Protocol of the Session on October 10, 2007

gebote der Landesmuseen ziehen erheblich mehr Besucherinnen und Besucher an: 2006 wurde erstmals die magische Grenze von 300.000 Gästen um 10 % überschritten. Das ist vielleicht der beste Indikator für den Erfolg eines Museums.

Doch bei allem Erfolg und allen Lorbeeren, die Stiftung ruht sich nicht aus. Ein neues Projekt ist die Klimatisierung der Reithalle. Sie ist dringend nötig, um die Ausstellungsmöglichkeiten in Schleswig-Holstein auf ein internationales Niveau zu heben. Denn wertvolle Bilder und wertvolle Exponate werden heute nur verliehen, wenn eine entsprechende Unterstützung durch Klimaanlagen vorhanden ist.

Ein erstes Highlight dort wird in exklusiver Kooperation mit dem Mannheimer Museum eine Ausstellung über Mumien sein.

(Zuruf von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sehr interessant!)

- Das ist wirklich interessant. Solche Ausstellungen erfreuen sich höchster Aufmerksamkeit und Beliebtheit. Das hat vielleicht etwas mit dem Menschsein als solchem zu tun. Das Wikinger-Museum Haithabu wird komplett neu konzeptioniert. Die Wiedereröffnung ist für Frühjahr 2009 geplant. Das Projekt Fürstengarten wird weiterentwickelt. Dieser Garten ist ein besonderes gutes Beispiel für im buchstäblichen Sinne nachwachsende Kulturarbeit.

Sie sehen also - lassen Sie mich das abschließend sagen -, auf Gottorf wird noch viel geschehen. Vielleicht macht die Lektüre dieses Berichtes Sie alle, liebe Kolleginnen und Kollegen, mit Ihren Familien, Freunden und Gästen neugierig. Fahren Sie hin! Sie bekommen dort immer etwas Neues zu sehen und zu bestaunen.

(Beifall im ganzen Haus)

Für die Fraktion der CDU erteile ich dem Herrn Abgeordneten Wilfried Wengler das Wort.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn man nach einer solch umfassenden Würdigung wie eben durch die stellvertretende Ministerpräsidentin noch einen schlüssigen Diskussionsbeitrag zu einem überragenden Erfolgsmodell liefern soll, dann hat man zwischen übertriebener Eloge und Beckmesserei die Wahl. Der Mittelweg ist nicht einfach und hat seine Tücken, denn man übersieht schnell etwas, was den Beteiligten besonders wichtig ist. Man kann beispielsweise Highlights aus dem Ver

anstaltungsprogramm wie die Hundertwasser-Ausstellung in der Reithalle oder die hundert Radierungen Rembrandts anführen. Man kann über den wieder aufgelebten Barockgarten mit dem Globushaus ins Schwärmen geraten oder sich über die Wiederbelebung Haithabus durch die neuen Wikingerhäuser freuen.

Man kann den Erfolg aber auch nüchtern anhand der Statistik bemessen, etwa durch eine fast 10-prozentige Steigerung der Besucherzahlen gegenüber dem Vorjahr oder die Einwerbung von Spendenund Sponsorengeldern von fast 350.000 €. Man kann bei einer öffentlichen Förderung von insgesamt mehr als 8 Millionen € aber auch vorsichtig den Zeigefinger erheben. Man kann seine Zuhörer aber auch Zug um Zug durch eine endlose Aufzählung wichtiger Details verlieren.

Das möchte ich umgehen, ohne den Vorwurf zu provozieren, das Thema nicht angemessen gewürdigt zu haben. Ich möchte Ihnen hier schlichtweg meine Freude mitteilen, dass es meines Wissens erstmalig gelungen ist, die Erfolgsgeschichte der Stiftung Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen Schloss Gottorf im Plenum zu beraten und dadurch das Thema Kultur in Schleswig-Holstein vielleicht noch ein wenig mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Ich bedanke mich im Namen meiner Fraktion bei den Müttern und Vätern, die dieses Stiftungsmodell aus der Taufe gehoben haben. Mein Dank gilt aber ebenso denjenigen, die dieses so erfolgreiche Konzept tragen und umsetzen. Stellvertretend möchte ich daher Professor Guratzsch zum Erfolg gratulieren und für die geleistete Arbeit danken.

(Beifall bei CDU und SPD)

Ich bin der festen Überzeugung, dass die öffentlichen Mittel gut und nutzbringend eingesetzt wurden. Die Zunahme der Besucherzahlen zeigt deutlich, dass die Angebote von der Bevölkerung positiv angenommen werden. Ich wünsche der Stiftung und ihren Akteuren daher weiterhin eine glückliche Hand, damit dieser kulturelle Leuchtturm Schleswig-Holsteins auch in Zukunft so überragend strahlt. Ich beantrage Überweisung des Berichtes an den Ausschuss.

(Beifall bei CDU, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SSW)

Für die Fraktion der SPD erteile ich der Frau Abgeordneten Ulrike Rodust das Wort.

(Stellvertreterin des Ministerpräsidenten Ute Erdsiek-Rave)

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zwei Dinge sind für mich an diesem Bericht besonders erfreulich. Zum einen erreichte uns der Bericht über das Geschäftsjahr 2006 bereits mit Datum vom 30. August, was ein deutlicher Fortschritt ist. Den Bericht für 2005 hatten wir erst Anfang Dezember 2006 auf dem Tisch, den für 2004 sogar erst im Februar 2006. Mir ist natürlich klar, dass sich Museumsleiter lieber um ihre kreativen als um ihre Verwaltungsaufgaben kümmern. Der Haushaltsgeber, der der Stiftung unter anderem einen jährlichen Zuschuss von knapp 6 Millionen € zukommen lässt, was deutlich mehr als die Hälfte der Gesamteinnahmen ausmacht, muss aber natürlich nachvollziehen können, was mit dieser Summe geschieht.

Der zweite äußerst erfreuliche Aspekt ist die Entwicklung der Besucherzahlen. Im Jahre 2000 hatten knapp 303.000 Menschen eines der Museen aus dem Bereich der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen besucht. Im Jahre 2003 waren es nur noch 267.000 - und dies obwohl im Jahre 2002 das Jüdische Museum Rendsburg in die Stiftung aufgenommen worden war. Im Jahre 2005 wurde der Level von 2000 wieder erreicht und im Jahre 2006 haben wir einen sehr bemerkenswerten Zuwachs auf 333.000 zu verzeichnen; das entspricht einer Zunahme von 9,7 %. Davon profitieren fast alle Mitgliedsmuseen der Stiftung, sogar unser altes Sorgenkind, das Volkskundemuseum auf dem Hesterberg. Seine Besucherzahlen hatten sich von 1999 bis 2004 beinahe halbiert. Jetzt wurde aber wieder der Stand von 2000 erreicht. Der Bericht des Stiftungsrates führt dies sicher zu Recht auf die neue Leitung und ihr neues Ausstellungs- und Veranstaltungskonzept zurück.

Das Jüdische Museum in Rendsburg muss uns allerdings Sorgen machen. Seit seinem Eintritt in die Stiftung im Jahre 2002 schwankten die Besucherzahlen und haben 2005 mit knapp 8.000 einen Höchststand erreicht, der im abgelaufenen Jahr auf nur noch knapp 5.000 kollabierte. Der Bericht spricht von einer Hemmschwelle beim Besuch der einzigen erhaltenen schleswig-holsteinischen Synagoge und stellt mit Bedauern fest, dass die Versuche, durch Sonderausstellungen sowohl die Verfolgung der Juden als auch der Nazigegner zu thematisieren, ebenso wenig erfolgreich waren wie Sonderausstellungen. Ich rege in diesem Zusammenhang an, dass der Bildungsausschuss, der bereits mehrere Tagungen in Gottorf absolviert hat, auch nach Rendsburg fährt, um mit der dortigen Museumsleitung ein Informationsgespräch zu führen.

Zu Recht weist der Bericht darauf hin, dass der Besuch von Freilichtmuseen und von Ausstellungen innerhalb von Gebäuden von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, für die der Stiftungsvorstand nur mit Einschränkungen verantwortlich gemacht werden kann. Das gilt besonders für die Witterungslagen, wobei der Sommer 2006 nicht sehr motivierend dafür war, Stunden über Stunden in Ausstellungsräumen zu verbringen. Wir dürfen gespannt sein, wie sich der klimatisch eher zweitklassige Verlauf des Jahres 2007 ausgewirkt hat.

Die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen ist und bleibt selbstverständlich von einem hohen Landeszuschuss abhängig. Daran ändert auch die erfreuliche Entwicklung der Besucherzahlen und damit der Einnahmen durch Eintrittsgelder nichts. Der bereits erwähnte Landeszuschuss von knapp 6 Millionen € ist auch nicht der einzige Beitrag der öffentlichen Hände. Drittmittel kommen aus dem Europäischen Sozialfonds und von der aus öffentlichen Mitteln finanzierten DFG und anderen Forschungsprojekten, die zusammen über 414.000 Euro beisteuern. Der Schleswig-HolsteinFonds hat sowohl für die Gartenanlage Gottorf als auch für die Neugestaltung des Wikinger-Museums Haithabu circa 1,2 Millionen € im Haushaltsjahr 2006 beigesteuert und das Regionalprogramm 2000 war mit weiteren 550.000 € für die Projekte Wikingerhäuser Haithabu und Schlosserlebnis dabei.

Zusammenfassend möchte ich darauf hinweisen, dass die Idee der rot-grünen Landesregierung, die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen zu gründen, zukunftsweisend war. Ich warne davor, die Eigeneinnahmen durch ein Drehen an der Stellschraube der Eintrittspreise nach oben ziehen zu wollen. Die Kaufkraft der Haushalte stagniert seit Langem auf dem Level von 1990.

(Beifall der Abgeordneten Angelika Birk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Überzogene Eintrittsgelder führen gerade bei Familien immer häufiger zu der ökonomischen Entscheidung, von einem finanziell aufwendigen Besuch von Museen, zoologischen Gärten, Science-Centern und anderen vergleichbaren Einrichtungen Abstand zu nehmen.

(Beifall bei SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN und SSW)

Wir sollten den Bericht abschließend im Bildungsausschuss diskutieren.

(Beifall im ganzen Haus)

Für die Fraktion der FDP erteile ich Herrn Abgeordneten Dr. Ekkehard Klug das Wort.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen kann für das zurückliegende Jahr auf bemerkenswerte Erfolge zurückblicken. Dass diese Bilanz unter schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen erreicht worden ist, lässt die Leistungen umso beachtlicher erscheinen.

Besonders erfolgreich war die Stiftung an ihrem Hauptsitz Schleswig mit dem Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, dem Archäologischen Landesmuseum, den neuen Angeboten Barockgarten und Globushaus. Aufwärts ging es auch mit dem Wikingermuseum Haithabu, wo im historischem Halbkreiswall 2006 die ersten drei Wikingerhäuser eröffnet werden konnten.

Nach einer sehr langen Durststrecke hat auch das Volkskundemuseum auf dem Hesterberg endlich die Trendwende geschafft. Der personelle und konzeptionelle Neustart hat dort zu einer fast 50prozentigen Steigerung der Besucherzahlen geführt. Das ist wirklich ein schönes Ergebnis.

Bei einem insgesamt für den gesamten Bereich der Landesmuseen knapp unter 10 % liegenden Besucherzuwachs bleibt allein der schwindende Publikumszuspruch für das Jüdische Museum in Rendsburg - minus 37 % - ein großer Wehrmutstropfen. Ulrike Rodust hat das vorhin auch schon angesprochen. Ich möchte aus dem Bericht hierzu die entsprechende Passage zitieren. Da heißt es:

„Offenkundig gelingt es noch nicht, bei den Besuchern die Hemmschwelle zum Besuch der einzigen erhaltenen schleswig-holsteinischen Synagoge zu überwinden und zu vermitteln, dass das Judentum einen Teil unserer Alltagskultur darstellt, zu der wir unverkrampft wieder Zugang finden können.“

Wie ließe sich der hier so offen angesprochene Mangel beseitigen? Darüber sollte die Stiftung, vielleicht auch in Zusammenarbeit mit anderen sachkundigen Akteuren und mit Unterstützung der Landesregierung, zu Rate gehen, wobei ich den Vorschlag, den Frau Rodust gemacht hat, dort mit dem Kulturausschuss einmal einen Besuch zu machen, gern unterstütze.

Die überraschend positive Entwicklung des Volkskundemuseums zeigt ja gerade, dass vormals negative Entwicklungen kein Dauerzustand sein müs

sen. Zum Volkskundemuseum noch eine Anmerkung. Die dort unter anderem vorhandene beachtenswerte Sammlung zur norddeutschen Polizeigeschichte ist im Berichtsjahr durch Eingliederung der Asservatensammlung der Eutiner Landespolizeischule erweitert worden. Für das Volkskundemuseum auf dem Hesterberg ist das sicher eine Akttraktion mehr.

Im April 2007 veröffentliche Professor Peter Wulf in den „Mitteilungen“ der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte einen kritischen Diskussionsbeitrag mit dem Titel „Dornröschen in Büdelsdorf“. Dabei ging es keinesfalls um den Kollegen Neugebauer in seiner Eigenschaft als Prinz Eisenherz der schleswig-holsteinischen Sozialdemokratie, sondern um das Eisenkunstgussmuseum in der Stadt Büdelsdorf.

Wulfs Artikel in Telegrammstil: Kein fester Haushaltstitel im Stiftungsetat, daher Bittgesuche für jede nötige Ausgabe; kein längerfristiges Konzept zur Pflege des Bestehenden oder gar zur Weiterentwicklung dieses Museums, mangelnde Aufmerksamkeit und Initiative der Stiftung für das Eisenkunstgussmuseum.

Die Kritik hat, wie es scheint, sehr rasch Wirkung gezeigt. Denn in dem zwei Monate später vom Ministerpräsidenten unterschriebenen Bericht, über den wir hier zu diskutieren haben, wird gesagt, dass für diese Dependance der Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen eine neue Konzeption entwickelt werden soll, die Bezug auf den weiteren Ausbau nehmen soll. Dazu soll insbesondere auf das testamentarische Vermächtnis von Josef Severin Ahlmann als finanzielle Basis zurückgegriffen werden. Zitat aus dem Stiftungsbericht:

„Von hier aus lässt sich ein Stück authentische Industriegeschichte Schleswig-Holsteins mit modernen Mitteln beleuchten und ein zusätzliches Besucherinteresse generieren“.

Exakt dies hatte Peter Wulf zuvor angemahnt. Aber dass man solche Anstöße aus der Bürgerschaft sehr rasch aufgreift, möchte ich hier ausdrücklich anerkennend hervorheben.

(Beifall bei der FDP)

Viele Einzelpunkte des Berichtes werden wir sicherlich noch im Kultur- und Bildungsausschuss diskutieren, unter anderem über Fragen der personellen Situation der Stiftung, die sehr angespannt ist.

Eine letzte Anmerkung: Meine Damen und Herren, laut Bericht ist eine der beiden Sitzungen des Stiftungsrates im Berichtsjahr 2006 wegen Beschlus

sunfähigkeit ausgefallen. Da ich nicht weiß, warum es dazu kam, kritisiere ich das jetzt nicht weiter, möchte aber nur anmerken: Das darf nicht einreißen.

(Sylvia Eisenberg [CDU]: Da waren drei Leute krank!)

- Okey. Wunderbar, Frau Kollegin Eisenberg! - Wir gehen natürlich davon aus, dass die durch Landesgesetz eingesetzten Gremien ihre Aufgaben kontinuierlich wahrnehmen. Alles Weitere werden wir sicherlich im Ausschuss bereden können.

((Beifall bei FDP und SSW)

Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN erteile ich der Frau Abgeordneten Angelika Birk das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die baulichen Investitionen, die wir in den letzten Jahren in Angriff genommen haben, sind zu einem Zwischenschritt gekommen. Man kann es sehen. Die Werbetrommel wird besser als bisher gerührt. Als dies trägt Früchte. Mehr Leute kommen, vor allem zu den neuen Attraktionen in Schloss Gottorf und Haithabu, aber - damit schütte ich ein bisschen Wasser in den Wein - es ist immer noch vieles auch im esthetisch neuen Gewand in Gottorf aus meiner Sicht zu statisch museal, nicht in den Außenflächen, sicherlich nicht in Haithabu. Aber es fehlt aus meiner Sicht ein durchgehendes museumsdidaktisches Konzept für die verschiedenen Angebote, das sich an Kinder und Jugendliche richtet.