazis! – Zurufe von den LINKEN und der SPD)

Ich sage Ihnen, insbesondere den Fraktionen der SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:

(Johannes Lichdi, GRÜNE: Ja, wir!)

Über die Konsequenzen dieser Vorgehensweise müssen Sie sich bewusst sein.

(Johannes Lichdi, GRÜNE: Ja, genau! – Zuruf des Abg. Martin Dulig, SPD)

Sie kennen und wissen um die Bauchschmerzen, die besonders Ihre Kolleginnen und Kollegen im Deutschen Bundestag mit der Einsetzung eines 3. Untersuchungsausschusses in Sachsen aus den vorgenannten Gründen haben.

(Christian Piwarz, CDU: Oh ja!)

Herr Jennerjahn und Herr Lichdi, schöne Grüße von Herrn Montag!

(Sabine Friedel, SPD, steht am Mikrofon.)

Gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Bitte, Frau Friedel, fangen Sie an!

(Beifall bei den LINKEN und der SPD)

Frau Friedel, bitte.

Herr Prof. Schneider, Sie verblüffen mich jetzt, dass Sie meine Zwischenfrage beantworten wollen. Jetzt muss ich erst einmal schauen, dass ich schnell eine finde.

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und den LINKEN – Christian Piwarz, CDU: Das ist ungebührlich!)

Frau Friedel, ich muss Sie jetzt – –

Entschuldigung, das war ein Scherz. Ich entschuldige mich dafür.

Gut. Dann lasse ich das jetzt.

Herr Prof. Schneider, Sie haben gerade gefragt, ob wir uns der Konsequenzen bewusst wären, die die Einsetzung des Untersuchungsausschusses hätte. Ich stelle eine Gegenfrage: Waren sich denn CDU und FDP der Konsequenzen bewusst, als sie alle anderen Vorschläge abgelehnt haben? Warum haben Sie der Einsetzung einer Untersuchungskommission, in der keine NPD-Vertreter gewesen wären, nicht zugestimmt?

(Beifall bei der SPD, den LINKEN und den GRÜNEN)

Frau Friedel, diese Frage ist geradezu scheinheilig,

(Zurufe von den LINKEN und der SPD)

und zwar aus folgendem Grund: Die Einrichtung einer Arbeitsgruppe in Sachsen, der Vertreter der Staatsregierung und des Landtages angehören sollten, ist diskutiert worden. Ich wüsste nicht, mit welcher Begründung Sie in einer solchen Arbeitsgruppe Mitgliedern der NPD den Zutritt verwehren wollten.

(Klaus Bartl, DIE LINKE: Nein, das stimmt nicht! – Kerstin Köditz, DIE LINKE: Das ist doch Quatsch! – Klaus Bartl, DIE LINKE, steht am Mikrofon.)

Nein, Herr Bartl, von Ihnen lasse ich keine Frage zu.

(Zurufe von den LINKEN und der SPD – Klaus Bartl, DIE LINKE: Das ist eine Lüge!)

Ich bitte wieder darum, dass der Redner fortsetzen kann.

Im Ergebnis ermöglichen Sie es – ich schließe das damit ab –, dass die NPD über den 3. Untersuchungsausschuss an Information gelangen wird, die sie sonst niemals bekäme. Ich befürchte, dass in der Endkonsequenz dieses Vorgehen ein NPDVerbotsverfahren zumindest erschweren, wenn nicht unmöglich machen kann.