Protocol of the Session on May 9, 2007

In diesem Zusammenhang danke ich dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus für die ausführliche Stellungnahme zu unserem Antrag. Sie zeigt das Engagement der Kultusbehörde zur Verbesserung in unseren Schulen augenscheinlich auf.

Ich möchte dabei insbesondere den Berufswahlpass herausgreifen. Er soll den Schülern helfen, ihre Berufsorientierung besser zu organisieren und zu dokumentieren. Seit Beginn des Schuljahres 2006/2007 wird er schrittweise flächendeckend in Sachsen eingeführt. Bereits 96 Mittelschulen und 22 Förderschulen arbeiteten zu Beginn des Jahres 2007 mit dem Berufswahlpass. Das ist eine erhebliche Zahl, die in der kurzen Zeit dieses Mittel zur Berufsorientierung und Berufsförderung eingesetzt haben. In einigen Regionen gibt es für diesen Berufswahlpass bereits Sponsoren aus der Wirtschaft. Die Schüler erarbeiten dann im Rahmen des Berufswahlpasses beispielsweise eine Präsentation für ihren Sponsor. Dies führt hoffentlich dazu, dass nachhaltige Kontakte mit Unternehmen entstehen und sich konkrete Kooperationen zwischen Schulen und den Unternehmen herausbilden.

Weiterzuentwickeln sind auch die Projekte zur Verbesserung der Ausbildungsfähigkeit und Berufsorientierung abschlussgefährdeter Hauptschüler. Mit diesen Projekten können abschlussgefährdete Schüler besonders intensiv auf die Berufs- und Arbeitswelt vorbereitet werden. Die Schüler sind für jeweils mehrere Monate in den beteiligten Unternehmen und lernen verschiedene Berufsfelder kennen. Der unmittelbare Praxisbezug bringt für diese Schüler hoffentlich eine bessere Motivation, ihren Abschluss zu schaffen und den Start ins Berufsleben besser zu beginnen.

Zukünftig werden die allgemeinbildenden Schulen, die einen hohen Standard in der Berufsvorbereitung nachweisen, das Qualitätssiegel für Berufs- und Studienorientie

rung erhalten. Ich hoffe, dass auch viele unserer Förderschulen unter den Preisträgern sein werden, denn deren Schüler brauchen ganz besonders gute Hilfestellungen bei diesem Thema, bei ihrem Übergang von Schule in den Beruf.

Zum Schluss möchte ich aber auch die Berufsorientierung an den Gymnasien nicht vergessen. Natürlich brauchen wir sie dort auch. Die Berufsorientierung muss dort jedoch darauf vorbereiten, möglichst ein zukunftsorientiertes Studium zu wählen und die Studienabbrecherquote zu verringern.

Wie wir bereits beim Thema Reform der gymnasialen Oberstufe ausführlich besprochen haben, werden auch hier oftmals Studienrichtungen gewählt, die teilweise direkt in die Arbeitslosigkeit führen. Hier muss eine bessere Zusammenarbeit mit den Universitäten, Hochschulen und Berufsakademien gelingen.

Aber auch die Abbruchquoten müssen verringert werden. Hier zeigt sich leider auch in Sachsen ein erheblicher Handlungsbedarf, wie Herr Prof. Karl Friedrich Fischer, der Rektor der Westsächsischen Hochschule Zwickau, in der Anhörung zur Reform der gymnasialen Oberstufe darstellte. In seiner Hochschule erreichen lediglich 38 % der Studenten ihr Studienziel. Dies ist aber noch eine Spitzenposition in Deutschland. Es gibt Hochschulen, bei denen die Abbruchzahlen bis zu 75 % betragen. Das kann uns nicht befriedigen.

Es gibt allerdings auch im Bereich der Gymnasien schon hervorragende Beispiele der Studienberatung. So wird im Geschwister-Scholl-Gymnasium Taucha neben den wöchentlichen Videokonferenzen mit den Beratungsstellen der Arbeitsagentur auch ein sogenannter TraumberufeTag durchgeführt. Etwa 400 Schüler informieren sich über akademische Berufe, die ehemalige Schüler bzw. Eltern ihnen vorstellen. Außerdem präsentieren sich neben Vertretern der Wirtschaft auch Universitäten, Hochschulen und Berufsakademien aus Mitteldeutschland. Dies findet Ende Mai übrigens zum siebten Mal statt. Ich denke, das ist eine Initiative, die durchaus verbreitet werden kann.

Wir sehen, dass es schon sehr viele Aktivitäten der Berufsorientierung an unseren Schulen gibt. Darüber hinaus möchte ich nicht vergessen, dass auch das Wirtschaftsministerium Berufsorientierungsprojekte finanziell fördert und damit die Kooperation Schule/Wirtschaft unterstützt. Wir sind in Sachsen auf einem guten Weg. Auch diese Debatte sollte mithelfen, gute Beispiele weiter bekannt zu machen, um Nachahmer auf allen Ebenen zu finden.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU)

Herr Abg. Dulig, SPD-Fraktion, bitte.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor der Frage eines jeden jungen Menschen, was will ich werden?, stehen doch erst

einmal die Fragen: Was kann ich, was sind meine Stärken, was sind meine persönlichen Kompetenzen, wo bin ich richtig gut, was steckt in mir? Das ist ein Prozess, der frühzeitig beginnen muss, der allerdings in der direkten Phase der Berufsorientierung noch einmal verstärkt zum Tragen kommt.

Berufs- und Arbeitsweltorientierung in der Schule muss daher zwei Ziele erfüllen:

1. Schule muss jeden Einzelnen befähigen, sich in der Lebens- und Arbeitswelt selbstbestimmt zurechtzufinden;

2. Schule muss unmittelbar in der Phase der Berufsorientierung einen erfolgreichen Einstieg in das Berufsleben gewährleisten.

Dazu ist in allererster Linie eine Veränderung der Lernkultur notwendig, die zwar auch auf die Vermittlung von Fachkenntnissen als Grundlage gerichtet ist, die dabei aber den Schüler und die Schülerin mit seinen/ihren individuellen Bedürfnissen im Lernprozess stärker berücksichtigt. Es gibt heute kaum noch Berufe, die man einmal erlernt und sein Leben lang so und nicht anders macht. Berufsfelder und -bilder wandeln sich. Die Arbeitswelt wird immer mehr durch den Einsatz von modernen Informations- und Kommunikationstechnologien geprägt. Kommunikative und soziale Kompetenzen sind in der heutigen Berufswelt genauso wichtig wie Fachwissen. Mobilität innerhalb eines Arbeitsfeldes, aber auch die Wechsel zwischen einzelnen Tätigkeiten sind Normalität. Für jeden Einzelnen bedeutet dies, dass er oder sie sich innerhalb eines Berufslebens ständig neuen Anforderungen stellen muss.

Das schulische Lehren im herkömmlichen Sinne beschränkt sich leider nach wie vor zu stark auf die Vermittlung von Fachinhalten. Die Verwendung von Wissen und die Entwicklung der eigenen Fähigkeiten werden oft ausgeblendet. Wenn Schule es nicht schafft, bei den Schülerinnen und Schülern die Lust und die Freude zu wecken, mehr wissen zu wollen, Neues auszuprobieren, sich weiterzuentwickeln, also die Lust am Leisten zu wecken; wenn Schülerinnen und Schüler nicht dazu befähigt werden, Lernen zu lernen, dann werden sie auch im späteren Arbeitsprozess schnell abgehängt. Das ist eine Entwicklung, die sich eine Gesellschaft aus ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten nicht leisten kann.

Kommen wir zur Frage der direkten Berufsorientierung. Der junge Mensch muss herausfinden, welche Fähigkeiten er hat und welchen Beruf er gern erlernen möchte. In dieser Phase ist es wichtig, dass Schülerinnen und Schüler die Arbeitswelt und deren Anforderungen kennenlernen, dass sie sich in den gesellschaftlichen Ernstsituationen erproben können und dass sie selbst ihre Stärken, Kompetenzen, Fähigkeiten und auch Interessen kennenlernen. Sie sollen ein klares Selbstbild von sich haben und sich realistisch einschätzen können.

Dazu haben wir in Sachsen gute Ansätze wie zum Beispiel die obligatorischen Schülerbetriebspraktika, Zusammenarbeit zwischen Schule und Unternehmen,

Kooperation Schule und Wirtschaft, Schulkonzepte wie „kein Abschluss ohne Anschluss“ usw. Einige dieser Ansätze gehen allerdings davon aus, dass Schule die Lebens- und Berufsplanung nur mitgestaltet. Berufsorientierung wird noch zu sehr als Angelegenheit betrachtet, die von außen in die Schule hineingetragen wird. Oft fehlt die individualisierte Rückkoppelung der praktischen Erfahrungen in den eigenen Lernprozess. Ein Schülerbetriebspraktikum hat doch nur dann Sinn, wenn der Schüler oder die Schülerin die Möglichkeit hat, die dort gemachten Erfahrungen für sich zu bewerten. Oft wird unberücksichtigt gelassen, dass schulisches Lernen und praxisorientiertes Lernen unmittelbar miteinander verknüpft werden müssen. Schülerinnen und Schüler müssen die Erfahrungen machen, dass beides miteinander zu tun hat und dass hierbei vor allem die eigenen Interessen und Fähigkeiten berücksichtigt werden. Dazu brauchen sie Anleitung.

Um eine erfolgreiche Berufsorientierung zu ermöglichen, dürfen schulisches Lernen und praktisches Lernen nicht nebeneinander stehen. Daher sollte das traditionelle schulische Lernen in den letzten Schuljahren der allgemeinbildenden Schule zu einer Bildungsform der praxisorientierten und individualisierten Lebens- und Lernphasen entwickelt werden. Dabei sollte die selbst gewählte und individuelle Tätigkeit in das Zentrum des Lernprozesses gerückt werden wie im Konzept des produktiven Lernens.

Lassen Sie uns konsequent diese Schritte weitergehen, um die Chancen unserer sächsischen Schülerinnen und Schüler auf dem Ausbildungsmarkt zu erhöhen, indem wir Schüler bei der Entwicklung ihrer persönlichen Kompetenzen stärken, sie bei der Klärung des Selbstbildes, der Fähigkeiten und Interessen unterstützen und anleiten und um unsere Wirtschaft zu stärken, indem wir interessierte, selbstbewusste und qualifizierte junge Menschen ausbilden.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und der CDU)

Die Linksfraktion.PDS, Frau Abg. Bonk, bitte.

Vielen Dank, Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es ist schon erstaunlich – ein Antrag, ein Sachverhalt –, mit welch unterschiedlichem Duktus und unterschiedlichster Sprachwahl und im Grunde auch assoziiertem Inhalt die Redner der Koalition hier auftreten können. Höre ich den einen davon reden, alle Bildungsreserven der Schüler müssten ausgeschöpft werden, spricht der andere von der individuellen Entwicklung und Entfaltung bei der Berufsorientierung der Schülerinnen und Schüler. Das steht im klaren Widerspruch zueinander vom Gedankenhorizont, der damit intendiert ist. Wahrscheinlich ist es deshalb wieder zu einem Berichtsantrag gekommen, auf den sich die Koalitionsfraktionen hier verständigt haben. Denn mit diesem Berichtsantrag stellen Sie sich wieder einmal für

die Regierung als Stichwortgeber zu einem bestimmten Thema zur Verfügung. Diesmal wünschen sich CDU und SPD also einen Bericht über die Berufs- und Arbeitsweltorientierung – Gelegenheit sowohl für die Staatsregierung als auch für die Koalitionsfraktionen, sich in epischer Breite zu äußern und selbstverständlich auch zu loben.

(Staatsminister Steffen Flath: Nun machen Sie mal halblang!)

Damit es aber nicht dabei bleiben muss, haben wir einen Änderungsantrag eingebracht, den ich später noch einmal genauer vorstellen werde. Zunächst werde ich aber auch versuchen, Ihren Antrag ernsthaft zu diskutieren. Ich stelle hier die These auf, eine hohe Allgemeinbildung sei die beste Berufs- und Arbeitsweltorientierung – zumal in einer Arbeitswelt mit komplexen und sich bekanntlich schnell verändernden Anforderungen.

Schule hat zuallererst eine möglichst umfassende Allgemeinbildung zu vermitteln. Warum – dazu zwei Argumente: 1986 hat der Soziologe Ulrich Beck in seinem Buch „Die Risikogesellschaft“ die Lage am Ende der Schulzeit und zum Übergang zur Berufsausbildung mit einem Geisterbahnhof verglichen. Ulrich Beck ist hierzulande kein Unbekannter – er war immerhin Mitglied der Bayerisch-Sächsischen Zukunftskommission unter Kurt Biedenkopf. Das Bild vom Geisterbahnhof will besagen, dass zahlreiche Jugendliche zu einem längeren Aufenthalt im Wartesaal gezwungen sind, bevor sie einen Anschluss ans Erwerbsleben finden.

Die Zahl der Jugendlichen, die kein berufliches Fortkommen finden, war vor 20 Jahren gering im Vergleich zur heutigen Zahl. Externe Arbeitsmarkteinbrüche – so der Soziologe – entziehen der berufsorientierten Ausbildung die bildungsimmanente Sinngrundlage. Mit anderen Worten: Schulische Bildung hat ihre traditionelle Sinngrundlage, nämlich auf die Berufs- und Arbeitswelt vorzubereiten, im engeren Sinne verloren. Ulrich Becks Diagnose einer Ausbildung ohne Beschäftigung scheint auch 20 Jahre später unvermindert aktuell zu sein.

Ein genauer Blick zeigt, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt sogar noch verschärft hat. Etliche Jugendliche sind nicht nur vom Arbeitsmarkt, sondern vom gesellschaftlichen Leben überhaupt ausgeschlossen – ein Fakt, den Sie gern in der Darstellung Ihrer vielfältigen Ansätze hinten runterfallen lassen –; nein, sie gelten fast als überflüssig.

Deswegen – so mein erstes Argument – muss Schule eine hohe Allgemeinbildung vermitteln. Nur sie erhöht die Chancen, auf dem Arbeitsmarkt unterzukommen, und erlaubt zudem denjenigen, die nicht in erster Linie Arbeit finden, ein einigermaßen sinnvolles, auch selbstbestimmtes Leben zu führen. Ich kann den Gedanken, dass die Lohnarbeit als Norm ihre Prägekraft für das Leben der Menschen verliert, an dieser Stelle zwar nicht vertiefen; mir scheint aber, dass die Krise der Lohnarbeitsgesellschaft natürlich auch die Bildungspolitik dazu zwingt,

grundsätzlich neu über den Sinn von schulischer Bildung nachzudenken.

Daran schließt mein zweites Argument an. Nach Veröffentlichung der PISA-Studie aus dem Jahr 2000 stellte der Präsident des Instituts für Arbeit und Technik Gelsenkirchen, Herr Franz Lenhardt, fest – ich zitiere –: „Das dreistufige Schulsystem reflektiert die Arbeitswelt des frühen Industriezeitalters und die von jeder Arbeitswelt weit entfernte Ideologie eines im Aussterben begriffenen Bildungsbürgertums und passt deshalb überhaupt nicht in die moderne, wissensbasierte Volkswirtschaft. Es zwingt Kinder viel zu früh in feste und unflexible Bildungsverläufe, statt ihnen die Voraussetzungen und die Möglichkeiten für das flexible lebenslange Lernen zu vermitteln.“

Ich greife das Stichwort von der modernen, wissensbasierten Volkswirtschaft auf: Eine Schule, die Schülerinnen und Schüler nach der 4. Klasse in einen Haupt-, Realschul- und gymnasialen Bildungsgang aufgliedert, entspricht nicht den Anforderungen der Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts.

(Beifall bei der Linksfraktion.PDS und der Abg. Astrid Günther-Schmidt, GRÜNE)

Hier gebe ich auch Herrn Martin Dulig recht, dass wir eine ganz andere Art der Schule des Lernens brauchen, als wir sie bisher haben; ich wünschte mir jedoch, der Kollege Dulig würde sie uns nicht nur in den schönsten Farben ausmalen, sondern in der Koalition endlich Maßnahmen ergreifen, damit sein schönes Bild Wirklichkeit werden kann.

(Beifall bei der Linksfraktion.PDS)

Warum brauchen wir das möglichst lange gemeinsame Lernen und warum spielt es auch in dieser Debatte eine entsprechende Rolle? Weil die heutige Produktionsweise den hoch motivierten Mitarbeiter verlangt, der über die Fähigkeit zur Kommunikation, zur Kooperation und zur Problemlösung verfügen soll; er soll nicht nur formalisiertes Wissen anwenden können. Folglich ist nicht das Wissen das Primäre; erforderlich sind vielmehr soziale und kulturelle Kompetenzen. Diese aber erwirbt man nicht, indem man die Schülerinnen und Schüler zu zeitig trennt und sozial homogene Schulklassen bildet. Soziales Lernen erfolgt in Gemeinschaft mit anderen. Nicht umsonst werden auch Manager in karitative Einrichtungen geschickt, damit sie Sozialverhalten lernen.

Vorausschauende Unternehmer haben daher begriffen, wie notwendig das lange gemeinsame Lernen ist. Die Befürworter aus der Wirtschaft, die das gegliederte Schulwesen abschaffen wollen, sind keine Altideologen, die den Streit aus der Zeit der Achtundsechziger wieder aufleben lassen wollen. Es ist vielmehr der Wandel in der Arbeitswelt, der auch ein Umdenken in der Bildung bewirkt. Dieser Wandel im Denken ist gesellschaftlich schon geschehen – es gibt gesellschaftliche Mehrheiten für das längere gemeinsame Lernen –; politisch hat sich der Wandel noch nicht vollzogen. Aber auch hier kann es

in absehbarer Zeit zu einer Veränderung der politischen Mehrheiten kommen.

(Beifall bei der Linksfraktion.PDS)

Die genannten notwendigen Fähigkeiten, also die sozialen und kulturellen Kompetenzen, erwirbt der Mensch aber auch nicht, weil man nun ein Qualitätssiegel und Arbeitskreise zwischen Schule und Wirtschaft einführt. Das sind Steuerungsinstrumente.

Sie haben in Ihrem Berichtsantrag viele Stichpunkte genannt, über die uns die Staatsregierung ausführlich berichtet hat. Einen Punkt aus dem Bericht möchte ich noch einmal gesondert aufgreifen, nämlich zu den geschlechterspezifischen Angeboten. Dazu finden sich im Bericht der Staatsregierung gerade einmal neun relativ aussagelose Zeilen. Das einzige etwas konkretere Stichwort ist der Girls’Day. Dazu sei nur bemerkt: Solange keine allgemeine Unterrichtsfreistellung aller Mädchen für die Angebote des Girls’Days gilt, die Koalition also keine wirkliche Verbreitung des Girls’Days anstrebt, so lange muss man sich auch nicht mit der Frage danach schmücken. Das ist Augenwischerei, das ist unlauter, das ist nicht sach- und fachgerecht.

(Vereinzelt Beifall bei der Linksfraktion.PDS)

Sie zählen weitere Instrumente auf: über Praktika, Berufswahl, die Zusammenarbeit von Schule und Unternehmen.

Ich komme zum dritten Argument. Berufsorientierung kann wohl nicht heißen, dass man die zukünftigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schon in der Schule bäckt – so mutet es manchmal an: Die Wirtschaft braucht Ingenieure – also macht die CDU eine Oberstufenreform. Die Unternehmen wollen die jungen Menschen schon länger kennen und auswählen können – also gibt es mehr Praktika. Die jungen Menschen sollen sich an die Castingsituation von Wettbewerb und Auslese gewöhnen – also gibt es mehr Trainingsprogramme.