Jamaika handelt. Schleswig-Holstein ist auf dem Weg. Gute Pflege kann gelingen, wenn wir an einem Strang ziehen. Das tun wir. In Sachen Pflege verbindet uns im Haus einiges, vor allen Dingen ein
Sehr geehrte Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Minister Garg, vielen Dank für die Vorstellung der Ergebnisse aus dem Branchencheck der Pflegekräfte. Gleichzeitig möchte ich auch Herrn Professor Dr. Björn Christensen von der Fachhochschule Kiel für die Erarbeitung und die Durchführung des Branchenchecks danken.
Schon seit geraumer Zeit diskutieren wir deutschlandweit in den Parlamenten das Problem des Fachkräftemangels, auch im Bereich der ambulanten und der stationären Pflege. In Schleswig-Holstein stehen wir ebenso vor dieser Herausforderung, denn in 69 % aller hiesigen Altenpflegeeinrichtungen herrscht Fachkräftebedarf. Der Fachkräftebedarf oder -mangel grassiert in allen Berufen und Branchen, bei der Polizei, bei Lehrkräften, im Einzelhandel bis sogar hin zu den Fischwirten, bei denen man in Schleswig-Holstein nur auf einen einzigen bestehenden Ausbildungsvertrag kommt.
Trotz der Allgegenwärtigkeit des Fachkräftemangels gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Anbietern von Pflegedienstleistungen bei Personalbestand und Personalfluktuation. Diese Unterschiede zu untersuchen und hieraus Ableitungen zu treffen, welche Rahmenbedingungen oder Maßnahmen zum Beispiel zu höheren Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterzufriedenheit oder geringeren Krankheitsständen führen, wird uns gute Wege aufzeigen.
Nachdem die vorherige Landesregierung die Schulgelder für die Altenpflege abgeschafft hat, hat die Jamaika-Koalition die Beiträge für die Ausbildung in den Gesundheitsfachberufen ebenfalls abgeschafft. Damit hat Schleswig-Holstein eine der ersten Hürden für den Eintritt in Berufe in diesem Sektor beseitigt und einen wichtigen Schritt in Richtung auf die Nachwuchskräftesicherung getan.
Dass das allein nicht reicht, um die Versorgung langfristig und flächendeckend sicherzustellen, ist allen Beteiligten natürlich klar. Nicht nur der Berufseinstieg in die Pflege muss erleichtert werden, sondern eben auch der langfristige Verbleib im er
lernten Beruf. Damit sind direkt die Arbeitsbedingungen für das Personal wie ein verlässlicher Dienstplan beziehungsweise geregelte Arbeitszeiten angesprochen oder auch das Zuviel an Bürokratie in der Pflege. Hierauf weisen wir Freie Demokraten, aber auch andere, schon seit langer Zeit hin. Zeitnot und Dokumentationspflichten beschränken die individuelle Zuwendung für den Einzelnen. Fast jede dritte Minute wird nicht für originäre Pflege am Menschen, sondern für Aufzeichnungen und Berichtswesen verwendet.
Es ist nun gerade die soziale Komponente, weswegen sich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Beginn ihrer Berufskarriere einmal für den Pflegeberuf entschieden hatten, und nicht, um eine Verwaltungsfachkraft zu sein.
Wie es gerade schon angesprochen wurde: Spracherkennung und automatische Umwandlung in Textdateien für die Dokumentation wären da von Vorteil. Eine Verminderung des Aufwands für die Dokumentation sollte daher definitiv weiterverfolgt werden. Ein Lösungsansatz ist unter anderem die verstärkte Nutzung von IT, Assistenzsystemen, Sprachsystemen - aber darüber haben wir bereits in dieser Legislaturperiode gesprochen.
Ein weiterer Aspekt ist die Anbindung der Arbeitsstätte mit öffentlichen Verkehrsmitteln, insbesondere in den Flächenkreisen. Nicht jede Arbeitnehmerin und nicht jeder Arbeitnehmer besitzt ein Auto. Eine Erreichbarkeit der Einrichtung muss also auch auf anderem Wege möglich sein. Eine Verknüpfung zu anderen Themen, die die Jamaika-Koalition bewegen, wäre zum Beispiel neue Formen der Mobilität. Potenzial kann hier der sich gerade in Schleswig-Holstein im Anlauf befindende ÖPNV on Demand bergen, der mit autonomen Kleinbussen agiert. Die würden dann nämlich auch abends nach der Spätschicht und morgens vor der Frühschicht, wenn der Bedarf besteht, fahren können und brauchten keinen Busfahrer.
Die Arbeit ist körperlich, aber auch mental sehr belastend. Umso wichtiger ist es, sowohl die Gesundheitsprävention und die Gesundheitsförderung als auch das betriebliche Gesundheitsmanagement arbeitgeberseitig anzubieten und diese entsprechend auch bitte hochzuhalten. Über die Finanzierung der Pflege und vor allem die notwendige Erhöhung der Personalausgaben für mehr Kolleginnen und Kollegen in der Pflege haben wir häufig gesprochen. Ich erneuere diese Forderung hiermit noch einmal.
Ich möchte mich abschließend bei allen Pflegekräften, egal ob sie aus Deutschland oder von anderswo kommen, wie es vorhin hier thematisiert wurde, und bei allen Arbeitgebern bedanken, die bei dieser Evaluation mitgemacht haben, und bei all denjenigen, die diese auch aufbereitet haben.
Es wurde kritisiert, dass es eine freiwillige Befragung gewesen sei. Ich kann die Kritik nicht so ganz nachvollziehen, gerade wo wir jetzt mitbekommen, wie gut die eine oder andere Zwangsmaßnahme bei den Pflegekräften ankam, und wie wir mit OnlinePetitionen und Briefen überhäuft werden. Ich finde den Ansatz der Freiwilligkeit sehr gut, und ich finde auch die Rücklaufquoten, die es dort gegeben hat, sehr ansprechend.
Insgesamt ist dieser Ansatz ausgesprochen gut. Ich freue mich auf weitere Erkenntnisse, mit denen wir die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessern können. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es nicht nur der Zustand der Schlei ist, der mich beunruhigt, sondern mich beunruhigt auch vieles, was im Pflegebereich passiert.
Ich habe aus nächster Nähe erlebt, wie schwierig es sein kann, Pflege für die Familienmitglieder zu organisieren. Als Angehöriger steht man vor vielen komplizierten Fragen und Aufgaben. Aber ich habe auch sehr genau gesehen, vor welchen Herausforderungen diejenigen stehen, die Pflege als Beruf ausüben. Viele von ihnen haben wirklich keine guten Arbeitsbedingungen. Sie stehen Tag für Tag vor dem Problem, dass sich ihr eigener Anspruch kaum noch mit dem Arbeitspensum durch Arbeitsverdichtung vereinbaren lässt. Ich kann deshalb aus voller Überzeugung sagen, dass ich größten Respekt vor der Leistung unserer Pflegekräfte habe.
Es ist und bleibt wichtig, dass wir uns intensiv mit den Arbeitsbedingungen in der Pflege beschäftigen. Deshalb ist es auch richtig, dass genau diese Bedingungen und die Frage, wie man sie verbessern kann, zentrales Thema des Branchenchecks waren. Fast 250 Einrichtungen und über 700 Beschäftigte in der Altenpflege haben sich an der Umfrage beteiligt. Hiermit sollten die Unterschiede zwischen Einrichtungen mit und ohne Fachkräftemangel herausgearbeitet und Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung und -bindung abgeleitet werden. Auch wenn dabei nichts völlig Überraschendes rausgekommen ist, denke ich, dass sich diese Maßnahme trotzdem gelohnt hat.
Ich halte es für erschreckend, dass fast 70 % der Einrichtungen angeben, ganz konkret unter Fachkräftemangel zu leiden. Das bestätigt meine schlimmsten Befürchtungen, und es macht ganz klar deutlich, wie dringend der Handlungsbedarf ist. Wie gesagt: Mir ist bewusst, dass die Situation in der Altenpflege alles andere als rosig ist. In einigen Regionen im Land finden Pflegebedürftige kaum einen Pflegeplatz. Viele Pflegeheime arbeiten mit Wartelisten, und auch ambulante Anbieter müssen immer häufiger Menschen abweisen oder gar bestehende Verträge kündigen. Dass der Fachkräftemangel mittlerweile aber so flächendeckend durchschlägt, ist wirklich alarmierend. Hier sollte sich also niemand etwas vormachen. Dieses Problem wird sich nicht einfach von alleine lösen, im Gegenteil: Es wird sich absehbar noch verschärfen. Die Prognosen zeigen für manche Kreise einen Anstieg des Pflegebedarfs von über 50 %, und dass allein in den kommenden zehn Jahren. Es gibt also überhaupt keine Alternative, als schnellstmöglich für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege zu sorgen.
Wenn das nicht gelingt, werden wir tatsächlich schon bald einen echten Notstand erleben. Eines ist an diesem Punkt sicher: Wir dürfen niemals zulassen, dass irgendwann nur noch diejenigen menschenwürdig gepflegt werden, die das nötige Extrageld mitbringen.
Der Branchencheck zeigt zum Teil, wo wir ansetzen müssen. Zum einen hat der Minister recht, wenn er fordert, dass endlich alle Einrichtungslei
tungen gute Arbeitsbedingungen zur Chefsache machen müssen. Über den Appell hinaus haben wir hier wenig Handhabe, aber das Darstellen der guten Beispiele - Best Practice - ist sicherlich ein sehr guter Weg. Zum anderen muss die finanzielle Basis endlich an die reale Entwicklung in der Pflege angepasst werden, denn eines ist klar: Wir müssen unsere Wertschätzung für professionell Pflegende auch durch höhere Gehälter ausdrücken.
Daneben ist es auch notwendig, durch verbesserte Ausbildungsbedingungen für eine höhere Arbeitszufriedenheit zu sorgen. Investitionen in Aus- und Fortbildung sind aus Sicht des SSW bestens angelegtes Geld, denn hiervon profitieren nicht nur die Pflegekräfte, sondern auch die Pflegebedürftigen. Wer in seinem Beruf gut gerüstet ist, ist ganz einfach sicherer in dem, was er tut. Das steigert die Zufriedenheit, und das steigert dann auch die Pflegequalität. Daraus folgt auch meistens ein längerer Verbleib im Job. Auch deshalb ist die Qualität der Aus- und Fortbildung so immens wichtig. Hier sollten wir unseren Einsatz immer weiter verstärken. Jo tak.
Ich stelle fest, dass der Berichtsantrag, Drucksache 19/1287, durch die Berichterstattung der Landesregierung seine Erledigung gefunden hat und der Tagesordnungspunkt somit erledigt ist.
Antrag der Fraktionen von SPD, CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, FDP und der Abgeordneten des SSW Drucksache 19/1341 (neu)
Ich gehe davon aus, dass der Alternativantrag, Drucksache 19/1383, durch die Mitantragstellung zum Antrag Drucksache 19/1341 (neu) seine Erledigung gefunden hat? - Widerspruch höre ich nicht. Wunderbar.
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Plastik ist überall, Plastik ist ein Riesenproblem und genießt sozusagen die Anonymität unseres Alltags. Es umgibt uns so sehr, dass wir die Mengen von Plastik gar nicht mehr wahrnehmen. Mehr Kleidung wird heutzutage aus Polyester und Nylon hergestellt als aus Baumwolle oder Wolle. Auch die modernen Autos oder Flugzeuge bestehen zum größten Teil aus Kunststoff. Plastik ist in unserer heutigen Gesellschaft Normalität.
Sich mit Plastik zu beschäftigen, bedeutet in gewisser Weise, sich mit unserem Konsumverhalten selbst auseinanderzusetzen. Die Verbraucher finden es praktisch, und die Unternehmen verkaufen ihnen gern eine neue, in der Herstellung preiswerte Kunststoffverpackung für Limonade oder für Schokoriegel, die einzeln verpackt sind. So wie Stahl die Grenzen im Bauwesen verschoben hat, ermöglicht Kunststoff eine billige und simple Verbrauchskultur, die wir in unserem heutigen Alltag für selbstverständlich halten.
Fakt ist aber: Mittlerweile befinden sich in den Weltmeeren unvorstellbare Mengen an Plastikmüll. Praktisch alles, was wir in unserer modernen Gesellschaft an Plastikprodukten hervorgebracht haben, ist dort zu finden. Mit dem bloßen Auge nicht erkennbar sind da sogar Mikroplastikteilchen. Auf den ersten Blick sichtbar ist Plastik nur an der Meeresoberfläche; doch der größte Teil treibt darunter, bis hinunter in die Tiefsee. Diverse Expeditionen stellten fest, dass sich längst riesige Mengen von Kunststoff am Meeresboden ablagern. Kurzum: Die Ozeane sind voller Plastik.
Es wurde herausgefunden, dass die Plastikteile einen besonderen Geruch absondern, der von Vögeln als Geruch von Nahrung wahrgenommen wird. So findet man immer mehr Kadaver von Seevögeln mit Kunststoffteilen im Magen. Die Tiere ersticken, erleiden tödliche Verstopfungen oder verhungern