Protocol of the Session on March 17, 2010

(Beifall bei SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN, der LINKEN und SSW)

Spätestens bei der aktiven Förderung von Gewerbeansiedlungen werden Sie genau das zu spüren bekommen. Das holt Sie ein. Ich erlaube mir auch den Hinweis auf die IHK Kiel, die das im Übrigen genauso sieht.

Mit Ihrer Forderung „ÖPNV ja, aber keine Bevorzugung“ zeigen Sie nun wirklich Ihr wahres Gesicht. Sie haben nichts dazugelernt. Für Sie gilt immer noch freie Fahrt für freie Bürger. Klimaschutz, Entlastung der Umwelt, das ist für Sie offensichtlich neu.

(Lachen bei der CDU)

An dieser Stelle ist Ihr Antrag komplett retro. Ich sage mal: Späte 60er-, frühe 70er-Jahre, so ungefähr.

(Beifall bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Abschließend zu Ihrem Antrag fällt mir Marius Müller-Westernhagen mit seinem Lied „Es geht mir gut“ ein. Da formuliert er sehr treffend: „Keine Ahnung, keine Meinung, kein Konzept!“

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD und der LINKEN)

Das gilt ganz besonders für Ihren Antrag zum Landesentwicklungsplan. Diesen Antrag wird die Regierung hoffentlich niemals umsetzen, und das allein schon aus rechtlichen Gründen; denn Ihre ganzen tollen neuen Ideen kannten weder die Städte, weder die Kommunen noch die IHK. Alle diese wären erneut zu beteiligen. Eine erneute Anhörung ist das Mindeste.

Deswegen, Herr Präsident, bitte ich, über unseren Antrag alternativ abzustimmen.

(Herlich Marie Todsen-Reese [CDU]: Ihren Antrag? Diese paar mageren Punkte?)

Das ist kein Änderungsantrag. Ich bitte, alternativ abzustimmen.

(Beifall bei SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN und der LINKEN)

(Regina Poersch)

Das Wort hat der Vorsitzende der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Herr Abgeordneter Dr. Robert Habeck.

(Zuruf des Abgeordneten Wolfgang Kubicki [FDP])

- Herr Kollege Kubicki, ich rufe jetzt die Antragsteller nacheinander auf. Jetzt kommt der Antragsteller der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Danach rufe ich den Kollegen Vogt auf. Über alle anderen Punkte können wir uns später gegebenenfalls im Ältestenrat unterhalten.

Das Wort hat Herr Abgeordneter Dr. Robert Habeck.

(Zuruf des Abgeordneten Dr. Robert Habeck [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

- Ich habe Ihnen jetzt das Wort erteilt!

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Vor fast genau einem Jahr gab es diese Diskussion schon einmal. Mein Vorgänger im Amt, Karl-Martin Hentschel, hat damals den Entwurf des Landesentwicklungsplans des SPD-geführten Innenministeriums mit harschen Worten gerügt. Meine Damen und Herren, gemessen an dem Antrag, den wir jetzt debattieren müssen, war der Entwurf damals Gold. Das, was Sie uns hier vorlegen, ist übrigens nicht hammerhart - ich bestreite das -, es ist butterweich.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD)

Der LEP-Entwurf damals sah bereits eine zusätzliche Bebauung in der Fläche vor, und das bei einem absehbaren Bevölkerungsrückgang. Schon das war damals weder nachhaltig noch ehrlich gerechnet. Aber dieser Antrag nun gibt jedweden planerischen Anspruch auf. Er sagt faktisch: Politik ist dann am besten, wenn sie nichts entscheidet.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD)

Er ist damit ein Dokument jenes exzessiven Wachstums, von dem jetzt der FDP-Fraktionsvorsitzende, wie wir den Medien entnehmen können, fabuliert. Das heißt übersetzt die totale Aufhebung von Regeln, Maß und Vernunft!

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das ist der Traum vom Manchesterkapitalismus für Marne und Meckersdorf.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Diese sogenannten Eckpunkte sagen, das Innenministerium soll faktisch jede Planung am Landesentwicklungsplan einstellen. Deshalb können mindestens Sie, Herr Innenminister, und Sie, Herr Ministerpräsident, diesem Antrag gar nicht zustimmen, ohne Ihre eigene Existenzberechtigung infrage zu stellen.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD - Lachen bei der CDU)

Das allerdings wäre, der Logik von Herrn Kalinka folgend, die konsequenteste Form von Deregulierung.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Lachen bei der CDU)

Meine Damen und Herren, Sie von CDU und FD haben auch noch die Dreistigkeit, dieses Stück Papier als Mut und Aufbruch darzustellen. Wenn das, was Sie uns hier präsentieren, Ihr Wohnzimmer ist, dann möchte ich nicht wissen, wie es in Ihrem Schlafzimmer aussieht.

(Heiterkeit und Beifall bei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Sehr geehrte Damen und Herren! Mehrfach hat die Opposition bei vorangegangenen Debatten in diesem Haus darauf hingewiesen, dass die regierungstragenden Fraktionen ihre Anträge und Gesetze selbst erarbeiten sollten und nicht Regierungsvorlagen einbringen sollen.

(Werner Kalinka [CDU]: Und?)

Ich bedanke mich ausdrücklich dafür, dass das in diesem Fall eingehalten wurde, Herr Kalinka. Wenn dieser Antrag von der Regierung stammen würde, dann müsste ich jetzt hier sofortige Neuwahlen fordern.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Lachen bei der CDU)

Denn was in diesem Antrag steht, ist nicht einmal logisch, ganz abgesehen davon, dass es falsch ist. Aber die Logik hätte wenigstens da sein müssen.

Ich zitiere mit Erlaubnis - vielleicht können Sie das nachher aufklären -:

,,Entwicklungsachsen kommt eine überregionale Bedeutung zu.“

Nächstes Zitat:

„Die vorgesehene Orientierung an Entwicklungsachsen darf aber kein Ausschlusskriterium sein...“

- Ja, was denn nun, Bedeutung oder keine Bedeutung?

Nächstes Zitat:

,,Grundschulen bleiben erhalten“, heißt es. Und dann: Die Existenz von Grundschulen soll von den Schülerzahlen abhängig. - Ja, was denn nun? Erhalten oder nicht erhalten, das ist hier die Frage.

ÖPNV ist „wichtig, aber“ - Zitat - „nicht“ zu „bevorzugen“. - Ja, was denn nun, wichtig, aber doch nicht so sehr?

Dann geht es weiter: ,,Zu den Entwicklungsachsen des Landes zählen auch … “ Dann kommt das ganze Sammelsurium von Straßen und Autobahnen im Planungsstadium, das wir schon gehört haben, allerdings ohne die A 7. Die haben Sie offensichtlich vergessen.

(Werner Kalinka [CDU]: Lesen, Herr Kolle- ge!)

Von Achsen kann man da wohl kaum mehr reden, eher von Spritzern oder Gekleckse.

Die große Frage allerdings ist: Was bedeutet an dieser Stelle ,,auch“? Das ist typisch für die Arbeit dieser Landesregierung und der sie tragenden Fraktionen. Sie sagen immer, was sie ,,auch“ wollen, aber nie, was sie eigentlich wollen.