Abiturienten, werdet Ingenieure und Naturwissenschaftler! – Schon allein deshalb, weil der durchschnittliche Ingenieur in der Wirtschaft ein paar tausend Euro mehr im Jahr verdient als zum Beispiel der durchschnittliche Abgeordnete.
Mittelschüler, bewerbt euch mit Zeugnissen, die beim Arbeitgeber die Hoffnung aufkeimen lassen, dass ihr in der Lage seid, die hohen Anforderungen an einen modernen Lehrberuf zu erfüllen!
Liebe Schüler, entwickelt Selbstbewusstsein und Umgangsformen, bedenkt auch, dass alte Tugenden wie Fleiß – heute würde man vielleicht auch sagen: Leistungswille –, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit auch in Zukunft hoch aktuell sein werden!
Liebe Unternehmer, bildet vorausschauend aus, seid nicht so sehr auf Abiturienten fixiert – die haben möglicherweise viele Bewerbungen im Spiel und am Ende seid ihr ohne Lehrling, oder sie gehen nach der Lehre zum Studium – und stellt euch vor allem darauf ein, liebe Unternehmerinnen und Unternehmer, dass der Staat künftig nicht mehr das fördern wird, was ihr sinnvollerweise in eurem eigenen Interesse in der Berufsausbildung zu tun habt!
Meine Damen und Herren, ich will auch ein Wort an die Politik richten. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr! Es geht also um die Verbesserung der Lernvoraussetzungen der Schulanfänger, um die Verzahnung von Kindergarten und Grundschule. Dort haben wir schon einiges in Bewegung gesetzt.
Aber ich will auch Folgendes sagen, liebe Kolleginnen und Kollegen: Verzetteln wir uns nicht in ständig wiederholten Schulstrukturdiskussionen! Die vorangegangene Diskussion hob sich tatsächlich erstaunlich von Diskussionen ab, die mir zum Teil zum Hals heraushängen – weil wir mit den bestehenden Schulstrukturen eine gute Ausgangsposition haben, sowohl im Sinne einer sozialen Integration als auch im Sinne einer Leistungsorientierung.
Schauen wir, meine Damen und Herren, stattdessen mehr auf die Qualität des pädagogischen Prozesses, auf den Aneignungsprozess zur Entwicklung der Kompetenzen der Schüler.
Herr Rasch, ist Ihnen bekannt und bewusst, dass ein Großteil derjenigen, die sich schon seit Jahren in der Warteschleife für einen Ausbildungsplatz befinden, eben in diesem grandios durchstrukturierten sächsischen Schulsystem keinen Abschluss zustande gebracht haben, und dass das ein Teil des Problems ist?
Verehrte Kollegin, ist Ihnen bekannt, dass sich gerade die Tendenz des Abgangs ohne Schulabschluss in den letzten Jahren äußerst positiv entwickelt hat
und dass wir inzwischen schon bei Prozentsätzen von weniger als 6 % liegen, also bei 5,5 % und noch weniger, dass also gerade die Mittelschule die Tendenz hat, genau das zu erreichen, aber eben schrittweise das zu erreichen, was wir uns wünschen?!
Ist Ihnen in diesem Zusammenhang bewusst, dass der Anteil der Förderschüler steigt und dass diese die Schule zu einem großen Teil ohne Schulabschluss verlassen, dass also das Problem, das Sie jetzt schönreden, praktisch überhaupt nicht gelöst wird? Sie haben es ja nicht einmal erkannt!
Verehrteste Kollegin, selbst wenn wir die Förderschüler einrechnen, wenn wir also über alle Schüler rechnen, kommen wir zu dem Ergebnis, dass im Jahr 51 900 Schüler abgehen und davon 3 200 ohne Abschluss sind. Das sind ungefähr 6 %. Das ist also über alle gerechnet. Insofern sehen wir besser aus als andere Länder.
Ich bin aber nicht dagegen, die Intensität unserer Arbeit gerade in diesem Bereich zu erhöhen. Ich glaube, da befinden wir uns weitgehend in Übereinstimmung.
Lassen Sie mich kurz auf zwei Sachverhalte eingehen, was die Schule angeht. Schauen wir darauf, meine Damen und Herren, dass in der Schule eine Grundhaltung dominiert, die den jungen Leuten Zuversicht und Vertrauen in ihre eigene Zukunft, in ihre eigenen Kräfte vermittelt!
Und, meine Damen und Herren, schauen wir viel mehr darauf, dass unseren Kindern eine Schule angeboten wird, die die Elternschaft erfolgreich integriert, die die Kommune, die Wirtschaft und auch die interessierte Öffentlichkeit in eine im besten Sinne umfassende Persönlichkeits-, Lebens- und Berufsorientierung einbindet!
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Es gibt einige Übereinstimmungen mit Kollegen Rasch, und ich hoffe, dass sich das auch in der Koalition durchsetzt. Das überrascht vielleicht jetzt nicht.
Es ist in der Tat so, dass wir, wenn wir davon sprechen, dass wir in Ostdeutschland rund 30 % im Bereich der außerbetrieblichen Ausbildung haben und dass das in Westdeutschland nur noch 4,2 % sind, darüber nachdenken müssen, wie wir das verändern können. Ein Punkt – darin gebe ich Ihnen recht, Kollege Rasch – ist die Frage, wie wir die Ausbildungsreife erhöhen können, wie wir die Kenntnisse erhöhen können, wie wir etwas tun können, damit die Fähigkeiten, die von den Unternehmen abgefordert werden, auch dorthin kommen, wo sie hingehören. Zu diesem Zweck muss die Berufsorientierung in die Lehrpläne.
Auch das Netzwerk Schule und Wirtschaft könnte weiter ausgebaut werden. Ich glaube, da gibt es gute Ansätze, wie man auch den Übergang von der Schule in die Berufsausbildung besser organisieren kann. Und man müsste natürlich auch darüber nachdenken, ob es nicht sinnvoll wäre, mit den Unternehmern darüber zu sprechen, dass Sie sich dem Thema Ausbildung stärker in Form von öffentlichkeitswirksamen Auftritten widmen. Ich denke, auch das macht Sinn. Man kann nicht immer nur über den Fachkräftemangel jammern, aber auf der anderen Seite sagen: Wenn es nicht klappt, muss der Staat kommen.
Deshalb ist es richtig – ein dritter Punkt –, darüber nachzudenken, dass wir Angebote an Unternehmen machen und diese Angebote so strukturieren, dass sie verschlankt sind, dass die staatliche Förderung als eine schlanke Förderung daherkommt. Dabei wird – dessen bin ich mir sicher – das SMWA im Rahmen des OP einen wichtigen Beitrag leisten.
Viertens müssen wir uns mit dem Thema Verbundausbildung viel stärker auseinandersetzen. Auch da gibt es eine Reihe von sehr, sehr guten Projekten, mit denen die duale Ausbildung gestärkt worden ist. Auch die Frage der Einrichtung von Koordinierungsstellen – diesbezüglich gab es schon die eine oder andere positive Entwicklung – sollte noch einmal überdacht werden.
Aber eines bleibt dennoch die Wahrheit – und darin gebe ich Minister Jurk ausdrücklich recht –: Ausbildung ist und bleibt in erster Linie Sache der Unternehmen. Das ist nun
Deshalb will ich in den letzten Sekunden, die mir hier verbleiben, ganz klar noch folgenden Aufruf starten: Wir brauchen eine Initiative der Unternehmen, die sich dazu bekennen, dass man, wenn man auf der einen Seite Fachkräftemangel beklagt, auf der anderen Seite auch den Willen zeigen muss, sich für die duale Ausbildung einzusetzen. Deshalb verstehe ich die Aktuelle Debatte auch in der Richtung, dass wir sagen: Wir als Sächsischer Landtag fordern noch einmal alle Unternehmen auf, darüber nachzudenken, wie sie in Sachsen Ausbildungsplätze schaffen können, um den Jugendlichen hier eine Perspektive zu bieten.
Die NPD-Fraktion möchte nicht mehr sprechen. Die FDP? – Auch nicht mehr. Die Fraktion der GRÜNEN? – Ich frage: Wer möchte noch sprechen? – Herr Abg. Zais.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Der Tenor ist eindeutig – Herr Brangs hat es auf den Punkt gebracht: Die Wirtschaft hat seit zehn Jahren dieses Problem hochgebracht. In einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung, die sechs Monate alt ist, ist auch die Gefahr herausgearbeitet worden, dass das Berufsbildungssystem nicht mehr ausreichend in der Lage ist, die notwendigen Fachkräfte für die Wirtschaft hervorzubringen und junge Menschen mit Hauptschulabschluss reibungslos in den regulären Arbeitsmarkt überzuleiten; denn 40 % der Jugendlichen, die eine berufliche Ausbildung anstreben, landen nicht in Betrieben, sondern in staatlich finanzierten Übergangsmaßnahmen, und danach wandern sie ab, wie meine Kollegin das hier richtig gesagt hat. Das betrifft insbesondere die Frauen.
Darauf bezog sich seit Jahren unsere Kritik und seit Jahren hat sich nichts geändert, bis heute nicht. Deshalb haben wir heute erneut diese Debatte. Ich bin auch sehr froh darüber, dass wir einen so einheitlichen Tenor haben.
Die Veränderung der jetzt bestehenden Situation, Herr Jurk, ist Ihre Aufgabe auch für das Jahr 2007. Dabei erinnere ich daran, dass es vor Jahren hieß: Wer nicht ausbildet, muss zahlen! – Weil wir das damals nicht durchgesetzt haben, ist es heute noch aktuell, und wir haben das Problem, dass es viele Jugendliche in Sachsen gibt – ich habe es vorhin gesagt: mehr als 60 000 –, die ohne Ausbildung sind und im Jahre 2007 einen Ausbildungsplatz erwarten.
Deshalb begrüßen wir die Initiative des DGB, am 20. Juli einen Wandertag – vielleicht ein etwas milder Ausdruck –